Sind Kritik am Text und Kritik an der Person trennbar?

  • Genau das meine ich, Kritik die gerechtfertig ist muß nicht noch diskutiert werden! Aber Kritik die einfach nichtssagend ist find ich unangebracht.
    Man kann ja sagen, der Text sagt mir nichts (wie Doc das schon öfters tat :-)) oder aber das ist nicht mein fall, aber ist dem verfasser von diesem Text damit geholfen? :wow

  • Zitat

    Original von Callabluete
    Genau das meine ich, Kritik die gerechtfertig ist muß nicht noch diskutiert werden! Aber Kritik die einfach nichtssagend ist find ich unangebracht.
    Man kann ja sagen, der Text sagt mir nichts (wie Doc das schon öfters tat :-)) oder aber das ist nicht mein fall, aber ist dem verfasser von diesem Text damit geholfen? :wow


    Naja, zumindest hat er dann einen Eindruck darüber, wie sein Text bei einem Leser ankommt würde ich sagen. Allerdings sollte man, wenn man wirklich vieles auszusetzen hat, auch detaillierter darauf eingehen. Das hilft dem Autor sicherlich mehr.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Man kann es letztlich niemanden recht machen mit Kritik. Das scheint mir die Quintessenz der Diskussion um Kritik (an den Texten hier bei den Eulen) zu sein.
    Dem einen Verfasser tränen die Augen, weil er nicht ausreichend für seine Mühe gelobt wird, der andere will ausführliche Begründungen und Hinweise warum und wieso sein Text beim Kritiker durchfällt, etc. etc.
    So manchem "Nur"-Mitleser geht es zu hart zu (Stichwort: niedermachen), für andere noch zu gemäßigt.


    Als Kritiker weiß man in der Regel nicht mit welchen Intentionen ein Text hier veröffentlicht wird, wie alt der Verfasser ist, welche Befindlichkeiten es (wenn überhaupt) zu berücksichtigen gilt. Ich habe das bisher als großes Plus angesehen, neige mittlerweile allerdings dazu, nach ausführlichem Studium der Postings hier und in anderen Threads, das zu revidieren.


    Ich werde zwar nochmal drüber schlafen, vorerst aber keine Textkritiken mehr hier anbringen. Zu weit auseinander gehen da anscheinend die Ansprüche mancher Verfasser im Gegensatz zur "Wirklichkeit" des Kritikers (sprich: mich selbst). Das liegt aber wahrscheinlich an mir, nicht an den Verfassern.


    Gruss,


    Doc

  • Hallo, Marcel.


    Zitat

    Zum Thema Kritiken: ich halte Autoren für relativ schlechte Kritiker; die meisten, die ich kenne, haben nicht nur einen eigenen Stil und ein eigenes Thema, sondern auch ein eigenes Konzept, wie Literatur auszusehen hat. Davon kann sich auch niemand freimachen, es schwingt bei jeder Kritik mit. Das poetologische Konzept bestimmt, was ich von Literatur *erwarte*. Und das ist z. B. in meinem Fall erst in zweiter Linie eine brilliante Sprache - für andere ist sie maßgeblich.


    Sehe ich tatsächlich anders, aber das hängt möglicherweise vom Einzelfall ab. Es gibt Autoren, die schlechte Kritiker sind, weil sie einem sehr eigenen Paradigma folgen und deshalb einfach nicht geeignet sind, jede Sorte von Texten zu begutachten. Aber das sind wenige, nach meiner Erfahrung. Ich glabue ganz im Gegenteil, daß Autoren gute Kritiker sein können, weil sie wissen, welche Wirkung die Kritik hat.


