Schreibwettbewerb April 2006 - Kommentare

  • Geiz ist geil
    Sprachlich sicher. Der Protagonist hat einen etwas unglücklich gewählten Namen, der das Absurde zwar zusätzlich verstärkt, mir aber zuviel des Guten ist. Guter Text, ohne Schnitzer, unterhaltsam.


    Durchgedreht
    Nette Pointe, die mich tatsächlich zum Grinsen gebracht hat. Der Text braucht aber zu lange, bis er in die Gänge, auf den Punkt kommt. Der Dialog zwischen Arzt und Patientin ist mir zu brav, da hätte ich mir mehr Wortwitz gewünscht. Trotzdem unterhaltsam.


    Wohnhauswelten
    Hmmm. Gute Idee, etwas umständlich umgesetzt. Ein paar Adjektive weniger, einige Sätze gestrafft und entzerrt und die Geschichte wäre nicht gar so sperrig. Den Text würde ich gerne noch einmal in einer überarbeiteten Fassung lesen.


    Werbung
    Warum gibt es nahezu in jedem Monat einen Text der als Titel einfach die Themenvorgabe nimmt? Einfallslosigkeit?
    Schnitzer, wie "Ich will nur noch schnell noch die Sachen...", müssten beim Korrekturlesen auffallen. Die Story braucht eine Ewigkeit, um überhaupt etwas zu erzählen. Die ersten vier Absätze (Warum eigentlich so viele Absätze mitten in einem Dialog?) könnte man auf einen kurzen Abschnitt zusammenstreichen. Die "Auflösung" ist wirr, die Gedanken der Protagonistin nicht nachvollziehbar. Der in dieser Form nichtssagende Text gehört gründlich entzerrt und in eine Richtung gebracht, die den Leser nicht mit großen Fragezeichen zurücklässt.


    Rubens im Morgengrauen
    Kleiner, feiner Text an dem es nicht viel auszusetzen gibt. Hat mir sehr gut gefallen.


    Willenskraft
    Auch so ein Hmmm-Text. Ich bin mir im Unklaren, was der Text mir erzählen möchte. Keine Geschichte, die ich mir öfter durchlesen möchte. Zu wenig Inhalt, nur hastige, von Verliebtheit getriebene Dialoge (bzw. in diesem Fall fast schon ein Monolog) reichen mir nicht. Ich fühle mich als Leser nicht mitgenommen, zu sehr im Unklaren gelassen. Man erfährt ausser versteckt verliebtem Getue nichts über die Protagonistin. Das ist mir zu wenig.


    Zu Füßen der Eigernordwand
    Die "Pointe" trägt die Story leider nicht ins Ziel. Das Ende passt sich zwar konsequent dem vorangegangen Text an, aber der ist mir deutlich zu konventionell gestaltet. Mal abgesehen davon, dass ich beim Inhalt ein Problem mit der Glaubwürdigkeit der Ereignisse habe (das Ganze wirkt einfach zu konstruiert), werde ich einfach nicht in die Geschichte mit hineingenommen. Das Ende überrascht daher nicht, erschreckt nicht und ich als Leser bleibe teilnahmslos.


    Bist Du Deutschland?
    Sprachlich gekonntes, kleines Essay. Wortgewandt und zum größten Teil richtig amüsant unterhält mich dieser Text, der durchaus mehrmals lesetauglich bleibt. Zwar keine Wahnsinns-Idee, aber "für den kleinen Hunger zwischendurch" einfach nur gut.


    Männlich
    Seltsamer Text, der mir sehr unfertig vorkommt. Mir scheint die Erzählperspektive an einigen Stellen nicht zu stimmen bzw. der Verfasser konnte sich manchmal nicht entscheiden, ob er Andreas nun von außen oder von innen beleuchten möchte. Letztlich ist mir zu wenig Geschichte drin, was ich bei entsprechend einnehmender Sprache auch mal bei einem Text verschmerzen würde. Nur hier ist von beiden Dingen zu wenig vorhanden. Nicht mein Fall.


