Håkan Nesser - Eine ganz andere Geschichte

  • In der Idylle seines Sommerurlaubs mit seiner Lebensgefährtin Marianne bekommt Inspektor Gunnar Barbarotti plötzlich und seltsamerweise einen Brief, der einen Mord ankündigt.
    Notgedrungen muss er seinen Urlaub abbrechen und nach Kymlinge zurückkehren, stellt dort jedoch fest, dass es keine heiße Spur gibt. Der Tote wurde erstochen beim Joggen gefunden - und bald darauf taucht der zweite Brief auf.
    So geht es weiter, Barbarotti, seine Lieblingskollegin Eva Backmann und das ganze Team kommen in der Ermittlung jedoch nicht weiter.
    Insgesamt fünf Briefe erreichen Barbarotti und bald bekommt auch die Presse davon Wind, was für Barbarotti natürlich nicht ohne Folgen bleibt.
    Zudem belasten ihn private Dinge: Seine Tochter ist nach dem Abitur nach London gezogen und Barbarotti macht sich große Sorgen um sie. Zudem steht er vor der Entscheidung, zum zweiten Mal eine Familie zu gründen.


    Den "Ermittlungskapiteln" vorangestellt sind Tagebuchaufzeichnungen einer zufälligen Begegnung von sechs Personen während eines Urlaubs vor fünf Jahren in der Bretagne. Es wird eine oberflächliche Freundschaft geschlossen, man unternimmt zusammen Ausflüge, isst und trinkt gemeinsam, bis sich die Lage zuspitzt und eine Tragödie passiert.
    Und bald kann man vermuten, wer hinter den Morden steckt, die offensichtlich an den Personen aus dem Tagebuch verübt werden.



    Die Ausgangslage ist wohl nicht neu und bereits in vielen Krimis thematisiert: Ein Mörder tritt in Kontakt mit einem ermittelnden Beamten und kündigt seine Morde an, bleibt dabei jedoch immer im Dunkeln. Deswegen habe ich zuerst gezögert, das Buch zu lesen und mir nicht allzu viel davon versprochen.
    Hakan Nesser schafft es jedoch wieder, spannend zu erzählen; die Handlung entwickelt sich anders als zuerst vermutet und natürlich ist auch das Ende überraschend und überhaupt nicht so, wie ich dachte, voraussehen zu können. Genial wie Nesser in die Irre führt und doch zum Schluss alles logisch erscheint!
    Sein Fokus liegt wieder nicht nur auf dem Vorantreiben der Krimihandlung, Nesser nimmt sich Zeit für Beschreibungen jeder Art, die Einführung interessanter Nebenfiguren, die Schilderungen des Innenlebens Barbarottis und des Konflikts mit sich selbst bezüglich seiner Heirat mit Marianne. Es ist interessant zu lesen, wie Barbarotti sich weiterentwickelt, im ersten Roman tauchte er ja sehr spät auf und stand nicht unbedingt im Mittelpunkt der Handlung.
    Mit seinem ruhigen, etwas melancholischen Schreibstil schafft Nesser wieder eine Atmosphäre, die mich an das Buch gefesselt hat.
    Jedoch, einige Fragen bleiben offen. Sie zwingen fast dazu, das Buch, besonders die Tagebucheinträge, noch mal zu lesen. Wie ich bei Nesser vermute, lassen sich diese Fragen dann (und mit dem Wissen um den Mörder) sicher beantworten.
    Auf jeden Fall ein sehr guter Roman von Nesser. Ich freue mich schon auf den dritten Fall!

  • Vielen Dank für Deine Rezension, Graf Wydshire.


    ich zögere bei diesem Nesser noch, da es sich ja um keinen Van Veeteren handelt, aber nach Deiner Rezension bekomme ich richtig Lust, es auch mal mit Nessers neuen Ermittler zu versuchen...



    überzeugte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich bin auch noch unschlüssig.
    Eigentlich hatte ich Hakan Nesser für mich abgehakt.


    Aber, mir geht es wie Elbereth. Die Rezi macht doch Lust auf das Buch.

    Liebe Grüße, Sigrid

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    Dass Zeit sich lohnt

  • Hallo,


    danke für die Rezi über das neue Buch von Hakan Nesser.


    Da ich bereits den Vorgänger kenne, habe ich das Buch bereits auf meine Wunschliste gesetzt. Ich freue mich jetzt schon darauf. : :rofl


    Hoffentlich muss ich nicht mehr so lange darauf warten.


    Ich kenne die andere Reihe von Nesser noch nicht, deshalb fällt es mir überhaupt nicht schwer.


