'Wie Papierschiffchen im Fluss' - Seiten 093 - 173

  • Bevor ihr euch jetzt zu sehr auf die „böse“ Schwiegermutter einschießt, möchte ich der Vollständigkeit halber auch mal erwähnen, dass es auch „doofe“ Schwiegertöchter gibt :grin. Und wahrscheinlich ist in den meisten Fällen auch nicht eine „schuld“, sondern die Vorstellungen und Erwartungen klaffen einfach zu weit auseinander. Was auch bei Janna eine nicht unerhebliche Rolle spielen könnte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Durch diesen Abschnitt bin ich gestern geflogen.


    Nun erfahren wir also, wie Simon und Janna sich getroffen haben, in der Nacht, nachdem Maris mit ihr Schluss gemacht hat. Komisch, dass sie in all den Jahren nie über ihre Vorgeschichte gesprochen haben. Selbst, wenn man nicht in allen Details über die Vorgänger spricht, weiß man doch so ungefähr Bescheid, oder?


    Dass Janna so ziemlich jede Gelegenheit verpasst, sich auszusprechen, finde ich sehr schade.
    Klar ist es nicht die beste Art, per Whats app eine Eheberatung vorzuschlagen, aber Simons Reaktion darauf fand ich auch komisch: „Könne wir nicht einfach so darüber reden, wenn dir was fehlt?“ Fehlt ihm nichts? Aber ja, erstmal miteinander reden wäre auf jeden Fall hilfreich und nach dem Wochenende auch definitiv angebracht gewesen.
    Und dass sie Maris so gar keine Chance gibt, sich zu erklären, ist so dämlich, dass ich mich richtig über sie geärgert habe.


    Mein Verdacht aus dem vorherigen Abschnitt, dass Maris wusste, dass er auf Janna trifft, ist richtig, er sagt es ja selbst, dass er das Angebot erst ablehnen wollte, dann aber gehofft hat, dass sie auch nochmal reden möchte.


    Simon ist aber auch nicht ohne. Janna indirekt zu beschuldigen, den Haushalt zu vernachlässigen, wo sie genauso viel wie er arbeitet und es eine Haushaltshilfe bzw. Au Pair gibt, ist einfach unfair. Und ihr vorzuhalten, dass sie nur Geld dirch ihn hat, ebenso. Sowas verletzt und da kann ich Janna verstehen, dass sie das nicht einfach so zur Seite wischen kann.

    Jannas Vater mag ich, dass er ihr die Möglichkeit gibt zu sprechen, ohne zu drängen. Dass und wie er sich um Fiona kümmert. Aber anhand der Beschreibung hätte ich ihn auch für viel älter gehalten. Mit Mitte 60 ist man ja heutzutage ganz anders drauf als die Generation davor. Meine Mutter habe ich mit 50 für alt gehalten, mich selbst dagegen empfinde ich dazu im Vergleich als maximal 40.


    Ich bin gespannt, ob wir noch was über Jannas Mutter erfahren. Die Szene, Sommer 1992, als Janna mit ihrem Vater per Boot an dem tollen Haus vorbei fährt und dort eine Frau mit einem Kind sieht, die ihrer Mutter so ähnlich sieht - ob es nicht doch Jannaas Mutter war? Was ist damals bloß passiert, dass sie keinen Kontakt mehr hatten.


    Kapitel 8: Janna sagt ganz klar, dass sie Simon nicht nur geheiratet hat, weil sie ihn liebte, sonder weil sie durch ihn das wurde, was sie sein wollte. Bei Bauern sagt man immer so schön „Liebe vergeht, Hektar besteht“, das war hier also auch ganz klar der Fall. Aber den Ring durch Helena überbringen zu lassen, finde ich schräg. Heiratsanträge macht man doch persönlich?


    Die Überschriften der Ausstellungen finde ich komisch, ich verstehe die nicht. „Bestürzten Aufblicks“, was soll das sein?

  • Aber den Ring durch Helena überbringen zu lassen, finde ich schräg. Heiratsanträge macht man doch persönlich?

    Das muss ich irgendwie übersehen haben. Auf welcher Seite kommt das vor?

    Ist natürlich schon schräg, wenn das so war.



    Die Überschriften der Ausstellungen finde ich komisch, ich verstehe die nicht. „Bestürzten Aufblicks“, was soll das sein?

    Da habe ich mich auch gewundert. Klingt schon ziemlich abgehoben und künstlerisch.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Die Überschriften der Ausstellungen finde ich komisch, ich verstehe die nicht. „Bestürzten Aufblicks“, was soll das sein?


    Du bist die erste, die dazu je was angemerkt hat. Ich hatte mich schon gefragt, ob überhaupt jemand diese Zwischenkapitelchen liest. Bin sehr gespannt, was du am Ende dazu denkst. Ich schreibe evtl gleich noch was im "bis zum Ende"-Thread.

  • Ich muß jetzt doch ein bisschen aufpassen, dass ich hier nicht übers Ziel hinaus schiesse, denn ich bin inzwischen bereits im nächsten Abschnitt angelangt.


    Ich wundere mich eigentlich immer noch / immer mehr, dass Simon keine Ahnung hat, wer "der Mann vor ihm war" der Janna ja augenscheinlich das Herz gebrochen hat. Im Laufe einer 15jährigen Beziehung erfährt man doch, welche Menschen im (Vor-)Leben des anderen wichtig waren.


