Monika Detering - Herzfrauen

  • Titel: Herzfrauen
    Autorin: Monika Detering
    Verlag: Gmeiner
    Erschienen: Februar 2007
    Seitenzahl: 274
    ISBN: 389977714X
    Preis: 9.90 EUR


    Autorin:
    Monika Detering, 1942 in Bielefeld geboren, war als Puppenkünstlerin mit erfolgreichen Ausstellungen im In- und Ausland tätig. Als freie Journalistin veröffentlicht sie Romane und Kurzgeschichten. Sie gewann 2001 mit ihrer Geschichte »Herrin verbrannter Steine« den Schreibwettbewerb für Frauen deutschsprachiger Länder.


    Worum geht es eigentlich?
    Es ist nicht ganz einfach, den Inhalt eines Krimis zu schildern ohne gleich alles zu verraten. Ein junger Mann stürzt aus dem Fenster, seines Zeichens ein Pharmazievertreter. Eines sei schon verraten, wegen der Gesundheitsreform von Ulla Schmidt stürzte er nicht aus dem Fenster. Polizei und Presse beginnen zu ermitteln. Es sind dann letztendlich viele Ungereimtheiten die sich zu einem unheilvollen Bild verdichten, um hier einmal aus der Inhaltsangabe bei den Freunden von Amazon zu zitieren. Und bei allem spielen die „Herzfrauen“, eine kultähnliche Gruppe, eine sehr wichtige Rolle. Mehr sei an dieser Stelle jetzt aber nicht verraten.


    Meine Meinung:
    Es gab mal eine Zeit, da lag der deutsche Kriminalroman auf dem Sterbelager der deutschen Literaturgeschichte. Nur mühsam konnte er durch Tropfinfusionen noch einigermaßen am Leben erhalten werden. Und dann hauchte er fast sein literarisches Leben zur Gänze aus. Reanimationsversuche verliefen erfolglos, weil sie ganz einfach nur halbherzig vorgenommen wurden.
    Doch auch in der Literatur gibt es Wunder. Der deutsche Krimi berappelte sich wieder ein wenig, weil sich „Ärzte“ gefunden hatten, die dem deutschen Krimi wieder auf die Beine halfen. Ihre Medizin war so simpel wie erfolgreich: Ganz einfach nur gute Krimis in deutscher Sprache schreiben.
    Und siehe da, die Antikörper in Person des deutschen Krimilesers vertrieben die schädlichen Keime aus dem Körper dieses Patienten, weil sie (die Leser) endlich wieder gute Bücher dieses Genres zu lesen bekamen.
    Monika Detering gehört übrigens auch zum „Ärzteteam“ zur Rettung des deutschen Krimis. Was sie hier abgeliefert hat, ist ein riesiger Beitrag zur Heilung des deutschen Kriminalromans. Sie stand in diesem Team mit an vorderster Stelle – wie man nach der Lektüre dieses Buches nun feststellen konnte.
    Die „Herzdamen“ haben mich begeistert. Monika Detering braucht sich hinter niemanden dieses Genres zu verstecken. Ich habe selten einen so gut erzählten Krimi gelesen, denn bei Monika Detering bleibt auch bei einem Krimi der literarische Anspruch nicht auf der Strecke. Ihre Figuren „leben“ – sie sind keine Abziehbilder von Figuren „die in einem Krimi eben so zu sein haben“ – nein, jede Figur entwickelt eine eigene Persönlichkeit, nichts ist Klischee oder von berühmten Vorbildern abgeschrieben.
    Die Handlung ist spannend und flüssig erzählt. Die 274 Seiten fliegen nur so an dem Leser vorbei. Und bevor man diese 274 Seiten nicht gelesen hat – wird man das Buch auch nur höchst ungern zur Seite legen.
    Es ist ein literarischer Krimi, ein Krimi, der nicht die Sprache verkümmern lässt, wie so viele andere Kriminalromane, sondern der sich der Sprache als ein ganz wichtiges Stilmittel bedient. Da springt kein wild gewordener Mike Hammer durch die Seiten, keine halbsenile Miss Marple steht in einem Wettbewerb mit der Polizei, keiner dieser unglaubwürdigen Scotland Yard-Typen wie der Inspektor Jury fallen dem Leser seitenweise auf die Nerven – nein, es ein sehr gut erzähltes Buch mit individuell geschaffenen Figuren. Es ist gute Literatur, eingewickelt in eine Krimihandlung.
    Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Vielseitigkeit der Autorin. Die „Herzfrauen“ sind ein völlig anders geartetes Buch als die „Herzfresser“.
    Die „Herzfrauen“ gehören auch zu der Gattung von Büchern, die sich wundervoll als Mitbringsel eignen, besser als jeder Blumenstrauß. Gerade auch in Haushalten wo nicht gelesen wird, können die „Herzfrauen“ zu einer Vitaminspritze für das Lesen werden, vielleicht brauchen gerade Menschen die nicht lesen, eine solche Steilvorlage wie die „Herzfrauen“.
    Mein Tip daher: Jacke anziehen, auf zur nächsten Buchhandlung, Buch kaufen, wieder nach Hause gehen und lesen – ach ja, vielleicht vorher noch kurz die Jacke wieder ausziehen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • ...ich stecke mitten drin...und kann udn werde hier noch nicht viel dazu schreiben. Voltaire hat ja in bewährter Art schon vieles dazu gesagt, herzlichen Dank Dir! Nur an alle Unentschlossenen unter Euch: ich, die ich sonst keine Krimis lese, bin begeistert. Sagen wirs mal mit einem kleinen Satz: Wallander kann einpacken - Kommissar Weinbrenner kommt!
    So, nun bin ich wieder wech, bei den Herzfrauen!
    :wave Silke
    P.S.: Und ich freue mich auf die Leserunde!

