Karin Seemayer – Der Himmel über Amerika: Esthers Entscheidung

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Eine junge Frau sucht ihr Glück in der Neuen Welt

    Pennsylvania, 1861: Die junge Esther wächst behütet in einer Amisch-Gemeinde auf, doch der Sezessionskrieg spaltet das Land. Sie fühlt sich machtlos, während plündernde Soldaten von Hof zu Hof ziehen und der Krieg immer näher rückt. Eines Tages findet sie den schwer verletzten Soldaten Jack auf ihrem Land. Obwohl er ein Feind ist, kümmert Esther sich um ihn und pflegt ihn gesund, bis er wieder zu Kräften kommt. Allmählich verlieben die beiden sich ineinander – doch sie wissen, diese Liebe muss ein Geheimnis bleiben.

    Die emotionale Geschichte einer verbotenen Liebe vor der besonderen historischen Kulisse der Amischen


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.


    Allgemeines

    Zweiter Band der Amisch-Saga

    Erschienen am 15. November 2021 im Aufbau Taschenbuch Verlag mit 347 Seiten
    Gliederung: Roman in 31 Kapiteln – Nachwort und Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: größtenteils Jacobsville, Pennsylvania, 1861 bis 1864


    Inhalt

    Die Handlung des zweiten Bandes der Amisch-Saga spielt in der fiktiven Ansiedlung Jacobsville in Pennsylvania, seit den Ereignissen des ersten Bandes „Rebekkas Weg“ sind gut vierzig Jahre vergangen und inzwischen steht die Enkelgeneration der aus dem Vorgängerband bekannten Familien im Mittelpunkt.

    Die Amischen leben nach wie vor relativ abgeschottet in ihrer Gemeinschaft, die von einem Bischof und den drei Ältesten regiert wird. Mit den „ungläubigen Engländern“, die eigentlich Amerikaner sind, möchte man nichts zu tun haben und am politischen Geschehen im Land nimmt man keinen Anteil. Wer sich nicht völlig gruppenkonform verhält, wird misstrauisch beäugt und bekommt Probleme. So fallen zwei der Enkelkinder von Daniel und Rebekka Hochleitner (Protagonisten des ersten Bandes) aus der Rolle: Benjamin nimmt Anteil am Schicksal entlaufener Sklaven und schließt sich der Underground Railroad an, einer geheimen Organisation, die entflohene Sklaven von den Plantagen der Südstaaten bei der Flucht in den Norden unterstützt. Als es zum Sezessionskrieg kommt, schließt er sich der Armee der Nordstaaten als Sanitäter an. So muss er nicht kämpfen und töten, was den Amischen streng verboten ist. Dennoch riskiert er damit den Ausschluss aus der Gemeinschaft.

    Auch seine Schwester Esther wird als rebellisch und unangepasst wahrgenommen. Obwohl sie bereits älter als zwanzig Jahre und damit schon fast eine alte Jungfer ist, weigert sie sich, zu heiraten, da ihr keiner der Männer ihrer Gemeinde als Ehemann genehm wäre.


    Beurteilung

    Der gut recherchierte Roman bietet einen faszinierenden Einblick in die für uns fremde Welt der Amischen. Manche ihrer Sitten und Gebräuche sind positiv zu bewerten, so beeindrucken ihr gesellschaftlicher Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft untereinander als auch die Barmherzigkeit und Gastfreundschaft gegenüber Hilfsbedürftigen außerhalb der Gemeinschaft. Andererseits gibt es auch Dinge, die zu beklagen sind: ein sehr enges, traditionalistisches Weltbild und die undemokratische Übermacht einiger Weniger, die die Geschicke der Gemeinde bestimmen. Die Autorin schildert, wie sich infolge immer strenger und restriktiver ausgelegter Richtlinien des Zusammenlebens die Gruppe der mennonitisch-Amischen von den Traditionalisten abspaltete.

    Neben den Sitten der Amischen werden die drängendsten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der 1860er Jahre thematisiert: das aufkommende Unrechtbewusstsein in Bezug auf die Haltung von Sklaven in den Südstaaten, die gefährlichen Aktionen zur Fluchthilfe in den Norden und der Sezessionskrieg zwischen den Nord- und Südstaaten, wobei auch die Zustände in Lazaretten und Kriegsgefangenenlagern geschildert werden.

    Die Charakterisierung der Romanfiguren ist gründlich ausgefeilt und differenziert, sie weist nur eine geringe Überspitzung der Darstellung auf.