    Aber Kommunikation scheint nicht so die Stärke der beiden zu sein, das merke ich immer wieder. Es kommt in diesem Abschnitt auch mal so ein Satz, in der es heißt, dass die Kommunikation auf Sparflamme läuft und dann "... Wir haben inzwischen Übung darin".


    Über "Königssteine" habe ich mir auch so meine Gedanken gemacht und würde "KönigStein" hier auch gleichberechtigter finden. Firefly Hier würde mich als Frage an Dich als Autorin interessieren, ob das mit Absicht so war, dass es quasi weniger gleichberechtigt wirkt oder ob wir das hier nur hinein interpretieren?


    Bei der Beschreibung von Jannas Vater stört mich auch ein wenig an der Beschreibung, wie geistig fit und rege er TROTZ seiner 65 Jahre ist. Heutzutage ist man mit 65 noch nicht alt.


    Jannas Vater mag ich aber. Er scheint nicht verkehrt zu sein und an dem, was er über das Hegen und Pflegen der Liebe sagt, ist was Wahres dran. Wie es scheint, hatte nur seine Frau irgendwann keine Lust mehr darauf?

    Ich vermute auch, dass Simon auf Abwegen wandelt. Der Segelkurs der Kinder, das heruntergefallene Handy. Und ja, es ist auch höchst verdächtig, dass Helena zeitgleich auch nicht erreichbar ist. Bei ihr frage ich mich immer, welche Ziele sie verfolgt und ob es den geheimnisvollen verheirateten Lover Phillip denn auch wirklich gibt.


    Die Frage, die sich mir hier gegen Ende stellt: warum drängt Helena Janna wirklich dazu, nach Potsdam zu fahren? Um Janna "zu zwingen", die Sache mit Maris endgültig zu klären? Oder dass sie gar kein Rücken hat, dafür aber freie Bahn bei Simon?


    Hier habe ich noch Klärungsbedarf. :lache


    Die Kapitelüberschriften sind nach wie vor böhmische Dörfer für mich. Im Kindle ist aber nicht so komfortabel schnell mal zurückswitchen wie in einem "Papierbuch" für mich.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Über "Königssteine" habe ich mir auch so meine Gedanken gemacht und würde "KönigStein" hier auch gleichberechtigter finden.

    Ich finde das total interessant, dass so viele eine Ungleichbehandlung hinter dem Firmennamen vermuten. Mir ist das gar nicht so bewusst gewesen, dass man das da so rein interpretieren kann. Und warum sollte man das auch tun?


    Ich persönlich finde ich dieses Wortspiel mit den beiden Nachnamen sehr geschickt für ein Architekturbüro. Die Steine stehen für mich fürs Bauen (da braucht man definitiv mehr als nur einen) und die durch den vorangestellten König hervorgehobene "Veredelung" dieser Steine interpretiere ich mehr als Exklusivität oder eine besondere Architektur, etwas, dass man nicht überall bekommt. Und so ähnlich erklärt Janna das ja auch den Studenten in ihrem Vortrag, dass sich das Büro auf die Fahne geschrieben hat, die (besonderen) Wünsche ihrer Klientel wie gewünscht umzusetzen und nicht die eigene Linie zu fahren. Der Kunde ist in diesem Fall König. Ganz ohne Gleichberechtigung.

  • Normalerweise wäre mir das gar nicht aufgefallen, aber im Hinblick auf das mangelnde Selbstwertgefühl von Janna habe ich da mal genauer hingeguckt und mir Gedanken gemacht. :lupe

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Janna heißt aber ja gar nicht mehr Stein. Insofern bräuchte ihr Geburtsname unter Gleichberechtigungsaspekten gar nicht aufzutauchen. :gruebel Ich meine, ihr war das wichtig, weil sie ihren Vater damit ehren wollte.

  • Ich finde das total interessant, dass so viele eine Ungleichbehandlung hinter dem Firmennamen vermuten. Mir ist das gar nicht so bewusst gewesen, dass man das da so rein interpretieren kann. Und warum sollte man das auch tun?


    Ich persönlich finde ich dieses Wortspiel mit den beiden Nachnamen sehr geschickt für ein Architekturbüro. Die Steine stehen für mich fürs Bauen (da braucht man definitiv mehr als nur einen) und die durch den vorangestellten König hervorgehobene "Veredelung" dieser Steine interpretiere ich mehr als Exklusivität oder eine besondere Architektur, etwas, dass man nicht überall bekommt. Und so ähnlich erklärt Janna das ja auch den Studenten in ihrem Vortrag, dass sich das Büro auf die Fahne geschrieben hat, die (besonderen) Wünsche ihrer Klientel wie gewünscht umzusetzen und nicht die eigene Linie zu fahren. Der Kunde ist in diesem Fall König. Ganz ohne Gleichberechtigung.

    So ähnlich habe ich es auch gesehen.
    Klar ist es ein Spiel mit den Namen. Ich hab auch mit Steinkönige und einigen anderen Varianten rumprobiert, aber die meisten klangen so bescheuert, dass sie schnell wieder wegfielen.
    Von meiner Seite aus steckt also gar nicht soooo viel dahinter.
    Aber ich habe hier ja nicht die alleinige Deutungshoheit. :)