  • Und wieder etwas dazu gelernt.
    Mit großen Erwartungen bin ich an mein erstes Buch von Monika Detering herangegangen. Ich wurde nicht enttäuscht, Kommissar Weinbrenner und Kollegen waren wir sehr sympathisch. Auch die Handlung fand ich sehr interessant. Auf was für Ideen manche Leute kommen um Geld zu 'verdienen'. Und es gibt doch immer wieder 'arme Schweine', die auf so etwas reinfallen.


    Sicher, diese Schneeballspiele sind schon aus der Presse bekannt. Aber so dargestellt kannte ich sie noch nicht. Und auch das Generationenwohnhaus war mir nicht so bekannt. Das es so etwas sogar real in Bielefeld geben soll finde ich enorm.


    Ich habe grade schon das 2. Buch um Kom. Weinbrennen in Arbeit und es beginnt noch besser als dieser Teil. Ich freue mich aufs Weiterlesen und kann gar nicht verstehen, dass hier scheinbar die Bücher von Monika selten gelesen wurden.

  • Also daran gedacht, mich wegen der Gesundheitsreform von Ulla Schmidt aus dem Fenster zu stürzen, habe ich auch schon. Allerdings haben wir hier nicht genügend Höhe, um sich des Ergebnisses sicher zu sein, weshalb ich es - zumindest bisher - unterlassen habe. ;-)


    Krimis lese ich selbst überhaupt nicht, meine Frau aber. Das scheint genau was für sie zu sein. Danke für die Rezi, kommt gleich auf die "Geschenkliste".

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Sabine_D


    Ich habe grade schon das 2. Buch um Kom. Weinbrennen in Arbeit und es beginnt noch besser als dieser Teil. Ich freue mich aufs Weiterlesen und kann gar nicht verstehen, dass hier scheinbar die Bücher von Monika selten gelesen wurden.



    ..ach ja, es würde mich sehr freuen, wenn die HERZFRAUEN und/oder der PUPPENMANN öfter auf euren Wunschlisten stehen würden und genau freue ich mich über Rückmeldungen. :lesend


    Vergesst nicht, Autoren sind einsame Menschen, die fast nur in den Charakteren ihrer Protags und in deren Geschichten stecken, dann und wann aus dem Fenster schauen und staunen, Gottchen, da ist ja auch noch was ... :flowers :gewitter :liegestuhl



    viele Grüße von monde

  • :-) Tja, gerade habe ich beide Bücher von meiner Wunschliste gestrichen..Ich habe sie eben bei Amazon bestellt und bin schon sehr gespannt. :wave


    Verrätst du uns, ob du denn schon in einer neuen Geschichte steckst? :-)

  • Zitat

    Original von Eskalina
    :-) Tja, gerade habe ich beide Bücher von meiner Wunschliste gestrichen..Ich habe sie eben bei Amazon bestellt und bin schon sehr gespannt. :wave


    Verrätst du uns, ob du denn schon in einer neuen Geschichte steckst? :-)



    ...fein! Ich bin natürlich gespannt, wie die zwei dir gefallen. Ich stecke in zwei neuen Geschichten, die mit Weinbrenner zu tun haben. Aber auch in anderen, wo er nicht seine Finger drin hat.