    Halb zehn in Deutschland
    Zwar eine nette Idee, aber für einen Wettbewerbsbeitrag ist mir das zu mau. Da will ich eine Geschichte haben oder schön verpackte Lyrik, keinen (durchaus) technisch ordentlichen "Rätsel"text, der mit meinen werbegeschädigten Synapsen spazieren geht. Ergo keine Punkte.


    In eigener Sache
    Ja, sehr nett. Mehr ist aber leider nicht drin, und das ist um so ärgerlicher, weil mehr drin gewesen wäre. Sprachlich ist das nämlich durchaus schön zu lesen und an einigen Stellen blitzt durch, was aus dem Text hätte werden können. Doch dann hat anscheinend die begrenzte Wortzahl des Wettbewerbs ihren Tribut gefordert und die Geschichte, die durchaus zu erzählen gewesen wäre, verschwindet sang- und klanglos. Davon würde ich gerne mehr lesen, am besten ohne Wortlimit.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von magali


    Ikarus,
    ich denke wir sollten alle froh sein, daß hier keine/r bewaffnet ist.


    Das gäbe genug Material für ein neues Oberbett. :lache



    Zitat

    Insgesamt betrachtet, bin ich doch froh zu sehen, daß hier alles beim Alten ist.
    :grin


    Das beruhigt in der Tat. Mit eigenen Kommentaren halte ich mich wenigstens solange zurück, bis ich nicht mehr so unter Meds stehe, wie jetzt. Wer weiß, was dabei sonst noch rauskommt. :grin

  • Zitat

    Original von Idgie
    Mit eigenen Kommentaren halte ich mich wenigstens solange zurück, bis ich nicht mehr so unter Meds stehe, wie jetzt. Wer weiß, was dabei sonst noch rauskommt. :grin


    Oho, das wüsste ich dann aber dennoch gern. Du machst einen ja neugierig :grin

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • 1.Geiz ist geil:


    Ein bisschen langatmig, da die einzelnen Schnäppchen so ausführlich beschrieben werden.
    Sprachlich in Ordnung.
    Über die Pointe musste ich tatsächlich grinsen.


    2.Durchgedreht:


    Da hat jemand eindrucksvoll Werbetexte gelernt –Obwohl, war der von Kellogs überhaupt richtig? *g*
    Sprachlich in Ordnung.
    Über die Pointe musste ich wieder grinsen –Vielleicht hab ich heute zu gute Laune?


    3.Wohnhauswelten:


    Uff. Ich fühlte mich von den ganzen Adjektiven erschlagen.
    Obwohl ich die Idee, den Inhalt berührend finde, wirkte der Text sprachlich auf mich extrem nach Betroffenheits-Haschen –Und hat damit bei mir das Gegenteil, ein befremdetes Stirnrunzeln hervorgerufen. Es gibt sicher auch Texte, die es mit einer enorm emotionalen Sprache schaffen, zu berühren –dieser hier bei mir nicht.


    4.Werbung:


    Überzeugt mich weder sprachlich noch inhaltlich.
    Den Wendepunkt, der das Belanglose Gerede vermutlich in ein düsteres Licht rücken soll, wirkt für mich aufgesetzt, unnötig.


    5.Rubens im Morgengrauen:


    Der Text hat mich ein wenig verwirrt. Ich musste den Übergang vom ersten zum zweiten Absatz mehrmals lesen, bis ich erkannte habe, dass es einen Szenenwechsel gibt.
    Genauso hier:
    Sie zuckte zusammen, die Stimme hinter ihr hatte sie völlig überrascht. Ruckartig drehte sie sich herum, weg von den drei Grazien des alten Meisters. Sein Gesicht war nicht wirklich mehr jung, aber sein verschmitztes Lächeln und sein offener Blick strahlten etwas Jungenhaftes aus.Dabei bezieht sich „Sein“ gar nicht auf Meister, aber es liest sich erst einmal so.