    Der anschauliche Erzählstil, der den Leser direkt in die Gemeinde der Amischen versetzt, erzeugt Kopfkino und macht es schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

    Ein informatives Nachwort rundet den ebenso informativen wie unterhaltsamen Roman ab. In der E-Book Version sind leider allerhand Druckfehler zu beklagen.


    Fazit

    Eine gelungene, fesselnd unterhaltende Fortsetzung zum ersten Band der Amisch-Saga, den man idealerweise zuerst lesen sollte, um alle Facetten des vorliegenden zweiten Bandes zu überblicken!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3746637570

  • Enigma magst du vielleicht beim Titel des Buches noch den "Reihentitel" HImmel über Amerika dazu schreiben. Das wäre cool. :love:


    Mancher wird das Buch sicher unter diesem Namen suchen. Ich dachte im ersten Augenblick, Karin hätte schon wieder etwas Neues rausgebracht.

    (Dazu startet ja demnächst eine Leserunde und nicht, dass unter dem anderem Titel weitere Rezis rumschwirren.)

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe es gerade hinzugefügt. In meinem "Stammforum" wird man gerügt, wenn man Reihentitel dazu schreibt, da diese dort vom System eingefügt werden.;)

    Ja, jedes Forum tickt ein wenig anders und bei Ewigkeitsreihen (Fantasy) verstehe ich, warum man das nicht mehr macht. Aber hier ist es ja, glaub ich, nur eine Duologie und schon der erste hat den Reihentitel. Ist nett, wenn man da gleich beide findet beim Suchen.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Pennsylvania im Jahr 1861. Daniel und Rebekka haben sich hier ein gutes Leben aufgebaut mit ihrer Familie, die mittlerweile auch mit Enkeln gesegnet ist. Um genau diese Enkel dreht sich nun der zweite Band der Amisch-Reihe von Karin Seemayer. Esther ist mit ihren Anfang 20 mittlerweile schon fast so etwas wie eine alte Jungfer, kann sich aber für die Männer im heiratsfähigen Alter nicht entscheiden. Ihr Bruder Ben ist auch noch ungebunden und lernt als Zimmermann bei einem Gemeindemitglied.


    Das Alltagsleben der Amisch soll normalerweise nicht von außen beeinflusst werden und doch lässt es sich nicht immer vermeiden, dass genau das passiert. Daniel und schließlich auch Ben engagieren sich bei der Underground Railroad und als der Bürgerkrieg ausbricht, stellt sich die Frage für die Gemeinschaft, was man tun bzw. nicht tun kann. Gerade für Ben stellt sich die Gewissensfrage und er findet für sich einen Weg. Und auch Esther muss sich entscheiden, als ein verletzter Soldat auf dem Hof gesundgepflegt wird, der ihr nicht gleichgültig ist.


    Karin Seemayer versteht es wieder geschickt gesellschaftliche Fragen in einem Roman zu verpacken. Hier stellt sich nicht nur für die Amisch die Frage, wieviel man bereit ist, für den Staat und die Gemeinschaft, in der man lebt, zu tun. Man lernt die Welt der Amischen weiter kennen und sieht die Konflikte, die auch in dieser scheinbar so harmonischen Gemeinschaft immer wieder aufbrechen. Und es ist recht deutlich zu erkennen, dass es eben nicht den einen Weg gibt, der Menschen und Gemeinschaften glücklich macht.


    Ich habe dieses Buch wieder sehr gerne gelesen und fand es sehr schön, dass auch die Figuren des ersten Bandes nicht nur am Rande mitgespielt haben. Gerade Daniel und Rebekka spielen noch eine wichtige Rolle und auch andere Personen aus dem ersten Band haben noch einmal ihren Gastauftritt. Trotz des schwierigen Themas schafft es die Autorin auch hier wieder eine Wohlfühlatmosphäre zu erzeugen und Bilder vor dem inneren Auge zu produzieren.


    Ich kann auch dieses Buch aus der Amisch-Reihe nur empfehlen und freue mich, dass es noch einen weiteren Band geben wird.



