Susanne Goga - Glasgow Girls

  • Susanne Goga - Glasgow Girls

    (Erscheinungstermin 14. Dezember 2022, 384 Seiten)


    Glasgow 1892 – Als die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Olivia die Chance erhält, an der berühmten School of Art zu studieren, glaubt sie, am Ziel ihrer Träume zu sein. Doch sie ist nicht vorbereitet auf die für sie fremde Welt und die Intrigen, in die sie gerät. Dank einer einflussreichen Mäzenin setzt Olivia aber wagemutig und lebenshungrig ihren Weg als Designerin fort. Und sie lernt Gabriel kennen, einen schillernden Künstler aus London. Sein gut gehütetes Geheimnis gefährdet jedoch die tief empfundenen Momente des gemeinsamen Glücks ...


    Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern – mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman.



    Natürlich hatte ich von einigen Eulen nicht überhören können, dass Bücher der Autorin sehr gut gefallen. Auch in meinem Regal stehen diese Titel: Der verbotene Fluss und Der dunkle Weg – ungelesen – wie auch seit ein paar Wochen Leo Berlin-Ballhaus. Das Lesevergnügen kommt noch! Allerdings habe ich gerade festgestellt, dass ich eine ganze Menge an von Susanne Goga übersetzter Bücher in den letzten Jahren gelesen und weil sie mir sehr gut gefallen haben, auch weiter im Regal hüte.


    Für mich war daher eine hervorragende Gelegenheit, meinen ersten Roman von Susanne Goga in einer Leserunde lesen zu können. Eigentlich lese ich seit Jahren nur weihnachtliche, winterliche Bücher im Advent. „Glasgow Girls“ passte hier aber wunderbar dazwischen. Der Klappentext sprach mich schon sehr an und interessierte mich thematisch und mitzulesen, war eine sehr gute Entscheidung.


    Ich lese sehr gern historische Romane, auch gern, wenn die Geschichte nur auf einer Zeitebene spielt. Überwiegend habe ich in diesem Jahr hist. Romane gelesen, die während, zwischen und nach den beiden Weltkriegen spielten. So war es toll, nun mal wieder in die Welt kurz vor 1900 einzutauschen.


    Der Roman lässt sich sehr angenehm und gut lesen. Durch viele kurze Kapitel wurde ich verführt, schnell noch ein Kapitel mehr zu lesen. Das Cover passt zur Geschichte und hebt sich ab, endlich mal ohne Frau in irgendeiner Darstellungsform. Sprachlich und erzählerisch ist der Roman top.


    Sehr schnell mochte ich die Protagonistin, Olivia, ein künstlerisch begabtes junges Mädchen, welche mit ihrer Mutter, einer Näherin und ihrem Bruder in einfachen Verhältnissen wohnt. Als es gilt, Geld zu verdienen, sucht sie ihr Glück als Hilfe/Bedienung in einem Glasgower Teesalon. Diesen beschreibt die Autorin so bildhaft, dass ich schöne Ausstattung, nettes Ambiente, einen tollen Rückzugsort, vor Augen hatte. Wenn auch die Arbeit hart ist, Olivia genießt die Atmosphäre, saugt ein wenig "Duft der weiten Welt" ein, träumt von einer künstlerischen Arbeit. Miss Cranston, die Betreiberin dieser Teesalons, eine historisch belegte Person, ist eine beeindruckende Person und sie wird zur Förderin von Olivia. Sie ermöglicht ihr den Besuch der School of Art – eine einzigartige Chance vielfältige Herstelltechniken zu erlernen und anderen Künstlern zu begegnen. Bei der künstlerischen Ausbildung in den versch. Disziplinen, wie Handarbeit, Zeichnen, Töpfern etc. dachte ich natürlich auch an Deutschland, das Bauhaus mit seiner besonderen Förderung von jungen Leuten. Seit ich in Weimar mich mit dem Thema beschäftigt habe, Bücher zu der Zeit gelesen habe, habe ich ein anderes Gefühl dafür.


    Olivias Weg ist einerseits gradlinig, aber nicht ohne Stolpersteine. Die Liebe begegnet ihr, erste bezahlte Aufträge kommen und bringen Anerkennung – für den Erfolg arbeitet sie hart. Es ist schön Olivias Entwicklung vom 14-jährigen schüchternen Mädchen zur jungen Frau mitzuerleben, die mutig für sich kämpft und ihrer Kreativität Raum gibt und ausgestaltet. Warmherzige und liebevolle Menschen stehen ihr einerseits beiseite, aber sie muss auch zurecht kommen mit Personen, die nicht das Beste für sie wollen.