    Ach ja *überleg* Kann es sein, dass der erste und dritte Abschnitt zusammengehören, dazwischen eine Rückblende? Dann würde ich die Rückblende kursiv schreiben!


    An sich finde ich die Geschichte sehr süß, hier sind die Worte so gewählt, dass sie mir das Gefühl vermitteln, dass im Inhalt steckt.


    6.Willenskraft:


    Schneller Text. Bam-da-dam-da-dam… Gefällt mir.
    An der sprachlichen Umsetzung gibt es auch nichts auszusetzen.
    Inhaltlich haben das wohl die meisten von uns schon hinter sich. Dass sich die Menschen aber auch immer so geißeln müssen…


    Der Zusammenhang zum Thema Werbung ist sehr locker *zwinker*


    7.Zu Füßen der Eigernordwand:


    Sie trank die Piccoloflasche aus, warf den Werbeprospekt in den Abfalleimer und fuhr mit ihrem Audi in Richtung Einkaufszentrum.
    Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen. *Zungeschnalz*


    Ähm… hab ich gerade richtig verstanden, dass sie den Tod ihrer Kinder verschuldet hat, die sie im Auto gelassen hat???
    Ich bin mehr geschockt von diesem Umschwung, als von dem Inhalt.


    Sprachlich in Ordnung.


    8.Bist du Deutschland?


    Bis auf den sehr unglücklichen Zeilenumsprung gibt es da nichts zu meckern. Sprachlich in Ordnung. Hübsch zusammengebastelt. Nette Provokation *g*


    9.Männlich:


    Puh… Ich weiß nicht… Mir sind die Sätze zu sehr aneinandergereiht, ohne fließenden Übergang. Die ganze Geschichte wirkt sehr lose zusammengeworfen. Erst die eine Frau um dann plötzlich auf eine andere zu kommen… Wozu dann soviel Inhalt auf die erste?


    10.Halb Zehn in Deutschland:


    Hmmm… Wenn ich dieselbe Idee das zweite Mal lese, bin ich immer reservierter. –Aber in diesem Fall denke ich, dass die andere Version –in meinen Augen- besser war. Sie war logischer in sich, hier wirken die Anspielungen doch stellenweise sehr aufgesetzt. Aber der Schluss gefällt mir „Wer hat’s erfunden?“ *lächel*


    In eigener Sache:


    Schweigend fahren wir zu ihrem Elternhaus. Sie kennt den Weg. „Du brauchst dich nur an den Schildern Richtung “Schlachthof“ zu orientieren.“ „Ich weiß...“
    You made my day *Auf dem Boden roll* Das war die Anspielung des Tages. Herrlich.


    Wunderbare Sprache, schöner dezenter Spott. Mein Liebling.



    JAss :keks

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

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  • Das Schlimmste ist, nicht mal meine Frau hat die gleiche Meinung, wie ich. Sie findet Geiz ist geil wundervoll; ich bin mir nicht sicher, ob wir diese Nacht im gleichen Zimmer schlafen. Hartes Brot.


    Luc

  • Zitat

    Original von Luc
    Das Schlimmste ist, nicht mal meine Frau hat die gleiche Meinung, wie ich. Sie findet Geiz ist geil wundervoll; ich bin mir nicht sicher, ob wir diese Nacht im gleichen Zimmer schlafen. Hartes Brot.


    Luc


    Ich bin mir ja nicht wirklich sicher, ob du das ernst meinst. Wenn ja, dann hast du mein Beileid, aber was tut man nicht alles für die Meinungsfreiheit? =)
    Wenn nein, dann musste ich wirklich lachen ;)

  • So, nun ich:


    Geiz ist geil
    „Stutti“…was ist das? Ah, 4 Zeilen später: eine Bar. Die Idee könnte man für einen Comicabend z.B. bei „Samstag Nacht“ verwerten. Schade nur, dass die Show abgesetzt wurde, weil ihnen nix mehr eingefallen ist. Nicht so gut, fand ich dass mit dem Sex am Ende, aber noch mehr daneben fand ich die Homosache. Klischees über Klischees!


