'Lebensbande' - Seiten 001 - 070

  • Da hab ich ja ganz düsterer Vermutungen. Es gab ja nicht nur Ärzte, die "unwertes Leben" diagnostizierten, da müssen ja Krankenschwestern drum rum gewesen sein. Ich habe mich auch gefragt warum Nora keine Kinder hat. Wurde auch nicht erwähnt warum nicht.

    Also, ich hatte ja viele Vermutungen, aber zu keiner Sekunde hatte ich den Verdacht, dass Nora diese Art von Schuld auf sich geladen hat.

    Über die Frage, warum Nora keine Kinder hat, habe ich gar nicht so intensiv nachgedacht. Vielleicht, weil sie durch ihre Vergangenheit geprägt keine Kinder in diese Welt setzen wollte. Vielleicht hat es auch nicht mit ihrem Mann, den sie ja anscheinend sehr liebte, mit gemeinsamen Kindern geklappt. Letztlich war diese Frage für mich aber unbedeutend.

    Ich hinterfrage für mich immer, warum so ein junger Mensch so gehässig ist. Da ist doch etwas, was ihr fehlt. Liebe, Anerkennung was auch immer und sie reagiert ihren Frust an Lene ab. Irgendwie tut sie mir auch leid.

    Es gibt Menschen, die einfach Arxxlöcher sind. Typ "nach oben buckeln, nach unten treten". Bei ihr dachte ich mir: zum Glück ist sie in dieser Zeit "bloß" Tochter. Wenn ich mir aber vorstelle, dass ein Mensch vielleicht auch noch die "richtige" Gesinnung hat und auf Menschen losgelassen wird... auweia.

    Man musste ihm ja anfangs zu Gute halten, dass er Lene geheiratet hat. Das tat ja auch nicht jeder. Und er hat auch gleich richtig losgeackert, um seine kleine Familie zu versorgen. Das soll jetzt keine Entschuldigung für seine Taten sein, aber Lene und Franz sind für mich beide in so einem Kreisel gefangen, der durch ein wenig unachtsamen Sex entstanden ist. Verhütung und legale Abtreibung helfen da heute ein bisserl weiter.

    Das ist so die Tragik, die ganz vielen Menschen zu jener Zeit widerfahren ist. Oft völlig unaufgeklärt, was Fortpflanzung und Verhütung angeht. Über vieles wurde damals ja nicht geredet. Kondome waren sicherlich auch nicht so einfach zugänglich. Also hat man halt einfach gehofft, es passiert nix. Und wenn doch, dann musste geheiratet werden, denn uneheliche Kinder gingen ja gar nicht. Scheidungen auch nicht.


    Ich möchte nicht wissen, wieviele Ehen so zustande gekommen sind, bei denen beide todunglücklich waren. Der "Idealfall", dass die Schwangerschaft einem Paar passiert ist, das sich über eine künftige Heirat sowieso schon einig war, dürfte eindeutig in der Unterzahl gewesen sein.

    Lieben Gruß,


    Batcat batsmile.gif


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Es gibt Menschen, die einfach Arxxlöcher sind. Typ "nach oben buckeln, nach unten treten". Bei ihr dachte ich mir: zum Glück ist sie in dieser Zeit "bloß" Tochter. Wenn ich mir aber vorstelle, dass ein Mensch vielleicht auch noch die "richtige" Gesinnung hat und auf Menschen losgelassen wird... auweia.

    Wobei sie ein Teenager ist, wie Lene auch. Man wird in aller Regel nicht als Ar...loch geboren. Und gut war, dass die Mutter sie gemaßregelt hat und es geholfen hat. Elisabeth ist ja nur eine Randfigur, man weiß leider zu wenig von ihr.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Wiedersehen in Rajasthan - Ute Krause

    Knochenkälte - Simon Beckett



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Wobei sie ein Teenager ist, wie Lene auch. Man wird in aller Regel nicht als Ar...loch geboren. Und gut war, dass die Mutter sie gemaßregelt hat und es geholfen hat. Elisabeth ist ja nur eine Randfigur, man weiß leider zu wenig von ihr.

    Eleonora (Eberecht)


    Elisabeth ist die (künftige) Schwägerin, die Braut vom drei Jahre älteren Bruder Karl.



    Mir gefiel auch, dass Lene das Zurechtweisen von Frau Eberecht ggü ihrer Tochter Eleonora mitbekommt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich schreibe mir die Namen meistens auf, aber irgendwie ist dieser durchgerutscht, aber ich hatte bei den vielen Vornamen auch meine Probleme der Zuordnung. Dennoch starke Adleraugen.

    Man wird in aller Regel nicht als Ar...loch geboren.

