Claire Keegan - Kleine Dinge wie diese

  • Kleine Dinge wie diese - Claire Keegan

    Originaltitel: Small things like these, erschienen bei Faber&Faber ltd, London 2021

    Übersetzt von Hans-Christian Oeser


    Herausgeber ‏ : ‎ Steidl Verlag, 2022

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 112 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3969990653

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3969990650


    Inhalt:


    Wer etwas auf sich hält in New Ross, County Wicklow, und es sich leisten kann, lässt seine Wäsche im Kloster waschen. Doch was sich dort hinter den glänzenden Fenstern und dicken Mauern ereignet, will in der Kleinstadt niemand so genau wissen. Denn es gibt Gerüchte. Dass es moralisch fragwürdige Mädchen sind, die zur Buße Schmutzflecken aus den Laken waschen. Dass sie von früh bis spät arbeiten müssen und daran zugrunde gehen. Dass ihre neugeborenen Babys ins Ausland verkauft werden. Der Kohlenhändler Billy Furlong hat kein Interesse an Klatsch und Tratsch. Es sind harte Zeiten in Irland 1985, er hat Frau und fünf Töchter zu versorgen, und die Nonnen zahlen pünktlich. Eines Morgens ist Billy zu früh dran mit seiner Auslieferung. Und macht im Kohlenschuppen des Klosters eine Entdeckung, die ihn zutiefst verstört. Er muss eine Entscheidung treffen: als Familienvater, als Christ, als Mensch.


    Die Autorin:


    Claire Keegan, geboren 1968, wuchs auf einer Farm in der irischen Grafschaft Wicklow auf. Sie hat in New Orleans, Cardiff und Dublin studiert. Im Steidl Verlag sind von der vielfach ausgezeichneten Autorin bereits die Erzählungsbände Wo das Wasser am tiefsten ist und Durch die blauen Felder (in einem Band: Liebe im hohen Gras, 2017) erschienen. Das dritte Licht (2013) wurde mit dem renommierten Davy Byrnes Award ausgezeichnet, und gehört für die englische Times zu den 50 wichtigsten Romanen des 21. Jahrhunderts. Claire Keegan lebt in Irland und unterrichtet zurzeit an der Universität Cambridge.


    Mein Leseeindruck:


    Das beste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe.


    Der Schreibstil von Claire Keegan ist karg, sie verwendet kein überflüssiges Wort, um Billy Furlongs Alltag zu beschreiben. Am besten beschreibt ihn das Wort "rechtschaffen". Billy betreibt eine Holz- und Kohlehandlung, er ist seinen Arbeitern gegenüber verantwortungsvoll und großzügig, seinen Kunden gegenüber zuverlässig und seiner Familie gegenüber ein treusorgender und liebevoller Vater, der sich weder um Klatschgeschichten noch um Politik kümmert. Die Autorin nimmt sich Zeit, um sein Leben zu beschreiben. Umso einschneidender ist dann seine Begegnung im naheliegenden Kloster, wo er eine Lieferung abzugeben hat. Eine der Szenen im Kloster ist beinahe lustig - er wird zum Tee hereingebeten und man merkt deutlich dass die Oberin ihn so schnell wie möglich wieder loswerden will, er aber einen Starrkopf entwickelt und extra eine weitere Tasse Tee möchte, was man ihm natürlich aus Höflichkeit nicht abschlagen kann. Dieses Gespräch ist herrlich doppeldeutig, man merkt genau, dass sowohl Billy Furlong als auch die Oberin das eine sagen, und das andere meinen.


    Das Buch hat mir Hoffnung gegeben. Die Hoffnung, dass es möglich ist, das Richtige zu tun und keine Angst vor der Konsequenzen zu haben. So wie Billy Furlong es am Ende auch tut, er schaut nicht länger weg, in dem Wissen, dass er sich sowohl bei seiner Familie als auch bei seinen Kunden Ärger einhandeln könnte.


    Und es gibt mir auch Mut, den ich in dieser Zeit gut brauchen kann.


    Ich möchte dieses dünne Büchlein, das mehr Inhalt hat als mancher Wälzer, euch allen ans Herz legen.


    ASIN/ISBN: 3969990653

  • ASIN/ISBN: 3969990653


    Herausgeber ‏ : ‎ Steidl Verlag; 5. Edition (27. März 2023)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 112 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3969990653

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3969990650

    Originaltitel ‏ : ‎ Small Things Like These


    Inhaltsangabe:


    Wer etwas auf sich hält in New Ross, County Wicklow, und es sich leisten kann, lässt seine Wäsche im Kloster waschen. Doch was sich dort hinter den glänzenden Fenstern und dicken Mauern ereignet, will in der Kleinstadt niemand so genau wissen. Denn es gibt Gerüchte. Dass es moralisch fragwürdige Mädchen sind, die zur Buße Schmutzflecken aus den Laken waschen. Dass sie von früh bis spät arbeiten müssen und daran zugrunde gehen. Dass ihre neugeborenen Babys ins Ausland verkauft werden. Der Kohlenhändler Billy Furlong hat kein Interesse an Klatsch und Tratsch. Es sind harte Zeiten in Irland 1985, er hat Frau und fünf Töchter zu versorgen, und die Nonnen zahlen pünktlich. Eines Morgens ist Billy zu früh dran mit seiner Auslieferung. Und macht im Kohlenschuppen des Klosters eine Entdeckung, die ihn zutiefst verstört. Er muss eine Entscheidung treffen: als Familienvater, als Christ, als Mensch. Mit wenigen Worten erschafft Claire Keegan eine ganze Welt. Auf unnachahmliche Weise erzählt Kleine Dinge wie diese von Komplizenschaft und Mitschuld, davon, wie Menschen das Grauen in ihrer Mitte ignorieren, um in ihrem Alltag fortfahren zu können – davon, dass es möglich ist, das Richtige zu tun.