    Durchgedreht
    Ist „Dr. Kerner“ zufällig gewählt? Habe schön gelacht. Macht uns Werbung wirklich irre? Oh, weh!


    Wohnhauswelten
    Unrealistisch: Wenn das Zuhause so kaputt ist, träumt man sich dann in „Wohnhauswelten“? Wie alt ist das Mädchen? Kann man so naiv sein, dass man von „heilen Familien“ auf Werbeprospekten träumt? Vielleicht habe ich es auch nicht verstanden?!


    Werbung
    So richtig gruseln konnte ich mich nicht…aber ich grüble noch.


    Rubens im Morgengrauen
    Das Thema, dass der Autor hier gewählt hat, fand ich schon Klasse! Hier wird abgerechnet. Am Anfang fand ich die Geschichte etwas wirr, weil ich nicht begriff, um was es geht. Als ich dann dahinter kam, fand ich’s einfach nur super!


    Willenskraft
    Das Thema war nicht: „Verknallt“?!


    Zu den Füßen der Eingenordwand
    Ich nehme mal an, es geht ums Klettern… Felsmassiv? Die Geschichte hätte ‚ne gute Schlagzeile in der Bild abgegeben: Trinkt Alkohol, fährt Auto, vergisst die Kinder! Wer tut so etwas? Habe es wohl nicht begriffen. Oder tun Leute so etwas, die einkaufen gehen, wenn Geiz geil ist?


    Bist Du Deutschland
    Herrliche Geschichte! Bis zum ersten Absatz habe ich Applaus geklatscht. Danach wurde der Ball allerdings eher flach gehalten. Trotzdem gut geschrieben und dabei nicht übertrieben.


    Männlich
    Sind Leute, die „Geiz ist geil“ erfinden wirklich männliche oberflächliche Trottel?


    Halb Zehn in Dtl
    Nette Idee, die Aneinanderreihung der Werbeslogans als Geschichte zu inszenieren. Nur leider fand ich die Geschichte, die dann dabei herauskam eher…nichts sagend. Was will uns der Autor sagen? Werbesprüche beherrschen unser Leben. Also meines nicht! Sie gehören sicherlich zum Alltag. Punkt.


    In Eigener Sache
    Hm, also ich denke mal: Es geht darum, etwas besser darzustellen, als es ist, um den Kunden zu befriedigen? Ist das wirklich Werbung? Für mich ist das eher Verkaufsstrategie.
    Werbung ist für mich, auf etwas aufmerksam zu machen. Manchmal auch das Produkt in den höchsten Tönen zu loben. Auf jeden Fall ist Werbung, dass man sich ins Hirn der Kundschaft brennt, nicht vergessen wird, auf welche Art und Weise auch immer.


    Warum hat bogat nur als erster seine Punkte abgegeben....er hat tatsächlich sein Werk eingereicht?
    Ich tippe auf Eigenordwand, nicht wegen dem Stil...den kenne ich nicht...sondern wegen dem Thema.


    Gruß Spreequell70


  • (Ich finde übrigens konstruktive Kritik gut.)
    Also konturlos fand ich die Kunturen nicht! Fehlende Handlung? Muß man denn Handlung aufbauen? Ich finde, man konnte gut die Empfindungen nachvollziehen! Ich konnte mich gut hineinversetzen und ich bin weiß Gott nicht dick!


    Aber wer bin ich schon?!


    Also meiner Meinung nach muß eine Kurzgeschichte nicht unbedingt Handlung haben! Und sie muß einen am Ende auch nicht zum Schmunzeln bringen...aber auf mich hört ja keiner! Alle probieren immer einen Riesenlacher am Ende zu presentieren. Vielleicht schreibt mal einer was zum Nachdenken?!
    Aber ich wiederhole mich.


