Historische Romane - Bevorzugt ihr Realität oder Wunschvorstellung?

  • Für mich ist ein perfekter historischer Roman eine Mischung aus Fakten und Spannung. Ich erwarte, dass das Thema gut recherchiert worden ist, aber lege zugleich auch einen hohen Wert auf die literarische Qualität. Möchte ich pure Fakten erfahren, dann greif ich zu einem Sachbuch.
    Es ist mir außerdem wichtig, dass der Roman, falls ich ein historisches Neuland betrete, mein Wissen erweitert und einen Anreiz für mich schafft mich mit dem Gebiet weiter zu beschäftigen.


    Ich hab schon Bücher von Nagib Machfus und Graves gelesen und fand sie super. Darüber hinaus möchte ich allen die Romane von Gisbert Haefs wärmstens ans Herz legen. Sie sind ziemlich anspuchsvoll und setzten voraus, dass man sich für die dort beschriebenen Ereiginisse schon vorher interessiert hat,. Sind aber trotzdem leicht verständlich.
    Alle außer "Die Geliebte des Pilatus"-diesen Roman fand ich weniger gelungen.


    Historische Romane die für mich nicht wert sind als solche bezeichnet zu werden: Dana Cross "Die Päpstin" :yikes und "Der Medicus" von Noah Gordon.


    Ansonsten kenn ich mich in diesem Genre nicht so gut aus und schwanke schon lange, ob ich die Bücher von Tanja Kinkel und Iny Lorenz lesen soll. ?(

    Edit: ISBN nur hinzugefügt..

    "Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene."
    (Carl Hillty)

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  • Zitat

    Original von Alicja
    Historische Romane die für mich nicht wert sind als solche bezeichnet zu werden: Dana Cross "Die Päpstin" und "Der Medicus" von Noah Gordon.

    Bin ich absolut deiner Meinung. Mittlerweile habe ich dem Genre ganz abgeschworen, da ich als Historikerin doch oft mit dem Kopf schütteln muss, was da aus der Realität gemacht wird. Wahrscheinlich wie ein Zahnarzt, der zuschaut, wie jemand Süßigkeiten isst..total lecker und reizvoll, aber man weiß, dass es nicht gut ist :pille

    "Toutes les grandes personnes ont d´abord été des enfants. Mais peu d´entre elles s´en souviennent.."(Le Petit Prince, Saint-Exupéry)
    :lesend Die Stadt der träumenden Bücher

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von TinNyanko ()

  • Wenn ich schonmal einen historischen Roman lese, erwarte ich auch davon, dass die absolute Wirklichkeit dargestellt wird, und nicht irgendeine Wunschvorstellung des Autors.

    lg Saturn :wave


    MatheHome


    Auch den Möbelpackern sind Leute, die Bücher lesen, zuwider. Aber sie haben wenigstens einen guten Grund dafür. Gabriel Laub

  • Zitat

    Original von saturn14 Wenn ich schonmal einen historischen Roman lese, erwarte ich auch davon, dass die absolute Wirklichkeit dargestellt wird, und nicht irgendeine Wunschvorstellung des Autors.


    Ich denke auch, die Geschichte ist zwar oft unvollständig und lückenhaft überliefert, aber was an historischem Wissen vorhanden ist, sollten die Autoren sauber recherchieren und dann ihren Plot darum spinnen. Ansonsten sollten diese Bücher unter Fantasy verbucht werden.

    "Toutes les grandes personnes ont d´abord été des enfants. Mais peu d´entre elles s´en souviennent.."(Le Petit Prince, Saint-Exupéry)
    :lesend Die Stadt der träumenden Bücher

  • Zitat

    Original von TinNyanko

    Bin ich absolut deiner Meinung. Mittlerweile habe ich dem Genre ganz abgeschworen, da ich als Historikerin doch oft mit dem Kopf schütteln muss, was da aus der Realität gemacht wird. Wahrscheinlich wie ein Zahnarzt, der zuschaut, wie jemand Süßigkeiten isst..total lecker und reizvoll, aber man weiß, dass es nicht gut ist :pille


    Es ist halt eine schwierige Gradwanderung für den Autor, und deswegen gibt es wahrscheinlich auch so wenige gute historische Romane.


