'Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung' - Seiten 087 - 163

  • Ich denke, wenn man in so einer Glaubensgemeinschaft aufgewachsen ist und so erzogen wurde können die meisten mit diesen "Vorgaben" eher umgehen bzw. sich daran halten und evtl. auch als richtig ansehen.

    Für Außenstehende klingt das schon sehr, sehr seltsam.

    Und man tut sich richtig schwer damit.

    Ich könnte mir einen Wechsel in eine solche Gemeinschaft nicht vorstellen.

    Obwohl es auf jeden Fall auch sehr viele positive Aspekte gibt.

    Es gibt Aspekte, die mir gefallen, doch das meiste finde ich sehr einengend. Schön ist aber das Gemeinschaftsgefühl und das füreinander da sein, das in unserer individualistischen Zeit leider mehr und mehr verlorengeht. Ich bin froh, dass ich hier recht dörflich wohne, wo Gemeinschaft auch noch etwas zählt. Man schaut nach dem Nachbarn, wenn einem auffällt, dass etwas anders ist als sonst. Man packt an, wenn der andere es alleine nicht schafft oder fährt auch einkaufen, wenn jemand krank ist. Manche Menschen sind alleine, werden aber nicht alleine gelassen.

  • Früher war der Glauben ja allgemein ein anderer. Auch bei den andren gab es Strafen und härtere Regeln. Aber heute muten die Amish schon als etwas überholtes an. Heute steht ja auch das Individuum im Zentrum der Überlegungen. Und nicht eine Glaubensgemeinschaft und das Überleben deren Verhaltenskonstrukts. Immerhin müssen sie einen gangbaren Weg gefunden haben, sonst gäbe es sie schon nicht mehr. Die positiven Aspekte überwiegen scheinbar die negativen. :/

    Der markierte Satz hat mich ein wenig nachdenklich gemacht. Wenn ich mir anschaue, wie sehr heute das Individuum im Zentrum steht, frage ich mich, ob das immer so gut ist. Ich hab manchmal das Gefühl dass das "Wir" immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird und noch der einzelne zählt. Gut, so wie in Asien brauch ich es nicht, wo es gerne ja mal andersherum läuft, aber es muss doch einen Mittelweg geben zwischen nur "Ich,ich,ich " und nur die Gemeinschaft..... :gruebel

  • Der markierte Satz hat mich ein wenig nachdenklich gemacht. Wenn ich mir anschaue, wie sehr heute das Individuum im Zentrum steht, frage ich mich, ob das immer so gut ist. Ich hab manchmal das Gefühl dass das "Wir" immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird und noch der einzelne zählt. Gut, so wie in Asien brauch ich es nicht, wo es gerne ja mal andersherum läuft, aber es muss doch einen Mittelweg geben zwischen nur "Ich,ich,ich " und nur die Gemeinschaft..... :gruebel

    Ich weiß, was du meinst. Aber gerade im Hinblick auf die Förderung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, deren Erziehung, deren Zukunftschancen, finde ich einen gesunden Egoismus durchaus erstrebenswert. Dass man den jungen Leuten gleichzeitig beibringt, dass auch das Gemeinwohl wichtig ist, sieht man derzeit ja ganz besonders. Aber ich finde nicht, dass das Gemeinwohl ÜBER dem Wohl für den Einzelnen stehen sollte. Ein Gleichgewicht darf hier schon sein.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Es gibt Aspekte, die mir gefallen, doch das meiste finde ich sehr einengend. Schön ist aber das Gemeinschaftsgefühl und das füreinander da sein, das in unserer individualistischen Zeit leider mehr und mehr verlorengeht.

    Der markierte Satz hat mich ein wenig nachdenklich gemacht. Wenn ich mir anschaue, wie sehr heute das Individuum im Zentrum steht, frage ich mich, ob das immer so gut ist. Ich hab manchmal das Gefühl dass das "Wir" immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird und noch der einzelne zählt.