    Gruß Spreequell70

  • Ein paar Anmerkungen vom Tom:


    Geiz ist geil: Direkte Satire auf das Schnäppchenjägertum, die funktioniert, weil das Absurde des Handelns mit dem Puffgang auf die Spitze getrieben wird. Etwas hastiges und verhaspeltes Ende. Sprachlich okay


    Durchgedreht: An und für sich gute Idee, aber sie funktioniert m.E. nicht ganz, weil der Auslöser fehlt bzw. marginalisiert wurde. Zu viel Konzentration auf die Visitenszene – die übrigens noch weiter auf Spitze hätte getrieben werden können; da nimmt die vermeintliche Apathie der Patientin viele Chancen. Sprachlich und stilistisch sehr in Ordnung. Etwas fade Pointe


    Wohnhauswelten: Gleich im – viel zu langen – Eingangssatz einige verbockte Rückbezüge. Die Geschichte hat einen schönen Aufbau, die Wiederholung ist sauber gesetzt, aber sprachlich wirkt sie oft ein bißchen zu aufgebohrt. Mir scheint das Thema – Kind träumt sich in die Welt der glücklichen Werbefamilien – etwas krude aufbereitet, weil prinzipiell zwar nichts dagegen zu sagen ist, Konflikte nur anzudeuten, das im vorliegenden Fall aber über(bzw. unter-)trieben wurde. Hat etwas Kunstvolles, trotz der Mängel


    Werbung: Zwölf Sonderpunkte für den originellen Titel. Die Szene zwischen den beiden Mädchen wirkt gestelzt, häufig muß man nachdenken, wer denn nun gerade was sagt, und daß sich zwei gute Freundinnen etwas erzählen, was beide sowieso wissen, funktioniert als Erläuterung für den Leser nicht (gemeint ist die Beschreibung seines Hauses usw.). Das Ende nimmt zu wenig Raum ein, und die Idee einer Bedrohung verpufft leider. Nicht so toll, aber handwerkliches Geschick ist an einigen Stellen zu erkennen


    Rubens im Morgengrauen: Ein durchaus schöner Text, der viele bemerkenswerte sprachliche und erzählerische Details enthält, aber seinen Bezug zum Thema leider etwas vernachlässigt. Trotzdem gefällt mir irgendwas an diesem Text nicht so recht, obwohl er sprachlich und dramaturgisch „richtig“ zu sein scheint. Wie auch immer. Ansprechender Text als Text, die Geschichte etwas dünn


    Willenskraft: Hätte diese Geschichte irgendwas mit dem Thema zu tun (da werden zwar Prospekte angedeutet, aber das genügt nicht, und einen metaphorischen Bezug kann ich auch nicht finden), wäre sie ein Pünktchen wert gewesen, obwohl die Situation nicht wirklich neu, originell oder so wäre. Dafür ist sie recht gut und anschaulich geschildert, wenn ich auch so recht nichts mit ihr und ihm anzufangen weiß. Nunwohl, sie „wirbt“ um ihn, aber das isses dann auch schon. Lag auf Halde, oder?


    Zu Füßen der Eigennordwand: Auch hier gibt es nur einen marginalen Bezug zum Thema. Die Geschichte will mich zudem einfach nicht erreichen, was übrigens nicht am brachialen und völlig überzogenen Ende liegt. Sprachlich sehr ordentlich, aber zu viele Behauptungen und erklärende innere Monologe


    Bist Du Deutschland?: Wirkt auf mich wie ein etwas verklemmter Blog-Eintrag. Klar, Werbung ist Verarsche, das ist ihr Prinzip, aber wenn man das karikieren oder kommentieren will, auf anzügliche oder lustige oder – wie hier – haßerfüllte Art, muß man einen Gegenpol formulieren. So wirkt es wie Geseiere, kommt nicht an, ist zu sehr im Gegenstand und in der vermeintlichen Message verfangen. Zudem sprachlich eher nicht so gelungen. Im Netz gibt es Besseres zu diesem Thema