    Liebe Grüße von :wellemonde

  • Vielen Dank Voltaire :-]


    Ich habe gerade deine Rezi zum zweiten Fall gelesen und mich sofort hier nach dem ersten umgesehen, der mir offensichtlich durchgerutscht ist. Klingt recht gut und und ich weiß gar nicht, wieso ich noch kein Buch von Monika gelesen habe.:rolleyes Dieser ersten Fall ist jedenfalls sofort auf meiner Wunschliste gelandet.:wave

  • Monika Detering
    Herzfrauen


    Klappentext:


    In unmittelbarer Nähe des Bielefelder »Wahlfamilienhauses« stürzt ein junger Mann, der Pharmazievertreter Till Matthusch, aus dem Fenster. Kurze Zeit später häufen sich Vergiftungen unter den Bewohnern dieses Wohnprojekts. Hauptkommissar Viktor Weinbrenner, der ebenfalls hier lebt, glaubt nicht an einen Zufall. Er beginnt zu ermitteln – genauso wie seine Mitbewohnerin Sybille Gott. Die Journalistin wittert in einem Artikel über Schenkkreise, den »Herzfrauen«, ihre große Chance. Plötzlich ergeben die mysteriösen Ereignisse im »Wahlfamilienhaus« einen Sinn. Viele Ungereimtheiten verdichten sich zu einem unheilvollen Bild. Und alle Spuren führen zu den Herzfrauen.



    Über den Autor
    Monika Detering, 1942 in Bielefeld geboren, war als Puppenkünstlerin mit erfolgreichen Ausstellungen im In- und Ausland tätig. Als freie Journalistin veröffentlicht sie Romane und Kurzgeschichten. Sie gewann 2001 mit ihrer Geschichte »Herrin verbrannter Steine« den Schreibwettbewerb für Frauen deutschsprachiger Länder.


    Meine Meinung:
    Wir werden mitten nach Bielefeld gebracht. Ein junger Pharmavertreter stürzt aus dem Fenster und landet schwer verletzt auf dem Boden. Er wohnt in einem "Wahlfamilienhaus", unter den Bewohnern des Projektes kommt es zu sonderbaren Vergiftungsanzeichen. Sybille, eine Journalistin, recherchiert in einem Schenkkreis, der Frauen vorbehalten ist.
    Die Herzfrauen versuchen alle Quellen in ihrer Umgebung anzuzapfen, sie wollen das nächste Herz im Schenkkreis erwerben und so an eine große Ausschüttung zu kommen.
    Kommissar Weinbrenner ermittelt wieder und lässt sich auch durch eine Liebesgeschichte nicht ablenken.


    Wir lernen viel über die Abgründe der Menschen, über ihre Gier und ihre Lust nach Profit und Erfolg.
    Monika Detering gelingt es hervorragend den Leser tief in das Geschehen zu ziehen und man möchte unbedingt weiterlesen.


    Ein sehr spannender Krimi, der Lust auf mehr macht!
    Glückwunsch.

    Liebe Grüße aus Andalusien
    Susanne :wave


    Das Leben ist kurz -aber ein Lächeln ist nur die Mühe einer Sekunde
    (Kubanisches Sprichwort)


    :lesend

  • Auweia, dieser Krimi war leider ein Satz mit x :-(


    Zunächst dachte ich ja, das sei genau das Richtige, um, vom Tagwerk erschöpft, abends auf dem Sofa zu relaxen: kein blutrünstiger Plot, interessante Figuren, ein esoterisch verbrämter Schenkkreis mit unterbelichteten Mittelstandsmuttis: das hätte eine kurzweilige, spannende Geschichte geben können.
    Tat es aber nicht, was an vielen Kleinigkeiten lag, die sich zu einem ärgerlichen Chaos summierten.