    In die Richtung gehen meine Gedanken auch. Sowas wie Gemeinschaft oder "wir" gibt es heute immer weniger. Die Gesellschaft driftet auseinander, das Individuum ist alles (ich will mich da manchmal gar nicht ausschließen). Corona wirkt da ja nochmals wie ein Brennglas. Seit das mit den Lockdowns losging, habe ich immer für mindestens zwei Wochen Brot etc. im Haus, falls man doch in Quarantäne muß (von einer Ansteckung jetzt gar nicht zu reden). Denn wenn wir das Grundstück nicht verlassen dürften, wären wir auf uns alleine gestellt. So etwas wie Nachbarschaft gibt es hier praktisch nicht (das war in dem Dorf, in dem ich früher gewohnt habe, noch etwas anders). Das wäre in einer Amisch-Siedlung sicher anders.


    Für Außenstehende klingt das schon sehr, sehr seltsam.

    Und man tut sich richtig schwer damit.

    Ich könnte mir einen Wechsel in eine solche Gemeinschaft nicht vorstellen.

    Obwohl es auf jeden Fall auch sehr viele positive Aspekte gibt.


    Für "Insider", die damit aufgewachsen sind, dürfte das einfacher sein. Dann hinterfragt man vieles vielleicht erst gar nicht. Daß das nicht immer so ist, sieht man sicherlich nicht nur am Handlungsfortgang dieses Buches, sondern dürfte auch in realiter zu Problemen führen.


    Einen Weg in eine Amisch-Gemeinde hinein wird in der (nur auf Englisch erhältlichen) Serie „Sisters of the Heart“ von Shelley Shepard Gray beschrieben, allerdings nicht ganz so realistisch wie hier, sondern durchaus bis zu einem gewissen Grade durch eine gefärbte (rosarote?) Brille.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die Zerrissenheit der jungen Amish- Männer kann ich gut nachvollziehen. Man verachtet die Sklaverei und möchte aktiv etwas tun, ohne Gewalt anwenden zu wollen und wird dafür dennoch aus der Gemeinde ausgeschlossen… Ich finde generell dieses Ausschließen bei einem Verstoß gegen die Ordnung sehr grausam… 😬

  • Ich gestehe, Ben ist bisher mein Lieblingscharakter ( Ok, nach Rebekka & Daniel)

    Ihn mag ich so, da er eben auch hinterfragt, sieht, was falsch läuft und sich Gedanken macht..

    Daß ihm Noahs Tod so eine Art Trigger gibt, den letzten Tropfen, sich nicht mehr mit den "Regeln" zufriedenzugeben, ist sehr nachvollziehbar.


    Emily gefällt mir ausnehmend gut und ich hoffe, es gibt einen Weg für die beiden.


    Aber auch Esthers Entscheidung, die Schule zu übernehmen, gefällt mir sehr gut,. Vielleicht kommt sie dadurch ja auf die Idee, daß mehr Bildung, als in der Schule dort vermittelt wird, nicht schaden kann.


    Vielleicht gelingt es ja Ben und Esther den Amischen treu bleiben zu können, aber eben nicht diese extrem strenge Auslegung leben zu müssen.

    Anders gesagt - eine tolerantere Gemeinschaft zu gründen. Amisch aber liberaler.


    Es gibt ja soviele Amisch Gemeinden mit unterschiedlich strneger Auslegung.

  • Ich mag Ben auch sehr, und hoffe, dass sie wirklich einen Weg finden ihren Glauben zu leben aber trotzdem freier zu sein.

  • Aber auch Esthers Entscheidung, die Schule zu übernehmen, gefällt mir sehr gut,. Vielleicht kommt sie dadurch ja auf die Idee, daß mehr Bildung, als in der Schule dort vermittelt wird, nicht schaden kann.

    Damals waren diese Einraum-Schulen normal und auch dass man nur acht Jahre zur Schule ging - wenn überhaupt. Da waren die Amisch, wo alles lesen, schreiben und rechnen konnten, fast schon fortschrittlich.