    9 von 10 Punkte

  • Es sind über 40 Jahre vergangen seit die Ammanleit aus Deutschland weggegangen sind. Sie haben sich in Pennsylvania ein neues Leben aufgebaut. Hier auf dem Mühlenhof lebt auch Esther mit ihrer Familie. Sie ist die Enkelin von Rebekka und Daniel. Es wird langsam Zeit, dass sie heiratet, aber sie hat ihre Großeltern vor Augen, die sich immer noch innig lieben, und will sich noch nicht entscheiden. Auch ihr Bruder Ben will sich den Erwartungen nicht unterordnen. Der Sezessionskrieg spaltet nicht nur das Land, sondern zunehmend auch die Amish. Die Strenggläubigen werden engstirniger und wollen verhindern, dass die jungen Menschen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Der Krieg geht auch an Jacobstown nicht vorbei. Dann findet Esther eines Tages einen schwer verletzten Soldaten. Obwohl er ein Feind ist, pflegen ihn die Hochleitners. Dass sich Jack und Esther verlieben, darf nicht sein und passiert dennoch.


    Auch dieser Band hat mich wieder von Anfang an gefangen genommen. Die Welt der Amish ist uns sehr fremd. Sie sind sehr gläubig und haben strenge Regeln. Der Glaube gebietet ihnen, anderen zu helfen und sich nicht zu wehren. Als Ben von der Underground Railroad erfährt, erkennt er wie schrecklich Sklaven behandelt werden und will helfen. Doch damit sie die Ältesten nicht einverstanden und Ben gerät in einen Gewissenskonflikt. Aber auch für Esther wird es nicht leicht, als sie sich in den Soldaten Jack verliebt. Jack gefällt dieses fremde Leben der Amish immer mehr und er würde gerne mit Esther in Jacobstown leben, doch das ist nicht möglich. Zum Glück gibt es Rebekka und Daniel, die menschlich sind und ihren Glauben nicht so verbohrt sehen. Sie erinnern sich noch, wie schwer es für sie selbst war und daher steht sie zu ihren Lieben und helfen, wo es geht.


    Der Autorin Karin Seemayer gelingt es hervorragend, uns das Leben de Amish nahezubringen und die historischen Ereignisse zu schildern. Der Schreibstil liest sich flüssig und sehr angenehm.


    Der Glaube der Amish verlangt es eigentlich, menschlich zu sein und zu helfen. Aber selbst hier gibt es Menschen, die so engstirnig und verbohrt die Bibel auslegen, dass e schon wieder unmenschlich wird. Sie wollen damit ihre Gemeindemitglieder zusammenhalten und erreichen das Gegenteil, denn die Jüngeren zieht es in Gemeinden, die fortschrittlicher leben.


    Ich habe mich mit diesem Roman wieder sehr wohlgefühlt und mich gefreut, dass es noch eine Fortsetzung geben wird.


    Die Geschichte ist sowohl sehr fesselnd, als auch informativ und hat mich gut unterhalten.


    10/10

  • Achtung: Hier sind Spoiler zu Band 1 enthalten.


    Darum geht's

    Pennsylvania, 1861: Rund 40 Jahre sind vergangen, seitdem Rebekka und Daniel nach dem schicksalhaften „Sommer, der keiner war“ Deutschland verlassen haben. Ihre Familie ist gewachsen und es leben mittlerweile vier Generationen in Jacobstown, wo die beiden eine neue Heimat gefunden haben. Obwohl auch ihr Enkel Ben in tiefem Glauben aufwächst, beginnt er angesichts der Umstände, die zum Sezessionskrieg zwischen den Nord- und Südstaaten geführt haben, mit einigen Amish-Regeln zu hadern. Er sieht sich auch als gesetzestreuer Amish, der jegliche Gewalt ablehnt, in der Pflicht, sich gegen die Ungerechtigkeiten den Sklaven gegenüber zu stellen.


    Auch seine Schwester Esther wird mit dem Krieg konfrontiert, als sie einen schwerverletzten Soldaten findet. Obwohl er dem Feindeslager angehört, kümmert sie sich um ihn und wird dabei von ihren Großeltern unterstützt. Esther und der fremde Soldat kommen sich immer näher und verlieben sich ineinander, wohlwissend, dass es kaum eine Chance für ihre Liebe gibt.


    So fand ich's

    Ich hatte mich sehr auf das Wiedersehen mit liebgewonnen Figuren aus dem ersten Band gefreut und wurde keineswegs enttäuscht – im Gegenteil! Es war schön zu sehen, wie sich Rebekkas und Daniels Familie entwickelt hatte und wie die Liebe der beiden allen Widrigkeiten zum Trotz standgehalten hat. Es ist gerade auch diese Liebe und die Menschlichkeit, die die beiden den nachfolgenden Generationen weitergegeben haben. Da wundert es nicht, dass ihre Enkel Ben und Esther so viel von den Großeltern haben.