    Zitat

    Der Verkürzung von Tom "Denn "Dies ist ein Scheißtext" heißt immer auch: "Du bist ein Scheißautor" stimme ich aber nun ganz und gar nicht zu; Texte können für mich völlig mißlungen sein, obwohl der Autor handwerklich brilliert (in meinem Bekanntenkreis habe ich so einen Extremfall). Es gibt kein Buch, an dem ich nicht "Fehler" entdecke, auch und gerade bei Büchern, die ich liebe - und vielleicht trifft dieses Beispiel am Besten: gute Bücher sind wie eine Liebe, kein Wesen auf dem Sockel, das perfekt ist, sondern oft gerade durch Makel bzw. Eigenheiten liebenswert. Manchmal begleiten sie einen nur für eine bestimmte Zeit, und man lebt sich auseinander, aber es bleibt ein "mehr", eine Vertrautheit und eine Erwiderung des eigenen Ichs.


    Die Verkürzung war auch nur ein Extrembeispiel. Ich habe bereits mehrfach versucht, zu erklären, was damit gemeint war, aber offensichtlich ist es mir nicht gelungen. Natürlich gibt es grottige Texte von ansonsten brillanten Autoren. Natürlich gibt es Autoren, die sich noch entwickeln. Mir aber ging es um den Kontext der Nachricht an und für sich, um das, was eine Kritik sagt und bewirkt - nicht nur im exemplarisch genannten Extremfall, sondern m.E. generell. Kritik an fiktionalen Texten ist immer Kritik am Autor, in positiver wie in negativer Hinsicht.

  • Doc,


    nein, man kann es mit Kritik nie recht machen.


    Trotzdem hoffe ich, daß es bei Deinem 'vorerst' bleibt.



    Ich muß auch gleich wieder meine eigenen Äußerungen einschränken:
    anonym sind tatsächlich nur die Wettbewerbsbeiträge.


    Die übrigen Texte lassen sich durchaus mit Grundinformationen über die VerfasserInnen ausstatten.


    Ich gestehe: ich sehe mir immer zuerst das Profil an, wenn ich Autorin/Autor nicht kenne.
    Ist die/der Betreffende sehr jung, bin ich vorsichtiger.


    Doch Heuchelei meinerseits. Shit happens

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Ich werde zwar nochmal drüber schlafen, vorerst aber keine Textkritiken mehr hier anbringen. Zu weit auseinander gehen da anscheinend die Ansprüche mancher Verfasser im Gegensatz zur "Wirklichkeit" des Kritikers (sprich: mich selbst). Das liegt aber wahrscheinlich an mir, nicht an den Verfassern.


    Gruss,
    Doc


    Meiner Meinung nach wäre das eine sich nicht aus dem Fred logisch zu begründende Über-Reaktion. Gerade die Vielfalt der Motivationen, Texte einzustellen und die Verschiedenartigkeit der kritischen Reaktionen machen den Bereich "Eigene Texte" für mich zu einem der interessantesten.
    Deine Kritiken sind sicherlich sehr pointiert und klar akzentuiert - das mag weh tun oder Begeisterungsstürme auslösen. Unterhaltsam im Sinne von "Darüber wird zu reden sein" sind sie in jedem Fall.


    Auch wenn ich in der Vergangenheit ab und zu schlucken musste, möchte ich auf diese An-Stöße nicht verzichten. Ich schreibe einfach "naiv" weiter.....sowohl Texte als auch eventuell Kritiken.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Ich habe diese interessante Diskussion verfolgt und möchte nun auch meinen Senf dazu geben. Ich bin weder Autor noch Kritiker, sondern einfach "nur" Leser. Für mich ist Kritik da nicht hilfreich, wo sie einfach nur ein Werturteil enthält und die Begündung fehlt.


    Eine Aussage wie "Der Text ist scheiße" hilft dem Autor nicht, sondern setzt ihn lediglich herab. Eine Kritik, die sagt, "mir gefällt der Text nicht, weil ..." oder "ich finde den Text nicht gut, weil..." ist mMn wesentlich angebrachter, weil sie sich wirklich mit dem Text und den Fehlern auseinadersetzt und Hilfestellung bieten kann und will.


    Das läßt sich auch auf andere Bereiche übertragen. Wenn zu mir jemand sagt, deine Arbeit ist scheiße, ärgere ich mich und fühle mich auch als Person herabgesetzt. Wenn allerdings die Kritik lautet, das war nicht gut / das war falsch, weil..., kann ich damit wesentlich besser leben und kann mich damit auseinandersetzten.


