'Die Dolmetscherin' - Seiten 001 - 100

  • Ja, das ist schon ein Wagnis. Es gibt so viele widersprüchliche Aspekte und mit Asta frage ich mich, worum geht es den Amis eigentlich. Sie scheinen die Nazi-Größen weniger verurteilen oder zum Schuldeingeständnis bringen zu wollen als eher benutzen zu wollen für ihren künftigen kalten Krieg gegen den Kommunismus.

    In meinem anderen Buch wird erwähnt, dass Truman und die Amerikaner dann lieber mit Nazis arbeiten wollte als mit Kommunisten. Sie waren das neue Feindbild. da wollte man die Nazijagd nicht mehr so intensiv betreiben.

  • Außerdem waren die Amis selber Antisemiten und Rassisten. Göring hat wirklich geglaubt wer so seine Mitmenschen unterdrückt wie das die Amerikaner mit ihren Ex-Sklaven taten, der hätte Verständnis für die Taten der Nationalsozialisten. Das stimmte dann aber nur für die Mitäufer, nicht die Täter.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesendLou Lingyuan Sehnsucht nach Shanghai :lesend Beate Maly Mord im Filmstudio

  • Mir ist auf der ersten Seite etwas aufgefallen, was möglicherweise nicht so gedacht war:

    "Manche von ihnen hatten sich bis zum Bauch entblößt, sie saßen mit geschlossenen Augen da, rückwärts auf die Hände gestützt, und genossen die Sonnenwärme auf ihrem behaarten Körper." Wäre es da nicht passender im Plural zu bleiben?

    Habe ich tatsächlich auch überlegt, "auf ihren behaarten Körpern", aber dann würde es technischer klingen, fand ich, und distanzierter. Aber ich gehe bei der Grammatik immer nach Gefühl und kann es kaum sachlich begründen ... Das Lektorat hat's akzeptiert. ;)

  • Ich bin gestern auch gut hineingekommen.

    Noch weiß ich nicht, was Asta antreibt, laß es mal auf mich zukommen.


    Gerade vor ein paar Wochen habe habe ich mir wieder einmal - das Urteil von Nürnberg - angesehen. Auch wenn das ein anderer Prozeß war. Gefühlsmäßig paßt es einfach hierzu.

  • Es kamen mir fast die Tränen, als ich las, wie Horst den Sohn seiner Freundin, Robert, behandelt und was er von ihm verlangt. Ja, s ist bittere Nachkriegszeit, es herrscht Hunger, Wohnraumnot, aber er ist erst sechs Jahre und braucht Geborgenheit/ Sicherheit und Liebe.

    Wird Roberts Vater vielleicht doch zurückkehren? Ich hoffe allerdings, dass Roberts Mutter bereits vorher Horst in den Wind schießt. Noch mehr eigentlich, dass diese gewalttätige Mann verhaftet wird.

    Noch wissen wir nicht, warum Titus diesen Handlungsstrang in den Roman fügt. Ob es eine Querverbindung gibt oder ob wir einfach die beiden Seiten vom so unterschiedlichen Leben, parallel lesen sollen.

    Ich denke, dass Robert Leos Sohn ist. Ich hoffe nur, dass er es bald zurück zu seinem Sohn schafft, allein wird der sich vor Horst nicht schützen können und seine Mutter wird von dem Typen auch nicht mehr los kommen.

  • Ich denke, dass Robert Leos Sohn ist. Ich hoffe nur, dass er es bald zurück zu seinem Sohn schafft, allein wird der sich vor Horst nicht schützen können und seine Mutter wird von dem Typen auch nicht mehr los kommen.

    Das ist eine interessante Überlegung. :thumbup:

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend A. E. Brachvogel: Friedemann Bach

  • Ich bin gestern auch gut hineingekommen.

    Noch weiß ich nicht, was Asta antreibt,s laß es mal auf mich zukommen.

    Ein Hinweis wäre, dass ihre Tante Clara von der Gestapo abgeholt wurde nachdem sie mit Emmy Göring bei diesem Besuch geplaudert hatte.

    Ein anderer wäre, dass ihr Vater noch nicht erwähnt wurde.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend A. E. Brachvogel: Friedemann Bach

  • Ich gestehe, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen kann. Es passiert richtig viel in diesem Abschnitt.