    Zur Zeit bin ich noch mit den Blutsbräuten beschäftigt. Auch das ist ein recht gutes Buch. :lesend


    Gruß


    Nanett

  • Hallo Sigrid,


    da Barbarotti ja als Privatperson stark im Vordergrund steht, ist ein bisschen Vorwissen um seine Person wohl nicht schlecht. Allerdings liefert Nesser bei "Eine ganz andere Geschichte" noch mal alle wichtigen Details aus "Mensch ohne Hund". Dementsprechend würde ich sagen, man braucht den ersten Band nicht unbedingt zuerst gelesen zu haben. (obwohl er natürlich auch sehr empfehlenswert ist ;-) )


    Herzliche Grüße
    Graf Wydshire

  • Eigentlich wollte ich ja kein Buch mehr von Hakan Nesser lesen, aber mit "Eine ganz andere Geschichte" habe ich es nicht bereut, es doch getan zu haben.


    Dies ist bereits der zweite Fall mit Inspektor Gunnar Barbarotti. Den ersten, "Mensch ohne Hund" habe ich nicht gelesen. Aber das hat sich als völlig unerheblich herausgestellt.


    Nesser gelingt es auf immerhin 600 Seiten eine spannende Kriminalgeschichte ohne Längen zu erzählen.
    Man sollte sich allerdings darauf einstellen, dass die Ermittlungen eher langsam vorangehen. Dafür erfährt man viel über das Leben und die Gedanken von Barbarotti.


    Im Gegensatz zu van Veeteren ist Barbarotti ein weniger melancholischer Typ. Er macht sich zwar auch viele Gedanken, spielt sogar mit Überlegungen seinen Beruf zu wechseln, aber witzig-ironische Bemerkungen kommen auch vor.
    Amüsiert hat mich Barbarottis ungewöhnlicher Austausch mit Gott.


    Auch im Kontakt mit seinen Kollegen blitzt immer wieder Ironie auf.


    Was mich bei der Auflösung des Falles ein klein wenig gestört hat, war, dass mir ein Detail (:zwinker) gefehlt hat, um die Logik des Lösung ganz nachzuvollziehen.


    Aber ich bin quasi "gezwungen" den nächsten Fall zu lesen, da im privaten Bereich um Barbarotti so einiges offen geblieben ist, dass ich wissen muss.


    9 Punkte von mir.

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Hallo Sigrid,


    freut mich, dass der Roman dir auch gefallen hat!!
    Und der Schluss - tja ich muss mich wirklich wohl nochmal auf die Suche im Buch machen...


    Habe grade auch mal in die Hörprobe reingelauscht - Dietmar Bär gefällt mir aber leider gar nicht... :-(


    Und auf der deutschsprachigen Hakan Nesser-Seite steht, dass es eine vierteilige Serie wird. Mal gespannt, was er sich noch so einfällen lässt...


    Herzlich:
    Graf Wydshire

  • Ich denke fast, man sollte nochmal die Tagebuchaufzeichnungen lesen. Den Tipp hat jedenfalls Barbarotti seiner Kollegin Eva Backman gegeben :lache.


    Danke für den Hinweis, dass "nur" vier Teile geplant sind. Finde ich nicht schlecht, denn oft läuft sich ja so eine endlos Serie dann doch etwas tot.

    Liebe Grüße, Sigrid

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  • Ich trau mich noch immer nicht so recht an Barbarotti ran, weil ich so ein eingefleischter Van Veeteren-Fan war. :rolleyes
    Ihr macht mich aber so langsam echt neugierig.
    Meint ihr, ich sollte es doch mal versuchen? :gruebel

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Ich war ein echter van Veeteren-Fan und die anderen Romane von Nesser waren nicht nach meinem Geschmack.


    Mit einer gewissen Vorsicht bin ich an diesen Band rangegangen (habe es geliehen erhalten und der erste Band von Barbarotti SUBt noch).


    Ich fand die Story spannend und fesselnd erzählt.


    Vor jedes Kapitel wurde ein Ausschnitt aus einem Tagebuch gestellt. Dies behandelte den Sommer 2002 in der Bretagne. Dort hatte sich eine Zufallsgemeinschaft für 6 Personen getroffen.


    Im zweiten Teil wurde dann die Jetzt-Zeit mit den Morden und den Ermittlungen durch Barbarotti und seine Kollegin Eva Backman behandelt.
    Babarotti bekam an seine Privatadresse immer wieder Briefe mit quasi Ansagen von Morden, die dann auch tatsächlich verübt wurden.


    Ferner zeigt sich Barbarotti als gläubiger Mensch und nimmt immer wieder Zwiesprache mit Gott und der Bibel.


    Nebenbei erfahren wir sehr viel über das Privatleben von Barbarotti. Seine neue Liebe scheint sich zu festigen, seine Tochter lebt derzeit in England, seine Söhne bei der Mutter und das offene Ende zeugt davon, daß es auf jeden Fall weitergehen wird.


    Die Lösung des Falles habe ich nicht geahnt. Die Tagebucheinträge werde ich vermutlich auch nochmals lesen. Trotzdem kommt mir das Ende etwas konstruiert vor.


    Von mir 9 Punkte