Der letzte Harem - Peter Prange

  • Was für ein Buch!


    Es hinterlässt eine Menge Eindrücke:


    - Geschichten aus 1001 Nacht
    - schillerndes, exotisches Leben im Harem
    - politische und historische Details der Türkei im Umbruch vom Osmanischen Reich zur Moderne in den Zeiten des Zweiten Weltkrieges
    - grausige Darstellung der "Armenier-Frage"
    - menschliche Schicksale, Freunschaften, Abgründe, Leidenschaften


    Fazit: 100% empfehlenswert. Einer der besten Romane, die ich kenne.

  • Innerhalb von knapp 3 Tagen habe ich dieses Buch inhaliert. Nicht nur das geschichtliche Ambiente war gut recherchiert und hochinteressant, sondern auch die Sprache zog mich in ihren Bann. Von wunderschöner Klarheit, trotz mannigfaltiger Gefühlsverwicklungen nie schwülstig, ergreifend und obwohl anspruchsvoll so doch sehr flüssig zu lesen.
    Möchte hervorheben,


    Von mir 10 runde Punkte.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Das Buch war vor einiger Zeit im ersten Buchprojekt bei TRND zum testlesen zu haben. Damals war ich leider nicht dabei, bekam aber später doch ein Buch in die Hand. Natürlich konnte ich nun nicht mehr ohne Buch wohin gehen. Immer wollte ich lesen. Es war schon echt mühsam teilweise, da ich als Autofahrer ja beim fahren selbst nicht lesen kann. Und so oft unterwegs mit Wartezeit war ich leider nicht, so dass ich eigentlich überall immer wieder weiterlas, wenn es ging (z.b. beim Brunchen, beim Abholen meines Mannes, abends vorm Einschlafen, nachmittags bei Langeweile daheim… ). Hier nun meine Eindrücke zum Buch:


    Das Buch klingt vom ersten hineinschnuppern her wie ein Historyroman. Sowas schreckt viele schon etwas ab. Ich muss aber sagen, bei diesem Buch ist die History nicht Vordergrundthema, daher lässt es sich richtig leicht und flüssig lesen. Die Geschichte handelt von 2 kleinen Mädchen, deren Dorf überfallen wird und fast alle Bewohner getötet werden. Die zwei Mächen landen daraufhin im Harem des Sultans, die eine wird Favoriten des Sultans, die andere wegen ihrer armenischen Abstammung Putzmädchen und Vorleserin. So wachsen sie auf und werden erwachsen.


    Während Fatima als Frau im Harem alle Vorzüge genießt, muss Elisa die harten Umstände als Putzmächen hinnehmen. Als der Sultan dann gestürzt wird, der Harem aufgelöst wird, ist es die Chance der Mächen aus dem Harem zu flüchten. Dabei trennen sich die Wege der beiden. Fatima lebt fortan das tollte Leben einer wohlhabenden Frau, Elisa dagegen am Rande des Verhungerns, kämpft oftmals um ihr Leben. Sie verlieren sich aus den Augen. Jahre später kreuzen sich die Wege der beiden Frauen wieder…


    Natürlich  gibt es auch Männer in ihrem Leben. Während Fatima mit ihrem Liebsten zusammenlebt, muss Elisa ihren Liebsten ziehen lassen, da er mit einer anderen verlobt, später verheiratet ist. Doch auch hier gibt es große Wandlungen im Verlauf des Buches. Nicht immer ist das Glück oder Pech ewigdauernd.


    Im Verlaufe des Buches werden immer wieder Stücke der Geschichte der Türkei aufgezeigt. Sei es die Stürzung des Sultans, die neuen Beziehungen des Landes mit Deutschland oder Russland, die armenische Frage. Manchmal fühlte ich fast Teile der deutschen Geschichte aufleben, da diese ähnlich waren. Man bekommt so nebenbei ganz einfach ein wenig die Geschichte der Türkei mit, ohne dass man selber großartig Geschichtsbücher wälzen muss. Die Verknüpfung der historischen Daten und der erfundenen Geschichte ist fliessend übergehend.


    Mein Fazit: Das Buch ist für jeden geeignet, der Liebesgeschichten mag, egal ob sie in der heutigen Zeit oder vor fast hundert Jahren spielten. Auch wer Romane über fremde Länder und Kulturen mag, liegt mit diesem Buch  genau richtig.

  • Nachdem ich "Himmelsdiebe" bei vorablesen gewonnen habe und es mir ausgesprochen gut gefallen hat, hab ich mir mal "Der letzte Harem" vorgenommen. Und ich bin froh darüber.


    Eine sehr traurige, aber auch aufmunternde Geschichte über Liebe, Hass und Freundschaft. Ich hab mit Elisa und Fatima mitgelitten und immer gehofft, dass sie wieder zueinander finden.


    Das Ende lässt mich allerdings etwas unbefriedigt zurück.



    Ich vergebe dennoch 10 Punkte, weil ich das Buch nicht weglegen konnte und das Märchen aus 1001 Nacht sehr genossen habe.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Ich habe gerade auf Amazon einen sehr schönen Satz gelesen:
    Zitat von amazon:
    ... Die beiden werden weiterhin ihre Gespräche abschließen mit Fatimas Worten "im Namen Allahs" und Elisas Ergänzung "und der Jungfrau Maria". --Carsten Hansen, Literaturtest -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.