    Asta ist eine wirklich spannende Persönlichkeit. Ihre Eltern scheinen ja in höheren Nazi-Kreisen verkehrt zu haben, deshalb hat sie Göring als Kind kennengelernt.

    Ich bin gespannt, ob sie Andrus von Görings Brief berichtet. Wie ich sie bisher kennengelernt habe, wohl eher nicht... Das wird sie zunächst allein durchziehen, denke ich.

    Ja, das fürchte ich auch. Das wird sie wohl in Schwierigkeiten bringen.

    Woher Göring von Astas sowjetischen Freunden weiß, wundert mich schon sehr. Wenn er so gut mit der Außenwelt vernetzt ist, sollte es für diesen heimlichen Brief eigentlich keine Notwendigkeit geben. Will er sie nur reinlegen und bei ihren Arbeitgebern unmöglich machen?

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend A. E. Brachvogel: Friedemann Bach

  • Ich habe bereits jetzt schon, im 1. Abschnitt, das Gefühl, die Lektüre wird eine sehr intensive werden. Ich komme auch nur langsam voran, obwohl ich gut ins Buch reingekommen bin. Aber es sind immer wieder so Passagen – wie die bereits auf Seite 6 zitierte „sie lagerten beieinander wie Raubtiere nach getaner Jagd...“, die unter die Haut gehen. Außerdem musste ich natürlich bereits jetzt schon einiges nachgoogeln, um meine Kenntnisse über die Nürnberger Prozesse wieder ein wenig aufzufrischen. So wußte ich u.a. zwar, dass die einstigen Nazigrößen vor den Prozessen erst woanders untergebracht waren, aber nicht, wo das war.


    Asta, die Übersetzerin: als Kind ist sie Göring begegnet. Sie hat deutsche Wurzeln, lebte dann aber wohl in den USA. Was ist ihr Hintergrund? Was ist ihre Intention? Sie spielt ja ein scheinbar falsches Spiel – arbeitet für die Amerikaner, berichtet an die Russen, hat aber ihre ganz eigenen Ziele... eine interessante Protagonistin. Auch ihr weiteres Verhältnis zu Leo wird zu beobachten sein. Ihren Exverlobten Denny beschreibt sie als einen Mann wie Göring – und einen, der wohl das Leben, das er sich für sie beide wünschte, in sie hineinprügeln wollte.


    Bei Leo bin ich mir zu 100% sicher, dass er der sehr vermißte Vater des kleinen Robert ist (der mit Horst, dem neuen Partner seiner Mutter, auch kein leichtes Los hat). Auch hier stellt sich die Frage: warum ist er inhaftiert? Sein Fronteinsatz war wohl eine Strafmaßnahme – aber wofür?


    Natürlich sagen mir die Lokalitäten auch was – als Nürnbergerin kenne ich die Kaulbachstrasse und die Wetzendorfer Kriegsopfersiedlung.


    Astas Vorgesetzten Colonel Andrus finde ich in seinem Verhalten teilweise noch irritierend, aber auch über ihn habe ich bereits ein wenig nachgelesen. Über das „geheime Deutsche Haus“ wußte ich in der Tat nichts, dieses Vorhaben fand ich sehr spannend.


    Über die „fränggischen Beschimpfungen“ auf Seite 80 mußte ich dann doch schmunzeln. Kenne ich natürlich (und selbstredend noch einige mehr *ggg*).


    Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es weitergeht...


    Gucci und Regenfisch

    Ich wußte hier auch nur (noch), dass die Nazigrößen vor Nürnberg noch anderswo untergebracht waren und fand es schon sehr spannend, hier ein wenig weiter zu recherchieren, damit ich ein entsprechendes Bild vor Augen habe.


    Gucci

    Hier bin ich mir sicher, dass der Häftling Leo Roberts Vater ist. Und ja, ich hoffe auch, dass sich seine Mutter vom ekligen Horst trennt. Aber sie wäre nicht die erste und einzige Frau, die aus Einsamkeit, Angst, Not etc. lieber (irgend)einen Partner hat, als sich alleine durchschlagen zu müssen.


    streifi

    Ich denke auch, dass Asta noch viel zu lernen hat. Ihre vorpreschende Art kann nicht immer gutgehen für sie. Und auch ihre Zusammentreffen mit dem Häftling Leo finde ich nicht ohne Risiko, er ist schließlich Kriegsgefangener.


