'Das unsichtbare Leben der Addie LaRue' - Teil 4

  • Jetzt kommt Henrys Lebensgeschichte ausführlich dran. Zunächst war ich etwas enttäuscht, weil es so banal klang: er hat im Vollrausch seine Seele verkauft, weil er Liebeskummer hatte.


    Mit den folgenden Rückblenden wird deutlicher, wo seine eigentlichen Probleme liegen: geringes Selbstwertgefühl - ständig damit zu kämpfen, dass er anderen Ansprüchen nicht genügt und selber nicht weiß, was er eigentlich will. Damit passt er schon eher zu Addie, die ja vorher auch nur wusste, was sie nicht will und nur diffuse Vorstellungen von ihrer Lebensgestaltung hatte.


    Der dunkle Geist bietet Henry an, von allen geliebt zu werden. Aber er liefert natürlich nicht wirklich das Gewünschte, sondern kann nur die Illusion von Liebe liefern. Klar, da er ja selber nicht weiß, was Liebe im Grunde bedeutet. Er kann nur von seinem eigenen Egoismus ausgehen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

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  • Henry sagt Addie, er habe "a lifetime" mit Luc vereinbart. Das ist freilich ein sehr dehnbarer Begriff. Eine Lebensspanne kann schon morgen vorbei sein, wenn man Pech hat. Diese Uhr mit dem einen Zeiger scheint ein Art Countdown zu sein. Und Henry scheint irgendwie zu wissen, dass er nicht allzulange Zeit mehr für sein Leben hat.

    Am Ende des Abschnitts ist er seines Lebens schon (wieder) ziemlich überdrüssig, weil er alle Zuneigung nur noch als künstlich erzeugt bewertet.

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    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Hier liegt der Fokus auf Henry. Er möchte geliebt werden, den Menschen genug sein, und jetzt ist er es, weiß aber, dass es auf dem Pakt beruht, also nicht echt ist. Und das fühlt sich dann halt doch nicht gut an.


    Henry und Addie, dass sie sich trafen, ist Glück, sie haben ein gemeinsames Schlupfloch gefunden. Aber Henry ist nicht unsterblich, das Ganze hat also zumindest ein Verfallsdatum.


    Mal sehen, was jetzt noch passiert ... Immerhin ist der Roman nicht vorhersehbar ...

  • Jetzt kommt Henrys Lebensgeschichte ausführlich dran. Zunächst war ich etwas enttäuscht, weil es so banal klang: er hat im Vollrausch seine Seele verkauft, weil er Liebeskummer hatte.

    :writeIch finde diese Fokussierung auf Henry nichts so besonders toll. Tatsächlich vermisse ich Addie :(. Klar kommt sie vor, aber leider nur so am Rande. Henry ist zwar ein netter, aber auch ein sehr unsicherer Mensch und hat sich viel mehr noch als Addie vom dunklen Dämon reinlegen lassen. Leider macht er jetzt auch nichts aus seiner "Gabe", wobei ich nicht ungerecht sein will, denn Addie hatte natürlich wesentlich mehr Zeit, sich daran zu gewöhnen.


    Henry merkt jetzt auch, dass es mit den Wünschen nicht so einfach ist. Jetzt lieben ihn zwar alle, aber da er ganz genau weiß, dass dies nur gefaked ist, kann er es nicht genießen. Sehr schade und traurig. Es wäre soooo wichtig für ihn, zu seinen Wünschen (die er ja durchaus hat, auch wenn er sie nicht wahrhaben will) zu stehen. Egal, was die anderen davon halten.


    Ich fürchte auch, dass die gemeinsame Zeit zwischen Addie und Henry zeitlich begrenzt ist. Das finde ich vor allem für Addie extrem schade. Wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein ....


    Mal sehen, was jetzt noch passiert ... Immerhin ist der Roman nicht vorhersehbar ...

    Das finde ich auch und das macht für mich einen großen Reiz des Buches aus! Trotzdem hoffe ich sehr, im nächsten Abschnitt steht wieder Addie im Vordergrund.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Jetzt kommt Henrys Lebensgeschichte ausführlich dran. Zunächst war ich etwas enttäuscht, weil es so banal klang: er hat im Vollrausch seine Seele verkauft, weil er Liebeskummer hatte.

    Ja es ist banal, aber auch total tragisch. Addie ist irgendwie noch selber schuld, sie hat Luc selbst gerufen, auch wenn sie natürlich völlig verzweifelt war, aber Henry wird von ihm in einem Moment der Hilflosigkeit und Verzweiflung regelrecht überrumpelt finde ich.


    Mir gefällt auch Henry sehr, ich bin gespannt wie es mit den beiden weitergeht.

  • Mir ist Henry etwas zu wehleidig und sein Selbstwertgefühl zu sehr von den Meinungen anderer abhängig.

