'Miss Bennet' - Seiten 499 - 568

  • Kapitel 69 - 78


    Mary sieht ihre Mutter wieder, als sie mit den Gardiners zur großen Sommerreise aufbricht. Noch immer bangt sie deren Urteil entgegen und ist erleichtert, dass es einigermaßen milde ausfällt. Eigentlich müsste sie inzwischen genug Selbstwertgefühl angesammelt haben, um darauf verzichten zu können.

    Mrs. Bennet ist noch immer am klagen, was ihre "armen Nerven" angeht. Sie lebt doch komfortabel bei Jane und kann sich auch in Elizabeths Reichtum sonnen. Geht es ihr nur um Aufmerksamkeit oder hat sie eine ernsthafte Erkrankung? Falls bei ihr schon die Wechseljahre eingesetzt haben, könnte ich mir einige Beschwerden vorstellen, die sich über Jahre hinziehen und nicht behandelt werden konnten.


    Die Landschaft im Norden Englands wird ausführlich beschrieben. Für reine Stadtmenschen mag das schon ziemlich spektakulär sein: sanfte Hügel, Mittelgebirge, Wälder und Seen. Die Luft unterscheidet sich wahrscheinlich am deutlichsten von der in London. Der Komfort in dem Ferienquartier scheint ähnlich dem in der Gracechurch-Street zu sein: Rundumbedienung und bekannte Speisen - anscheinend gibt es keine lokalen Spezialitäten (oder sie werden Touristen nicht angeboten)


    Mary und Mr. Hayward kommen sich noch näher als in London. Alle warten, dass er endlich mit seinem Heiratsantrag kommt. Aber Wochen vergehen ungenutzt. Worauf wartet er noch? Spätestens als sich sein Freund Mr. Ryder ankündigt, hätte er handeln sollen. Aber dann lässt er sich so von dessen strahlenden Erscheinung abschrecken und pflegt seine Eifersucht :hmm


    Wozu Mr. Ryder Miss Bingley und die Hursts mitnimmt leuchtet mir echt nicht ein, wenn er vorhat, sich um Mary zu bemühen :hmm

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Erich Maria Remarque: Schatten im Paradies

  • Woher Mr Hayward Zurückhaltung kommt, kann ich mir nicht so recht erklären. Er scheint ja sonst recht aufgeschlossen zu sein. Aber irgendwo meinte Mrs Gardiner, dass hinter der Fassade ein schüchterner junger Mann verbirgt. Aber ob das nun seine plötzliche Zurückhaltung Ende dieses Abschnittes ganz erklären vermag…. Da muss doch mit Mr Ryder noch was vorgefallen sein.


    ich musste schmunzeln, als ich diese theaterwürdige Vorbereitung für diese grössere Wanderung gelesen habe, wie anders die Zeit damals doch war. Ich bin ja gespannt ob Mr und Mrs Hurst bis zum Gipfel durchhalten :lache

  • Woher Mr Ryders Zurückhaltung kommt, kann ich mir nicht so rechts erklären

    Ich glaube Du meinst Mr. Hayward und nicht Mr Ryder oder? Weil Mr. Ryder ist in diesem Abschnitt eigentlich alles andere als zurückhaltend.:gruebel

    Aber Tom Hayward zieht sich gegen Ende des Abschnittes komplett zurück und ich kann mir tatsächlich schon vorstellen, warum das so ist. Er denkt bestimmt, dass er gegen Mr Ryders Charme bei Mary keine Chance mehr hat.

    Ich hoffe trotzdem, dass er mal über seinen Schatten springt und mit Mary über seine Gefühle offen spricht. Die beiden würden doch so gut zusammen passen

  • ich musste schmunzeln, als ich diese theaterwürdige Vorbereitung für diese grössere Wanderung gelesen habe, wie anders die Zeit damals doch war. Ich bin ja gespannt ob Mr und Mrs Hurst bis zum Gipfel durchhalten :lache

    Mary ist durch ihre langen Spaziergänge durch London wahrscheinlich fitter als die Hursts und Miss Bingley - bei der es mich nicht wundern würde, wenn sie auf taugliche Schuhe verzichten würde, zugunsten welcher, die zu ihrem modischen Outfit passen. :lache

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Erich Maria Remarque: Schatten im Paradies

  • Ich fand diese ganze Sache mit dem Hinterherreisen der zweiten Gruppe komplett unglaubwürdig. Das passt einfach nicht.

    Mr Ryder wurde ja oft genug als spontan beschrieben, der auch noch jeder Laune nachgibt. Aber die wohlerzogene Muss Bingley und die Hursts würden sich nie so aufdrängen.


    Es wurde doch beschrieben, dass Mary Mr Ryder und Mr Hayward bei einem ernsten Gespräch beobachtet. Ich tippe darauf, dass Ryder erklärt hat, dass er Mary einen Antrag machen möchte und Hayward entweder seinem Freund nicht in die Suppe spucken möchte oder meint, Ryder sei der "bessere" Mann oder etwas in der Richtung.

  • Ich fand diese ganze Sache mit dem Hinterherreisen der zweiten Gruppe komplett unglaubwürdig. Das passt einfach nicht.

    Mr Ryder wurde ja oft genug als spontan beschrieben, der auch noch jeder Laune nachgibt. Aber die wohlerzogene Muss Bingley und die Hursts würden sich nie so aufdrängen.