    Sehr gern habe ich Olivias Geschichte gelesen, von der künstlerischen Ausbildung zu dieser Zeit einer tollen Möglichkeit in Glasgow. Ich habe mich sehr wohl gefühlt mit der Geschichte, cosy with a cup of tea and biscuits. Wünsche dem Buch viele Leser und ich habe mir den Titel notiert, um ihn im nächsten Jahr in der Bücherei beim „Leser stellen sich gegenseitig Bücher vor-Abend“ vorzustellen.


    Ich danke dem Verlag für das Leseexemplar, Susanne Goga für die engagierte und informative Begleitung der Leserunde und der Büchereule für die Möglichkeit des gemeinsamen Lesens.

    ASIN/ISBN: 3453361202

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Olivia möchte eigentlich nur eines: Zeichnen und Malen. Doch sie kommt aus einfachen Verhältnissen und jeder Penny muss umgedreht werden. Als sie in der Fabrik anfangen soll zu arbeiten ergreift sie die Chance statt dessen und fängt bei Miss Cranston in einem ihrer Teesalons an. Diese erkennt Olivias künstlerisches Talent und fördert sie. So kommt sie an die Glasgow School of Arts und hat dort die Möglichkeit einen eigenen Stil zu entwickeln und auch Geld mit ihrer Kunst zu verdienen. Doch nicht jeder hat ihr Wohl im Sinn.


    Susanne Goga entführt uns in ein Milieu in Glasgow, das ich bis jetzt nicht kannte. Die Glasgow School of Arts hat mir bis dato nichts gesagt, umso schöner war es, die Menschen dort in diesem Buch kennenzulernen. Die Autorin bettet Olivias Geschichte in die realen Vorkommnisse der Zeit ein und viele der erwähnten Künstler haben zu dieser Zeit tatsächlich an dieser Schule gelernt und gelehrt. Auch Miss Cranston und ihre Teesalons gab es wirklich, die müssen damals wirklich ganz außerordentlich gewesen sein und Miss Cranston war wohl auch eine Unterstützerin der Schule und ihrer Künstler.


    Olivia hat in dieser Geschichte sicherlich viel Glück, aber sie arbeitet auch hart dafür. Neben ihren Studien an der Schule arbeitet sie für ihren Lebensunterhalt und entwirft noch nebenbei Dinge für den freien Markt, mit denen sie ihre ersten Verdienste hat. Umso schöner war es zu erleben, dass sie an der Schule nicht nur Förderer sondern auch wahre Freunde trifft, die ihr beistehen.


    Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Man lernt ganz nebenbei die Glasgow School of Arts kennen und den berühmten Glasgower Stil, der in dieser Zeit entstanden ist. Die Geschichte liest sich mitreißend und man fiebert mit Olivia mit und hofft, dass sie die Chance bekommt, ihr Leben so zu leben, wie sie sich das vorstellt. Die Charaktere sind toll gezeichnet mit ihren Vorzügen, aber eben auch mit ihren Schwächen. Und das Glasgow dieser Zeit wird einfach lebendig beim Lesen.


    Ich kann das Buch nur empfehlen und würde mich freuen noch mehr von Olivia und ihrem weiteren Lebensweg zu lesen. Da gäbe es sicherlich noch ganz viel zu erzählen.


    10 von 10 Punkte

  • Kunst ist eigentlich so gar nicht mein Thema, aber da mir bisher alle Bücher, die ich von Susanne Goge gelesen habe, sehr gut gefallen haben, war dieses Buch hier die Gelegenheit einen Blick über den Tellerrand zu wagen und ich wurde auch nicht enttäuscht. Auch wenn ich mit der Kunst der GSA (wie nicht anders erwartet) nicht wirklich viel anfangen konnte, war es ehr interessant mehr über diese Schule zu erfahren.

    Mit Olivia bin ich auch direkt warm geworden und habe ihren Weg mit Interesse verfolgt, allerdings ging mir manches ein bisschen zu glatt, so dass die Spannung etwas auf der Strecke blieb.

    Aber insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, ein Wohlfühlbuch im besten Sinne.


