'Ich bin Circe' - Seiten 101 - 178

  • Verbannung auf eine einsame Insel klang ja erst mal eher nicht so doll. :grin Aber schnell wird klar, dass es für Circe besser ist, als alles, was sie vorher erlebt hat. Dieses Dauer-Mobbing und das ganze Götterleben sind wirklich ungesund gewesen und erst jetzt auf ihrer schönen Insel und ganz alleine findet sie mehr und mehr zu sich selber. Und sie wird immer besser als "Hexe". So ganz verstehe ich zwar nicht, wie sie wissen kann, was die Pflanzen alles bewirken und welche Worte sie sprechen muss. Aber das schiebe ich auf ihre Göttlichkeit und nehme es deshalb gerne hin.


    Ihr Techtelmechtel mit Hermes finde ich interessant. Vor allem, weil mich der Kerl imens an Loki erinnert (den kenne ich aus Marvelfilm und -serie bestens) und scheinbar gibt es in jeder Göttersaga so einen hinterlistigen, widersprüchlichen, amüsanten Typen. Trauen kann man dem nicht. Aber sie ist ja nicht in in verliebt, also keine Gefahr.


    Ich finde sympathisch, dass sie ihre Fehler gerne rückgängig machen würde. Schade, dass das mit Scylla nicht geht - und auch den Minotaurus kann man nicht so einfach töten.


    Ihre Schwester ist furchterregend fies. Wie für mich inzwischen alle Götter. Nur Menschen wie Daidalos lassen mich nicht ganz zweifeln an dieser Welt.

    Ich bin begeistert von diesem Buch. Wie es all die Namen, die man kennt, Ariadne, Ikarus etc. zu einem großen homogenen Ganzen verwebt und doch immer bei Circe und bei ihrer Geschichte bleibt. Und die Sprache finde ich auch sehr bewegend. Wie sie über ihre Beziehung zu Daidalos redet - zwei Seelen, die sich berühren. So schön. :love:

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Spannend finde ich besonders, wie "menschlich" diese Götter sind. Alle Fehler und ein paar gute Seiten der Menschen sind vorhanden und werden heftig ausgelebt.

    Circe hat lange herumprobiert, welche Teile der Pflanzen sie wie behandeln musste. Das hat sie beschrieben. Sicher hat ihre Abstammung ihr geholfen.

  • Besonders schön fand ich den Satz relativ am Anfang des Abschnitts, dass sie sich nicht von Ängsten einsperren lassen will, aus der Hütte rausgeht und zu Leben beginnt (sinngemäß).


    Für Circe ist die Insel ja eine Befreiung. Sie lernt sich kennen, wird selbstbewusster, nimmt sich die Zeit und Geduld, ihre Hexerei zu lernen (was Götter ja eigentlich gar nicht müssen, auch hier wird wieder die Sonderrolle von Circe klar) und bietet sogar Hermes Paroli, indem sie gleichberechtigt eine Affäre eingehen.


    Dass Menschen ihr viel bedeuten, dass sie sogar eine menschliche und nicht göttliche Stimme hat (jetzt macht endlich Sinn, dass da am Anfang so viel drauf rumgeritten wurde), wird dann mit ihrer Schwester, Scylla, dem Minotaurus, aber insbesondere während der Schifffahrt wieder klar. Und wie schwer es ihr Gewissen trifft, für den Tod von Menschen schuld zu sein. Das steht für eine weite Entwicklung, am Anfang fragt sie ihren Vater ja noch, ob sie ein paar Astronomen töten könnten indem er sich absichtlich verspätet. Und in der Regel wollen die Götter ja mit den Menschen nur spielen, sie kennen diese Nähe, die Circe zu Ihnen empfindet, ja gar nicht. Bis auf Prometheus...

