'Firmin'- Kapitel 07 - 10

  • Ach, das ist ja super traurig, dass Firmin das Rattengift zuerst für einen Liebes/Zuneigungsbeweis von Norman hält. Richtig tragisch ...
    Und um noch eines obendrauf zu setzen, versucht Firmin sich mit den Menschen im Park zu unterhalten (wie traurig der Versuch wirkt – Auf Wiedersehen Reißverschluss). Er wird aber nicht verstanden, sondern verletzt, als ihn jemand mit einem Stock schlägt.
    Immerhin hat er Glück, dass Magoon ihn aufnimmt. Warum er das wohl tut?
    Dieser Abschnitt gefällt mir wieder besser, vermutlich, weil einfach mehr Handlung darin ist. Allerdings ist er insgesamt ziemlich traurig und deprimierend.

  • Ich vergesse hier zwischendurch, dass ich ja eigentlich alles aus der Perspektive einer Ratte lese. Aber immer wenn ich mal wieder so weit bin, dann holt sich Firmin auch mal wieder selbst auf den Boden der Tatsache zurück.


    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es in diesem Abschnitt war oder schon im letzten Abschnitt, als er über sich selbst sagt, dass er noch nie richtig tickte, aber meschugge wäre er nicht. Da musste ich doch mal lachen. So manches Mal ist die Ratte doch sehr niedlich.


    So ein bischen schizophren kommt Firmin ja auch rüber, oder? Bei diesem Buch hätte ich gerne den Autor zur Leserunde, um mal einige Fragen zu klären. Sam Savage hat doch Philosophie studiert und nicht Psychologie, aber manchmal scheint es bei diesen beiden Bereichen auch nahtlose Übergänge zu geben.


    Es ist ja manchmal einfacher Sachen zu verstehen, wenn man sie mal aus einer anderen Perspektive betrachtet. Ich frage mich die ganze Zeit, ob Sam Savage das mit seinem Buch zum Ausdruck bringen möchte.


    Firmin baut sich mit seinen Büchern irgendwo seine eigene Welt auf, lebt auch zum großen Teil in einer Traumwelt, aber zwischendurch holen ihn diverse Ereignisse wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn ich so richtig in ein Buch eintauche geht es mir nicht anders.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Firmin hat irgendwie mehr von einem Menschen, der seinen Platz im Leben noch nicht wirklich gefunden hat. Er flüchtet sich in seine eigene Welt. Das hab ich bei Menschen auch schon oft erlebt, ist irgendwie genauso. Wenn man mit dem eigenen Leben nicht zufrieden ist oder nicht weiter weiß, dann schottet man sich ab. Irgendwie ist das schon ne ganz tragische Geschichte, die genauso gut auf einen Menschen übertragbar ist.
    Oder vielleicht fühlt der Mensch sich ja auch manchmal wie Ungeziefer, wie eine Ratte?


    Ansonsten war mir nicht so ganz klar, warum Firmin nicht versucht hat, Magoon klarer zu machen, dass er eine wirklich intelligente Ratte ist. Intelligenter als Magoon eh schon annimmt. Magoon akzeptiert ihn doch und zwar bewusst. Vorher hatte Firmin doch auch den Drang mit irgendwem zu kommunizieren. Das hat mich ein wenig gewundert.

  • Hm... irgendwie wird es zwar sprachlich schöner, aber inhaltlich immer verworrener.
    Magoon und sein Roman sind ja mal super strange und dann trifft er geschwächt und verletzt ausgerechnet auf ihn und er rettet ihn.
    Hm....ich weiß nicht, gefällt mir nicht.
    Überhaupt plätschert hier die Story so dahin, es hat zwar mehr Handlung als vorher, aber es passiert nicht wirklich was. Wißt ihr, wie ich das meine? Mir fehlt es einfach an wirklich interessanten Dingen und Überlegungen. Ich langweile mich. :cry

  • Der kleene konnte einem schon leid tun, als er mit dem Rattengift fast fertig gemacht wurde, wo er doch sooo verliebt in Norman war.