    7/10 Eulenpunkten

  • Der Untertitel des Buches “Aufbruch in die Welt der Kunst” trifft den Inhalt sehr gut. Wir begleiten im Glasgow des Jahres 1892 Olivia, die sich in die Welt der Kunst aufmacht, dort viele Begegnungen (auch mit historischen Persönlichkeiten) hat, Freunde findet und ihre ersten positiven wie auch negativen Erfahrungen mit dem Kunstbetrieb macht. Das alles ist sehr kurzweilig und unterhaltsam geschrieben, so dass mir das Lesen großen Spaß gemacht hat. Lehrreich ist es außerdem, da ich nicht nur viel über die Glasgow School of Art und ihre Künstler, sondern auch über Glasgow und das Leben dort – gerade der ärmeren Schichten – erfahren durfte.


    Der zeitliche Rahmen erstreckt sich über mehrere Jahre und so können manche Entwicklungen nur im Zeitraffer dargestellt werden. Trotzdem lebt das Buch von vielen liebenswerten Details wie die anschauliche Schilderung der Teesalons von Miss Cranston. Etwas irritiert haben mich aber gerade anfangs die kurzen Kapitel, kaum in der Szene angekommen, was sie auch schon wieder zu Ende. Da hätte ich mich gern länger „festgelesen“.


    Es ist ein eher ruhiges Buch, wir dürfen Olivia und ihrer Kunst beim behutsamen „Wachsen“ zusehen. Spannung kommt erst im letzten Viertel auf, als sich Olivia beweisen muss. Überhaupt ist Olivia eine starke Persönlichkeit, bei der man sehr schön eine deutliche Entwicklung sieht. Ich mochte sie, vor allem, wie sie für ihre Ziele einsteht.


    „Aufbruch in die Welt der Kunst“ trifft aber auch für mich persönlich zu. Das Buch hat mich angeregt, mir verschiedene Gedanken rund um das Thema Kunst zu machen, über den Begriff „Kunst“, über Design, über Alltagskunst… Ich schätze Bücher, die so etwas anstoßen.


    Fazit: Ein unterhaltsames und anregendes Buch, das zudem viele historische Fakten vermittelt und zu verschiedenen Gedanken rund um das Thema Kunst einlädt. 8 gute Eulenpunkte (von zehn).

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Olivias Weg zur Künstlerin...


    Ich kenne von Susanne Goga jetzt (leider!!!) alle vorhandenen Leo-Wechsler-Romane (Krimi-Reihe aus Berlin der 1920-er Jahre) und einen ihrer historischen Romane „Das Haus in der Nebelgasse“ (ebenfalls empfehlenswert!). Nun jetzt also ihr neuestes Buch „Glasgow Girls“…

    Schon das Cover empfand ich als wohltuend, es war endlich mal keine Frau von hinten, von vorn, von der Seite auf einem hellblauen Cover mit einer Stadt-Silhouette im Hintergrund, sondern es ist der Ausschnitt eines Gemäldes von John Atkinson Grimshaw (1836 – 1893) und stellt wohl eine Straße in Glasgow in der Dämmerung dar, den genauen Titel habe ich bisher noch nicht herausbekommen – schon einmal der erste Pluspunkt, obwohl ich eigentlich gar kein Cover-Typ bin!

    Ich mag historische Romane, bei denen man sich noch weiterführende Informationen einholen kann und dieser Leidenschaft konnte ich ja schon gleich mit dem Cover frönen, aber das Buch ist insgesamt eine gelungene Mischung zwischen Historie und Fiktion, so dass ich häufig weitere Erklärungen lesen konnte.

    1892: Olivia ist künstlerisch hochbegabt, aber ihre Chance, an der Glasgow Schools of Art (GSA) studieren zu können, ist äußerst gering, da sie nach dem Tod des Vaters zum Lebensunterhalt für sich und ihre Mutter beitragen muss. Eigentlich soll sie in einer Fabrik arbeiten, aber sie sucht sich gegen den Willen der Mutter eine Stelle als Servierhilfe in Miss Cranstons Teesalon (Kate Cranston: 1849 – 1934, war eine der führenden Persönlichkeiten in der Entwicklung von Teesalons, Olivias Arbeitsplatz hat tatsächlich existiert. Miss Cranston war eine Mäzenin der GSA). Auch Miss Cranston entdeckt Olivias Talent und macht ihr das Angebot, sie finanziell zu unterstützen, während sie das Kunststudium absolviert. Aber trotz allem ist Olivia ihren Mitstudentinnen nicht gleichgestellt, kommen sie doch alle aus wohlhabenden Elternhäusern, während Olivia weiterhin bei Miss Cranston arbeitet, um ihre Mutter zu unterstützen.

