Andere Sterne - Ingvild H. Rishoi

  • Andere Sterne

    Ingvild H. Rishoi

    DuMont Buchverlag

    ISBN: 3832182144

    152 Seiten

    22 Euro Gebundenes Buch

    6,99 Kindle


    Dies ist eine kleine und ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte. Schaut man, in welche Kategorien das Buch eingegliedert wurde, so findet sich zuerst „Alkoholsucht“ und dann „Geschenke für Väter“. Allein das ist schon bezeichnend, denn genau darum geht es in dieser berührenden Geschichte, die zwar weihnachtlich daher kommt, jedoch so gar keine Weihnachtsstimmung verbreitet.


    Es geht um Ronja und ihre große Schwester Melissa, die in einem Arbeiterviertel in Oslo leben und deren Leben nicht besonders einfach ist, denn der Vater ist Alkoholiker. Immer wieder verspricht er seinen Töchtern, dass alles besser wird und immer wieder werden sie von ihm enttäuscht.

    Als Ronja ihm vor Weihnachten eine Arbeit als Weihnachtsbaumverkäufer besorgt, scheint alles gut und Weihnachten mit einem eigenen Baum und vielleicht sogar einem vollen Kühlschrank rücken in den Bereich des Möglichen. Doch leider kommt es wie es kommen muss, der Vater lässt seinen Job und seine Töchter im Stich. Der Alkohol ist ihm wichtiger. Melissa will das nicht akzeptieren und springt für ihn ein. Auch Ronja macht mit und es könnte doch noch alles gut werden, aber so ist das Leben nicht und genau das wird beim Lesen dieses Büchleins klar…


    Das Buch ist nur kurz, aber es reicht aus, um nachdenklich zu machen. Ohne Kitsch wird hier dargestellt, was die Sucht nach Alkohol mit den Menschen anstellt und wie schlimm es die Angehörigen betreffen kann. Besonders berührend ist die Sicht von Ronja, die für ihr Alter schon sehr erwachsene Gedanken hat, bzw. haben muss, denn eine richtige Kindheit darf sie nicht haben. Sie vergleicht sich mit dem Märchen von dem Mädchen mit den Schwefelhölzern und man kann tatsächlich einige Gemeinsamkeiten entdecken.


    Das Ende der Geschichte hätte weihnachtlich und gern auch etwas mehr in Richtung Happy End gehen können, doch genau hier weicht das Buch von den Erwartungen ab, die man an eine Weihnachtsgeschichte hat und verlässt uns mit einem offenen Ende und jeder Menge Interpretationsmöglichkeiten.


    Ein wirklich lesenswertes Büchlein, das nicht nur zur Weihnachtszeit eine Botschaft zu überbringen hat.


    ASIN/ISBN: 3832182144

  • Darum geht’s

    Ronja lebt mit ihrer großen Schwester Melissa und ihrem Vater in einem Arbeiterviertel in Oslo. Da der Vater mit Alkoholproblemen kämpft, hat das große Einwirkungen auf das Familienleben und die Mädchen müssen auf viel verzichten. Sie sind jedoch froh und dankbar, einander zu haben. Ronjas größter Wunsch wäre ein Christbaum für das Weihnachtsfest. Die Erfüllung des Wunsches scheint zum Greifen nah, als dem Vater ein Job bei einem Weihnachtsbaummarkt angeboten wird. Es sieht so aus, als ob alles gut werden könnte… wenn nicht der Vater ein Rückfall erleiden würde. Melissa will aber nicht aufgeben und nimmt kurzer Hand seine Stelle ein. Ronja unterstützt sie, wo sie nur kann. Doch ein Sturm zieht auf – in Form des strengen Chefs und auch das Wetter wird immer stürmischer und eisiger…


    So fand ich’s

    Die Geschichte wird aus der Sicht von Ronja erzählt und ich finde, dass die Autorin den Tonfall der Schülerin perfekt getroffen hat. Man sieht alles durch Kinderaugen und empfindet beim Lesen alles intensiv mit. Ronja und Melissa sind so tapfere Mädchen und verlieren trotz allen Entbehrungen nie den Mut. Dadurch ist es trotz bedrückender Atmosphäre eine Geschichte über Wünsche, Hoffnung und Herzenswärme.


    Für mich ist die Geschichte schwer einzuordnen. Es gibt Ansätze von einem modernen Märchen. Allerdings muss man bereit sein und sich darauf einlassen, um dann das „Märchenhafte“ zu entdecken. Ich finde aber auch, dass die Erzählung vor allem zum Schluss hin etwas von einer Parabel hat.