    Auch im zweiten Teil dieser Saga beschreibt Karin Seemayer eindrücklich und einfühlsam, die doch sehr besondere Glaubenswelt der Amish-Leute. Gerade der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft innerhalb der Dorfgemeinschaft hat mich auch diesmal wieder sehr beeindruckt.


    Der Autorin ist es zudem sehr gut gelungen, realistisch aufzuzeigen, wie es gerade für jüngere Generatioenn sein muss, wenn sie mit der Außenwelt konfrontiert werden. Der Glaube und das Verständnis für die Amish-Regeln werden in Frage gestellt und geraten ins Wanken. Für mich als Leser war es spannend mitzuerleben, wie sich Ben und Esther aufmachen, ihren eigenen, persönlichen Weg zu finden, den Glauben zu leben, ohne sich selber und die eigene Überzeugung zu verraten.


    Ich habe auch diesen zweiten Band sehr gerne gelesen und habe mich trotz schwierigeren Themen in der Geschichte, die in einem angenehmen, ruhigen und doch spannenden Schreibstil erzählt wird, wohlgefühlt.


    Umso mehr hat mich dann die Information gefreut, dass es einen weiteren Band geben wird. „Leahs Traum“ soll im Juni 2022 erscheinen. Es ist also noch eine ganze Weile hin. Aber ich bin gespannt, was uns Karin Seemayer noch für Geschichten aus der Amish-Welt erzählen wird. Und Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude… 😊

  • Der zweite Band der Reihe "Der Himmel über Amerika" von Karin Seemayer beschreibt "Esthers Entscheidung" - und viele weitere entscheidende Handlungen in der Amisch-Gemeinde.

    Esther ist die Enkelin von Daniel und Rebekka aus dem 1. Teil der Reihe der 40 Jahre früher spielt.

    Nun kommt der Krieg näher, es geht um Sklavenhandel, Gewissensfragen rund um den Kriegsdienst, Liebe zu Andersgläubigen, religiöse Entscheidungen und natürlich um das Leben in einer Amisch-Gemeinde.

    Dies alles in einem sehr schönen, sehr lesenswerten, sehr unterhaltsamen Schreibstil.

    Ich habe mit den Protagonisten mitgefühlt und gehofft, dass die "richtigen" Entscheidungen getroffen werden.

    Das Buch ist fesselnd und kurzweilig, aber auch lehrreich und interessant.

    Ich habe das Buch in der Leserunde mit der Autorin gelesen und dabei sehr viele Informationen zum Buch, zur Geschichte, zu den Amischen, erhalten.

    Mich hat das Buch bestens unterhalten und ich freue mich jetzt schon auf Band 3.

  • Trotz des grösseren Zeitsprungs zum ersten Teil hin, fand ich sofort in das Buch rein. Ein schönes Wiedersehen mit Rebekka und ihrem Mann.

    Esther hat viel von ihrer Grossmutter geerbt, ihr Wesen ist sehr ähnlich.

    Eine schöne Geschichte, flüssig zu lesen, spannend und absolut stimmig.

    Die Leserunde war sehr lebhaft und informativ.

    Ich freue mich sehr auf den dritten Teil.

  • Der zweite Amish-Band von Karin Seemayer hat eine Generation übersprungen. Die Hauptpersonen des ersten Teils sind nun die Großeltern. Also schön, bekannte Gesichter zu treffen, aber auch spannend, dass es neue Darsteller gibt, die man kennen lernen darf.


    Enkel Ben und Enkelin Esther sind in der amerikanischen Gemeinde aufgewachsen. Die Amish versuchen weiterhin, alles fernzuhalten, was ihrem Glauben widerspricht. Andersgläubige werden misstraurisch beäugt, Einflüsse von außen komplett abgelehnt. Junge Amish sollen nur untereinander Beziehungen knüpfen und sich an Regeln halten, die immer strenger ausgelegt werden.


    Als der Bürgerkrieg ausbricht beginnen immer mehr junge Männer diese Regeln zu hinterfragen. Die Gewaltlosigkeit, die von den Bischöfen gepredigt wird, stößt an die Grenzen des gesunden Menschenverstandes, wenn andernorts für die Freiheit der Sklaven gekämpft wird und marodierende Soldaten die Amishgemeinde plündern und Frauen und Kinder bedrohen können.