    Da ist zunächst einmal das Personal, allen voran Weinbrenner. Ich habe verstanden: das sollte ein Mann am Scheideweg sein, der sich beruflich und privat neu orientieren will, aber noch nicht so richtig weiß, wo die Reise hingehen wird. Leider ist daraus eine Figur geworden, die derartig schwammig daher kommt, dass man den Eindruck hat, der hat nicht mal Einfluss darauf, mit wem er im Bett landet.
    Oder Katharina: der Prolog verrät uns gleich, wie der Hase läuft, wodurch sämtlich Spannung aus dieser Figur genommen wird, die doch wunderbar ambivalent sein könnte.
    Oberflächlich bleiben auch die meisten anderen Figuren, sie werden durch ein, zwei Attribute charakterisiert, durch einige Perpektivwechsel erfahren wir, wie die so denken, fertig ist der literarische Pappaufsteller. Echte Menschen, wie ich sie kenne, sind das nicht.


    Auch die Ausarbeitung der einzelnen Szenen war oberflächlich und teilweise nachlässig: Da scheidet ein Hauptverdächtiger aus, weil er ein wasserdichtes Alibi hat, was in einem Halbsatz kurz erwähnt wird. Hä? Wo kommt da plötzlich ein Alibi her? Warum erfahren wir nicht, welches? Weil der Hauptverdächtige auscheiden muss, damit die Geschichte eine Wendung erfährt. Das muss genügen, Klappe zu, Affe tot. Das mag jetzt kleinlich klingen, nur leider summieren sich solche Nachlässigkeiten und Ungereimtheiten zu einer ordentlichen Liste, die dem Roman jegliche Glaubwürdigkeit nimmt.


    Aber das Schlimmste: die Auflösung. Vielleicht habe ich es einfach nicht verstanden, vielleicht auch ob meines zunehmenden Ärgers überlesen, kann mich jemand aufklären:



    Auch wenn mir der Puppenmann recht gut gefallen hat: Herzfrauen fiel durch

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Genauso muss das sein! :-)
    Ein Buch und zu diesem Buch verschiedene Meinungen. Das ist das, was dieses Forum in meinen Augen auch so spannend macht. Kein Meinungseinheitsbrei.


    Meinungen haben ja schließlich auch die Aufgabe sich aneinander zu reiben. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Der Pharmazievertreter Till Matthusch stürzt vom Balkon und ist schwer verletzt. Die Frage ist, war es ein Selbstmordversuch, ein Unfall oder hat vielleicht jemand nachgeholfen?


    Sein Krankheitsbild im Krankenhaus erweist sich als sehr geheimnisvoll – die Haut wird schuppig, die Finger sehen aus wie vertrocknet. Liegt hier eine Seuche vor oder vielleicht eine Vergiftung? Vor allem sein Verhalten im Krankenhaus lässt eventuell auch an Drogenkonsum denken.


    Kurze Zeit später werden etliche Bewohner des „Wahlfamilienhauses“ in Bielefeld von diesen seltsamen Vergiftungserscheinungen heimgesucht.


    Sybille Gott, Journalistin ist einem Schenkungsring auf der Spur und will darüber berichten. Nur Frauen dürfen hier teilnehmen und sich mit einem Betrag von mindestens € 5.000,-- einkaufen. Sybille gibt vor, persönlich einsteigen zu wollen und nimmt an einer Sitzung teil. Sie erlebt dort die Gier der Frauen, die alle hoffen, den großen Gewinn mit nach Hause zu nehmen. Sie bezweifelt die Ehrlichkeit der ganzen Organisationsleitung und recherchiert.


    Ein weiterer Bewohner des Wahlfamilienhauses ist Hauptkommissar Viktor Weinbrenner, der gerade eine Auszeit nimmt, sich aber in die Vorgänge einmischt und mit ermittelt.


    Der Autorin ist es gelungen, spannend und temporeich den Leser bei der Stange zu halten. Die Auflösung war jedenfalls eine echte Überraschung. Allerdings hätte ich mir gewünscht, daß die einzelnen Protagonisten noch detaillierter vorgestellt und charakterisiert worden wären.