    Männlich: „Geil“ ist nicht erst seit der Geizwerbung Bestandteil des Vokabulars der Kids, und die cooleren verzichten genau wegen dieser Werbung auf die Nutzung des Adjektivs. Zur Story: Der Mann, der den Saturn-Spruch erfunden hat, und der erst 34 sein soll, poppt sich durch die Werbungsstatistenriege. So jedenfalls verstehe ich diese Geschichte. Das ist aber auch das einzige, was ich an dieser Story verstehe. Sprachlich lala, inhaltlich ebenso. Wirkt auf dramatische Weise unfertig


    Halb zehn in Deutschland: Gute Idee, eher mittelmäßige Umsetzung. Das Werbeslogan-Geballere wirkt zwar rasant, aber erstens ist es an vielen Stellen ganz schön verbogen worden, um dramaturgisch noch die Kurve zu kriegen, und zweitens geht die Story darin unter. Dann ganz auf eine Geschichte verzichten. Dennoch recht hübsche, launige Sache, die als Ansatz für etwas deutlich Besseres dienen könnte


    In eigener Sache: Nach „Ihre Augen feuerten blitzende Fragezeichen“ wollte ich eigentlich nicht mehr weiterlesen. So ein wirklich, wirklich bescheuerter Satz! Danach wird es glücklicherweise deutlich besser, und die Story funktioniert beim anschließend erfolgten zweiten Lesen richtig gut. Sprachlich hier und da etwas übers Ziel hinausgeschossen, aber ansonsten originelle und hauptsächlich gelungene Umsetzung des Themas. Ja, des Themas


    Hätte ich Punkte vergeben:


    Wohnhauswelten – 3
    Rubens im Morgengrauen – 2
    In eigener Sache - 1

  • Bevor es losgeht, ein paar Worte zu den Kritiken:


    Dies hier ist mal als Spaßwettbewerb entstanden und blöderweise scheint genau der langsam auf der Strecke zu bleiben. Ich vermisse schon seit einiger Zeit ein paar Eulen, die sich früher regelmäßig hier beteiligt haben. Herrjeh, es geht hier nicht um hochkarätige Preise oder Auszeichnungen und die meisten schreiben hier laienhaft und zum Spaß, aber haben ihre Babies doch so lieb, dass sie regelmäßig Kritik am Text auf sich projezieren. So ein Blödsinn. Man muss auch Geschichten verreißen dürfen. Vielleicht fand der Leser sie ja tatsächlich grottig und kann das bestenfalls sogar noch an einigen Textstellen begründen.


    Solange da nicht steht: „Du bist genauso Scheiße, wie dein Text.“ sollte man souverän mit Kritik umgehen. Entweder zieht man nach dem ersten Stutzen ein paar nützliche Hinweise darauf, woran der Text vielleicht noch leidet, oder noch schlimmer, gar nicht mehr zu retten ist, oder man nimmt es halt achselzuckend hin. Manche Wertung, die hier in Texte hineininterpretiert wird, wird den Autor vielleicht wundern, oder auch amüsieren. Aber nichts ist doch wirklich so schlimm, dass man gleich jede weitere Teilnahme versagen muss.



    Geiz ist geil


    Der Name des Protagonisten war schon der erste Lacher. Nicht schlecht. Die folgende Aufzählung des Kaufrausches wirkte dann doch etwas ermüdend. Ok, die story funktioniert natürlich nur in der Übertreibung. Aber an der Stelle, an der ein Schwuler sensationell supergünstigen Sex abstaubt, ohne rechtzeitig zu registrieren, dass er aus Versehen das falsche Geschlecht geordert hat, war es für mich endgültig aus. Das war derart überzogen, sozusagen einen Tick zuviel. Pointe hin oder her, die hier war überzündet. Schade.