    Ben ist einer der Zweifler und vor allem das Verhalten seines Großvaters befeuert seinen Wunsch, selbst etwas zu tun, um den Nordstaaten zum Sieg zu verhelfen. Gegen den Willen der Eltern und der Gemeinde meldet er sich bei der Armee und wird Sanitäter. Deshalb wird er nach kurzer Zeit aus der Glaubensgemeinschaft ausgestoßen.


    Auch Esther bekommt Probleme, als sie einem flüchtenden Südstaatler hilft, den sie schwerverletzt findet. Niemand soll davon wissen, denn sonst drohen auch ihr Strafe und Verachtung.


    Ein zentrales Thema von Band zwei ist der Amerikanische Bürgerkrieg und die Frage, darf man töten, um Leben zu retten? Sind alle von den Bischöfen aufgestellten Regeln wirklich nötig um ein Gott gefälliges Leben zu führen?


    Karin Seemayer erzählt auf sehr nahbare Weise von jungen Menschen, die ihr Leben hinterfragen, die versuchen, eigene Entscheidungen zu treffen und einen eigenen Lebensweg zu finden. Alter Glaube und neue Ideen ringen miteinander und das Leben und Denken der Amish-People wird sehr gut erklärt und hinterfragt.


    Ein nachhaltiges Leseerlebnis. Spannend und klug erzählt. Ich freu mich sehr auf Band drei.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Wieder ist es Karin Seemayer gelungen, daß ich ganz in das Buch eintauchen konnte.

    Schon im ersten Band ging es mir so, daß ich das Gefühl hatte, selber mitten im Geschehen zu sein.


    Dieser Band beginnt kurz vor Ausbruch des amerikanischen Sezessionskrieges. Die Amischen leben nun schon einige Jahre in Amerika, die Enkel von Rebekka & Daniel sind bereits dort geboren.


    Esther und Ben, eben zweier dieser Enkel, bestimmen das Hauptgeschehen.

    Der Ausbruch des Krieges verändert einiges in der Welt der Amischen. Nicht bei jedem, doch gerade einige der jungen Leute haben Problem, sich mit der absoluten Abschottung der Amischen vom Kriegsgeschehen, abzufinden.


    Sei es in Form, daß sie das Gefühl haben, sich ebenfalls gegen die Ungerechtigkeit der Sklaverei einsetzen zu müssen, oder mit dem unfreiwilligen Zusammentreffen der Soldaten, die auch nicht um die Siedlungen der Amischen halt machen.


    Esther und Ben versuchen jeweils, ihren eigenen Weg zu finden.

    Unterstützt werden sie vor allem von ihren Großeltern.


    Ganz besonders gefiel es mir, daß in diesem Band einige der Protagonisten des ersten Bandes noch mal zu Wort kamen. Besonders Rebekka und Daniel nahmen - zum Glück - eine große Rolle ein.


    Die Beschreibungen es Bürgerkrieges, auch die Erwähnung der Underground Railroad hat es mir angetan, da ich das Thema letztes Jahr durch Film & Buch kennengelernt hatte.


    Auch das Leben in Jacobstown wird wieder bildlich beschrieben. Die Lebensweise der Amischen , jetzt in Amerika. Auch, daß es unter den so friedfertigen Menschen durchaus Meinungsverschiedenheiten geben konnte.



    Ich bin wieder sehr begeistert von diesem 2. Teil der Reihe und hochgespannt auf den dritten Teil.


    Fazit

    Eine gute Weiterführung des Lebens der Amischen in Amerika, die, mittlerweile dort fest ansässig, in den Sezessionskrieg geraten und sich Fragen stellen, wieweit sie dieser berühren darf.

    Neue und liebgewonnene Charaktere prägen die Handlung, in die sich wieder wunderbar eintauchen läßt.


    Wieder kann ich diese Reihe nur wärmstens empfehlen.

  • „Vielleicht sehen auch die Ältesten irgendwann ein, dass es nicht ausreicht, ein Unrecht als solches zu erkennen, sondern dass man etwas dagegen tun muss. Weil man Unrecht sonst möglich macht.“ (Seite 107f)


    Meine Meinung


    Der Vorgängerband „Rebekkas Weg“ hat sich zu meiner Überraschung zum besten bis dato gelesenen Amisch-Roman entwickelt. So hatte ich an diese Fortsetzung hohe Erwartungen. Um es gleich vorweg zu nehmen: die Erwartungen wurden mehr als erfüllt, das Niveau wurde mindestens gehalten, vielleicht sogar noch gesteigert.


