Die ersten drei Sätze eures aktuellen Buches (ab 07.06.2024)

  • Am Ende blieben sieben Kartons. In diesen Kartons, gestapelt in einem dunklen Lagerabteil in Wien, befinden sich ausgerechnet die Dinge, die meine Mutter aussortiert hatte: alte Rechnungen, Steuererklärungen, Müll.

    Ich gehe die Kartons durch.

  • Vestehen Sie, was ungewöhnlich an diesem Grundriss ist?

    Auf den ersten Blick wirkt er wahrscheinlich wie der Grundriss eines ganz normalen Wohnhauses. Aber betrachtet man ihn einmal aufmerksam bis in den kleinsten Winkel, bemerkt man plötzlich hier und da in dem Haus seltsame Ungereimtheiten.


  • Von allen Geräuschen, die es vermögen, das Grauen anzukündigen, vernahm Cecile Dorm das vermutlich schlimmste. Es war kein heftiges Pochen an der Wohnungstür mitten in der Nacht. So wie letztens, als der Nachbar von schräg gegenüber im Pyjama vor ihrer Haustür gestanden hatte.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Prolog

    SARA

    Es ist komisch - nie hätte ich gedacht, mir selbst beim Sterben zuzusehen. Vor allem nicht mit fünfzehn Jahren.

    Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man einfach weiß, ohne jeden Zweifel, dass es geschehen wird, dass es kein Zurück gibt, ein Punkt, an dem das Ende im wahrsten Sinne des Wortes nah ist.

  • Das erste Mal geschah es, als ich noch klein war, zwölf Jahre. Wir hatten ein Kindermädchen, das hiess Julie, Julie Horky. Da aber die Köchin auch Julie hiess, wurde sie Horky gerufen, einfach Horky.

  • Die Aprilnacht war ungewöhnlich kühl, und feuchter Dunst zog vom Fluss herauf durch die Gassen. Der Mann trug einen langen, schwarzen Umhang, dessen Kapuze sein Gesicht völlig überschattete. Er ging mit eiligen Schritten, doch bemühte er sich keinerlei Geräusch zu verursachen, um nicht etwa einen rechtschaffenen Bürger aus seinem wohlverdienten Schlaf zu reißen.


  • Am Nachmittag, als Hannas Mutter starb, verkroch sich das

    Haus frühzeitig in die Dämmerung. Die grelle Sonne von

    Miami drang spärlich durch die schmutzigen Scheiben, prallte an

    Staubpartikeln ab und zog ein unscharfes Gitter über die verbli-

    chenen Bilder an der Wand. Schatten lagen zusammengerollt in

    den Ecken wie schlafende, schwarze Rattennattern.



  • Freundschaft beginnt still mit Blicken und Gesten, dann erst kommen die Worte. In Kindertagen schließen wir Freundschaften leicht, finden sie auf Schulhöfen oder in der Nachbarschaft. Später im Leben sind sie seltener, und wenn sie von Wert sind, wachsen sie, werden stark und verbinden uns mit unsichtbaren Fäden über Zeit und Raum.

    :lesend: Wer die Nachtigall stört… (Harper Lee) 160 / 459 Seiten

    :lesend: Lebensbande (Mechtild Borrmann) 119 / 281 Seiten

    :lesend: Das Kind in dir muss Heimat finden (Stefanie Stahl) 76 / 248 Seiten

  • Tombland

    Norwich, 15./16. September 1919


    Die ältere Dame mit dem Fuchs um den Hals, die mir im Zugabteil gegenübersaß, erinnerte sich an einige der Morde, die sie über die Jahre begangen hatte. "Da gab es den Pfarrer in Leeds", sagte sie mit der Andeutung eines Lächelns, während sie sich mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe klopfte. "Und die Jungfer aus Hartlepool, die über ihr tragisches Geheimnis stolperte."

  • Tombland

    Norwich, 15./16. September 1919


    Die ältere Dame mit dem Fuchs um den Hals, die mir im Zugabteil gegenübersaß, erinnerte sich an einige der Morde, die sie über die Jahre begangen hatte. "Da gab es den Pfarrer in Leeds", sagte sie mit der Andeutung eines Lächelns, während sie sich mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe klopfte. "Und die Jungfer aus Hartlepool, die über ihr tragisches Geheimnis stolperte."

    Verrätst du uns noch (versteckt), um welches Buch es sich handelt? :schuechtern

  • Dienstag, 18. März 1851


    Extrablatt! Extrablatt!

    Queen Viktoria eröffnet die Weltausstellung im Crystal Palace!

    Extrablatt! Extrablatt der Times!

    Nur zwei Pence, meine Dame!

    Die neuesten Nachrichten für nur zwei Pence!

    Danke, Mylady!


    5:53 p.m. - Das Bündel in der Themse

    Erschöpft setzt sich Joshua auf den steinernen Wasserspeier mit der verwitterten Dämonenfratze und ließ die Beine baumeln. Dünne Rauchschwaden zeichneten feine Nebelbänder in den goldenen Lichtstreif über der Stadt.


  • Zitat

    Ein blauer Samtvorhang teilt sich, eine weiß behandschuhte Hand nimmt unser Ticket entgegen. Ein Wink, ein Lächeln, fast zu vertraulich. Wir flüchten an dem Kartenabreißer vorbei, hinein ins Foyer, wo schon andere Theatergäste warten, herausgeputzt, verlegen, fehl am Platz zwischen grellen Neonröhren und milchigen Spiegeln.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Homicide

    (999)

    Mein Leben entgleiste an einem kühlen, in klares Sonnenlicht getauchten Herbsttag. An einem Tag, der nicht zu heiss und nicht zu kalt war, nicht zu nass und nicht zu trocken. Mit einem Wort: angenehm. Es war einer von den Tagen, die sich zu einem Leben aneinanderreihen und gar nicht erst in der Erinnerung abgelegt werden. Bis etwas passiert.

  • Der Schrecken, der weitere achtundzwanzig Jahre kein Ende nehmen sollte – wenn er überhaupt je ein Ende nahm –, begann, soviel ich weiß und sagen kann, mit einem Boot aus Zeitungspapier, das einen vom Regen überfluteten Rinnstein entlangtrieb.

    Das Boot schwankte, hatte Schlagseite und richtete sich wieder auf, brachte heldenhaft manch bedrohlichen Strudel hinter sich und schwamm immer weiter die Witcham Road hinab, auf die Verkehrsampel an der Kreuzung Witcham und Jackson Street zu. Die drei vertikalen Linsen an allen Seiten der Ampel waren an diesem Nachmittag im Herbst des Jahres 1957 dunkel, und die Häuser waren ebenfalls allesamt dunkel.


    Liebe Grüße, Tinda
    Ich lese gerade: Robert C. Marley - Inspector Swanson und der Fall Jack the Ripper/Dakota Pink




    Abbau: 55 Print / 1231 Ebooks



  • FAhnen, Trommelkwirbel, Marschschritt, Gesang, Männer, Frauen, Jungen, Mädchen auf einer breiten Strasse in einer Stadt, von der es heisst, sie habe ein Klima, welches der Herrgott an Gesindel vergeude.

    Ein wenig abseits ein elegant, fast pedantisch, für die Jahreszeit ein wenig zu warm gekleideter, grosser älterer Mann. Er betrachtet das, was er sieht, als blicke er auf eine Bühne, prüfend distanziert.