    Für eine Historikerin ist es sicher noch schlimmer wie für die Halbgebildeten, zu denen ich mich hier zählen muss.


    Mir geht es dafür mit Literatur aus dem Ärztemilieu und Spitalsbereich so, weil ich in einem medizinischen Beruf arbeite.
    Da kann ich auch keine Fernsehsendungen zu dem Thema sehen, weil man da glaubt, diese Figuren agieren auf einem anderen Planeten.
    Wahrscheinlich geht es aber auch den Juristen oder Polizisten so bei ihrem jeweiligen Fach.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Polizist Krimis lesen kann.

  • @ beowulf:


    Naja so meinte ich das jetzt auch irgendwie nicht... :grin


    Mein Opa erzählt auf der einen Seite schon viel von früher, wie er es eben erlebt hat.


    Aber er ist auch ziemlich belesen und ich sag mal intelligent :grin und er kann mir Daten und Fakten nennen, die dann auch so stimmen, ganz egal wie er und ein anderer das erlebt haben.
    Also wenn ich sage "Stell dir vor 1786 war der Aufstand von xy in bb, so steht das in meinem Roman." da sagt er dann zum Beispiel: "Stimmt nicht, der Aufstand von xy war bereits 1775 und der war auch nicht in bb sondern in so."


    - weißt du, wie ich es meine? :-)


    LG

    :eiskristall ~ Man sollte nicht nach den Sternen greifen, wenn man Blumen pflücken kann ~ :flowers


    Stephen King - Love

  • Was haltet ihr von T.C. Boyles "Wassermusik"?


    Das ist ja auch ein historischer Roman.
    Doch der Autor selbst weist am Anfang des Buches darauf hin:


    Er hat sich bewusst nicht an historische Fakten gehalten, wenn es dem Unterhaltungswert des Buches zugute kam, davon abzuweichen.


    Unterhaltsam ist das Buch auf jeden Fall.
    Historisch korrekt zum Teil anscheinend nicht.
    Aber ist es ein gutes Buch?
    Ich finde schon.

  • Zu "Wassermusik" kann ich nichts sagen, das hab ich nicht gelesen. Aber im Grunde gilt deine Frage ja für jeden historischen Roman. Mir stösst die Aussage von Boyle ziemlich auf. Wenn er es für okay hält, von den Fakten abzuweichen, um den *Unterhaltungswert* zu verbessern, dann stellt er sich damit selbst einen totalen Freibrief aus und anderen logischer Weise auch. Was unterhaltsam ist, darf dann auch historisch gesehen totaler Müll sein, Hauptsache, es "unterhält".
    Wer sagt eigentlich, was unterhaltsam ist. Wenn wir jetzt wieder den Geschmack einführen, über den man angeblich nicht streiten kann, dann ist das alles total beliebig und nur der Listenplatz in den Charts entscheidet, was ein gutes Buch ist. Das kanns ja wohl nicht sein. :gruebel
    Unheimlich viele finden nämlich Romane total super, die eigentlich richtig schlecht sind, also schlecht bis so gut wie gar nicht recherchiert (Hexenverfolgung im MA und ähnlicher Quatsch) sind, eine konfuse oder total vorhersehbare Story haben, schöne, kluge Helden und hässliche Schurken, die schlau aber im Grunde strunzdumm sind &c. Mir ist total schleierhaft, warum Leute das nicht erkennen, sondern sich damit anscheinend blendend unterhalten. Ich schmeisse dieses Zeug in die Ecke und hole mir was, bei dem ich mich wohlfühl.
    Ausserdem weicht jeder Autor von der historischen Realität ab. Er muss ja etwas vermitteln, was uns fremd ist, und dann gibts Romane mit vielen Anspielungen auf andere Romane, Filme, aktuelles Geschehen &c. Eco macht das sehr viel. Im Baudolino stirbt Barbarossa wie in einer Story von Edgar Allan Poe (find ich!), einer der Gefährten verwandelt sich in Mike Tyson :lache und obwohl die Phantasiegestalten Wesen sind, die man sich im MA wirklich so am äussersten Rand der Welt vorstellte, kommt man sich vor wie in Mittelerde. :lache
    Solch ein erzählerisches Konzept finde ich völlig in Ordnung. Was ich aber übel finde, ist wenn der ganze Hintergrund gebogen und verzerrt oder sogar ignoriert wird, nur damit alles den üblichen Vorurteilen entspricht, die man so vom MA &c hat. Manchmal werden etliche Jahrhunderte durcheinandergeschmissen, als würde man das Naziregime samt Holocaust mal eben neben die Terrorherrschaft der Frz Revolution stellen!!!
    Tw wird für Groschenhefte besser recherchiert als für HR, die mit riesen Werbung in den Läden gestapelt werden!!!!! Und das nicht bloß bei billigen TBs :fetch :pille