    Wobei der Umgang mit Kritik und die Reaktion auf Kritik sicherlich auch von Mensch zu Mensch unterschieldich ist.


    LG, Ina

  • Hallo Ina!


    Sehe ich auch so.
    Einem publizierten Autoren in klaren Worten die eigene Meinung zuverkünden ist eine Sache. Jemandem, der aus Spaß an der Freude schreibt und möglicherweise keinerlei Ambitionen hat, jemals zu veröffentlichen, sollte anders begegnet werden, denn, wie bereits erwähnt, ist dies hier ja kein reines Autorenforum (wo Honig ums Maul schmieren, um es mal überspitzt auszudrücken absolut nicht angebracht ist).

  • Noch einmal möchte ich erwähnen, das die kritiken von Doc oder Tom teilweise als Bös und gemein gelten, aber denoch hilfestellungen geben.
    Iris ist auch jemand wo ich finde das man da immer einiges rausholen kann aus ihren vorschlägen ich könnte noch einige mehr nennen aber das würde glaub ich den rahmen sprengen.
    Ich denke nicht das jemand auf deine Beiträge in bezug auf Kritik verzichten möchte, oder bei Tom. :grin
    Ich finde es wichtig das man gesagt bekommt was falsch ist oder nicht!!!!!

  • Hallo Seestern,


    du hast sicher Recht. Ich meine aber auch mit einem professionellen Autor kann sollte der Kritiker sachlich umgehen und nicht Werturteile verkünden. Damit meine ich nicht, daß Kritik nicht erfolgen sollte, sondern mir kommt es auf den Ton und die Art und Weise der Kritik an.


    LG, Ina

  • Zumindest bei Doc finde ich eigentlich das die Kritik immer so verpackt wird das sie nicht wehtut , verletzt etc. Bei Tom kann ich das bisher nicht beurteilen , da ich von ihm noch nicht oft eine Kritik gelesen habe.

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Man kann es letztlich niemanden recht machen mit Kritik. Das scheint mir die Quintessenz der Diskussion um Kritik (an den Texten hier bei den Eulen) zu sein.


    Hi Doc,


    Es wäre superschade, wenn du deine Textkritik einstellen würdest, denn sie hat Vorbildfunktion für mich.


    Noch einen Satz zum "Autor als Kritiker" - es gibt Autoren, die ganz wunderbare Kritiker sind, aber ich halte das für Glücksfälle. In ausgewiesenen Literaturforen hatte ich mehr als einmal den Eindruck, dass ein respektvoller Umgang mit den Kollegen fehlt. Das ist hier anders.


    lg
    Marcel

  • Freuden des jungen Werthers.
    Ein junger Mensch, ich weiß nicht wie,
    Starb einst an Hypochondrie
    Und ward denn auch begraben.
    Da kam ein Schöner Geist herbei,
    Der hatte seinen Stuhlgang frei,
    Wie’s denn so Leute haben.
    Der setzt notdürftig sich auf’s Grab
    Und legte da sein Häuflein ab,
    Beschaute freundlich seinen Dreck,
    Ging wohleratmet wieder weg
    Und sprach zu sich bedächtiglich:
    Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!
    Hätt er geschissen so wie ich,
    Er wäre nicht gestorben!


    Zur Erklärung: Nicolai - Verleger, Kritiker und Adressat dieser Zeilen - hat eine Parodie auf den Werther geschrieben und wurde von Goethe umgehend mit diesem anzüglichen Gedicht bestraft. Das bestätigt zum einen, daß Autoren mitunter dünnhäutig auf Kritik reagieren, auf der anderen Seite aber auch, daß Kunst eine intime Sache ist, eine ganz eigene Sicht der Welt, die man -- und dazu gehört Mut, seiner Umwelt mitteilen will, man teilt sich mit, möchte man einen Schritt weitergehen.