    Ich fand es recht unterhaltsam mit zuerleben wie Firmin sich Sachen ausgedacht hat um mit Menschen kommunizieren zu können.
    Allerdings fand ich etwas merkwürdig, das gerade Magoon Firmin gefunden und gerettet hat.


    Mal sehen was noch kommt....

  • Hmm ... ich weiß nicht, aber ich konnte eigentlich gar kein wirkliches Mitleid für Firmin aufbringen beim Lesen. War schon eher das Gegenteil der Fall bei mir.

  • LilStar - So ging es mir auch, von Mitleid keine Spur. Ich habe mich gefragt, wenn diese Ratte so hyperintelligent ist, dass sie lesen und darüber philosophieren kann, warum ist sie dann auf der anderen Seite so blöd und springt im Park ein paar unbekannten Menschen entgegen?
    Das passt nicht wirklich.
    Das mit dem Rattengift ist auch so eine Sache. Schon instinktiv fressen Ratten immer nur eine winzige Menge von unbekanntem Futter, das kann man nun wirklich überall nachlesen - und ein Autor, der über Ratten schreibt, sollte das bei seiner Recherche tun. Natürlich könnte man sagen, dass dieses Tier ja sowieso anders "tickt", als andere Ratten, aber das es seine angeborenen Instinkte vermissen lässt, ist schon ein grober Fauxpax des Autors.


    Wieder etwas, was auf mich zusätzlich zur Figur Firmin unglaubwürdig wirkt.
    Mittlerweile habe ich den Eindruck, das Buch ist nur der Philosphie wegen geschrieben worden. Als Protagonist hätte es ebenso gut eine Concierge (achja, die gab es ja schon vor Kurzem), oder eine Putzfrau sein können, die sich da in tragischen Überlegungen ergeht.
    Immer noch nicht begeistert. :gruebel

  • Zitat

    Original von Eskalina
    LilStar - So ging es mir auch, von Mitleid keine Spur. Ich habe mich gefragt, wenn diese Ratte so hyperintelligent ist, dass sie lesen und darüber philosophieren kann, warum ist sie dann auf der anderen Seite so blöd und springt im Park ein paar unbekannten Menschen entgegen?
    Das passt nicht wirklich.


    Ja, das hat mich teils auch n bisserl gestört. Auf der einen Seite den absoluten Durchblick, auf der anderen Seite super naiv.


    Zitat

    Das mit dem Rattengift ist auch so eine Sache. Schon instinktiv fressen Ratten immer nur eine winzige Menge von unbekanntem Futter, das kann man nun wirklich überall nachlesen - und ein Autor, der über Ratten schreibt, sollte das bei seiner Recherche tun. Natürlich könnte man sagen, dass dieses Tier ja sowieso anders "tickt", als andere Ratten, aber das es seine angeborenen Instinkte vermissen lässt, ist schon ein grober Fauxpax des Autors.


    Da muss ich sagen, dass mich das nicht gestört hat. Ich fand das sogar passend. Firmin hat ja eh immer seine Instinkte unterdrückt und ist ja tatsächlich ganz anders, wieso sollte er also beim Thema Futter auf einmal sein Hirn ausschalten und seinen Instinkten trauen? Denen gib er ja nicht mal bei der Futtersuche nach.

  • Die "Neugestaltung" des Scullay Square schreitet voran. Viele Geschäfte sind bereits geschlossen.
    Ich hab dabei immer eine alte Gegend vor Augen gehabt, wo alte Geschäfte verlassen, mit Brettern vernagelt in den Strassen stehen und ein paar einzelne Geschäfte versuchen dem zu trotzen und weiterhin auf machen, auch wenn nur noch wenig Leute dorthin kommen.


    Mir war ja klar, dass Norman, sobald er Firmin entdeckt oder den Verdacht hat, dass Ratten bei ihm hausen, Gift auslegt. Und das Firmin das Gift frisst, war mir auch klar. Für Firmin ist das Verhalten von Norman ein Verrat. Mit sowas hat Firmin nicht gerechnet.


