'Miss Bennet' - Seiten 154 - 224

  • Ich habe nun den dritten Abschnitt beendet und finde das Buch zwar flüssig zu lesen, aber auch ein gutes Stück deprimierend. Ehrlich, ich freue mich, dass der erste Abschnitt geschafft ist und hoffe, dass Mary nun nach und nach ein paar positive Perspektiven entwickelt. Da aber erst 225 Seiten geschafft und noch 475 vor mir liegen, werden die Rückschläge wohl noch eine Weile dauern...

    Von einem glücklichen Ende gehe ich allerdings fest aus :grin

    Hier wurde nun genauer ausgeführt, wie es um Marys Klavier- und Gesangsküste bestellt ist - und schon passt in meinem Kopf wieder alles zusammen!


    Ich kann Charlotte sehr, sehr gut verstehen.

  • Nun bin ich auch durch diesen Abschnitt und finde es auch sowohl flüssig zu lesen als auch deprimierend. Marys Elend wird bis ins Detail geschildert und obwohl Janice Hadlow die witzigen Bemerkungen von Jane Austen wortgenau zitiert schafft sie nicht die humorvolle Leichtigkeit wie diese. Sie verschärfen nur den zynischen Charakterzug von Mr. Bennet, der sich damit nur selbst belustigt, aber keine Hilfe für Marys Misere ist.

    Warum Mary nicht dankbarer ist, dass Lizzie und ihr Vater sie aus der peinlichen Situation am Klavier beim Netherfield-Ball geholt hat, leuchtet mir nicht ganz ein. Sie hat doch selbst gemerkt, dass ihr Gesang nicht einmal den eigenen Ansprüchen genügt und dass sie von der Zuhörerschaft überwiegend Mitleid oder Spott erntet. Wollte sie in dieser Atmosphäre wirklich noch ihr drittes vorbereitetes Musikstück bringen?

    Mr. Bennet musste wohl so deutliche Worte finden, um Mary vom Klavierhocker zu holen.


    Ich kann Charlotte sehr, sehr gut verstehen.

    Ja, ihre Gründe sind ausführlich dargestellt. Ich finde die Bemühungen der Autorin, das so klar wie möglich in Charlottes Rechtfertigung zu zeigen etwas hoprig. Es macht die Dialoge ein wenig unnatürlich. Außerdem wiederholt sie sich und lässt so nicht nur Mary sondern auch den Leser begriffsstutzig dastehen.


    Eine Bemerkung habe ich allerdings tatsächlich nicht verstanden:

    In Kapitel 29 sagt Charlotte: "... They all thought I was destined to be an old maid; but now I will have a husband and can look forward to a home of my own."

    Darauf Mary: "One day, of course, that home will be Longbourn."

    Charlotte had the grace to look self-conscious.

    "But not for many years, I hope."

    Was meint Charlotte damit? Hat sie Pläne für Longbourn, die die Erbfolge ändern könnten? Will sie Mr. Collins überreden, das Eigentum an die Bennet-Töchter zu übereignen? Hat sie vor, ihren eigenen Söhnen dieses Erbe zu verweigern? Will sie ihren Ehemann alsbald vergiften? (was an der Erbfolge nichts ändern würde)

    Könnt Ihr Euch darauf einen Reim machen?

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Erich Maria Remarque: Schatten im Paradies

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  • Ich stimme dir zu. "Flüssig zu lesen" heißt für mich nicht, dass ich das Buch sensationell finde - das ist bei mir nicht der Fall. Es ist ein guter Spinn-Off, aber weit davon entfernt zu meinen diesjährigen Lesehöhepunkten zu gehören. An Jane Austen kommt Janice Hadlow nicht annähernd heran.


    Der von dir zitierte Abschnitt ist in der deutschen Übersetzung klar. Charlotte meint einfach nur, dass es hoffentlich noch viele Jahre dauert, bis Marys Familie Longbourn verlassen muss. Sie freut sich, ein eigenes Heim zu haben, wird aber von Mary daran erinnert, dass dieses Heim eines Tages Longbourn sein wird.

