'Mehr als die Erinnerung' - Seiten 267 - Ende

  • Und haben dich die Auflösungen zufriedengestellt?

    Ich fand alles schlüssig, nur Walter hatte mir am Ende zu wenig Präsenz. Er muss ja auch unter Bernhards Tod gelitten haben, er war ja schließlich sein Freund.


    Bernhard als Vater hätte ich mir auch gut vorstellen können. Das wäre auch interessant gewesen, ob da nicht noch mehr seiner Persönlichkeit hervorgelockt worden wäre. Wobei ich mir vorstellen kann, dass eine Familie mit solch einer Konstellation auch schwierig gewesen wäre in den damaligen Zeiten. Und unter den Nazis hätte es da sicher nichts zu lachen gegeben.


    Die Einstellung, Menschen nur nach ihrem Wirtschaftswert zu beurteilen haben wir ja heute noch im Arbeitsleben. Natürlich nicht so krass und mit den Konsequenzen, die die Nazis draus gezogen haben. Aber mich belastet es durchaus, dass ich von meinem Arbeitgeber eigentlich dauernd gesagt bekomme, dass meine Arbeit das Geld, das sie mir zahlen nicht wert ist und die Kollegen in Indien die gleiche Arbeit ja für ein fünftel des Geldes machen würden. Dass da dauernd von uns nachgearbeitet wird wird dann immer geflissentlich übersehen.... So wie ich das mitbekomme wird überall immer nur drüber gejammert, wie teuer Arbeitskräfte doch sind, aber die Arbeit die sie dafür leisten wird nicht wertgeschätzt. Diese Geiz ist geil Mentalität macht Menschen auch kaputt.

  • Ich fand alles schlüssig, nur Walter hatte mir am Ende zu wenig Präsenz. Er muss ja auch unter Bernhards Tod gelitten haben, er war ja schließlich sein Freund.

    Ja, allerdings war die Geschichte ja aus Friederikes Perspektive - und die hatte am Ende überwiegend ihr eigenes Leid im Blick. Walter war zudem ein Mann aus jener Generation, die ihre Trauer nicht so offensiv ausgelebt haben.

    Aber mich belastet es durchaus, dass ich von meinem Arbeitgeber eigentlich dauernd gesagt bekomme, dass meine Arbeit das Geld, das sie mir zahlen nicht wert ist und die Kollegen in Indien die gleiche Arbeit ja für ein fünftel des Geldes machen würden. Dass da dauernd von uns nachgearbeitet wird wird dann immer geflissentlich übersehen.... So wie ich das mitbekomme wird überall immer nur drüber gejammert, wie teuer Arbeitskräfte doch sind, aber die Arbeit die sie dafür leisten wird nicht wertgeschätzt.

    Ja, das ist ein Problem, allerdings reguliert der Markt das dann auch auf eine andere Weise. Firmen, die so mit ihren Mitarbeitern umgehen, verlieren dadurch irgendwann auch alle guten Mitarbeiter, wenn die die Nase voll haben und der Markt etwas Besseres her gibt. Und wenn vorgerechnet wird, dass andere Arbeitnehmer billiger wären, weiß man schon, dass die Gesamtrechnung nicht stimmt, denn sonst würden sie die ja einstellen. Es geht dabei eher um ein gegenseitiges Ausspielen.


    Ich habe mal in einer Reha-Klinik gearbeitet, als Ärztestellen noch knapp waren. Die haben die Löhne massiv gedrückt. Auf die Frage nach einer Gehaltserhöhung hieß es, das könne sich die Klinik nicht leisten.

    Als der Arbeitsmarkt besser wurde, sind die ganzen guten Leute gegangen. Ich habe dann auch einen Job gefunden, bei dem ich gleich 1200 Euro mehr hatte und der noch dazu in Hamburg war, während ich zu der anderen Klinik nach Bad Bevensen pendeln musste (deshalb kenne ich die Gegend um die Lüneburger Heide auch so gut) und jeden Monat von dem niedrigen Gehalt noch 220 Euro für die Monatskarte draufgingen.


    Ich habe dann später erfahren, dass sie meine Stelle länger als ein halbes Jahr nicht nachbesetzen konnten und dann bekamen sie auch bloß einen Russlanddeutschen, der kaum Deutsch sprach und deshalb bereit war, für so wenig Geld zu arbeiten. Das war natürlich ein Problem, weil man in einer psychotherapeutischen Klinik Ärzte braucht, die mit ihren Patienten reden können ... Und wenn jemand kaum Deutsch kann und denkt, das kann er bei der Arbeit lernen, dann mag das vielleicht für einen Chirurgen funktionieren, aber nicht für einen Psychotherapeuten.


