• Hallo,
    ich gehöre zu den Leuten, die gelegentlich ganze Stapel von Bewerbungen sichten dürfen. Wenn ich dann überlege, welche Art von Bewerbungen so zum Zuge kam, fällt mir auf, dass da (fast) nichts auffällt:


    Bewerbungsmappen helfen in erster Linie den Herstellern dieser Mülleimerauffüller, sie sorgen nur dafür, dass die Verwaltungskraft mehr Arbeit bekommt, den Inhalt herauszunehmen und in ein handhabbares Format zu bringen. Die teuren Reste gehen in den Müll.
    Vielleicht hilft es Dir, wenn ich mal schildere, wie ich beim Sichten vorgehe:


    1. Habe ich den Eindruck, es hat sich jemand Mühe gegeben? (Verzicht auf phrasenhafte Texte von Bewerbungsberatern, äußere Form akzeptabel, ausreichend frankiert....?


    2.Gibt es irgendetwas, das diesen Bewerber interessant macht (muss nicht unbedingt eine berufl. Qualifikation sein, es kann z.B. auch ein pfiffige Formulierung sein


    3.Wichtig: Ist der Lebenslauf lückenlos? Zeiten, die einfach übergangen werden, sind tödlich. (Eine frühere Mitarbeiterin hatte in ihrem Lebenslauf für den Zeitraum eines Jahres eingetragen: "Studienreise", dahinter steckte bei genauerem Nachfragen eine einjährige Reise kreuz und quer durch die Welt, klar, dass sie damals genommen wurde; wenn es in einem kurzen Zeitraum rel. viel Jobs waren kann man auch gut zusammenfassend beschreiben


    4. Bitte keine Spielereien mit Textformatierungen, es macht keinen Spaß, einen Text zu lesen, der durch sein Layout schwerer lesbar wird


    5. kaum zu glauben: Stimmt die Adresse und die Telefonnummer im eigenen Briefkof noch? Es kommt durchaus vor, dass ein Bewerber keinen Vorstellungstermin bekommt, weil die alte Telefonnummer nicht stimmt. Wer will dann schon die Nummer dieses ..... suchen - ab in die Rundablage


    Im Gespräch: Es ist normal, nervös zu sein!!! Wer hier den "Coolen" gibt kann vielleicht eine Chance als professioneller Poker-Spieler haben, ansonsten gilt so etwas eher als "nicht schwingungsfähig", vulgo "abgebrüht"

    "Hebt eure Prinzipien für die wenigen Augenblicke im Leben auf, in denen es auf Prinzipien ankommt. Für das meiste genügt ein wenig Barmherzigkeit."
    (Albert Camus)

  • Ich habe eine Frage an die Profis unter euch: Vor kurzem habe ich mich auf Empfehlung einer Verwandten in einer Firma beworben, bei der ich nun Ende der Woche ein Vorstellungsgespräch habe. Wenn ich gefragt werde, woher ich die Information über die freie Stelle habe, was sage ich dann? Nenne ich den Namen der Person? Meine Verwandte arbeitet dort, würde sie dadurch Ärger bekommen?


    ***
    Aeria

  • Zitat

    Original von Aeria
    Nenne ich den Namen der Person? Meine Verwandte arbeitet dort, würde sie dadurch Ärger bekommen?


    Frag doch Deine Verwandte, ob Du ihren Namen nennen darfst.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Twiärsdriever
    ... Die teuren Reste gehen in den Müll.


    Wer will dann schon die Nummer dieses ..... suchen - ab in die Rundablage.


    Hi,


    mal so zur Info. Bewerbungsunterlagen sind Eigentum des Bewerbers.
    Rein rechtlich bist Du verpflichtet, Bewerbungsunterlagen zurückzuschicken, wenn der Bewerber nicht für Euch in Frage kommt. Du darfst auch ohne Rücksprache mit dem Bewerber Bewerbungsunterlagen nicht bei Dir in der Firma für eventuell später zu besetzende Stellen aufbewahren.


    http://tinyurl.com/yll73j


    In jeder Bewerbungsmappe stecken Arbeit, Zeit und Geld. Ich finde es dem Bewerber gegenüber respektlos, wenn man damit nicht pfleglich umgeht.