    Regenfisch

    Ich bin auch sehr gespannt auf Astas Hintergrund und wie es dazu kam, dass die Familie mit den Görings verkehrte. Irritiert hat mich hier, dass ihre Tante Clara kurz danach von der Gestapo verhaftet wurde. Irgendwas „stinkt“ an Astas Herkunft – wir werden hoffentlich bald erfahren, wie alles zusammen hängt.


    Findus

    Ich bin gespannt, wer letztlich alles weiß oder ahnt, dass Asta auch Verbindungen zu den Sowjets hat. Robert sucht seinen Vater allerdings in Nürnberg, nicht in Berlin. Die genannten Orte kenne ich in Nürnberg. ;-)


    Was Görings Konfrontation Astas mit den Sowjets angeht: ich denke, er ist ein Menschenkenner und Manipulator. Der Dialog ließ zumindest in meinen Augen Spielraum für Interpretationen. Ich hatte das Gefühl, er plaziert ein kleines verbales Bömbchen und Astas Reaktion hat ihn nicht enttäuscht. :gruebel

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe bei den Plätzen und Namen keine Verbindung gefunden. Mir wurde ja schon mehrmals gesagt, es ist Nürnberg, hätte ich aufmerksamer gelesen, wäre mir das sicher nicht entgangen.

    Was Astas Intention betrifft ist es zum einen sicher der, ihre Tante Clara zu rächen. Aber da muss noch mehr sein. Und Göring, da gebe ich dir Recht, kann Menschen gut täuschen aber auch durchschauen.

  • Also viel schneller als hier bei diesem Buch kann man meines Erachtens nicht in eine Geschichte reinkommen. Kaum ein paar Zeilen gelesen, war ich dort in Luxemburg bei Asta - ich meine wirklich dort. Ich sehe alles vor mir und spüre förmlich Astas Angespanntheit. :anbet Das hat dann auch dazu geführt, dass ich für meine Verhältnisse schnell vorankomme :zwinker - ich bin sogar schon beim dritten Abschnitt, weil ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen.


    Aber erstmal zum Beginn des Buches:

    Wie gesagt, fühle ich mich mitten drin im Geschehen und obwohl das Thema alles andere als leichte Kost ist, inhaliere ich förmlich die Zeilen. Denn es geht direkt sehr spannend los und Fragen werden aufgeworfen, die mich sehr neugierig machen. Asta spiel ein brandgefährliches Spiel und ich zittere mit ihr mit, dass sie nicht auffliegt. Und das obwohl ich noch gar nicht so genau weiß, welche Ziele sie tatsächlich verfolgt. Sie gefällt mir als Figur jedenfalls außerordentlich gut und ich glaube, ich hätte nie ihren Mut aufgebracht - auch wenn es sich um sehr hehre Ziele handeln würde. Ich hoffe sehr, dass sie sich eines Tages nicht um Kopf und Kragen redet.


    Leo ist vom Krieg sehr gezeichnet, was natürlich nicht wundert. Er kommt für mich recht mysteriös rüber und ich habe eine Zeitlang gebraucht, um den Zusammenhang zu Nürnberg und Robert, seinem Sohn, zu sehen. Robert ist so ein toller Bub. Ihn möchte man am liebsten in den Arm nehmen und dann an die Hand, um ihn aus dem Elend rauszuführen. Dieser Horst ist einfach furchtbar. Was Charlotte wohl an ihm findet? Okay, ich kann natürlich verstehen, dass es ihr Sicherheit gibt, in diesen schweren Zeiten einen Mann an der Seite zu haben.


    Die Arroganz von Göring und Co. bringen mein innerstes immer wieder zum Brodeln. :cursing:


    Kurzum: dieses Buch weckt so viele Emotionen in mir. Aber genau so ist doch Lesen am Schönsten. Und dann hibbelt man dem Feierabend entgegen, dass man endlich weiterlesen kann... :-]

  • Über die „fränggischen Beschimpfungen“ auf Seite 80 mußte ich dann doch schmunzeln. Kenne ich natürlich (und selbstredend noch einige mehr *ggg*).