  • Ich finde, dass ein historischer Roman auf jeden Fall zum Teil der Wahrheit entsprechen muss... das ganze rundherum im Buch sollte der Wirklichkeit entsprechen! Damit meine ich zum Beispiel, dass die Charaktere sich an damalige Verhaltensweisen halten sollten oder dass die Technik auf dem Stand der Zeit sein sollte! Ausserdem sind so Kleinigkeiten wie Essen auch sehr wichtig!
    Die Charaktere und die Handlung an sich darf gerne frei erfunden sein... sollte nur in etwa zu der Zeit auch möglich gewesen sein! Also nichts zu Abgehobenes in Bezug auf die Zeit!Natürlich dürfen einzelne Personen auch aus dem Ruder laufen, aber es sollte dennoch im Bereich des Möglichen sein und glaubhaft rüber kommen!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Ich gestehe, daß ich historische Romane eigentlich nur deshalb lese, weil ich soviel wie möglich über die Epoche damals, das Alltagsleben, das Essen, die Gebräuche, die Gesellschaft etc. lesen möchte. Daher ist es sehr wichtig, daß die Kullisse und der Rahmen passt.
    Um erfunde Stories zu lesen, müsste ich nicht zwanghaft in diesem Genre suchen. Ein normaler Roman täte es da nämlich auch.
    Aber gerade durch die Tatsache, daß man auch historisches (und vorallem historisch richtiges) lesen möchte, greift man ja auf historische Romane zurück.
    Daher sollten Material, die für historische Romane verwendet werden sehr gut recherchiert sein. Wer nichts über römische Geschicht weiss, außer die Eckdaten, der sollte es eben unterlassen einen Roman in dieser Zeit zu schreiben und ihn auch als historischen Roman zu präsentieren.


    Das bedeutet nicht, daß grundsätzlich ein Autor, der kein geschichtliches Wissen besitzt und nicht in den Alltag von damals eingeweiht ist, kein Buch schreiben darf, in dem seine Geschichten in einer bestimmten Zeitepoche handeln, was aber durchaus lobenswert wäre, daß man dies auch kenntlich macht und dann es auch bitte nicht als historischen Roman verkauft.

  • Herzlich willkommen hier. :-)


    Die Frage wurde hier schon mehrfach im Forum "Allerlei Buch" diskutiert:


    Historische Romane - Bevorzugt ihr Realität oder Wunschvorstellung?


    Wollen Leser authentische historische Romane?


    Genervt bei historischen Romanen


    Dieses Forum ist für die Vorstellung von Büchern, die in jener Zeit spielen. ;-) Habe den Thread zum Verschieben gemeldet.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Zitat

    Original von TinNyanko
    Ansonsten sollten diese Bücher unter Fantasy verbucht werden.


    Interessanterweise lassen sich mit die besten Historischen Romane im Bereich der Fantasy finden!!! Guy Gavriel Kay schreib mit Absicht seine sehr gut recherchierten Romane als Fantasy, obwohl sie eindeutig als historisch zu identifizieren sind. Er kommt damit der historischen "Wahrheit" wohl oftmals naeher als so manches historische Sachbuch.


    Hier ist eine seiner Reden, in der er gut erklaert warum er so schreibt.


    "Using the fantastic as a prism for the past, done properly, means a tale is universalized in powerful ways. When I wrote Tigana, a novel about the way tyranny tries to erase identity in conquered peoples, the fantasy setting seems to have done exactly that: I'm asked in places ranging from Korea to Poland to Croatia to Quebec, "Were you writing about us?"