    Viele Grüße


    Anke

  • Zitat

    Original von Aeria
    Ich habe eine Frage an die Profis unter euch: Vor kurzem habe ich mich auf Empfehlung einer Verwandten in einer Firma beworben, bei der ich nun Ende der Woche ein Vorstellungsgespräch habe. Wenn ich gefragt werde, woher ich die Information über die freie Stelle habe, was sage ich dann? Nenne ich den Namen der Person? Meine Verwandte arbeitet dort, würde sie dadurch Ärger bekommen?


    ***
    Aeria


    Kommt drauf an. Wenn die Stelle nur intern ausgeschrieben war, könnte deine Verwandte Ärger bekommen, denn dann hätte sie die Information nicht an dich weitergeben dürfen.


    Wenn die Stelle aber auch für externe Bewerber offen war (oder klar war, dass sie es bald sein würde), sodass du die Info genauso gut in der Zeitung oder auf einer Website hättest finden können, wenn du dort geguckt hättest, dann nenn ruhig den Namen.


    Frag doch deine Verwandte, was sie dazu meint.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Danke für die Antworten.
    Als meine Cousine mir sagte "Bewirb dich doch bei uns, ich glaube, es wird eine Buchhalterin gesucht", meinte sie auch, ich solle ruhig ihren Namen im Bewerbungsanschreiben erwähnen. Ich habe es nicht getan, weil ich mir nicht sicher war, was für Folgen das für sie hätte. Ich hoffe ja, dass die Frage im Gespräch nicht kommt, aber man weiß ja nie. Morgen werde ich mit meiner Cousine telefonieren und sie fragen.


    ***
    Aeria, schon ganz hibbelig

  • Ich habe täglich Bewerbungsunterlagen in der Hand und soll von den vielen Bewerben entscheiden - drum hab ich folgende Tipps die direkt aus der Berufserfahren kommen (ich suche Personal für Administration und Verwaltung im Dienstleistungsbereich).


    1. Online-Bewerbung muss sein. So gut wie niemand möchte mehr Postzusendungen. Postzusendungen sind eigentlich nur mühsam, weil man sie schlechter organisieren kann.


    2. Findet ein Gespräch statt kommt dann die richtig schöne Bewerbungsmappe zum Einsatz.


    3. Keine Schnörksel, keine zu langen Sätze. Schöne einfache Sätze mit gewählten Worten kommen am Besten an. Der Empfänger möchte schnell und einfach auf die Infos stoßen, die er braucht. Lebensläufe mit schönen Tabellenformationen mit Trennungsstichen, Schattierungen uä zeigen einen professionellen Umgang mit dem PC und diverser Software.


    4. Momentan werden offensichtlich in Bewerbungs-Coachings die Form des "Motivationsschreibens" gelehrt. Das ist Unsinn, denn meistens kriegt man dann zwei Dokumente mit dem gleichen Inhalt, also Anschreiben und Motivationsschreiben. Das ist einfach zuviel und ist für den Leser lästig. Ein schönes kompaktes Anschreiben reicht völlig.


    5. NIE handschrifliche Bewerbungen - die fliegen sofort raus.


    6. Achtung auf Rechtschreibung und Grammatik.


    7. Per E-Mail sollten nur PDFs verschickt werden. Außerdem sollten nie einzelne attachments verschickt werden. Am besten aus allen Dokumenten (Anschreiben, Lebenslauf, Dienstzeugnisse, Schulzeugnisse etc.) ein PDF machen und anhängen. Werden mehrere Doks einzeln verschickt wird der Emfpänger auf die Dauer wegen der Klickerei wahnsinnig und die Bewerbung bekommt eine schlechte "Vornote".


    8. Ich habe auch oben irgendwo von "Gechenken" gesprochen. Kann ja sein, dass es Branchen gibt, die das witzig finden - bei mir würde das sofort rausfliegen. "Überwitzige" Menschen kann ich leider nicht gebrauchen.