    Der Geschäftsführer der Klinik wurde letztlich auch "gegangen" - weil er den Laden beinahe an die Wand gefahren hätte, indem er am falschen Ende gespart hat. Gute Mitarbeiter sind schließlich das Kapitel einer Firma. Man sieht ja in Großbritannien, was da nach dem Brexit passiert ...

  • In meiner alten Firma ist das auch jetzt in einigen Bereichen so Normalität. Ich weiß nicht, ob denen bewusst ist, dass Menschen, die einen Beruf erlernt haben, auch das Wissen haben. Bei der alten Arbeit sitzen jetzt an den Hotline zum größten Teil ungelernte Kräfte bzw. welche, die mal eben im Schnelldurchlauf Infos bekommen haben.


    Ich finde sowas als Kunde schrecklich. Ich möchte da jemand kompetenten sitzen haben, der mir meine Fragen beantwortet und nicht jemanden der mir Antworten gibt, die ich schon selber herausgefunden habe. In letzter Zeit häuft sich das meiner Meinung nach. Ich habe mir vermehrt seit Corona selber helfen müssen, weil der Mensch an der Hotline überfragt war. Ich rufe bei Hotlines schon gar nicht mehr an.

  • Ich finde sowas als Kunde schrecklich. Ich möchte da jemand kompetenten sitzen haben, der mir meine Fragen beantwortet und nicht jemanden der mir Antworten gibt, die ich schon selber herausgefunden habe. In letzter Zeit häuft sich das meiner Meinung nach. Ich habe mir vermehrt seit Corona selber helfen müssen, weil der Mensch an der Hotline überfragt war. Ich rufe bei Hotlines schon gar nicht mehr an.

    Das geht jetzt zwar OT - aber das war u.a. auch ein Grund, warum Amazon so groß ins Geschäft kam. Der Kundenservice ist gut. Als ich mein erstes Hörbuch bei Audible hatte und nicht wusste, wie ich das runterladen kann, da ich keinen Mp3-Player hatte, hat mir das ein Mitarbeiter der Hotline geduldig erklärt, blieb sogar am Apparat, während ich die richtigen Programme runterlud und hat mir alles ganz genau erklärt. Auch bei anderen Fragen waren die immer kompetent und haben sich Zeit gelassen. Bei anderen Firmen hatte man da sehr oft desinteressierte Call-Center-Mitarbeiter am Telefon, die noch weniger Ahnung hatten als man selbst.

  • ich habe ja selbst mal an einer Hotline gearbeitet und da wurde auch erwartet, dass wir Probleme lösen. An vielen Hotlines wird das heute nicht erwartet, da soll das Problem nur aufgenommen werden, lösen soll es wer anders. Aber selbst dazu braucht man ein gewisses Grundwissen, das an unserer Hotline mittlerweile fehlt. Mir ist es lieber meine user schreiben selber auf, was sie für ein Problem haben, damit kann ich mehr anfangen.


    in einer weltweit agierenden Firma ist das tatsächlich ein wenig anders, da geht es in den Entscheidungsebenen nur um Zahlen, nicht um die Menschen dahinter. Allerdings scheint es meine Firma mittlerweile zu übertreiben. Die zahlen auch in Indien so schlecht, dass sie keine Leute bekommen, weil andere Firmen ein höheres Gehalt zahlen.
    ich habe wenigstens noch das Glück, das meine User meine Arbeit wertschätzen und das auch so kommunizieren. Ein Wechsel wäre für mich nicht so einfach, Teilzeit so gut bezahlt zu werden, das ist schon schwer zu finden. Bei mir also jammern auf hohem Niveau 😀

  • Das geht jetzt zwar OT - aber das war u.a. auch ein Grund, warum Amazon so groß ins Geschäft kam. Der Kundenservice ist gut. Als ich mein erstes Hörbuch bei Audible hatte und nicht wusste, wie ich das runterladen kann, da ich keinen Mp3-Player hatte, hat mir das ein Mitarbeiter der Hotline geduldig erklärt, blieb sogar am Apparat, während ich die richtigen Programme runterlud und hat mir alles ganz genau erklärt. Auch bei anderen Fragen waren die immer kompetent und haben sich Zeit gelassen. Bei anderen Firmen hatte man da sehr oft desinteressierte Call-Center-Mitarbeiter am Telefon, die noch weniger Ahnung hatten als man selbst.

    das ist ein Schlüsselpunkt. Guter Service ist ein Aushängeschild und macht die Firma nahbar. Kostet halt Geld, das gerne mal eingespart wird. Vor allem bei internen hotlines.