    Es war Charlotte wohl in dem Moment etwas peinlich, ausgerechnet im Gespräch mit Mary nicht an diesen Umstand gedacht zu haben.

  • Ich muss sagen ich mag dieses Buch sehr.:-] Ich lese den Roman richtig gerne und finde es auch nicht zu dempremierend.d Für mich ist es anscheinend gerade das richtige Buch zur richtigen Zeit. Ich bin mir sicher, dass es für Mary zum Ende ein Happy End geben wird.:)


    Charlottes Handeln kann ich nur allzugut verstehen. Mr. Collins war wahrscheinlich ihre aller letzte Chance noch einen Ehemann zu finden. Und ich könne ihr das Glück und hoffe sehr, dass sie mit ihm glücklich werden kann.

  • Der von dir zitierte Abschnitt ist in der deutschen Übersetzung klar. Charlotte meint einfach nur, dass es hoffentlich noch viele Jahre dauert, bis Marys Familie Longbourn verlassen muss.

    So kann man es schon auch verstehen ;)

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  • Ich muss sagen ich mag dieses Buch sehr.:-] Ich lese den Roman richtig gerne und finde es auch nicht zu dempremierend.d Für mich ist es anscheinend gerade das richtige Buch zur richtigen Zeit. Ich bin mir sicher, dass es für Mary zum Ende ein Happy End geben wird.:)

    Ich lese dieses Buch schon auch gern, nur fehlt mir etwas der Gegenpart zu Marys Problemen. Außer Mrs. Hill kommt keine Figur gut weg.

    Das Happy End ist schon ziemlich absehbar: Mary wird sich letztlich für die Liebe entscheiden und die heißt von Anfang an John Sparrow :schnarch

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  • Ich lese dieses Buch schon auch gern, nur fehlt mir etwas der Gegenpart zu Marys Problemen. Außer Mrs. Hill kommt keine Figur gut weg.

    Das Happy End ist schon ziemlich absehbar: Mary wird sich letztlich für die Liebe entscheiden und die heißt von Anfang an John Sparrow :schnarch

    Ich glaube, ich finde es eher befremdlich, dass auch Jane und Lizzy ziemlich schlecht wegkommen. :gruebel

  • Das Happy End ist schon ziemlich absehbar: Mary wird sich letztlich für die Liebe entscheiden und die heißt von Anfang an John Sparrow

    Meinst Du es ist so einfach? Ich bin mir fast sicher, da kommt schon noch mehr als nur ein vorhersehbares Happy End mit John Sparrow ;)



    Ich glaube, ich finde es eher befremdlich, dass auch Jane und Lizzy ziemlich schlecht wegkommen.

    Mh, aber Lizzy kommt doch gar nicht so schlecht weg oder? Vielleicht empfinde ich es anders, weil ich schon ein bisschen weiter gelesen habe und da wird Lizzy in meinen Augen sehr herzlich dargestellt.

    Außerdem sehen wir als Leser die Vorgänge ja jetzt aus der Sicht von Mary, und in ihren Augen sind die beiden großen Schwestern zu ihr wohl schon eher unnahbar und distanziert. Ich finde die Darstellung von Jane und Lizzy eigentlich ganz passend.

  • Mh, aber Lizzy kommt doch gar nicht so schlecht weg oder? Vielleicht empfinde ich es anders, weil ich schon ein bisschen weiter gelesen habe und da wird Lizzy in meinen Augen sehr herzlich dargestellt.

    Außerdem sehen wir als Leser die Vorgänge ja jetzt aus der Sicht von Mary, und in ihren Augen sind die beiden großen Schwestern zu ihr wohl schon eher unnahbar und distanziert. Ich finde die Darstellung von Jane und Lizzy eigentlich ganz passend.

    So unterschiedlich ist die Wahrnehmung :lache

    Ich bin auch schon im nächsten Abschnitt und finde das überhaupt nicht. Ich möchte hier aber nicht spoilern und schreibe später im nächsten Abschnitt mehr dazu.