    Autoreninfo:


    Claire Keegan, geboren 1968, wuchs auf einer Farm in der irischen Grafschaft Wicklow auf. Sie hat in New Orleans, Cardiff und Dublin studiert. Im Steidl Verlag sind von der vielfach ausgezeichneten Autorin bereits die Erzählungsbände Wo das Wasser am tiefsten ist und Durch die blauen Felder (in einem Band: Liebe im hohen Gras, 2017) erschienen. Das dritte Licht (2013) wurde mit dem renommierten Davy Byrnes Award ausgezeichnet, und gehört für die englische Times zu den 50 wichtigsten Romanen des 21. Jahrhunderts. Claire Keegan lebt in Irland und unterrichtet zurzeit an der Universität Cambridge.


    Meine Meinung:


    Titel: Die Geheimnisse des Klosters...


    Nachdem ich "Das dritte Licht" mit großer Begeisterung gelesen hatte, wollte ich mehr von dieser tollen Autorin und da dieses Buch so eine faszinierende Krähe auf dem Cover hat, musste es mit.


    In der Geschichte geht es um das beschauliche Örtchen New Ross, in dem Bill Furlong einen Kohlehandel betreibt und mit seiner Frau und seinen Töchtern ein beschauliches Leben führt. Besser könnte es ihnen in den harten Zeiten von 1985 nicht gehen. Doch dann entdeckt Bill bei seinen Lieferrunden etwas, was ihn verstört und beschäftigt. Kann er ignorieren was im Kloster geschieht wie alle anderen oder muss er handeln?


    Sprachlich ist dieses Kleinod wieder eine Wucht. Mit nur wenigen Worten weiß die Autorin sehr eindringlich den Leser zu verzaubern und zu berühren. Manches Mal wird es einem beim Lesen eng im Hals.


    Gut gefallen hat mir, dass man erst langsam in die Geschichte eingeführt wird und die kleinen, alltäglichen Dinge der Furlongs erfährt. So bleibt die Spannung lange hoch und man ist am Grübeln was und wann es denn nun los geht.


    Ich mochte sehr, dass das Ende offen gehalten ist, denn so kann man als Leser das Ganze noch weiter fantasieren, ob zum Guten oder Schlechten bleibt jedem selbst überlassen.


    Fazit: Es lohnt sich immer wieder zu Keegan zu greifen, klare Leseempfehlung.


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Ich kann mich Annabas voll und ganz anschließen.


    Keegans Buch Das dritte Licht hatte mich schon beeindruckt und die Novelle "Kleine Dinge wie diese" ebenso.

    ich habe sie im englischen Original gelesen.


    Claire Keegan ist eine Meisterin der kleinen Form. Sie schreibt präzise und braucht nicht viele Worte, um Figuren zu entwickeln und ein wichtiges Thema zu benennen.

    Erfreulich, eine Autorin zu lesen, die stilistisch wirklich etwas kann.


    Ich denke auch, dass das Thema übertragbar ist auf andere Situationen, in denen man sich fragt, wie man sich verhalten soll.

    Sehr lesenswert.


    Nächstes Jahr erscheint bei Steidl unter dem Titel „Reichlich spät“ das nächste Buch von Claire Keegan.

  • Kleine Dinge wie Diese (ich habe es im englischen gelesen) war mein Erstlingswerk von Claire Keegan, und bestimmt nicht mein letztes Buch von ihr. Ich hatte hohe Erwartungen an dieses schmale Weihnachtsbuch, hatte ich vorab von verschiedener Seite positives gehört. Und diese Erwartungen wurden auf jeden Fall eingehalten.


    Mit kleinen Dingen wie diese erfahre ich einiges über ein schwarzes Kapitel in Irland, über die Magdalenenhäuser. Und einiges meine ich hier genau so. Das Buch hat nur knapp über 100 Seiten, und der Großteil beschreibt das Leben des Hauptcharakters, eines Kohle- und Brennmaterialienhändlers, Bill Furlong. Über seine Familie, sein Familienleben, sein Arbeitsleben und sein Umgang mit seinen Mitarbeitern und Nachbarn. Bei einer seiner Lieferungen zum Magdalenenhaus beobachtet er etwas, womit er lernen muss umzugehen, oder die Frage, ob er tätig werden soll. Genauer möchte ich gar nicht darauf eingehen.


    Es ist ein Buch, das perfekt in die Weihnachtszeit passt, spielt es um Weihnachten, und regt zum Nachdenken an, wie würde ich an Bill Furlongs Stelle handeln? Aber es ist sicher kein klassisches Gute-Laune und Happy-End-Weihnachtsbuch, wie es sie so häufig gibt.


    Dieses Buch ist eines der seltenen Bücher, wo jedes Wort sitzt. Claire Keegan schafft es, mit wenig Worten wahnsinnig viel zu beschreiben, zwischen den Zeilen stattfinden zu lassen. Gerade auch beim Ende, ein sehr gelungenes offenes Ende.

  • ..., was daran liegt, dass Claire Keegan teilweise ihre recht kurzen Geschichten bis zu dreißigmal schreibt. Die Geschichte um Bill Furlong war auch Bestandteil einer Lesung in Hamburg, die die Autorin am Vorabend anlässlich der Verleihung des Siegfried-Lenz-Preises an sie hielt. Die Lesung und das Gespräch mit Claire Keegan ist mir in ausgezeichneter Erinnerung geblieben, erfuhr man neben der Arbeit des Schreibens auch eine Menge über ein Land in den zurückliegenden letzten Jahrzehnten.