  • Der zweite Abschnitt hat mir deutlich besser gefallen, als der Erste. Die Entwicklung, die Circe auf ihrer Insel durchmacht, finde ich toll beschrieben. Diese Verbannung ist wirklich keine Strafe für sie, im Gegenteil, es ist eine Befreiung von ihrer grässlichen Verwandtschaft. Und wohl nur so konnte sie ein Gewissen und Mitgefühl entwickeln, hat ja Seltenheitswert in ihrer Familie ...


    Mir gefällt auch sehr gut, wie immer mehr bekannte Namen auftauchen und nahtlos in die Geschichte eingefügt werden.

  • Ich bin begeistert von diesem Buch. Wie es all die Namen, die man kennt, Ariadne, Ikarus etc. zu einem großen homogenen Ganzen verwebt und doch immer bei Circe und bei ihrer Geschichte bleibt. Und die Sprache finde ich auch sehr bewegend. Wie sie über ihre Beziehung zu Daidalos redet - zwei Seelen, die sich berühren. So schön. :love:

    :write Das kann ich so nur unterschreiben! Diese Verflechtungen der Sagen zu einem stimmigen großen Ganzen ist einfach toll, genauso wie die wunderbaren Sätze, die sich immer wieder finden.


    Ich gebe euch recht: erst durch die Verbannung auf die einsame Insel konnte sich Circe zu der entwickeln, die sie sein kann. Dort drunten im Palast ihres Vaters hätte sie dazu keine Chance gehabt und auch nicht verheiratet mit irgendeinem Sohn irgendeines Gottes. Und zum Glück ist Circe bereit, diese Chance auch anzunehmen, auch wenn es große Mühe und viel Geduld kostet - anders als wohl die meisten ihrer Götterverwandtschaft.


    Circe hat lange herumprobiert, welche Teile der Pflanzen sie wie behandeln musste. Das hat sie beschrieben. Sicher hat ihre Abstammung ihr geholfen.

    Für mich war es auch eine Mischung aus Ausprobieren und damit gewonnener Erfahrung und (vor allem im Hinblick auf die Zauberkräfte) "hinhören", auf das, was ihr die Pflanzen sagen. Für mich eine göttliche Stärke von ihr. Schon bei der Verwandlung von Glaukos und Scylla wird ja beschrieben, dass ja die Pflanzen ihr "sagen", was sie tun soll.


    Überhaupt Scylla: sehr traurig, dass Circe keine Chance hat, den Zauber rückgängig zu machen. Sie wird ja als sehr sehr furcheinflößendes Monster beschrieben. Wie schön, dass Circe auf Kreta die Chance hat, den Minotaurus zumindest ansatzweise zu zügeln. Wir waren vor ein paar Jahren auf Kreta im Urlaub und haben uns auch den Palast des Minos bzw. dessen Überreste angeschaut. Das Kapitel hat schöne Urlaubserinnerungen geweckt und ich finde, da hat man die beschriebene Landschauft und Gebäude ganz anders vor Augen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Mir gefällt das Buch immer besser.

    Circe macht hier eine interessante Entwicklung durch - spannenderweise bekommt sie die Chance dazu erst durch das, was eigentlich ihre Bestrafung sein soll, nämlich durch die Verbannung auf diese einsame Insel.


    Interessant fand ich, dass sie dort erst erlernen musste, ihre Kräfte bzw. die Magie der Pflanzen zu nutzen. Bei den Göttern, mit denen sie bisher zusammen gelebt hat, hatte man den Eindruck, dass diese von Geburt an gewisse Kräfte hatten, die ihnen angeboren waren und die sie nicht erst erlernen mussten.


    Überhaupt finde ich, dass Circe einige Verhaltensweisen zeigt, die sie eher menschlich als göttlich wirken lassen, wie beispielsweise ihr Schuldbewusstsein, weil durch Scylla, die sie ja in ein Monster verwandelt hat, Menschen sterben.


    Gut gefallen hat mir auch ihre Beziehung zu Daidalos, der mir wesentlich sympathischer ist als Hermes - ich denke, die Beziehung zu ihm ist mehr eine Zweckgemeinschaft, immerhin versorgt er sie in ihrer Abgeschiedenheit mit Informationen.


