Diese Schuldfrage hört bei der Kinderserziehung lange nicht auf. Das typische Wort, das z.B. im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung verwendet wird, ist Kämpfen und zwar meist vom Erkrankten gegen die Krankheit. Und suggeriert damit in gewisser Weise auch eine Schuld des Erkrankten am Krankheitsverlauf.
Und auch an der Entstehung: Nicht geraucht, kein Alkohol getrunken? Dann muss es wohl zu wenig Sport sein, falsche Ernährung oder zu viel Stress. Jedenfalls irgendwie selbst Schuld.
In gewisser Weise ist das in diesem Buch en passant ja auch mal thematisiert, wenn auch mit einem etwas anderen Hintergrund: Bei Khaleds Entscheidung nicht asketisch zu leben, um die Krankheit vielleicht etwas länger in Schach zu halten, sondern stattdessen die verbleibende Zeit zu genießen, geht es vor allem um diese Entscheidung: Besser wenig Zeit mit Spaß als mehr Zeit ohne. Tatsächlich lebt er aber 2 Jahre statt einem halben oder einem.
Teddy entscheidet sich aus Angst andersherum: Und da ist sie wieder diese übersteigerte Optimierung, nur in diesem Fall als übersteigerte Selbstoptimierung.
Und in gewisser Weise wird es auch thematisiert in der kurzen Passage, in der Marie explizit darauf verzichtet, Khaled irgendwelche Wundermittelchen anzupreisen. (Und was wird nicht alles an Zuckerkügelchen in Kita-Kids reingeworfen, sobald sie sich mal hingelegt haben. Dabei enthält das klassische Küsschen auf den blauen Fleck doch den viel besseren Wirkstoff... )