    Dieses Buch werde ich mal ins Auge fassen. :-)

    Man muß noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können - frei nach Nietzsche
    Werd verrückt sooft du willst aber werd nicht ohnmächtig - frei nach Jane Austen - Mansfield Park

  • Objektiv kann ich sagen: ein richtig gelungener historischer Roman. Im Rahmen einer manchmal schönen, manchmal romantischen, manchmal grausamen fiktiven Erzählung bringt uns der Autor ein Stück europäischer Geschichte nahe, von dem zumindest ich vorher so gut wie keine Ahnung hatte. Er entführt uns in fremde Welten und hinter verschlossene Türen und stellt sehr detailliert und glaubhaft das Leben in dieser Zeit dar. Gemeinsam mit Elisa und Fatma erleben wir die Zeit der Türkei vor und während des 1. Weltkrieges, in dem auch die Verbindungen zu Deutschland aufgezeigt werden. Spannend, unterhaltsam und informativ liest sich dieses Buch.


    Leider hat mich dieses objektiv gelungene Buch nicht wirklich mitreißen können. Ein emotionaler Bezug zu den beiden Hauptpersonen fehlte mir bzw. ging während der Lektüre immer mehr verloren. Woran dies liegt kann ich leider nicht in Worte fassen, es ist ein Bauch- und kein Kopfgefühl. Allerdings war gerade dieser fehlende Bezug an manchen Stellen durchaus von Vorteil. Manche Szenen hätte ich sicher nicht lesen können, wenn ich mehr mit den jungen Frauen mitgelitten hätte. Vielleicht einfach nicht die richtige Zeit für dieses Buch.


    Fazit: Ein schönes Buch, das mich persönlich leider zu wenig fesseln konnte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Nach "Die Hunde vom Ararat" von Peter Balakian und Franz Werfels: "Die 40 Tage des Musa Dagh" nun mein drittes Buch über die Lösung der armenischen Frage.
    Wobei Peter Prange dieses Kapitel der Türkei eher beiläufig in seinen Roman einflicht.
    Vordergründig spielen die Schicksale der beiden Freundinnen Elisa und Fatima die Hauptrolle. Sie erleben wie ihr geschütztes "Heim", wenn man den Serail des Sultans so nennen kann, durch politische Umbrüche aufgelöst wird und jede versucht daraus das Beste zu machen. während Fatima sich in eine weitere Abhängigkeit durch die Beziehung zum aufsteigenden Taifun Pascha begibt, schlägt sich Elisa mühsam aber geradlinig durch. Welchen Intrigen zufolge ihre Freundschaft fast zerbricht durch die Opferbereitschaft der Freundin, ihr eigenes Glück aufzugeben um die Freundin zu retten aber alles Unglück überdauert, das beschreibt Peter Prange auf einzigartige Weise.
    Ein rundum gelungenes Leseerlebnis.
    Die Verbindung, die viel meiner Vorrezensenten zur Judenvernichtung aufgezeigt haben ist nicht von ungefähr. Hitler selbst hat die Auslöschung von über 1 Million Armenier als Vorbild genommen und gesagt, die Welt hätte sich darum auch nicht gekümmert also stünde einer "Endlösung" der Judenfrage auch nichts im Wege, sprich, es sind keine Konsequenzen zu befürchten.

  • mein erster histo-roman! darauf aufmerksam wurde ich durch trnd, wo bücher für ein testlesen verschenkt wurden. da ich leider nicht zu den glücklichen gewinnern gehörte, aber die leseprobe ganz nett fand, habe ich mir das buch einfach mal gekauft. "hoffentlich wird das kein reinfall!" - und nein, es wurde kein reinfall! da ich zuvor noch nie einen historischen roman in der hand hatte, wusste ich nicht wirklich, was auf mich zukommt und war deshalb mehr als positiv überrascht von der handlung! sowohl der schreibstil als auch die figuren haben mir sehr gut gefallen und ich bin auch gleich in die geschichte reingekommen.

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Objektiv kann ich sagen: ein richtig gelungener historischer Roman. Im Rahmen einer manchmal schönen, manchmal romantischen, manchmal grausamen fiktiven Erzählung bringt uns der Autor ein Stück europäischer Geschichte nahe, von dem zumindest ich vorher so gut wie keine Ahnung hatte. Er entführt uns in fremde Welten und hinter verschlossene Türen und stellt sehr detailliert und glaubhaft das Leben in dieser Zeit dar. Gemeinsam mit Elisa und Fatma erleben wir die Zeit der Türkei vor und während des 1. Weltkrieges, in dem auch die Verbindungen zu Deutschland aufgezeigt werden. Spannend, unterhaltsam und informativ liest sich dieses Buch.


    Leider hat mich dieses objektiv gelungene Buch nicht wirklich mitreißen können. Ein emotionaler Bezug zu den beiden Hauptpersonen fehlte mir bzw. ging während der Lektüre immer mehr verloren. Woran dies liegt kann ich leider nicht in Worte fassen, es ist ein Bauch- und kein Kopfgefühl. Allerdings war gerade dieser fehlende Bezug an manchen Stellen durchaus von Vorteil. Manche Szenen hätte ich sicher nicht lesen können, wenn ich mehr mit den jungen Frauen mitgelitten hätte. Vielleicht einfach nicht die richtige Zeit für dieses Buch.


    Fazit: Ein schönes Buch, das mich persönlich leider zu wenig fesseln konnte.


    Ging mir genauso!! Ich habe das Buch gern gelesen. Aber die Empathie zu Elisa und Fatma ging immer mehr verloren.


    Da mir das Buch aber trotzdem gefallen hat, habe ich gleich bei Amazon die Gottessucherin von Peter Prange bestellt :-)


    Gruß tweedy :wave