    Aber Olivia findet im Leiter der GSA, Francis Newbery und seiner Frau Jessie (auch historische Persönlichkeiten), Menschen, die sie in ihrem Weg bestärken und ermutigen.

    Wir begleiten Olivia über mehrere Jahre während ihrer Ausbildung, erleben Höhen und Tiefen ihres kreativen Schaffens und ihres persönlichen Lebens, freuen uns über ihre Erfolge, trauern mit ihr bei Misserfolgen. Immer wieder kreuzen Künstler ihren Weg, die es tatsächlich gegeben hat…Aber natürlich: auch schon damals war der Kunstmarkt voll von Fallstricken und Intrigen, in die Olivia naiv und unvorbereitet hineinstolpert und durch die sie sogar fast ihren ehrlichen Ruf verliert.

    Ein interessantes, z.T. auch mich berührendes Buch, dass ich von der ersten bis zur letzten Seite mit Spannung gelesen habe. Zum einen fand ich Olivia und ihren Werdegang ausgezeichnet dargestellt, zum anderen faszinierte mich auch die Beschreibung der GSA (teilweise erinnerte mich das Konzept an das „Bauhaus“ in seinen frühen Jahren), für die damalige Zeit unkonventionell und fortschrittlich!

    Ich kannte ja schon diverse Romane der Autorin, aber ich war wieder einmal beeindruckt von ihrem anschaulichen und lebendigen Schreibstil, die Personen (egal, ob historisch oder fiktiv) agieren alle vollkommen authentisch, so dass bei mir als Leserin der Eindruck entstand, ich sei mittendrin im Geschehen und könne Olivia zur Seite stehen…

    Ein Nachwort rundet das Buch sehr gut ab, dort erfahren wir u.a., dass die Frauen der GSA sich selbst nie als „Glasgow Girls“ bezeichnet haben, dieser Name wurde erst 1990 bei einer Ausstellung von der Kuratorin „erfunden“.

    Wieder mal ein Roman von Susanne Goga, der mich begeistert in seinen Bann gezogen hat und den ich selbstverständlich gern weiterempfehle!

  • Inhalt

    Olivia liebt es zu zeichnen. Als sie durch Zufall die Gelegenheit bekommt, einen Empfang bei der berühmten Glasgow School of Arts zu besuchen, wird ihr klar, sie möchte diese Schule besuchen und Kunst zu ihrem Beruf machen. Aber ist das möglich für ein Mädchen aus der Arbeiterklasse im Glasgow des 19. Jahrhunderts?


    Meine Meinung

    Mit diesem Buch ging es mir wie mit den meisten Büchern von Susanne Goga: Kaum hat man die ersten Seiten gelesen, schon fühlt man sich mittendrin in der Geschichte, fühlt sich versetzt ins 19.Jahrhundert. In Olivia konnte ich mich gut hineinversetzen und ich habe im Verlauf der Erzählung sehr mit ihr mitgefiebert und mitgelitten. Sie hat mich beeindruckt, denn sie ist ein sehr willensstarkes und – für die damalige Zeit sehr selbstbewusstes und eigenständiges Mädchen, dass sich für seine Träume und Ziele einsetzt und sich auch von Widrigkeiten nicht aus der Bahn werfen lässt. Dass das Ganze in der Glasgower Kunstszene spielt, fand ich sehr faszinierend – ich muss gestehen, dass ich von der Glasgow School of Arts vorher noch nie gehört hatte. Hier prallen Welten aufeinander: Das Mädchen aus der Arbeiterklasse und ihre Mitschüler und Lehrer, die aus höheren Schichten stammen. Olivia integriert sich sehr schnell, ihre Begeisterung für Kunst und ihr Talent zählen hier mehr als ihre Herkunft. Trotzdem hat sie es nicht leicht, denn sie muss im Gegensatz den anderen neben ihrem Studium arbeiten, auch wenn sie in ihrer Chefin eine Gönnerin findet, die für ihre Studiengebühren aufkommt. Natürlich darf auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen, die nicht ganz ohne Komplikationen verläuft. Aber alle Konflikte lösen sich – das ist für meinen Geschmack etwas zu harmonisch, macht aus dem Roman aber ein echtes Wohlfühlbuch.