  • Meinst Du es ist so einfach? Ich bin mir fast sicher, da kommt schon noch mehr als nur ein vorhersehbares Happy End

    Ich lasse mich gerne überraschen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Erich Maria Remarque: Schatten im Paradies

  • Ich muss sagen ich mag dieses Buch sehr.:-] Ich lese den Roman richtig gerne und finde es auch nicht zu dempremierend.d Für mich ist es anscheinend gerade das richtige Buch zur richtigen Zeit. Ich bin mir sicher, dass es für Mary zum Ende ein Happy End geben wird.:)

    geht mir genau so. Vom Stil her für mich sehr nahe an Jane Austen und gerade dieser erste Teil sehr getreu dem Ereignissen von Stolz und Vorurteil, was mir sehr gefällt.


    Mr Collins und Charlotte, eigentlich sollte da jemand mal ein Buch darüber schreiben, nicht wirklich, aber der Gedanke, wie es in dieser Ehe so zu und her geht, wäre in der Tat sehr amüsant.


    Jane wird hier ja eher nur angedeutet, Lizzy erhält deutlich mehr Aufmerksamkeit von der Autorin, kommt in meinen Augen aber nicht schlecht weg, eher ehrlich und erfrischend.

  • Jane wird hier ja eher nur angedeutet, Lizzy erhält deutlich mehr Aufmerksamkeit von der Autorin, kommt in meinen Augen aber nicht schlecht weg, eher ehrlich und erfrischend.

    :writeSo sehe ich das auch und ich bin etwas erstaunt, dass viele Lizzy so negativ sehen. Lizzy vertritt ihre Interessen und das ist doch auch gut so. Dazu gehört auch, die Familie möglichst positiv darzustellen und Marys Gesangskünste tragen dazu halt überhaupt nicht bei. Lieber greift sie doch ein bzw. lässt eingreifen, bevor es für Mary noch peinlicher wird. Allerdings unterschätzt sie Mary, sie hat ja durchaus gemerkt, dass das mit dem Gesang keine so gute Idee ist und hätte vielleicht noch mal gespielt, aber sicher nicht mehr gesungen. .


    Wollte sie in dieser Atmosphäre wirklich noch ihr drittes vorbereitetes Musikstück bringen?

    Mr. Bennet musste wohl so deutliche Worte finden, um Mary vom Klavierhocker zu holen.

    Ich glaube Marys Problem mit der Situation ist, dass sie nicht die Möglichkeit des eigenen, freiwilligen Rückzugs hat. Hätte ihr Vater nichts gesagt, hätte sie hocherhobenen Kopfes von sich aus das Klavier räumen können und sich zwar über den verpatzten Gesang ärgern, aber weitaus nicht so sehr schämen müssen. Dazu kommt der Ärger über die Nicht-Reaktion von Mr Collin. Daran hätte zwar auch ein drittes Stück etwas geändert und natürlich kann auch Lizzy da nichts dafür - aber es ist halt menschlich, seinen Ärger an der Person auszulassen, die gerade greifbar ist.


    Wer (mal wieder) ganz und gar unmöglich ist, ist Mrs Benett. Zuerst Mary tadeln, dass sie so vorlaut ist und auf solche "abstruse" Ideen kommt (bevor sie selber den Kopf einschaltet und erkennt, wer als mögliche Kandidatin am gesten geeignet wäre!), um ihr eine Woche später vorzuwerfen, sie hätte sich nicht genügend bemüht :bonk. Unmöglich diese Frau! Aber ich fürchte, solche Menschen gibt es tatsächlich!


    Vom Stil her für mich sehr nahe an Jane Austen und gerade dieser erste Teil sehr getreu dem Ereignissen von Stolz und Vorurteil, was mir sehr gefällt.

    Auch hier :write. Gerade die gemächliche Erzählweise und die Wiederholungen erinnern mich an Jane Austen. Ich fand die "Wiederholung" von Stolz und Vorurteil aus Marys Sicht auch gelungen, allerdings freue ich mich, wenn etwas neues, unbekanntes dazukommt.