    Ich bin jetzt gespannt auf den nächsten Krimi, der bereits auf dem SUB liegt.


    von mir 7 Punkte

  • Das Buch hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.
    Ich schicke voraus, daß ich jahrzehntelang eifrige Leserin von Kriminalromanen war, mich ihr Abstieg aber aus dem Genre geschleudert hat und mich der Wiederaufstieg nie mehr recht zurückbringen konnte.
    Ich probiere es immer wieder einmal. Die Hoffnung ...


    'Herzfrauen' hat mir grundsätzlich gefallen, weil ich die Sprache mochte und die Atmosphäre gelungen fand. Der Handlungsort wurde sehr lebendig und liebevoll vorgestellt und fiel nicht unter die Kategorie 'Touristenwerbung', was bei Regionalkrimis durchaus passieren kann.
    Daß ich Kochrezepte in erzählenden Texten nicht leiden kann, liegt allein an mir, das ist Einstellungssache. Figuren, die viel kochen oder auch nur darüber ausführlich sprechen, finde ich langweilig. Nicht mein Thema.


    Wegen der liebevollen Beschreibungen konnte ich aber die Weihnachtszeit ertragen, in der die Handlung spielt, obwohl diese Jahreszeit bei mir üblicherweise heftige Abwehrreaktionen hervorruft.
    Die Winterzeit hat mir gefallen, das ist mein Thema. :grin


    Was mir gleichfalls gut gefallen hat, war, daß es eigentlich um zwei unterschiedliche Verbrechen geht, die miteinander verknüpft werden. Hier aber komme ich auch zu einem ersten und für mich schwerwiegenden Kritikpunkt: die Verknüpfung hat sich im letzten Drittel verheddert. Matthausch, Maike, Sonja, Katharina, die Herzfrauen und die Mordmethode(n?) gerieten mir beim Lesen zu einem heillosen Durcheinander. Während die Beweggründe der einen zu offensichtlich waren, waren die anderen zu verdreht.
    Die eigentliche Methode fand ich klasse, die Ausführung hat aber eine Menge Fragezeichen in meinem Kopf hinterlassen.


    Probleme hatte ich auch mit Weinbrenner. Ich weiß, daß Krimis nicht realistisch sind, aber diese Mischung aus Privatermittler und ermittelndem Polizeibeamten hat mich nicht überzeugt. Entweder er ist im Job, dann muß er sich benehmen, wie ein Polizist, oder er ist nicht in seinem Job.


    Die Gefühle eines Menschen, der seine privaten Liebesbedürfnisse nicht auf die Reihe bekommt, kann ich nachvollziehen, den Tanz, den Weinbrenner aufführt, nicht. Daß ihn das dann in entscheidenden Augenblicken am Handeln hindert, weil er über seine Frauenprobleme nachsinnt, hat mich beim Lesen höchst ungeduldig werden lassen. Nicht nur zieht es die Handlung in die Länge, er verlor dadaurch an Gewicht gegenüber den Herzfrauen. Es gab Phasen, da hatte ich fast vergessen, daß er auch noch in der Gegend herumtappst.
    Beim Tappsen gab es zudem einige 'Zufälle', die ich in ihrer Unwahrscheinlichkeit nicht akzeptierte.
    Die Alltagskonflikte, sei es in der WG, sei es im Krankenhaus, sei es unter den Herzfrauen sind lebendig geschildert, die 'Esoterik' durchaus zum Kichern, obwohl es da in vivo noch ganz andere Sachen gibt. :grin
    Der eigentliche Hintergrund der Herzfrauen blieb zu lange verborgen und wurde dann zu schnell serviert, da muß man so manches selbst ergänzen.


    Fazit:
    Es war spannend, ich wollte wissen, wie es ausgeht, die Figuren haben mich interessiert, auch wenn sie mich geärgert haben, ich habe den Krimi in zwei Abenden ausgelesen.
    So recht glücklich geworden bin ich aber nicht damit.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Mir hat das Buch super gefallen...
    Weinbrenner hat mir gut gefallen, wenn auch privat er nicht so richtig weiß, was er will. Die Verknüpfung der Fälle hat mir auch sehr gut gefallen. Die Masche mit den Herzfrauen war ja ganz schön derb. Daß sich so viele sich hinters Licht führen lassen....
    Rundrum war er gut und flüssig zum Lesen. Also alles, was so ein Gmeiner bietet.... :knuddel1


    9 Punkte!

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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