    Schon unter diesem Gesichtspunkt ist Fäkalkritik, wie die eingehend beschriebene, für mich ein absolutes no-go. Wer darf sich sowas überhaupt herausnehmen? Oh, bevor es zu Mißverständnissen kommt: ich will Kritik keineswegs verbieten, ich halte es lieber mit Bismarck: auch die schärfste Kritik ist willkommen, solange sie sachlich bleibt. Und sachlich, liebe Hardcore-Prediger der neuen Ehrlichkeit, ist der Schluß von der Qualität eines Textes auf die Befähigung des Künstlers im Gesamten nicht. Es scheitert an der Zahl der Variablen, die man in dieser Gleichung unterbringen müsste.

  • Hm, ich hab mich damals, als ich hier zu den Büchereulen kam, mal an zwei oder drei Kurzgeschichtenwettbewerben mit eigenen Geschichten versucht und die Kritik, die mir Tom damals zuteil werden ließ erschien mir zumindest respektvoll - sowohl gegenüber den Texten selbst als auch gegenüber mir als Person, die einfach sich selbst und ihr Erzähltalent mal ausprobiert hat.


    Es hat mich nachdenklich gemacht und mich selbst einsortieren lassen, was ich - wenn ich Geschichten oder gar Bücher schreiben wollen würde - offensichtlich falsch mache und was nicht.


    Dass das allerdings nur ein Kritiker wahr, der eine Menge Bücher und Texte aus einer gewissen Sicht her beurteilt und kritisiert, ist mir ebenso klar geworden.


    Was ich damit sagen will: damals konnte ich keine Benutzung von Fäkalsprache mir gegenüber entdecken und auch kein Niedermachen.


    Nicht von Tom!


    LG
    Ikarus

  • Lustig. Der Gegenstand der Diskussion wird hoffnungslos fehlinterpretiert. Jetzt geht es um Fäkalsprache in Kritiken. Morgen wird es sich vermutlich um die bevorzugte Farbe des Toilettenpapiers ranken. Die Ausgangsfrage bleibt nur marginal berührt, und sie hatte nichts - rein garnichts - mit Scheiße zu tun: Sind Kritik am Text und Kritik an der Person trennbar? Es ging nicht um Ehrlichkeit, nicht um Sprachwahl, nicht um Respekt oder dessen Abwesenheit, nicht um Inhalte, nicht einmal nur um schlechte Kritiken.


    Viel Spaß noch. :grin

  • Zitat

    Original von Callabluete
    Da geb ich auch dir recht Ikarus!
    Ich denke es geht auch nicht um Tom oder Doc, generell um das Thema!


    Dann hab ich mich wohl mißverständlich oder ungenügend ausgedrückt.


    Was ich sagen wollte war, dass Tom mir damals als Möchtegern - oder mich versuchender Autor mit Tipps versorgte, wie ich besser schreiben könnte.
    Damals hat er sich auch vehement davor verwahrt - und das immer wieder auch betont! - dass sich die Kritik am Text nicht auf den Autor bezog.


    Wenn er oder Doc jetzt anders denken sollten, ist das deren Problem, oder?


    Ich werde und würde mich jedenfalls von nichts und niemandem davon abhalten lassen zu schreiben, wenn ich das gerne möchte.


    Ob ich die Texte allerdings hier oder andernorts - und da meine ich einfach nur das Internet mit und niemand speziellen und auch kein spezielles Forum - veröffentlichen würde, ist eine ganz andere Frage, die ich für meine Person nur noch verneinen würde.


    Das hat einfach nur mit einem privaten Lernprozeß zu tun Callabluete  :-)


    :wave
    Ikarus

  • Zitat

    Damals hat er sich auch vehement davor verwahrt - und das immer wieder auch betont! - dass sich die Kritik am Text nicht auf den Autor bezog.


    Jesus. Versteht denn hier wirklich niemand, wovon ich rede? :cry


    Tom macht sich auf die Suche nach dem nächsten Strick-Shop, zwecks anschließendem Erhängens.