  • Viktor war mir recht unsympathisch, allerdings muss man ja auch sagen, dass ja wirklich unklar ist, was an seinem Verhalten denn nun wirklich von Weiß getriggert war und was er von sich aus unternommen hätte. Ob er wirklich seine Schwester umgebracht hätte, wenn Weiß nicht gewesen wäre?


    Was ich ja sehr interessant war, dass Bernhard sofort von jeglicher Mitschuld frei gesprochen wurde. Da sieht man mal, wie sehr auch der gesellschaftliche Stand die Ermittlungen beeinflusst. Bei Kuno ist gar nicht groß nachgedacht worden, der perfekte Verdächtige und am Ende interessiert es nur sehr wenige, was mit ihm passiert. Da Bernhard immer freundlich aufgetreten ist, wird ihm gar nicht zugetraut, dass er da irgendeinen bösen Gedanken gehabt haben könnte. Gut, die Angreifer haben ihn auch beide sehr unterschätzt, weil sie dachten der ist nicht ganz richtig im Kopf. Interessant, dass da der Körper auch einfach mit erlernten Routinen reagiert und Bernhard damit zum ernsthaften und unschlagbaren Gegner wird.


    Ein Glück, dass er sich dabei aber seine Integrität erhalten hat und Gut und Böse immer noch unterscheiden kann. Sonst wäre er die perfekte Mordmaschine für Weiß gewesen.

    Friederike hat sich da echt in Gefahr begeben, wenn Weiß herausgefunden hätte, dass sie sein Tagebuch genommen hat, hätte das auch gründlich in die Hose gehen können. Allerdings war Weiß ja auch ein ziemlich selbstgerechter und überheblicher Mensch, vielleicht hätte er ihr als Frau gar nicht zugetraut, es entschlüsseln zu können. Walter hat er ja bis zum Ende nicht erkannt.

    Weiß fand ich sehr unangenehm und er hätte bei den Nazis echt Karriere machen können. Dank deinem Spoiler wissen wir ja nun auch, wie es mit ihm zu Ende gehen wird. Wobei ich da keine Genugtuung empfinden kann.

    Ich bin mir auch nicht sicher, ob das Leben das er dann geführt hat, wirklich eine Bestrafung war. Wenn ihm die Erinnerung an das davor abhandengekommen ist, ist es ja auch keine Strafe, denn er weiss ja nicht, was er verloren hat.

  • Was ich ja sehr interessant war, dass Bernhard sofort von jeglicher Mitschuld frei gesprochen wurde. Da sieht man mal, wie sehr auch der gesellschaftliche Stand die Ermittlungen beeinflusst. Bei Kuno ist gar nicht groß nachgedacht worden, der perfekte Verdächtige und am Ende interessiert es nur sehr wenige, was mit ihm passiert. Da Bernhard immer freundlich aufgetreten ist, wird ihm gar nicht zugetraut, dass er da irgendeinen bösen Gedanken gehabt haben könnte. Gut, die Angreifer haben ihn auch beide sehr unterschätzt, weil sie dachten der ist nicht ganz richtig im Kopf. Interessant, dass da der Körper auch einfach mit erlernten Routinen reagiert und Bernhard damit zum ernsthaften und unschlagbaren Gegner wird.

    Ja, das ist eben auch typisch - Bernhard war auch für die Dorfbewohner kein gefährlicher Irrer, sondern ein kriegsbeschädigter Held, mit dem man eher Mitleid haben müsste. Natürlich kann so etwas auch nach hinten losgehen, wenn der sympathische Mann von nebenan ein Serienmörder ist, aber Bernhard kannten sie schon vorher und auch danach. Man mochte ihn.


    Zu den Routinen - ich habe als Kind immer wieder den Zauberwürfel gelöst. Als ich vor ein paar Jahren beim Aufräumen den alten Zauberwürfel wieder fand, hatte ich die Lösung vergessen. Wenn ich darüber nachdachte, ging es nicht mehr. Aber als ich ihn dann einfach ohne nachzudenken in die Hand nahm, funktionierte es - das motorische Gedächtnis beherrschte die Drehungen von vor über 30 Jahren noch, während ich sie im bewussten Gedächtnis vergessen hatte und nicht mehr hätte aufschreiben können.



    Ein Glück, dass er sich dabei aber seine Integrität erhalten hat und Gut und Böse immer noch unterscheiden kann. Sonst wäre er die perfekte Mordmaschine für Weiß gewesen.