    Fazit:

    Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, für mich ein schöner Start ins neue Lesejahr. Eine echte Leseempfehlung, für die ich gern 8 Punkte gebe.

    Herzlichen Dank an Susanne Goga für die Begleitung der Leserunde.

  • Susanne Goga: Glasgow Girls. Aufbruch in die Welt der Kunst, München 2022, Diana Verlag, ISBN: ‎978-3-453-36120-1, Klappenbroschur, 381 Seiten, Format: 11,8 x 3,2 x 19 cm, Buch: EUR 12,00 (D), EUR 12,40 (A).


    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass schon vor unserer Geburt festgelegt ist, wem wir irgendwann einmal begegnen. Auch nicht durch Gott. Aber ich glaube an etwas anderes: Wenn ich etwas will und es mir wirklich wünsche und mich darum bemühe, kann es Wirklichkeit werden. So wie die Sache mit meinem Studium.“ (Seite 137)


    Die großen Träume einer Arbeitertochter


    Glasgow 1892 ff.: Die Arbeitertochter Olivia MacLeod zeichnet gern und gut und träumt davon, als Künstlerin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch für einen Teenager aus dem ärmlichen Viertel Dennistoun ist das unerreichbar. Nie wird sie genügend Bildung und Geld aufbringen können, um an der Glasgow School of Arts studieren zu können, von der ihr Alistair „Allie“ Campbell, ein Freund seit Kindertagen, so begeistert erzählt hat.



    Zwei Zufallsbegegnungen verändern Olivias Leben: Sie läuft dem Architekten Charles Rennie Mackintosh buchstäblich über den Weg und sie findet Arbeit in einem der Teesalons von Kate Cranston, die dafür bekannt ist, Künstler:innen großzügig zu fördern.


    Die Chefin erkennt Olivias Talent


    Miss Cranston ist sehr zufrieden mit ihrer neuen Kellnerin und fällt nach zwei Jahren guter Zusammenarbeit aus allen Wolken, als sie feststellt, wie gut ihre Bedienung zeichnen und sticken kann und dass sie ihre private Kleidung selbst entwirft. Sie bietet Olivia an, ihr die Studiengebühren für die Glasgow School of Arts vorzustrecken. Olivia kann das Geld abarbeiten und/oder später zurückzahlen.


    Die begabte junge Kellnerin kann ihr Glück kaum fassen. Ihr persönliches Umfeld aber ist stinksauer. Aufstiegsversuche sind da nicht gern gesehen. Wenn es nach Familie und Freunden ginge, müsste Olivia ihre Träume aufgeben, ihren Kindheitsfreund Allie heiraten und in dem Restaurant bedienen, in dem er als Koch arbeitet. Aber, sorry, Leute, das ist nicht Olivias Plan!


    Sie nimmt das Angebot ihrer Chefin an. Einfach ist das alles nicht. Ihre Mitschülerinnen entstammen der wohlhabenden Mittelschicht, werden von ihren Familien unterstützt und gefördert und können sich voll auf ihr Studium konzentrieren. Und Zeichenunterricht hatten sie von Kindesbeinen an. Olivia ist Autodidaktin, muss neben dem Studium arbeiten und hat daheim mit einer feindseligen Stimmung zu kämpfen.


    Ein unerwartetes Angebot


    Aber sie beißt sich durch und findet an der Schule Menschen, die sie mögen, schätzen und fördern. Nur mit dem Zeichenlehrer Robinson rasselt sie aneinander. Er scheint nicht viel von ihr zu halten. Umso überraschter ist Olivia, als er ausgerechnet auf sie zukommt und ihr einen bezahlten Auftrag einer Porzellanfabrik vermittelt. Sie kann das Geld gut gebrauchen! Seltsam nur, dass sie über diesen Job absolutes Stillschweigen bewahren muss. Aber gut, der Professor muss es ja wissen!