    Das Ende hat mich erst verwirrt zurück gelassen und ich musste die letzten Seiten ein zweites Mal lesen und alles dann erstmal auf mich wirken lassen. Der Schluss ist im Grunde offen und es ist nicht so richtig klar, was genau geschieht und vor allem wie es weitergehen wird. Da bleibt sehr viel Spielraum für die eigene Phantasie des Lesers und ich könnte mir vorstellen, dass das nicht immer gut ankommt. Je länger ich aber darüber nachdenke, passt das Ende tatsächlich perfekt zu dem, wie sich die Geschichte im Verlaufe entwickelt hat.


    Romantik und Kitsch darf man hier auf keinen Fall suchen. Es ist eine Geschichte über einen grauen und vor allem schwierigen Kinderalltag. Dennoch verliert man den „Stern“, sprich die Hoffnung, durch Ronjas Wesen und ihre besondere Gedankenwelt nie aus den Augen.

    Es ist ein Büchlein, auf das man sich meiner Meinung nach einlassen muss. Aber dann bekommt man ganz besonders berührende Lesemomente geschenkt.

  • INGVILD H. RISHØI wurde mit Erzählungen und Kinderbüchern bekannt. Mit ›Winternovellen‹ gewann sie 2014 den Kritikerpreis für das beste norwegische Buch des Jahres und dazu den Brage-Preis. In Deutschland stand der Erzählband auf der Hotlist 2016. Auch für ihre Kinderbücher wurde Rishøi bereits mehrfach ausgezeichnet. Ingvild H. Rishøi lebt in Oslo.


    "Kämpfen bringt nichts", sagt Papa immer. "Vergiss es einfach, man kämpft immer gegen Windmühlen." (Buchauszug)

    In einem Arbeiterviertel in Oslo leben Ronja und ihre große Schwester Melissa mit ihrem Vater. Es ist kurz vor Weihnachten und Ronja wünscht sich nichts sehnlicher als ihren eigenen Weihnachtsbaum. Doch wie wollen sie den bezahlen, wenn der eigene Vater keine Arbeit hat oder das Geld, welches er verdient für Alkohol ausgibt? Kurzfristig wird alles gut, nachdem er einen Job als Weihnachtsbaumverkäufer bekommt, doch dann beginnt er erneut zu trinken. Melissa sieht keinen anderen Ausweg, sie übernimmt den Job ihres Vaters und Ronja unterstützt sie dabei, bis es Ärger gibt. Komisch nur, dass Ronja immer wieder drei weise Männer begegnen, sie einen Stern sieht und schließlich sogar einen magischen Wald.


    Meine Meinung:

    Einerseits ist dieses Buch einen recht berührende Geschichte, anderseits war sie für mich an einigen Stellen mitunter etwas unverständlich und eigentümlich. Die beiden Mädchen Ronja und Melissa wohnen zusammen mit ihrem alkoholsüchtigen Vater. Was genau mit der Mutter geschehen ist, erfährt man hier nicht nur, dass ihr Vater immer wieder seine Arbeitsstellen wegen des Alkohols verliert. Am meisten leiden dabei die Kinder, die dadurch oft nichts Richtiges zu essen bekommen. Doch selbst wenn er Arbeit hat, sind die Mahlzeiten eher einfach. Allerdings hängen die Mädchen sehr an ihrem Vater und würden alles tun, nur um nicht ins Heim zu müssen. So ist es auch kurz vor Weihnachten, als Melissa den Job für ihren Vater übernimmt. Denn der ist wieder einmal seiner Sucht unterlegen. Dass sie von seinem Chef regelrecht ausgebeutet und ausgenützt wird, finde ich dabei die größte Frechheit. Das Ganze geht lange gut, bis Eriksen ihr Chef erfährt, dass Ronja ebenfalls beim Verkauf mithilft. Man spürt förmlich die Ängste der beiden Mädchen über ihre Aussichtslosigkeit. Diese weihnachtliche Kurzgeschichte hat mich sehr berührt, schon wegen dem, was die beiden Mädchen mit ihrem Vater mitmachen müssen. Ihre Ängste und Sorgen konnte ich gut nachvollziehen. Lediglich das Ende hat mich nicht überzeugen können. Der Leser könnte hier nun alles hineininterpretieren und so wirkt es eher wie ein offenes Ende auf mich. Doch sehr wahrscheinlich ist dies so gewollt vom Autor. Deshalb bekommt dieses moderne Weihnachtsmärchen mit dem etwas eigenartigen Abgang von mir 3 1/2 von 5 Sterne.


    ASIN/ISBN: B09YSVCSW8

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."