    I was. All of them. That's the point. The fantastic is a tool in the writer's arsenal, as powerful as any there is. "

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Sibel
    Ich gestehe, daß ich historische Romane eigentlich nur deshalb lese, weil ich soviel wie möglich über die Epoche damals, das Alltagsleben, das Essen, die Gebräuche, die Gesellschaft etc. lesen möchte. Daher ist es sehr wichtig, daß die Kullisse und der Rahmen passt.


    Wenn ich aus diesem Grund lese, dann halte ich mich an zeitgenössische Quellen, soweit mir diese zugänglich sind oder an Fachliteratur, an besten Bücher, die auf zeitgenössischen Quellen basieren.


    Bei einem Roman, der mir als gelungener historischer Roman empfohlen wird, erwarte ich mir dagegen eine interessante Geschichte, die in einer vergangenen Zeit spielt, die zumindest den Eindruck vermittelt, dass sie authentisch wäre.

    Zitat

    Original von Sibel
    Um erfunde Stories zu lesen, müsste ich nicht zwanghaft in diesem Genre suchen. Ein normaler Roman täte es da nämlich auch.
    Aber gerade durch die Tatsache, daß man auch historisches (und vorallem historisch richtiges) lesen möchte, greift man ja auf historische Romane zurück.
    Daher sollten Material, die für historische Romane verwendet werden sehr gut recherchiert sein. Wer nichts über römische Geschicht weiss, außer die Eckdaten, der sollte es eben unterlassen einen Roman in dieser Zeit zu schreiben und ihn auch als historischen Roman zu präsentieren.


    Das finde ich nicht, wenn die Geschichte mir gefällt, ist das sicher besser, als ein historisch-perfekt recherchierter Roman, der leider nur langweilig ist, was die Handlung betrifft. (Historische Fakten alleine ergeben noch nicht eine gelungene Geschichte).


    Was mir hier allerdings wichtig ist, ist Ehrlichkeit. Wenn Autor/in nur die Eckdaten kennt (und mehr Recherche nicht für nötig gehalten hat), sollte er/sie das auch zugeben, und nicht vorgeben, ein/e großartiger Historienkenner/in zu sein und Ähnliches.


    Allerdings müsste auch darauf Rücksicht genommen werden, wer hier wirklich der Schuldige ist. Autor/in oder vielleicht doch der Verlag ...


    Zitat

    Original von Sibel
    Das bedeutet nicht, daß grundsätzlich ein Autor, der kein geschichtliches Wissen besitzt und nicht in den Alltag von damals eingeweiht ist, kein Buch schreiben darf, in dem seine Geschichten in einer bestimmten Zeitepoche handeln, was aber durchaus lobenswert wäre, daß man dies auch kenntlich macht und dann es auch bitte nicht als historischen Roman verkauft.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in den Alltag von damals eingeweiht sein kann - normalerweise gilt eine Zeit erst als historisch, wenn zumindest Autor/in da noch nicht gelebt hat. (Und die Möglichkeit zur Zeitreise ins Mittelalter oder ins 19. Jahrhundert oder in Steinzeit, dürfte es bisher nur in Romanen und Filmen geben.)


    Ich halte es jedenfalls für Unsinn, zu glauben oder zu erwarten, dass ein Roman tatsächlich die Geschichte / seine Zeit so wieder gibt, wie sie war. Ein wirklich großartiger historischer Roman schafft lediglich, sich an die Zeit anzunähern, in der er spielt bzw. den Eindruck zu vermitteln, so könnte es tatsächlich gewesen sein. (Was gar nicht so leicht, da hier Respekt vor einer früheren Zeit, die Bereitschaft sich in diese einfühlen zu können und Ähnliches notwendig ist.)


    Hilary Mantel hat das in einem Nachwort zu "Falken" ganz gut beschrieben: Ihre Version dieser Geschichte ist ein Angebot an die Leserschaft, wie es gewesen sein könnte.