    Ihre Schwester finde ich dagegen fürchterlich - da würde ich mich auch auf die einsame Insel zurücksehnen, wenn ich so jemanden um mich hätte 8|.


    Circe findet einen Weg den Minotaurus in Schach zu halten und entdeckt dabei, dass sie seherische Fähigkeiten hat - mal sehen, wie sie diese noch einsetzen wird.

  • Circe macht hier eine interessante Entwicklung durch - spannenderweise bekommt sie die Chance dazu erst durch das, was eigentlich ihre Bestrafung sein soll, nämlich durch die Verbannung auf diese einsame Insel.

    Ist es nicht oft so, dass Entwicklung erst möglich wird, wenn die eigene "Wohlfühlwelt" durch äußere Umstände verlassen werden muss?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich finde, das war ein richtig spannender Abschnitt. Die Sache mit Skylla und dann die Geburt des Minotaurus. Hermes nimmt eine Beziehung zu Circe auf und Ariadne treffen wir auch schon. Viel Mythologie ist hier enthalten, und ich habe echt Spaß beim Lesen.


    Dass Parsiphaë sie um Hilfe bittet, aber unbedingt will, dass sie durch Scyllas Meerenge fährt - ich glaube, ich hätte meiner Schwester etwas gehustet ...

  • Ihr Techtelmechtel mit Hermes finde ich interessant. Vor allem, weil mich der Kerl imens an Loki erinnert (den kenne ich aus Marvelfilm und -serie bestens) und scheinbar gibt es in jeder Göttersaga so einen hinterlistigen, widersprüchlichen, amüsanten Typen. Trauen kann man dem nicht. Aber sie ist ja nicht in in verliebt, also keine Gefahr.

    Ich glaube nicht, dass man Hermes mit Loki vergleichen kann, Loki ist bösartiger und hinterlistiger ...

  • Sehe ich anders. In der Marvel Reihe und der neuen Loki Serie ist sein Charakter nicht bösartig und hinterlistig sondern gar durchaus sympathische Züge. Eigenwillig und auf den eigenen Vorteil bedacht das schon

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Sehe ich anders. In der Marvel Reihe und der neuen Loki Serie ist sein Charakter nicht bösartig und hinterlistig sondern gar durchaus sympathische Züge. Eigenwillig und auf den eigenen Vorteil bedacht das schon

    Mag sein, dass ich zu sehr in der Mythologie behaftet bin. Loki ist z. B. für den Tod Baldurs verantwortlich und er ist der Vater der Midgardschlange und des Fenriswolfs, und auch im Ragnarök hat er eine Rolle

  • Schade, dass ich mich in der nordischen Mythologie so gar nicht auskenne, mir fehlt daher leider die Vergleichsmöglichkeit.

    :writeDa kann ich mich leider nur anschließen, in nordischer Mythologie kenn ich mich gar nicht aus. :( Schon schade, dass uns diese Gedankenwelt so ganz fremd ist, wäre geografisch ja näher als die Griechen und Römer. Vielleicht sollte ich es meinen Kindern mal nachtun und mir die Mabel-Filme anschauen, um zumindest ein paar Personen mal kennenzulernen? Nur weiß ich dann auch nicht, was "alt" und was "modern" ist. Ich hoffe also mal drauf, dass Mrs Miller die nordische Mythologie entdeckt und so ein tolles Buch wie das hier darüber schreibt. :-]

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Griechische und römische Mythologie ist das Einzige, was aus dem Lateinunterricht hängen geblieben ist. :lache

    Da ich viel Fantasy lese, ist mir da schon das eine oder andere aus der nordischen Mythologie begegnet, aber wie Lese-rina schrieb, da weiß man eben nie, was ist alt und was ist neu dazu erfunden.

  • Habt ihr denn eine gute Buchempfehlung für nordische Sagenwelt in Romanform? Es darf durchaus "bearbeitet" sein, so wie hier.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021