    Darauf hatte Weiß ja auch gehofft. Und bei Viktor hatte er - weil der eben kein so integrer Mann wie Bernhard war, mit seinen Manipulationen mehr Erfolg. Viktor hatte nie den Unterschied von menschlich richtig und falsch als Kind lernen können, weil er ständig missbraucht wurde und nur gelernt hatte, Gewalt weiterzugeben.

    Bernhard hatte als Charakter verinnerlicht, was richtig und was falsch ist. Und deshalb war er zwar in bestimmten Situationen manipulierbar, aber er wollte immer nur das Richtige tun. Da er aber eingeschränkt war, konnte er in den Notwehrsituationen nur noch instinktiv nach dem motorischen Gedächtnis handeln.

    Weiß fand ich sehr unangenehm und er hätte bei den Nazis echt Karriere machen können. Dank deinem Spoiler wissen wir ja nun auch, wie es mit ihm zu Ende gehen wird. Wobei ich da keine Genugtuung empfinden kann.

    Das ist ja auch korrekt so - es ist gruselig, was die Nazis getan haben. Aber es zeigt, dass sie eben auch vor Sinnesgenossen nicht zurückgeschreckt haben, wenn die unbrauchbar wurden.

    Zur Frage der Strafe - ja, er bekommt nichts mehr davon mit. Aber immerhin kann er auch kein Unheil mehr anrichten.

  • Wie habt ihr Doktor Weiß erlebt und Viktor Brunner?

    Beide waren für mich psychisch schwer gestört/krank.

    Und natürlich durch ihr Verhalten/ihre Taten die Unsympathen in der Handlung.


    Woher das bei Doktor Weiß kam kann ich aus der Geschichte heraus nicht erkennen.


    Bei Viktor Brunner war es wohl so, dass er dazu gemacht wurde, zuerst durch seinen Vater und dann noch durch Dr. Weiß.

  • Bernhard und Viktor sind perfekte Beispiele was die Kindheit für einen Einfluss hat. Bernhard ist wohl immer wohlwollend behandelt worden, wurde wohl auch in der Familie geliebt und später auch von Friederike. Er nimmt die Leute so wie sie sind, so wie er es auch selbst erlebt hat.


    Viktor ist als Mensch nie geliebt worden, nur missbraucht. Da gibt es kein Selbstbewusstsein und damit wird er auch beeinflussbar. Und er hat ja auch nur gelernt, dass man andere Menschen benutzt, Juliane als Mensch hat er doch gar nicht wahrgenommen, nur als jemand, der weiter unten in der Hackordnung des Lebens steht.

    In der Firma dieser Familie möchte ich auch nicht arbeiten müssen....

  • Woher das bei Doktor Weiß kam kann ich aus der Geschichte heraus nicht erkennen.


    Bei Viktor Brunner war es wohl so, dass er dazu gemacht wurde, zuerst durch seinen Vater und dann noch durch Dr. Weiß.

    Woher es bei Dr. Weiß kam, bleibt offen - aber er hat eindeutig auch narzisstische Züge, also kann man davon ausgehen, dass er von seiner Familie nur Anerkennung bekommen hat, wenn er etwas Besonderes geleistet hat und nicht um seiner Selbst willen.

    Bernhard und Viktor sind perfekte Beispiele was die Kindheit für einen Einfluss hat. Bernhard ist wohl immer wohlwollend behandelt worden, wurde wohl auch in der Familie geliebt und später auch von Friederike. Er nimmt die Leute so wie sie sind, so wie er es auch selbst erlebt hat.


    Viktor ist als Mensch nie geliebt worden, nur missbraucht. Da gibt es kein Selbstbewusstsein und damit wird er auch beeinflussbar. Und er hat ja auch nur gelernt, dass man andere Menschen benutzt, Juliane als Mensch hat er doch gar nicht wahrgenommen, nur als jemand, der weiter unten in der Hackordnung des Lebens steht.

    In der Firma dieser Familie möchte ich auch nicht arbeiten müssen...

    Ja, genauso ist. Vermutlich hat die Firma Brunner dann auch später auf billigere Arbeitskräfte umgestellt - was heute die Inder im Callcenter sind, waren dann im 2.WK die Zwangsarbeiter, die man "Fremdarbeiter" nannte.

  • So, letzten Abschnitt inhaliert...


    Leider bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits liest sich das Buch in einem Rutsch und bleibt spannend bis zum Schluss. Sehr interessant fand ich auch die vielen Informationen über die Entstehung und Behandlung psychischer Erkrankungen. Auf der anderen Seite waren es mir zu viele Geschichten auf einmal. Dr. Weiß oder Juliane hätten für meinen Geschmack völlig ausgereicht.