    So - das waren meine Erfahrungen. Es gibt bestimmt andere Erfahrungen in anderen Bereichen. In meinem Berufsfeld kommt es vor, dass ich auf eine Stellenausschreibung 300 Bewerbungen kriege und da geht es dann nur um eines - so wenig Zeitaufwand wie möglich - daher einfach aber aussagekräftig!!


    Trixi

  • Hi.


    Ich möchte jetzt keinen neuen Thread eröffnen, weil die Themen ja eigentlich zusammenhängen. Morgen habe ich ein Vorstellungsgespräch in NRW in einem größeren Industriebetrieb. Ich habe mich dort als Buchhalterin beworben. In den Vorstellungsgesprächen kommt ja meistens die Frage nach dem Gehalt auf. Kann mir jemand sagen, wie die Gehälter der Buchhalter in NRW aussehen? Ich will meine Arbeitskraft ja nicht unter Wert verkaufen und wenn man zuviel verlangt, ist man gleich unten durch.
    Früher war ich "nur" Bürokauffrau, aber ich habe bereits zwei Jahre Buchhaltunserfahrung (und 5 Jahre Einkauf) und habe zudem eine Weiterbildung im Bereich FiBu gemacht.
    Antworten hier im Thread oder per PM würden mich freuen. Dankeschön im Voraus.


    ***
    Aeria

  • Hi,


    Ich hatte ein Vorstellungsgespräch gehabt am Freitag, und soll jetzt ein Feedback schreiben. Ich habe eins geschrieben, aber da steht nur drin, über was wir geredet haben, also eine Art Nacherzählung. Ich glaube, es soll eher eine Rückmeldung sein, wie ich das empfunden habe unn was ich erwartet hab oder so, erzählte mir eine, die das auch schon schreiben musste. Jetzt ist sie aber im Urlaub und ich weiß überhaupt nicht, wie ich das schreiben soll. Das ist voll schwer, die Nacherzählung ging einfach ...


    Bitte, bitte helft mir! Wirklich! Ein Muster oder so wäre auch gut, ich will das auch nicht abschreiben, nur Ideen, wie man das reinbringen kann ...



    Grüße :)

  • Zitat

    Original von Trixi
    1. Online-Bewerbung muss sein. So gut wie niemand möchte mehr Postzusendungen. Postzusendungen sind eigentlich nur mühsam, weil man sie schlechter organisieren kann.


    Ich bin mir dessen jetzt nicht ganz so sicher. Der Eingangsbeitrag beschäftigte sich mit einer Arzthelferin. Bei derartigen Stellen steht in Stellenanzeigen eigentlich nie eine Mailadresse. In Annoncen steht ja doch meistens dabei, ob eine Online- oder eine Offline-Bewerbung erwartet wird.


    Zitat

    Original von Trixi
    5. NIE handschrifliche Bewerbungen - die fliegen sofort raus.


    Das kann ich so nicht stehen lassen. Mein Vater war bis zu seinem Tod Arzt. Hatte immer eine Auszubildende und mehrere Helferinnen. Ihm war bei bei Bewerbungsunterlagen - auch bei Auszubildenden - stets die Handschrift wichtig.


    Zitat

    Original von Trixi
    6. Achtung auf Rechtschreibung und Grammatik.


    Das dürfte wohl eine Selbstverständlichkeit sein, egal für welche Stelle.


    Ich selber habe meine jetzige Stelle über eine Online-Bewerbung bekommen. Mein Arbeitgeber hat da im Internet extra was vorbereitet, auch für (was bei mir der Fall war) Blindbewerbungen. Bewerbungsschreiben und lebenslauf wollte man als Word haben, das Bild als JPG-Datei.

  • Hallo Aeria,


    bei meinestadt.de habe ich keine Erfahrung mit den Stellengesuchen. Aber bei monster.de und backinjob.de habe ich schon mal Stellengesuche aufgegeben, mit Erfolg. Ich denke nur, dass ist sehr unterschiedlich und kann nicht verallgemeinert werden, denn es kommt auf den Berufswunsch und die Qualifikationen an.