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  • Ja es ist banal, aber auch total tragisch. Addie ist irgendwie noch selber schuld, sie hat Luc selbst gerufen, auch wenn sie natürlich völlig verzweifelt war, aber Henry wird von ihm in einem Moment der Hilflosigkeit und Verzweiflung regelrecht überrumpelt finde ich.


    Mir gefällt auch Henry sehr, ich bin gespannt wie es mit den beiden weitergeht.

    Ja finde ich auch.

    Er taucht ja einfach auf.


    Ich finde Henry so leider total unsympathisch. Diese heftige Unsicherheit kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Ich meine, es ist ja zb nicht so, dass er total unbeliebt ist, ständig gemobbt wird oder so. Und die Begründung mit seinem Herzen finde ich nur 🤪.

    Ich hab auch ewig geheult wegen unserer Katze. Für mich war Hochsensibilität immer was Anderes...

    Finde auch, dass er zur Addie von heute nicht mehr soooo gut passt... sie hat sich ja weiter entwickelt.

  • mir erschließt sich nicht, wieso man Addie

    malen kann, aber nicht fotografieren. :(


    Henry weiß nicht was er will, aber er hasst auch Permanenz und ist deswegen nie dabei geblieben. Und genau das finde ich so anstrengend... wieso versuchst er es nicht einfach mal mit einem der Leben, die möglich für ihn wären? Er hat immer was auszusetzen... er eiert so rum um macht deswegen dann am Ende halt gar nichts aus sich. Auch sehr sinnvoll...

    Finde dass das alles iwie null zu dem Henry passt, den Addie kennenlernt. :|

  • mir erschließt sich nicht, wieso man Addie

    malen kann, aber nicht fotografieren. :(

    Ich habe mir das so erklärt, dass man Addie nicht fotografieren kann, weil das eine deutliche Spur von ihr hinterlassen würde. Dagegen sind die Gemälde wohl eher eine Sache der Inspirationn und Idee, die sich bei den Künstlern festgesetzt hat. Es heißt ja, dass Ideen hartnäckiger sind als Erinnerungen.

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  • Jetzt erfahren wir also von dem Pakt, den Henry geschlossen hat. Geliebt werden - wollen wir das nich alle ? Er hat sich aber trotzdem ganz schön reingeritten. Er merkt ja selbst, dass die Leute ihn nicht um Seines Willen lieben, sondern nur das, was sie sehen (wollen). Er ist also nur die Leinwand für das, was andere sehen wollen.

    Dass er und Addie sich treffen - ein Zufall ? Ich glaube nicht, kann aber noch nicht ganz greifen, wie ich das erklären soll. Ich glaube einfach irgendwie, dass Luc seine Hände im Spiel hat, um doch an Addies Seele zu kommen. Henry ist nicht unsterblich, wie sie. Also wird sie ihn früher oder später verlieren. Und dann vielleicht keine Lust mehr auf ihr Leben haben. Denn schliesslich ist sie dann wieder zum Vergessen werden verdammt. Und das nach einer Zeit puren Glücks, dass jemand sich an sie erinnert. :wave

  • mir erschließt sich nicht, wieso man Addie

    malen kann, aber nicht fotografieren. :(

    Addie kann nicht wirklich gemalt werde, also als realistisches Porträt, nur ihre Sommersprossen tauchen irgendwie in den abstrakten Werken der Künsterler auf, ohne dass die wissen wieso.

    Und wenn ein Künstler wirklich versuchen sollte ein Porträt zu malen, könnte er es nie vollenden, weil er nach der ersten Sitzung vergessen hätte, wenn er da überhaupt zu malen angefangen hat.

  • Jetzt erfahren wir also von dem Pakt, den Henry geschlossen hat. Geliebt werden - wollen wir das nich alle ? Er hat sich aber trotzdem ganz schön reingeritten. Er merkt ja selbst, dass die Leute ihn nicht um Seines Willen lieben, sondern nur das, was sie sehen (wollen). Er ist also nur die Leinwand für das, was andere sehen wollen.

    Dass er und Addie sich treffen - ein Zufall ? Ich glaube nicht, kann aber noch nicht ganz greifen, wie ich das erklären soll. Ich glaube einfach irgendwie, dass Luc seine Hände im Spiel hat, um doch an Addies Seele zu kommen. Henry ist nicht unsterblich, wie sie. Also wird sie ihn früher oder später verlieren. Und dann vielleicht keine Lust mehr auf ihr Leben haben. Denn schliesslich ist sie dann wieder zum Vergessen werden verdammt. Und das nach einer Zeit puren Glücks, dass jemand sich an sie erinnert. :wave

    Das waren auch meine Überlegungen.

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  • Hm ok. Vll hatte ich mir das Bild zu realistisch vorgestellt... vll muss ich es mal googlen. Kenne leider alle Kunstwerke gar nicht, die was mit ihr zu tun haben sollen.

    Ich habe das auch versucht, aber ich fürchte, das ist hier eher fiktiv.

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