    Durchgedreht


    Gefiel mir sehr gut. Gleich drei Opfer gefangen in Werbemanie. An der Stelle mit dem brüllenden Arzt bahnt sich schon an, dass der ebenfalls gefährdet ist. Wahrscheinlich liegt er demnächst neben Frau Gäbler.



    Wohnhauswelten


    Die story stand lange auf meiner Punkteliste. Irgendwann muss man sich halt mal entscheiden. Schön geschrieben und die Stimmung kommt gut rüber. Die Flucht in die bunte Scheinwelt der Werbung ist gelungen beschrieben. Gut gefallen hat mir auch die Wiederholung der Szene auf dem Teppich.



    Werbung


    Hmm, sprachlich fand ich sie nicht schlecht, aber es ist einfach keine story für mich.



    Rubens im Morgengrauen


    Eine der besten stories im Schreibwettbewerb. Sie ist nur deshalb von meinem ersten Platz gerutscht, weil mich die Anfangsszene doch ziemlich irritiert hat. Beim ersten Lesen war mir überhaupt nicht klar, wo die Frau sich gerade befindet. Im Museum steht man schließlich nicht nackig rum und versucht einen Blick auf’s eigene Schamhaar zu erhaschen.


    Ich gebe es ja nicht gerne zu, aber ich musste tatsächlich dreimal lesen, bevor mir klar wurde, dass die Spiegelszene chronologisch nach dem Museumsbesuch liegt und zur Schlußszene gehört. Beim zweiten Lesen war ich übrigens geneigt, die Protagonistin als Aktmodell einzustufen. :grin Konnte aber irgendwie auch nicht sein. Trotzdem gefiel mir die story so gut, dass ich sie noch mal gelesen habe. Und jetzt, glaube ich, habe ich sie auch kapiert.



    Willenskraft


    Nee, die Geschichte ist nichts für mich. Ich glaube, es hat schon jemand geschrieben, aber Zigaretten vermisst man auch im Roman nicht so, wie beschrieben. Im weiteren Verlauf merkt man das gequälte Rumstottern der Protagonistin, trotzdem kann ich der story einfach nicht viel abgewinnen.



    Zu Füßen der Eigernordwand


    Auweia. Abgesehen davon, dass die Dame mit zwei kleinen Kindern im Auto ein ordentliches Alkoholproblem hat (nach dem Sekt zuhause hätte mich bei der Mörderhitze ein Cognac komplett vom Barhocker gefegt) ist die Geschichte für meinen Geschmack zu zwanghaft auf die etwas unglaubwürdige Pointe hingeschrieben. Zwei tote Kinder als Preis für eine rauschende Eheauffrischung sind eindeutig zuviel für diese Kurzgeschichte.



    Bist du Deutschland?


    Der Autor ist jemand, dem Werbung nicht ganz fremd ist. Inhaltlich überrascht sie bei der Themenvorgabe nicht sehr.



    Männlich


    Och nö. Oberflächlicher Protagonist macht so ziemlich alles an, was Titten und eine Vagina hat egal, ob Zicke aus dem Kollegenkreis, oder den eigentlich total neben seiner optischen Akzeptanz liegenden Pagenkopf - Hauptsache, er kommt zum Schuss. Nebenbei entdeckt er, dass er so cool eigentlich nicht ist, dafür ein verkappter Romantiker in ihm steckt und wird obendrein noch desillusioniert, als der brave Pagenkopf nicht im biederen outfit vor ihm auftaucht. Ich meine ja nicht, dass jede story realistisch sein muss, aber so ein kleines bißchen nachvollziehbar soll sie schon sein. Diese ist nicht mein Fall.