    Liebe Grüße
    SueTown

  • Ergänzend (und teilweise widersprechend :grin) zu dem, was Trixi schrieb, aus der Sicht eines mittelständischen Unternehmers:


    1. Bewerbung per Post ist in Ordnung, wenn man sich bei einem kleineren Unternehmen bewirbt (< 100 Mitarbeiter), das nicht pausenlos Stellen ausschreibt - es sei denn, die Bewerbung per Mail wird explizit gewünscht. Die Unterlagen werden nämlich meistens ohnehin in Papierform gesichtet und von der Geschäftsleitung diskutiert.


    2. Macht Fotos beim Fotografen, benutzt, wenn irgendmöglich, keine Paßfotos oder Ausschnitte aus Urlaubsbildern. Das Foto ist der erste Eyecatcher, und unbewußt findet da schon eine Vorauswahl statt, wenn das Bild schlecht belichtet ist, den Bewerber unglücklich in Szene setzt oder sonstwie verunstaltet. Aber auch nicht übertreiben, also keine Model- oder Konfirmationsfotos.


    3. Von dieser seltsamen Mode mit den Motivationsschreiben halte ich ganz persönlich nichts, ich verstehe sie zudem nicht. Warum man sich bewirbt, das sollte aus dem Bewerbungsschreiben selbst hervorgehen; wenn ich dann noch eine laienpsychologische Selbsteinschätzung lesen muß, fühle ich mich oft peinlich berührt.


    4. Klare und prägnante Sprache, durchaus wohlformuliert, faktenreich, selbstbewußt, aber ohne übertriebene Selbstbeweihräucherung. Charakteraspekte wie Teamgeist, hohe Auffassungsgabe, Engagement, Hilfsbereitschaft usw. usf. sind wichtig, werden meistens ohnehin vorausgesetzt, aber es genügt, sie einmal zu erwähnen. Nicht jeder Satz muß mit einer entsprechenden Einleitung beginnen. Und nicht an Formulierungen verheben. Schachtelsätze nerven. Punkte sind besser als Kommas.


    5. Wenn man Lebensläufe liest, achtet man auf drei Aspekte zuvorderst: Die Berufsausbildung, die Dauer der bisherigen Beschäftigungsverhältnisse und beider Qualität im Hinblick auf die zu besetzende Stelle. Alle anderen Informationen sind nachrangig. Mich persönlich nerven ausufernde Angaben zu Hobbys und Vereinsaktivitäten, weil ich mich da immer fühle wie auf diesen peinlichen Sites von Leuten, die ihr kleines Leben im Web ausbreiten. Und ich will ja keinen Bowlingkumpel einstellen.


    6. Mailadressen wie "susanne@meinekleinegartenwelt.de" lösen ein ähnliches Gefühl aus wie die akribische Nennung der Namen aller Zuchthasen im häuslichen Stall. Sowas entprofessionalisiert eine Bewerbung. Kosenamen und dergleichen haben in der Mailadresse nichts zu suchen. Lieber einen zusätzlichen Account bei einem Freemailanbieter eröffnen. Das Privatleben hat in einer Bewerbung nur sehr begrenzt etwas zu suchen.


    7. Wie schon gesagt wurde: Klares, schlichtes, aber möglichst professionelles Layout. Das können auch Standardlayouts sein, wie sie mit den meisten Textprogrammen mitkommen.

  • Zitat

    Original von Tom
    6. Mailadressen wie "susanne@meinekleinegartenwelt.de" lösen ein ähnliches Gefühl aus wie die akribische Nennung der Namen aller Zuchthasen im häuslichen Stall. Sowas entprofessionalisiert eine Bewerbung. Kosenamen und dergleichen haben in der Mailadresse nichts zu suchen. Lieber einen zusätzlichen Account bei einem Freemailanbieter eröffnen. Das Privatleben hat in einer Bewerbung nur sehr begrenzt etwas zu suchen.


    Guter Punkt, Tom. Da hab ich beim Bewerbungensichten schon manches Mal geschmunzelt - und den Bewerber/die Bewerberin weniger ernst genommen. Ist ein kleines Detailhindernis, das sich leicht vermeiden lässt.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)