    Ein/e seriöse/r Autor/in ist auch daran zu erkennen, dass er/sie sicher nicht darauf bestehen wird, dass ihr geschichtlicher Roman die einzige richtige bzw. mögliche Version dieser Geschichte ist. (Und dass er/sie seiner Leserschaft Mündigkeit zugesteht.)


    Was ich auch nicht in Ordnung finde, ist allerdings, dass Autoren/innen für die Leichtgläubigkeit ihrer Leserschaft büssen müssen. Paradebeispiel ist hier "Die Päpstin" von Donna Cross, die immerhin bereits in 1990er-Jahren geschrieben wurde, die - mein Eindruck - von sehr vielen Leser/innen und Kritiker/innen heruntergemacht wurde und wird. Immerhin fand sich zumindest in der Ausgabe des Romans, den ich gelesen habe, der Hinweis von der Autorin, dass sie zu ihrem Thema einen Roman und eben kein Sachbuch geschrieben hat, weil das historische Quellenmaterial für ein Fachbuch nicht ausreichend wäre. Damit gibt sie selbst zu, dass die Historizität einer Päpstin eher fragwürdig ist und stellt ihren Roman als eine mögliche Version da, wie die Geschichte einer Päpstin gewesen sein könnte.
    Wenn Leser/innen dann ihr Buch als Beleg dafür, dass es eine Päpstin gegeben hat, verwenden, ist das nicht die Schuld der Autorin.
    (Hier dürfte allerdings noch etwas dazu kommen - ich habe den Eindruck, dass offensichtlich für viele Christen/innen, schon der Gedanke, es könnte tatsächlich einmal eine Päpstin gegeben haben, etwas ist, was in keinem Fall stimmen darf.)


    Solange der historische Roman das hält, was er verspricht, ist es für mich in Ordnung. Also werde ich eine seichte Liebesgeschichte zwischen historischen Figuren keineswegs verdammen, wenn der Roman das versprochen hat.
    Wenn sich dagegen allerdings der großartige und gelungene Roman um die historische Figur X letztlich als seichte Liebesgeschichte mit einigen historischen Versatzstücken entpuppt, dann ist der Roman bei mir unten durch (und vermutlich auch Autor/in).

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von Teresa
    Was ich auch nicht in Ordnung finde, ist allerdings, dass Autoren/innen für die Leichtgläubigkeit ihrer Leserschaft büssen müssen. Paradebeispiel ist hier "Die Päpstin" von Donna Cross, die immerhin bereits in 1990er-Jahren geschrieben wurde, die - mein Eindruck - von sehr vielen Leser/innen und Kritiker/innen heruntergemacht wurde und wird. Immerhin fand sich zumindest in der Ausgabe des Romans, den ich gelesen habe, der Hinweis von der Autorin, dass sie zu ihrem Thema einen Roman und eben kein Sachbuch geschrieben hat, weil das historische Quellenmaterial für ein Fachbuch nicht ausreichend wäre. Damit gibt sie selbst zu, dass die Historizität einer Päpstin eher fragwürdig ist und stellt ihren Roman als eine mögliche Version da, wie die Geschichte einer Päpstin gewesen sein könnte.
    Wenn Leser/innen dann ihr Buch als Beleg dafür, dass es eine Päpstin gegeben hat, verwenden, ist das nicht die Schuld der Autorin.


    Das Problem bei Cross' Roman ist nicht die Frage, ob es die Päpstin wirklich gegeben hat. Der Sagenstoff ist als solcher bekannt. Das Problem ist die katastrophal falsche geschichtliche Einbettung, Donna Cross hat so viele echte Klopper reingebaut, dass man sich permanent mit der Hand vor den Kopf schlägt. Und das finde ich in einem historischen Roman schon ärgerlich, weil ich dadurch das Gefühl bekomme, die Autorin nimmt weder ihre Leserschaft noch ihre eigene Geschichte für voll. Dichterische Freiheit ist was Feines, aber gerade bei historischen Romanen finde ich es nur fair, wenn Autoren deutlich machen, wo sie die Realität bewusst verbogen haben, damit die Geschichte passt. Wobei: bei der Päpstin wäre es fast einfacher aufzuzählen, wo sie sich an die historische Forschung gehalten hat.