    Halb zehn in Deutschland


    Der Autor ist ein waschechter TV-junkie. Oder aber er hat zuviele Mittermaiershows gesehen. Ich hoffe, es gibt noch ein reales Leben jenseits des Bildschirms. Vor der Idee her nicht schlecht, aber für meinen Geschmack derart überladen mit Werbesprüchen, dass ich dafür keine Punkte mehr hatte. Weniger hätte mir hier besser gefallen. Manche Werbesprüche wirken auch irgendwie deplatziert, so als hätte der Autor sie auf jeden Fall irgendwie noch im Text unterbringen wollen. Gleich am Anfach dieses 3 – 2 – 1 – Spruch ist so einer.



    In eigener Sache


    Sehr schöne kleine Geschichte über (Braut)werbung. Hat mir gut gefallen und ist ordentlich geschrieben.

  • Zitat

    Original von Idgie
    Bevor es losgeht, ein paar Worte zu den Kritiken:


    Dies hier ist mal als Spaßwettbewerb entstanden und blöderweise scheint genau der langsam auf der Strecke zu bleiben. Ich vermisse schon seit einiger Zeit ein paar Eulen, die sich früher regelmäßig hier beteiligt haben. Herrjeh, es geht hier nicht um hochkarätige Preise oder Auszeichnungen und die meisten schreiben hier laienhaft und zum Spaß, aber haben ihre Babies doch so lieb, dass sie regelmäßig Kritik am Text auf sich projezieren. So ein Blödsinn. Man muss auch Geschichten verreißen dürfen. Vielleicht fand der Leser sie ja tatsächlich grottig und kann das bestenfalls sogar noch an einigen Textstellen begründen. .


    So ist es.... :write ich mach nicht mehr mit, obwohl es damals meine Idee war, ist mir aber zu anstrengend geworden jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, weil sonst einige heulend auf der Couch liegen.


    Ich lese die Texte nur noch, freue mich oder denk mir meinen Teil..aber mitschreiben/Punkte verteilen, kommentieren..never ever :grin

  • Hm, ich verstehe das gar nicht. Als ich mal 2 oder 3 Beiträge zum Schreibwettbewerb geleistet habe, habe ich mir die Kritik durchgelesen und es war ok für mich. Denn ich weiß, wenn ich etwas veröffentliche, dann muss ich eben mit Kritik leben. Ich verstehe gar nicht, warum manche da so empfindlich sind. Wenn die Kritik nicht beleidigend geäußert wird, dann finde ich auch nichts dabei. Man kann sich ja verteidigen. Aber bei Geschichten hat eben jeder seine eigene Ansicht, wie er sie an sich empfindet, wie sie auf einen wirkt. Und im Grunde sind die meisten hier Laien und daran sollte man denken.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von Branka
    Ich verstehe gar nicht, warum manche da so empfindlich sind.


    Doch, das verstehe ich schon. Nur gutfinden muss ich das nicht. Es gibt hier einige Eulen, die das sehr persönlich nehmen, wenn man ihre Geschichten auch mal mit harschen Worten kritisiert.


    Die meisten, die hier schreiben oder auch kritisieren, sind doch bei weitem keine Experten. Auch kritisieren muss man können. Ich lese Kritiken von Eulen, bei denen man merkt, dass sie sich mit den Texten beschäftigt haben, sehr gern. Da steckt zum Teil sehr viel Mühe drin und ist für die Autoren eine Gratislektion, wie man einen Text verbessern kann.


    Man kann nicht allen gefallen und die stories, die hier bepunktet werden, werden in den meisten Fällen, mich eingeschlossen, nach subjektiven Gesichtspunkten bewertet und eher nebenbei nach stilistischer Qualität. Schon allein deshalb sollte man sich als Autor und den Wettbewerb nicht so verbiestert ernst nehmen. ;-)

  • Naja, obwohl der Kritiker in dem Moment gar nicht weiß, wer den Text verfasst hat. Also bezieht sich die Kritik nur auf den Text und man sollte sie nicht persönlich nehmen :-)

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner