Deutscher Buchpreis 2022

  • Mit den ersten Romanauszügen habe ich heute begonnen. Fatma Aydemir habe ich ausgelassen, da ich das Hörbuch bereits gehört habe. Bislang spricht mich noch keines Bücher an, und wenn doch, dann haut es mich in Sprache und Stil nicht um, wie z.B. Kristine Bilkaus Geschichte um ein durch den Nordostsee-Kanal geteiltes Dorf, das nicht nur geografisch, sondern auch sozial in Zu- und Abwanderung geteilt ist.

  • -Theresia Enzensberger: Auf See (Carl Hanser Verlag, August 2022)

    Von Autorin und Buch konnte ich gestern auf dem Poetenfest einen Eindruck gewinnen in Lesung mit nachfolgendem Interview. Ich fürchte, das negative Vaterbild würde mich bei der Lektüre des sonst interessanten Buches stören.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Von Autorin und Buch konnte ich gestern auf dem Poetenfest einen Eindruck gewinnen in Lesung mit nachfolgendem Interview. Ich fürchte, das negative Vaterbild würde mich bei der Lektüre des sonst interessanten Buches stören.

    Oh, das ist ja spannend. Warum würde dich das stören?

    (Mich kann so was nie abschrecken.)


    Je mehr ich mich mit den Büchern beschäftige, desto mehr will ich schon wieder lesen :rolleyes:


    Ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass Dschinns gewinnt.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Oh, das ist ja spannend. Warum würde dich das stören?

    (Mich kann so was nie abschrecken.)

    Ich sehe Väter lieber als Förderer und nicht Einschränker ihrer Töchter - besonders in solch utopischen Romanen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Ich könnte mir übrigens gut vorstellen, dass Dschinns gewinnt.

    Damit ist Fatma Aydemir heute um 13:30 Uhr am Poetenfest zu Lesung und Interview dran - bin schon gespannt darauf :)

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Nach der Leseprobe würde ich die "aktivistische Note" als den Punkt ansehen, der mich stört.

    Dieser Artikel beschreibt das sehr gut:

    https://www.deutschlandfunk.de/enzensberger-auf-see-100.html

  • Heute sagte man mir bei Thalia, dass das Buch mit den Leseproben noch nicht ausgeliefert sei. Da müssen wir noch etwas warten.

    Ich habe es heute in meiner Buchhandlung bekommen. Vielleicht ist es bei dir jetzt auch verfügbar. :wave


    Wir leben doch in einem Zeitalter, in dem nicht mehr verrissen, sondern relativiert wird

    Dabei können Verrrisse doch so unterhaltsam sein! :grin

  • Nach der Leseprobe würde ich die "aktivistische Note" als den Punkt ansehen, der mich stört.

    Dieser Artikel beschreibt das sehr gut:

    https://www.deutschlandfunk.de/enzensberger-auf-see-100.html


    Ich mag eigentlich überhaupt nicht Aktivismus in Romanen, zumindest keinen, der sich nicht direkt aus der Handlung ergibt, sondern dem Roman übergestülpt wird. Thesenromane eben. Aber insbesondere für einen Roman, der sich mit Dystopie und Utopien beschäftigt, die ja wirklich häufig mit dem erhobenen Zeigefinger geschrieben scheinen und mit dieser gleichzeitig anklagenden, aber selbstverliebten, gutmenschelnden Patina überzogen sind, fand ich diesen Roman überraschend nüchtern und sachlich. Was dabei auch half, war dass die beiden Hauptpersonen eher zufällig in solche Utopien hineingeraten, weil sie entweder hineingeboren werden oder weil ein Kunstprojekt schiefläuft. Und auch die Autorin bezieht für mich nicht eindeutig Stellung welche Utopien oder Lösungsansätze die richtigen wären, nur eben welche eindeutig die falschen sind.


    Die Mutter/Vaterkonstellation mit Yada fand ich spannend. Klar: sehr überzeichnet, aber die Männerfigur in Dröschers "Lügen über meine Mutter" fand ich noch überzeichneter. Das Anti-Patriarchische hat für mich hier etwas sehr Silicon-Valley-mäßiges. Man stellt sich vor Elon Musk würde in seinem männlichen Größenwahn versuchen die Klimakrise zu lösen. Und wir sind ja wirklich sehr nah an so einer Konstellation und ich zumindest finde dass die Tech-Industrie mit solchen Testosteron-getriebenden Strukturen geradezu durchzogen ist. Ich fand diesen Aspekt in diesen Roman also eigentlich stark.


    Den dritten Erzählstrang neben denen von Yada und Helena, Archiv, fand ich persönlich maximal überflüssig und eher schwach. Ich brauche nicht diese länglichen Erklärungen über L. Ron Hubbard und Scientology, solche Parallelen würde ich als Leser lieber selber aus der Handlung ziehen. Das ist tatsächlich ein wenig zu belehrend.


    Insgesamt fand ich den Roman recht gut lesbar, vielleicht sprachlich manchmal ein wenig zu schlicht und fast banal in seinen Motiven, aber in den stärkeren Momenten erinnerte mich der Roman an einen etwas weniger starken T.C. Boyle, der seine Figuren ja auch gerne utopische Weltentwürfe schmeißt und dann wie in einem wissenschaftlichen Experiment beobachtet, was sich daraus entwickelt.

  • Ist heute für 4.99€ im Angebot (ebook).

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Der Papierstau-Podcast bespricht wieder alle Bücher der diesjährigen Longlist. Ich hab gestern die erste Folge gehört und werde sicher auch die weiteren verfolgen, um zumindest einen Überblick über die vorgeschlagenen Bücher zu bekommen.


    Googol herzlichen Dank für deine tiefgehende Einschätzung! Ich habe die Leseprobe gelesen, sie hat mich leider wenig angesprochen. Aber vielleicht braucht das Buch ein bisschen, um sich zu entwickeln.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Wenn auch etwas spät, danke für Deinen Leseeindruck.

    Auf ein paar Aspekte Deines Beitrags möchte ich noch eingehen.

    Du erwähnst, dass der Roman sprachlich manchmal ein wenig zu schlicht und fast banal in seinen Motiven sei. Diesem Eindruck kann ich mich nach der Leseprobe völlig anschließen, doch dachte ich gleichzeitig nicht an T.C. Boyle sondern eher daran, dass die familiären Fußstapfen für die Autorin etwas zu groß sind und sie ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Im letzteren Punkt beziehe ich mich nur auf das sprachliche Vermögen, denn die Leseprobe gibt letztlich nicht mehr her.


    Du sprichst darüberhinaus die Tech-Branche an. Ist sie tatsächlich testosterongesteuert oder ist die Presse nicht insgesamt zu fokussiert auf Elon Musk? Die Antwort auf diese Frage kann offen bleiben; jedenfalls taugt die literarische Verarbeitung dieses Typ Manns mit Sicherheit für einen utopischen Roman.


    Im Ergebnis haben mich tatsächlich die sprachlichen Fähigkeiten der Autorin abgeschreckt; mal unabhängig davon, dass Zukunftsromane nicht zu meinem bevorzugten Genre gehören.