    Die Geschichte ist zwei Generationen nach „Rebekkas Weg“ angesiedelt. Die Welt wie die Amisch haben sich verändert. Während bei den „Englischen“ der Sezessionskrieg in der Luft liegt und schließlich ausbricht, haben sich die Amisch immer mehr von der Außenwelt abgesondert und starke Tendenzen zu immer dogmatischerem Denken und Handeln hin entwickelt. Das muß unweigerlich auch zu internen Konflikten führen, denn es gibt weiterhin solche, die nicht so engstirnig eingestellt sind.


    Esthers Bruder Ben bringt das an einer Stelle treffend auf den Punkt: „Und jetzt sind wir diejenigen, die Andersgläubige zwar nicht verfolgen, aber verstoßen. Wir haben unseren Weg verloren.“ (S. 256) Wenn ich mir die heutige Welt so anschaue, in der man ebenfalls massive Tendenzen hin zu einer gewissen Engstirnigkeit erkennen kann, frage ich mich, ob das eine Entwicklung ist, die überall fast schon zwingend abläuft. Ist der Mensch am Ende doch nicht zur Freiheit geeignet, sondern braucht ein enges Korsett?


    Im Buch einen ersten „harten“ Kontakt zur Außenwelt gibt es, als entlaufene Sklaven auf ihrer Flucht nach Norden Unterschlupf suchen - und auch finden. Ben lernt, daß seine Großeltern Teil der „Underground Railroad“ sind, einer Organisation, die entflohenen Sklaven auf ihrem Weg in die Freiheit hilft. Zum ersten Mal wird er gezwungen, über die Verhältnisse außerhalb der kleinen Amisch-Welt nachzudenken: ist es richtig, diesen geschundenen Menschen zu helfen - oder sollte man sie ihrem Schicksal überlassen, weil einen das nichts angeht?


    Zu einer wirklichen Konfrontation der Welten kommt es später, als der Sezessionskrieg im vollen Gang ist. Esther findet einen verwundeten Südstaatensoldaten Jack und nimmt ihn, obgleich nicht alle begeistert sind, auf, um ihn gesund zu pflegen. Wieder taucht die Frage auf, ob man sich abschotten und die „Welt da draußen“ nicht beachten soll oder ob es die christliche Nächstenliebe erfordert oder gar verlangt, einem Verwundeten zu helfen. Zumal es immer offensichtlicher wird, daß sich zwischen Jack und Esther zarte Bande entwickeln - etwas, was eigentlich nicht sein darf.


    Wie schon im Vorgängerband, so gibt es auch hier keine Glorifizierung oder Verherrlichung, sondern ich hatte das ganze Buch über das Gefühl, daß die Figuren - hätte es sie denn gegeben - genau so gedacht und gehandelt hätten, wie es die Autorin geschrieben hat. Es sind Menschen wie Du und ich mit ihren Sorgen, Problemen und Nöten, mit ihren Wünschen und Hoffnungen, mit Freud und Leid. Und immer gilt es die Ordnung zu beachten, die immer strenger werdenden Regeln der Amisch.


    Wenn Denken und/oder Handeln mit der Ordnung in Widerspruch geraten, ergeben sich teils heftige (Gewissens-)Konflikte, mit denen umgegangen werden muß. Auch hier hat die Autorin die Figuren so denken und handeln lassen, daß ich es zu jedem Zeitpunkt als absolut folgerichtig und nachvollziehbar empfunden habe - selbst dann, wenn ich mit so mancher Einstellung oder Handlungsweise so mancher Figur durchaus nicht einverstanden war. Aber gerade dadurch erreicht die Autorin eine hohe Glaubwürdigkeit der Erzählung, die mich für knapp dreihundertfünfzig Seiten abtauchen ließ in die Welt der Amisch zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkrieges und der Probleme, die sich aus dem Zusammenstoß der inzwischen recht gefestigten Amischwelt mit derjenigen der „Englischen“ in jenen turbulenten Jahren ergaben.



    Mein Fazit


    Mit großem Einfühlungsvermögen und ohne jede Glorifizierung erzählt die Autorin die Geschichte einer Liebe in turbulenten Zeiten, die in der Welt der Amisch nicht sein darf. „Der Himmel über Amerika“ ist einer der besten, vielleicht sogar der beste Amisch-Roman, den ich je gelesen habe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")