    Diese Formulierung fällt mir auch reichlich spät auf. :lache:lache:lache Bei manchen ist man sich einfach nicht so sicher, oder? :rofl

    :lesend: Wie fühlst du dich? - Über unser Innenleben in Zeiten wie diesen Mensch (Axel Hacke) 0 / 255 Seiten

    :lesend: Das Kind in dir muss Heimat finden (Stefanie Stahl) 76 / 248 Seiten

  • Zwei Randfiguren mit ähnlichem Namen - und kein Buch zur Hand. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Wiedersehen in Rajasthan - Ute Krause

    Knochenkälte - Simon Beckett



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich bin gerade sehr mit der Organisation (der Pflege) meiner Mutter beschäftigt.


    (Übrigens auch eine, die ihr Kind immer als Eigentum betrachtet. Von Anfang an bis jetzt ins Alter. Ich bin mit Schlägen und Misshandlungen groß geworden, und ich bin noch nicht so alt! Das ist nicht nur so ein "Männerding".)


    Daher konnte ich gestern erst auch endlich starten.


    Und da ich eigentlich keine richtige Muße habe, kommt mir dieses Buch gelegen, denn ich finde es nicht wirklich tiefgründig, man muss sich nicht erst reinfuchsen und es liest sich schnell.


    Die zwei Zeitebenen gefallen mir.

    Der erste Erzählstrang mit der namenlosen Protagonistin ist gestraffter, der Zweite ausführlicher, aber nicht ausufernd.

    Die Personen (zumindest des zweiten Strangs) wirken relativ blutleer,


    Ich habe weder Klappentext noch Rezensionen noch irgendetwas zu dem Buch gelesen - und habe mir wohl etwas weniger Oberflächliches versprochen.

  • Oberflächlich fand ich das Buch überhaupt nicht, nur der Schreibstil ist distanziert, aber das ist typisch für die Autorin.

    Es ist mein erstes Buch der Autorin und ich musste mich auch erst ein wenig daran gewöhnen. Aber es hat nicht lange gedauert und ich war "gefangen" im positiven Sinne. Ja, man kann es als "distanziert" empfinden - aber gerade dieses Nüchterne gefällt mir gut, da es auch nichts beschönigt und einfach erzählt, wie es ist. Für mich kommt die Geschichte so intensiv rüber.

  • Ich lese auch sehr gerne, wenn ich nicht schlafen kann. :) Da ich jedoch zurzeit neben dem Job noch meine Mutter pflege, bin ich so k.o., dass ich im Stehen schlafen würde. Ich bin dann jeweils froh, wenn ich es schaffe, ein paar Seiten zu lesen. Allerdings bei so einem tollen Buch gelingt das um einiges leichter. :-]


    Ich drücke die Daumen, dass du heute Nacht besser schlafen kannst. :daumendrueck

    Danke, hat geklappt, sorry für die späte Rückmeldung :)

  • Die Woche über hatte ich wenig Zeit zum Lesen, aber jetzt bin ich richtig gestartet. Mir gefällt das Buch ausgesprochen gut, insbesondere, das was da so mit wenigen Worten angedeutet wird. Lange habe ich gerätselt, was wohl die Verbindung zwischen Lene und der noch namenlosen Protagonistin der 90er sein mag, aber dann hat sie von ihrer Zeit als Krankenschwester geschrieben und Lene bekam den kleinen Leo und nun befürchte ich, das Leo das Bindeglied sein könnte. Auf der Station scheinen ja auch behinderte Kinder untergebracht gewesen zu sein, vielleicht kommt auch Leo dahin.


    Beide junge Frauen wirken etwas naiv, sowohl die junge Krankenschwester als auch Lene - sie sind ja auch in ähnlichem Alter. Joop gefällt mir gut, der Franz weniger … Bei solchen Rückblicken bin ich immer dankbar, nicht in jenen Zeiten gelebt zu haben.


    Ich fand es gleich interessant, dass die erste Erzählerin keinen Namen hat. "Sie"

    Das schafft eine gewisse Distanz zu ihr.

    Spannend, wie unterschiedlich das gelesen wird - ich hatte bei den Abschnitten in den 1990ern sofort Kopfkino und hab mich ihr eigentlich recht nah gefühlt.


    Ich mag den Stil der Autorin total gern, ist nicht mein erstes Buch von ihr. Oberflächlich finde ich sie nicht, im Gegenteil. Die Handlung mag unscheinbar wirken, aber das liegt auch an dem ruhigen, unaufgeregtem Stil der Autorin. Da steckt viel Tiefe und Atmosphäre im Detail.

  • Mir gefällt das Buch ausgesprochen gut, insbesondere, das was da so mit wenigen Worten angedeutet wird.

    Die Handlung mag unscheinbar wirken, aber das liegt auch an dem ruhigen, unaufgeregtem Stil der Autorin. Da steckt viel Tiefe und Atmosphäre im Detail.

    Das hast du perfekt auf den Punkt gebracht. Das ist auch genau einer der Punkte, die mich an diesem Buch so faszinieren: das Talent der Autorin mit wenigen Worten, so intensiv zu erzählen.