    Da bin ich genau anderer Meinung ;), zu Miss Bingley passt dieses Verhalten meiner Meinung nach sehr gut. Für die damalige Zeit schon etwas zu offensiv, aber für mich gut vereinbar und von den Hursts habe ich mir zu wenig ein Bild machen können, sie bleiben relativ blass in der Erzählung

  • Die ungetrübte Urlaubsfreude wird also durch die Ankunft von Mr Ryder und seinen Freunden getrübt. Sonst wäre es wohl zu einfach gewesen ... :lache

    Es wurde doch beschrieben, dass Mary Mr Ryder und Mr Hayward bei einem ernsten Gespräch beobachtet. Ich tippe darauf, dass Ryder erklärt hat, dass er Mary einen Antrag machen möchte und Hayward entweder seinem Freund nicht in die Suppe spucken möchte oder meint, Ryder sei der "bessere" Mann oder etwas in der Richtung.

    Genau so habe ich das auch gelesen! Tom ist viel zu gut erzogen, um sich dann "vordrängen" zu wollen, auch wenn es um seine große Liebe geht. Ich finde das gut vom Buchaufbau gut gemacht: genauso wie Mary es lange Zeit nicht geschafft hat, ihre Wünsche zu äußern und sich dafür einzusetzen, geht es jetzt Tom. Vielleicht ein Hinweis der Autorin, dass es kein reines Frauenproblem ist, sondern jeden angeht?


    Das Hinterherreisen passt für mich auch. Ryder ist die treibende Kraft, Miss Bingley reist wegen ihm mit und die Hursts als "Anstandsehepaar".


    Mary sieht ihre Mutter wieder, als sie mit den Gardiners zur großen Sommerreise aufbricht. Noch immer bangt sie deren Urteil entgegen und ist erleichtert, dass es einigermaßen milde ausfällt. Eigentlich müsste sie inzwischen genug Selbstwertgefühl angesammelt haben, um darauf verzichten zu können.

    Theoretisch ja, praktisch sieht es bei den meisten Menschen so aus, dass sie sich ein Leben lang nach der Anerkennung ihre Eltern sehnen, egal wie alt sie sind und was sie in der Zwischenzeit geleistet haben. Da prägt die Kindheit wohl sehr stark! An eine Erkrankung denke ich bei Mrs Bennet allerdings nicht, sie ist halt so und wird sich nicht mehr ändern.


    Und jetzt rauf auf den Berg zum Showdown! :fechtenIch nehme stark an, dass auf der Wanderung wichtiges geschieht!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Mrs Bennet ist wie immer - also lamentierend mit angegriffenen Nerven. Am Ziel der Reise kommen sich Mary und Tom näher - langsam, sehr langsam (gut, es ist auch das erste Viertel des 19. Jahrhunderts). Ich liebe „langsam“ geschriebene Bücher - sofern der Autor Adalbert Stifter heißt. Ich tue mich zunehmend schwer weiterzulesen, weil mich das Buch so gar nicht zu fesseln vermag. Oder es schaff, daß ich mich für die Figuren interessiere oder mit ihnen mitleide oder mitfreue. Das habe ich dermaßen stark schon lange nicht mehr so erlebt.


    Als dann auch noch Mr Ryder samt Gefolge eintraf, war mein Gedanke „das war zwar zu erwarten - aber mußte das wirklich auch noch sein?“ Weiter als S. 538 (einschl. Kapitel 74) bin ich noch nicht und werde heute (und vermutlich auch übers Wochenende) nicht kommen. Es widerstrebt mir, nachdem ich so weit gekommen bin, abzubrechen. Aber intensiv weiterlesen habe ich auch keine Lust. Mal sehen, wie es sich kommende Woche entwickelt. Eventuell lese ich nur noch diagonal oder versuche die Handlung aus euren Posts zu erschließen - kann sein, daß mir das reichen wird.


    Weshalb ich mit dem Buch so gar nicht klar komme, wüßte ich selbst gerne - vielleicht erschließt sich mir das noch.



    Wozu Mr. Ryder Miss Bingley und die Hursts mitnimmt leuchtet mir echt nicht ein, wenn er vorhat, sich um Mary zu bemühen

    Da wird Miss Bingley schon dafür gesorgt haben, daß er sie auf jeden Fall mit nimmt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Den Abschnitt habe ich jetzt gelesen. Mr Ryder hegt offensichtlich die Hoffnung, Mary für sich zu gewinnen - sehr zum Mißfallen von Miss Bingley. Merkt der eigentlich gar nicht, daß selbige hinter ihm her ist?


    Schließlich kommt Mary zu Bewußtsein, daß Mr Hayward eifersüchtig reagiert. Das wird dann wohl das Thema des folgenden Abschnitts.


    Die ganze Zeit über frage ich mich, ob die Entwicklung von Mary vom ausgesprochenen Mauerblümchen hin zu der jetzt schon fast selbstbewußten jungen Frau glaubwürdig bzw. nachvollziehbar ist - jedenfalls in der Hinsicht, was den Zeitraum seit ihrem Eintreffen in London betrifft. Und so selbstbewußt, wie sie ist, bemerkt sie nicht, wie sehr Mr Ryder sie umwirbt - und sendet keine Signale an ihn, daß sie nicht interessiert ist? Hm nun ja.



    Es wurde doch beschrieben, dass Mary Mr Ryder und Mr Hayward bei einem ernsten Gespräch beobachtet. Ich tippe darauf, dass Ryder erklärt hat, dass er Mary einen Antrag machen möchte und Hayward entweder seinem Freund nicht in die Suppe spucken möchte oder meint, Ryder sei der "bessere" Mann oder etwas in der Richtung.

    In diese Richtung geht meine Vermutung auch.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")