    Das Happy End ist schon ziemlich absehbar: Mary wird sich letztlich für die Liebe entscheiden und die heißt von Anfang an John Sparrow :schnarch

    Anfangs habe ich mir zwar überlegt/gewünscht, dass Marys Zukunft ganz anders als große Liebe und Familie aussieht (vielleicht als Schriftstellerin oder so?), aber mittlerweile sehe ich auch ein Happy End mit Mann. Was anderes will Mary wohl nicht und passt irgendwie auch nicht. Liebe also ja, aber nicht John Sparrow. Abgesehen davon, dass die Buchbeschreibung (wer sie noch nicht gelesen hat: NICHT LESEN!) was anderes sagt, ist der doch schon längst Schnee von gestern bzw. von den ersten Kapiteln. Nachdem er so gar keine Rolle mehr spielt, glaube ich nicht an sein wiederholtes Auftauchen (höchstens als Statist). Wir werden sehen ... noch ist ja mehr als genügend Zeit für Mary, um Männer kennenzulernen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Der Teil geht weiter (und es ist eigentlich der ganze Abschnitt) mit der „Nacherzählung“ von SuV aus Sicht Marys. Es ist weiterhin eher melancholisch bis deprimierend - langsam weiß ich, wie Mary sich fühlt. Ich brauche das jetzt nicht nochmals auf siebzig Seiten ausführlich dargestellt.


    Auf Seite 215 ist mir übrigens aufgefallen, daß Mary plötzlich „Mama“ zu ihrer Mutter sagt. Das scheint mir durchgerutscht zu sein, denn so viel ich gelernt habe, war diese Bezeichnung zu diesen Zeiten in diesen Kreisen absolut unüblich.


    Ansonsten lese ich eure Posts und gehe ggf. darauf ein, denn aus dem Stegreif fällt mir momentan nichts weiter ein.


    Marys Elend wird bis ins Detail geschildert und obwohl Janice Hadlow die witzigen Bemerkungen von Jane Austen wortgenau zitiert schafft sie nicht die humorvolle Leichtigkeit wie diese.

    :write Und vor allem nicht den Tiefgang des Vorbildes.


    Es ist ein guter Spinn-Off, aber weit davon entfernt zu meinen diesjährigen Lesehöhepunkten zu gehören. An Jane Austen kommt Janice Hadlow nicht annähernd heran.

    :write Da sind die Bücher von Brigitte H. Hammerschmidt von ganz anderem (nämlich um Welten besseren) Kaliber!


    aber mittlerweile sehe ich auch ein Happy End mit Mann. Was anderes will Mary wohl nicht und passt irgendwie auch nicht.

    Etwas anderes würde auch nicht in die Zeit, in der der Roman angesiedelt ist, passen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Auf Seite 215 ist mir übrigens aufgefallen, daß Mary plötzlich „Mama“ zu ihrer Mutter sagt. Das scheint mir durchgerutscht zu sein, denn so viel ich gelernt habe, war diese Bezeichnung zu diesen Zeiten in diesen Kreisen absolut unüblich.

    Das ist mir nicht aufgefallen, aber dazu habe ich den genervten Ausruf von Lizzie mit der Stimme von Jennifer Ehle im Ohr - das "Mama" leicht französisch ausgesprochen (so ungewöhnlich war das vielleicht doch nicht) :/


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    Ich habe jetzt mal in meinem Originalbuch nachgeschaut und in Kapitel 29 auf Seite 199 die Stelle gefunden. Im Englischen heißt es auch 'I am sorry, Mama. ...'


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    Jetzt habe ich auch bei Jane Austen im Originaltext gesucht und gefunden: in der Szene wo Mrs Bennet mit den beiden jüngeren Töchtern auf Netherfield erscheint (wo Jane krank ist) und sich mit Mr Darcy herumstreitet, sagt Elizabeth "Indeed, mamma, you are mistaken,"


    :


    Später in Pride and Prejudice kommt dieses "mamma" auch nochmal vor (von Kitty gesprochen)

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