    Zitat

    Original von Wuermchen:
    Und um noch eines obendrauf zu setzen, versucht Firmin sich mit den Menschen im Park zu unterhalten (wie traurig der Versuch wirkt – Auf Wiedersehen Reißverschluss). Er wird aber nicht verstanden, sondern verletzt, als ihn jemand mit einem Stock schlägt.


    Da hab ich auch gedacht, oh je! Ich hab auch mal überlegt, wenn da eine Ratte im Park mir vor die Füße springen würde und komische Verrenkungen macht, ich würd auch Panik kriegen (ich habs nicht so mit Wanderratten). Ich würd nicht nach dem Tier schlagen (mach ich grundsätzlich nicht), aber ich wär gelaufen und zwar schnell weg von der Ratte.


    Zitat

    Original von Eskalina:
    Ich habe mich gefragt, wenn diese Ratte so hyperintelligent ist, dass sie lesen und darüber philosophieren kann, warum ist sie dann auf der anderen Seite so blöd und springt im Park ein paar unbekannten Menschen entgegen?


    Vielleicht kann man das auch damit erklären, dass auch Hochbegabte/Intelligente manchmal Sachen machen, die man nicht von ihnen erwartet. Spontanhandlungen, die halt in anderen Augen auch einfach mal dumm sind. Unüberlegtes Handeln, weil der Wunsch, mit Menschen zu sprechen einfach wahnsinnig groß war.


    Zitat

    Original von LilStar:
    Firmin hat irgendwie mehr von einem Menschen, der seinen Platz im Leben noch nicht wirklich gefunden hat. Er flüchtet sich in seine eigene Welt. Das hab ich bei Menschen auch schon oft erlebt, ist irgendwie genauso. Wenn man mit dem eigenen Leben nicht zufrieden ist oder nicht weiter weiß, dann schottet man sich ab. Irgendwie ist das schon ne ganz tragische Geschichte, die genauso gut auf einen Menschen übertragbar ist.


    :write




    Edit: Fehlerteufel vertrieben

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Teufelchen_Yvi ()

  • Chrissy : Naja, so ganz realitätsfremd finde ich das nicht. Magoon ist ja offensichtlich fast sowas, was man hier als Penner bezeichnen würde und diese haben doch oft irgendwelche tierischen Gefährten, eben weil sie sonst nur wenig Kontakt zur Außenwelt haben.

  • Es gibt aber auch einige Menschen, die ein großes Herz für Tiere haben und kranke Tiere "aufsammeln", aufpäppeln, pflegen. Und wenn sie sich nicht selbst drum kümmern können, bringen sie sie zu Tierärzten, Pflegestationen, Tierheimen, etc. Unvorstellbar find ich das nicht, dass Magoon sich Firmin annimmt und ihn aufpäppelt.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

  • Zitat

    Original von Teufelchen_Yvi
    Es gibt aber auch einige Menschen, die ein großes Herz für Tiere haben und kranke Tiere "aufsammeln", aufpäppeln, pflegen. Und wenn sie sich nicht selbst drum kümmern können, bringen sie sie zu Tierärzten, Pflegestationen, Tierheimen, etc. Unvorstellbar find ich das nicht, dass Magoon sich Firmin annimmt und ihn aufpäppelt.


    Wenn unsere Ratten krank sind füttere ich die auch mit Pipette und wenn es sein muss, z.B. nach einer OP oder so, trage sie auch den ganzen Tag im Schal vor mir rum. Also ich kann da auch nichts ungewöhnliches dran finden. :rolleyes

  • Zitat

    Original von Toebi


    Firmin baut sich mit seinen Büchern irgendwo seine eigene Welt auf, lebt auch zum großen Teil in einer Traumwelt, aber zwischendurch holen ihn diverse Ereignisse wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn ich so richtig in ein Buch eintauche geht es mir nicht anders.