    Ein Skandal aus heiterem Himmel


    Aus heiterem Himmel findet sich die gutgläubige Olivia im Zentrum eines handfesten Skandals wieder und droht alles zu verlieren, was ihr wichtig ist und wofür sie so hart gearbeitet hat. Nicht einmal ihre engsten Freunde glauben ihr! Jetzt kann eigentlich nur noch ein Wunder helfen. Oder ein paar Herrschaften hier packen endlich mal die Wahrheit auf den Tisch!


    Das ist wieder so ein Buch, bei dem man nebenher ständig googelt, weil man wissen will, wie denn die künstlerischen Werke wirklich ausgesehen haben, auf die im Roman Bezug genommen wird.


    Man kann nicht umhin, Olivia zu bewundern, wie sie sich gegen alle Widerstände in einer für sie fremden Welt behauptet. Und man ahnt die ganze Zeit, dass es für sie wohl nicht stetig aufwärts gehen wird und dass irgendwann der Moment kommen muss, der sie wieder in das ärmliche Leben zurückkatapultieren könnte, das sie niemals führen wollte.


    Aufstieg und Fall einer Arbeitertochter? Als Leser:in hofft man, dass sie sich mit der ihr eigenen Zähigkeit aus ihrer existenziellen Krise wieder herauswursteln wird.


    Aus der Traum?


    Olivia ist klug und talentiert, beharrlich und ehrgeizig, aber mitunter auch naiv und vertrauensselig. Mit manchen Ideen und Schurkereien, mit denen sie jetzt konfrontiert wird, ist sie noch nie zuvor in Berührung gekommen. Ist sie dem Künstlerleben, das sie unbedingt führen will, überhaupt gewachsen?


    Ich habe Olivia MacLeod sehr gern auf ihrem eigenwilligen Weg begleitet. Nur hatte ich gehofft, dass man der intrigantesten Person in dieser Geschichte so kräftig in den Allerwertesten treten würde, dass sie so eine Nummer garantiert nie wieder abziehen kann. Danach sieht es leider nicht aus. Aber wer weiß? Vielleicht eilt ihr ja fortan ihr schlechter Ruf voraus. Dafür kann man in einer überschaubaren und gut vernetzten Szene ganz gut sorgen …


    Es ist ein gutes Zeichen, finde ich, wenn man sich noch über den Roman hinaus Gedanken über das Schicksal der Figuren macht. Dann haben sie für uns Leser:innen wirklich sowas wie ein Leben entwickelt.


    „Man taucht in die faszinierende Welt der schottischen Teesalons ein. Erfährt die Entwicklung der Arts-und-Crafts- und Jugendstil-Bewegung sowie die gesellschaftlichen Umgangsformen und Kleidermoden und dass viele Künstlerinnen Ende des 19. Jahrhunderts wegweisend und sehr erfolgreich waren.– Aus dem Pressetext des Verlags


    Historische Persönlichkeiten, die im Buch vorkommen:


    Nell Paxton Brown, Kate Cranston, De Courcy Lewthwaite Dewar, Annie French, Frances Macdonald, Margaret Macdonald, Charles Rennie Mackintosh, Herbert McNair, A.J. Moffat, Anna Muthesius, Hermann Muthesius, Francis Newberry, Jessie Newberry, Gleeson White, Oscar Wilde


    Die Autorin


    Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern – mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder ins geschichtsträchtige 19. Jahrhundert. Die Künstlerinnen in Glasgow, die dort in jener Zeit ein kreatives Forum gründeten und in ganz Europa berühmt wurden, waren Inspiration für ihren neuesten Roman.


    ASIN/ISBN: 3453361202

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Informative Reise in ein mir unbekanntes Thema


    Die School of Arts und ihre Geschichte in Glasgow war für mich Neuland.

    Dies hat sich nun geändert.

    Susanne Goga erzählt die Geschichte von Olivia, einem Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, die ihren Weg in die School of Arts findet.

    Denn Künstlerin zu sein - das ist Olivias langgehegter Traum.

    Und sie setzt alles daran, dieses Ziel zu erreichen.


    Ich habe viel über die Schule, ihr Werden und ihre Ziele, erfahren.

    Das alles hat mich neugierig auf Glasgow gemacht.


    Natürlich hat in diesem Buch auch eine Liebesgeschichte ihren Platz.

    Diese ist interessant aufgebaut und der eine oder andere Nebenschauplatz bietet Raum für ein paar Irrungen und Wirrungen.


    Insgesamt ein schönes, ruhiges und informatives Buch.