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    Was Görings Konfrontation Astas mit den Sowjets angeht: ich denke, er ist ein Menschenkenner und Manipulator. Der Dialog ließ zumindest in meinen Augen Spielraum für Interpretationen. Ich hatte das Gefühl, er plaziert ein kleines verbales Bömbchen und Astas Reaktion hat ihn nicht enttäuscht. :gruebel

    Bei "Hundsgrübbl" musste ich auch als "Neigschmeckte" grinsen. :chen 

    Bei Görings Frage an Asta bin ich auch zusammengezuckt. Aber deine Theorie finde ich sehr schlüssig. Solche "Spielchen" passen auch zu ihm.

  • Ich bin gut gestartet in den ersten Teil. Finde Asta als unsere Protagonistin nur irgendwie nicht sonderlich sympathisch, so zumindest in diesem Teil. Sie kommt mir doch ein wenig zu dominat und fordernd rüber. Kann sein, dass man als Frau zu dieser Zeit, um sich in einer Männer dominierten Welt so geben muss, ich finde es allerding doch was überzogen.

    Viele Grüße
    Thomas


    ________________________________________
    wyrd bid ful aræd - Das Schicksal ist unausweichlich

  • Ich bin gut gestartet in den ersten Teil. Finde Asta als unsere Protagonistin nur irgendwie nicht sonderlich sympathisch, so zumindest in diesem Teil. Sie kommt mir doch ein wenig zu dominat und fordernd rüber. Kann sein, dass man als Frau zu dieser Zeit, um sich in einer Männer dominierten Welt so geben muss, ich finde es allerding doch was überzogen.

    In der ersten Fassung des Romans war sie sanfter – das gefiel aber der Lektorin im Verlag und dem ersten Testleser nicht, also habe ich ihr in der zweiten Fassung mehr Durchsetzungskraft und Mut gegeben. Vielleicht habe ich es damit etwas übertrieben. ;)

  • Ich denke dass es sehr schwierig ist eine Protagonistin so hinzubekommen, dass jeder Leser mit ihr zufrieden ist.

    Ich fand Asta etwas spröde, undurchsichtig auch, und naiv im Zusammenhang mit den Geheimdiensten. Aber wer wäre das nicht, damit hat man ja im Alltag nicht zu tun.

    Wie soll man sich verhalten, wenn plötzlich von allen Seiten Forderungen kommen, dann kommt noch die Liebe dazwischen, die Scheußlichkeiten im Gerichtssaal die sie verarbeiten muss. Alles nicht so einfach.

  • Anfangs fand ich Asta auch gewöhnungsbedürftig, aber das würde mir in so einer Situation ohne ihre Geschichte zu kennen wohl auch bei anderen Menschen so gehen. Nachdem man ja nach und nach mehr über sie erfährt und sie besser kennenlernt, fand ich sie insgesamt auch rund.


    Man muss halt Menschen und Protagonisten auch erstmal kennenlernen um sie einschätzen zu können.

  • Hallo in die Runde, hallo Titus :wave. Lese schon eifrig (mit) und ich bin noch dabei, eure ganzen Beiträge nachzulesen.


    Jetzt nur mal so viel: ich fand Asta durchaus auch gewöhnungsbedürftig. Sie ist - wie schon von einigen angemerkt - tatsächlich sehr "durchsetzungsstark". Ich frage mich da immer, ob sich das tatsächlich so abspielen könnte. Sie kommt als Neuling und wird ja doch gegenüber ihren Vorgesetzten sehr schnell pampig. Ob der sich das tatsächlich gefallen lassen würde? Mir gefallen starke Frauenfiguren wie Asta definitiv eine ist, hier muss ich mich an ihre teils ruppige Art noch gewöhnen (wird sicher :), da bin ich ganz zuversichtlich).


    Auch das Spionieren für die Russen war mir eins drüber. Reicht ja schon, wenn sie ihre eigene Agenda hat, da muss sie für mich nicht auch noch unbedingt für die Gegenseite spionieren. Nun ja, ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt.


    Ansonsten fand ich das ganze Leben in dem "Kriegsgefangenenhotel" sehr interessant. Für mich zeigt es in erster Linie, wie schwer sich die Amerikaner mit ihrer Einstellung gegenüber den gefangenen Nazis tun. So recht haben sie noch keinen passenden Umgang mit ihnen gefunden. Dass sie ihre Uniformen weiterhin tragen/tragen dürfen, finde ich persönlich ganz schlimm.

    „Wer nur Menschen um sich herum haben will, die einem in allen gleichen, lebt bald schon in einer verdammt kleinen Welt.“ Nicole Wellemin, Das Echo der Moore, Piper 2025