    Das ist sicher so, aber trotzdem kommt es für mich nicht richtig überzeugend rüber. Alles ist mehr so eine Auflistung, eine Aufzählung - ich weiss auch nicht, und dann werden noch möglichst viele Buchtitel mit eingebaut.
    Die Ratte Firmin weckt weder Mitleid noch sonst ein Gefühl in mir. :gruebel

  • Dieser Abschnitt hat mich auch irgendwie traurig gemacht, vor allem die Sache mit dem Rattengift, als Firmin denkt, das wäre ein Geschenk von Norman als Beweis sein Freundschaft :-(
    Auch die verzweifelte Kontaktaufnahme hat mich berührt.
    Dieser Abschnitt hat mir wieder besser gefallen, den konnte man wieder leicht lesen, weil doch etwas Handlung darin vorkam.
    Die Frage, warum Jerry in aufnimmt, habe ich mir auch gestellt... :gruebel


    Zitat

    Original von Toebi
    (...)
    Firmin baut sich mit seinen Büchern irgendwo seine eigene Welt auf, lebt auch zum großen Teil in einer Traumwelt, aber zwischendurch holen ihn diverse Ereignisse wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn ich so richtig in ein Buch eintauche geht es mir nicht anders.


    Da kann ich dich gut verstehen, mir geht's bei bestimmten Büchern auch so...


    Edit: Was vergessen


    So wie's aussieht scheint es ja jetzt einigen Leute nicht mehr so zu gefallen. Ich finde schon noch Gefallen daran bzw. ich muss mich nicht quälen das Buch weiterzulesen. Bis jetzt kann ich sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde von dem Buch. Ich glaube, man sollte einfach nicht mit zu hohen Erwartungen an die Sache rangehen, das geht meistens schief...Die umgekehrte Art und Weise ist mir da schon lieber...

  • So, der werte Firmin hat sich da ja ziemlich den Illusionen hingegeben. Hat er überhaupt keinen angeborenen Instinkt eines Tieres oder warum verrennt er sich in Träumereien mit Norman. Ist natürlich klar, dass dieser in ihn keinen Freund sieht und ihn nette bunte Kügelchen "bereitstellt". Seltsam ist, dass er ja keine Immunstoffe gegen Gifte dieser Art entwickeln konnte, trotzdem überlebt.


    Auch die Szenen, in denen er nach Wegen sucht sich den Menschen mitzuteilen sind doch etwas zuviel des Guten. ES ist einfach zu menschlich und irgendwie auch echt dumm.


    Schließlich wird er von einem rattenliebenden Jerry gerettet, der irgendwie wie eine Ratte selbst haust und genauso allein ist wie Firmin. Aber die Freundschaft zwischen den beiden ist teilweise rührend, wenn auch der Autor sowieso sehr skuril wirkt.


    Wie es mir nun im Verlauf gefällt?? Mh, es nimmt etwas an Story zu, aber es plätschert auch wie ein langsamer Wasserfall vor sich hin ohne irgendwo ein Ende zu finden. :chen

  • Zitat

    Original von Hasal
    Dieser Abschnitt hat mir wieder besser gefallen, den konnte man wieder leicht lesen, weil doch etwas Handlung darin vorkam.


    So geht es mir auch. Das Buch hat mir jetzt wieder deutlich mehr Spaß gemacht und habe auch wieder mehr mitfiebern können.


    Ich bin da übrigens über etwas gestolpert. Ich weiß nicht, ob es sich dabei wirklich um einen logischen Fehler handelt, oder ob die manchmal doch etwas wirren Zeitsprünge des Autors mich einfach nur vollends durcheinander gebracht haben: Auf Seite 104 sieht sich Firmin in einer seiner Tagträumereien mit einer Zigarette im Mund wütend auf eine Remington einhacken und beschreibt auch noch, wie sehr ihm das Geräusch der Schreibwalze gefällt. Aber erst am Anfang des nächsten Kapitels hört er zum ersten Mal davon, dass es überhaupt so etwas wie eine Schreibmaschine gibt und kann sich auch überhaupt nichts darunter vorstellen. Das hat mich irgendwie verwirrt... :gruebel


    Es ist übrigens kein Wunder, dass Firmin es, als ihm nach dem Verzehr der leckeren kleinen Kügelchen so schlecht ist, nicht schafft sich zu übergeben (S.113). Ratten können nämlich gar nicht erbrechen, weil Vormagen und Magen durch eine Schleimhautfalte getrennt sind, die das verhindert. ;-)