    Und der Showdown war mir zu viel Action, Verschlüsselung, Geißelnahme, ....


    Bernhards Tod fand ich traurig, aber ich hatte das auch schon so befürchtet. Eigentlich schade, da Friedrike ihn ja gar nicht loswerden wollte. Immerhin hat sich für Juliane eine erfreulichere Zukunft ergeben.


    Und wie schon recht zu Beginn vermutet, wird Friederike schwanger. Da fand ich die Großmutter ja drollig, die sofort mit den Neuigkeiten hausieren geht. Bernhard wäre sicher ein guter Vater geworden.

    Um noch mal auf das eigentliche Thema der Leserunde zurückzukommen - wie gefiel euch denn der letzte Abschnitt abgesehen von Bernhards Tod?

    Wie habt ihr Doktor Weiß erlebt und Viktor Brunner?

    Bei Dr. Weiß hätte mich noch interessiert, warum er von seinen Forschungen so besessen war bzw. wie er überhaupt auf sein Forschungsthema kam. Viktors Erzählung von dem Abend mit Dr. Weiß in der Kneipe fand ich gelungen und nachvollziehbar.


    Über Walter hätte ich zum Ende hin auch gern noch mehr gelesen.


    Und eine Frage habe ich noch: was hat es mit dem Namen von Aalen auf sich? Gibt es da einen besondern Hintergrund oder gefiel Dir einfach der Klang?

  • Bei Dr. Weiß hätte mich noch interessiert, warum er von seinen Forschungen so besessen war bzw. wie er überhaupt auf sein Forschungsthema kam. Viktors Erzählung von dem Abend mit Dr. Weiß in der Kneipe fand ich gelungen und nachvollziehbar.

    Das Problem ist, dass es bei der Perspektive von Friederike nicht möglich war, die Geschichte von Weiß und seine Entwicklung näher darzustellen. Das hätte dann den Rahmen gesprengt, denn dann hätte ich viel mehr seiner Jugend etc. erklären müssen, aber die Infos hatte ja niemand in Friederikes Umfeld.

  • Ich habe übrigens in einem anderen Roman - Die verstummte Liebe - das Experiment gemacht, wie aus einer total liebenswerten, netten, sympathischen Frau eine verbitterte und ungerechte alte Frau wird. Das ist bei den meisten gut angekommen, aber einige Leserinnen fanden es blöd, dass die Heldin am Ende so unsympathisch geworden ist.

  • Ich falle hier wohl aus dem Rahmen. Ich habe etwa ab der Mitte des Buches damit gerechnet, dass Bernhard am Ende stirbt (und auch schon sehr früh geahnt, dass er mehr mit den Morden zu tun hat und irgendwie von Weiß dazu gebracht wird). Und ich hatte zwar auch Tränen in den Augen (passiert mir beim Lesen öfter, ich habe schon den Tod vieler Romanfiguren beweint in meinem Leben - aber Bernhard bekommt einen Ehrenplatz in meinem Gedächtnis), war aber auf der anderen Seite zufrieden damit, dass Rieke sich jetzt weiterentwickeln kann - ich habe mir ähnliche Gedanken dazu gemacht, wie Melanie in den Spoilern erklärt hat.


    Viktor habe ich natürlich auch als unsympathisch und grausam wahrgenommen - aber irgendwo auch als verzweifelt und als Opfer. Er wurde ja nicht als Monster geboren, er war auch irgendwann ein unschuldiger, kleiner Junge. Es ist ja auch ganz oft so, dass Missbrauch jeglicher Art in die nächste Generation weitergegeben wird; man sagt ja nicht von ungefähr, dass Kinder von Schlägern häufig selbst zu Schlägern werden. Da kostet es aktive Bemühungen, die Muster zu durchbrechen. Und da fand ich es besonders tragisch, dass sein Schicksal damit besiegelt war, dass er erneut von einem Menschen missbraucht wurde. Ich kann mir auch vorstellen, dass das auch bei Rieke Narben hinterlässt - ich hätte an ihrer Stelle, auch wenn das Ziel, die Rettung von Juliane, verständlich war, wahrscheinlich Probleme mit den Folgen des (wie sie es nennt) Teufelspakts zu leben.


    Über Weiß hätte ich, genau wie chiclana, tatsächlich gern mehr erfahren - ich bin da vielleicht etwas extrem, aber für mich ist es gerade bei Büchern mit so schweren Themen extrem wichtig, zu verstehen, wie jeder einzelne gehandelt hat. Das schränkt mich auch bei Krimis häufig stark ein, weil mir "Serienmörder weil böse" einfach zu wenig ist.