Thriller - Das Problem mit "vorhersehbar"

  • Ich zähle mich zu den absoluten Thrillerlesern! Allerdings hab ich selten dieses Gefühl, dass etwas vorhersehbar war und ich hab mich auch schon oft gefragt, ob ich einfach zu doof bin. Allerdings hab ich ja auch noch nicht gaaaaanz so viele Thriller gelesen und vielleicht muss ich erst noch mehr Erfahrung sammeln. Ich bin aber auch wirklich froh, dass ich meistens bei den Thrillern absolut im Dunklen tappe, denn so ist es für mich immer spannend.
    Ich bin aber auch der Meinung, dass vorhersehbar nicht heisst, wenn man auf Seite 200 oder 300 heraus findet, wer der Täter ist oder wie sich das ganze auflöst.
    Man muss dann immernoch unterscheiden, ob das Buch dennoch weiterhin spannend war oder ab dem Zeitpunkt alles bergab geht.

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Ab und zu lese ich auch ganz gern mal einen Thriller. Aber mir hat sich das Problem mit dem "vorhersehbar" hat sich mir eigentlich selten gestellt. ich gebe auch zu das ich nicht unbedingt immer miträtsel, sondern das ich mich von der Handlung tragen lasse. Und selbst wenn ich das Ende vorher schon erahnt hatte (was sehr sehr selten vorkam) hat es meinem lesevergnügen keinen Abbruch getan. Außerdem war es auch schon oft so, dass ich mich getäuscht hatte. D.h. ich vertrau meinen eigenen Ideen schon gar nicht mehr :lache

  • Ich finde es auch nicht tragisch, wenn "der Mörder" (mal ganz klassich) jemand ist, bei dem ich es schon auf Seite 100 geahnt habe. Solange das Buch gut und spannend geschrieben ist - so what? Bei Dem Tode nah bin ich auch recht nbald nach der Einführung der besagten Person in die Handlung darauf gekommen, hat mich aber nicht sonderlich gestört.


    Den bereits angesprochenen Kai aus der Kiste / Kaninchen aus dem Hut kann ich auch überhaupt nicht ausstehen. Da fühle ich mich dann schlicht verarscht (sorry für die Wortwahl). Was ich noch schlimmer finde: Es gibt Autoren, die reiten ganz penetrant auf einer bestimmten Person herum oder auf bestimmten Gegebenheiten. So auffällig unauffällig, dass es selbst der tumbste Leser merken muss und wohl auch SOLL - ich frage mich nur immer, warum?? Dann werden von solchen Autoren (Petra Hammesfahr ist für mich so eine) gerne und ausdauernd falsche Spuren gelegt, die so offensichtlich falsch sind, dass man es sich auch schenken könnte.


    Wahre Perlen, und die findet man ganz selten, sind Krimis/Thriller sind die, die gegen Ende eine Tatsache aufdecken, das kann ein vermeintlich unbedeutendes Detail sein, auf das man nie gekommen wäre weil es so unwichtig erscheint, dass die ganze Geschichte aber in komplett anderem Licht erscheinen lässt.
    Beispiele aus Filmen: The Others und The Sixth Sense. Der Blickwinkel ändert sich ganz plötzlich, und man denkt nur "Huch!? Ach sooooo!"


    Ein sehr gutes Beispiel aus der Krimiliteratur: Eiskalte Stille von Jon Hallur Stefansson. Achtung, fieser Spoiler:


    Das hat mich so überrascht und aus dem Konzept gebracht, dass ich weit zurückgeblättert habe, um mich zu vergewissern, dass ich nichts übersehen hatte - grandios! Es war eine Lösung, an die ich überhaupt nicht gedacht hatte. Der Mörder war von Anfang an bekannt, wurde aber von mir nie in Betracht gezogen, und ich bin sicher, ich war nicht die einzige.

  • :wave
    In dem Moment, in dem der Mörder vorab bekannt wird, hat es sich bei mir meist ausgethrillert. Der Mörder oder Täter darf erst am Ende eines Thrillers enttarnt werden. Mich faszinieren Thriller, dei denen der Mörder jemand ist, auf den man niemals gekommen wäre.
    :wave

  • ich finde es ungeheuer schwierig einen spannenden Krimi zu "komponieren".
    Die Kunst besteht ja darin, dem Leser während der Handlung scheibchenweise Informationen darüber zukommen zu lassen, was eventuell passiert sein könnte, sonst wird's schnell langweilig.
    Andererseits müssen diese Informationen so dosiert werden, dass man eben nicht ab Seite 20 weiß, was passiert ist.
    Dabei geht es für mich gar nicht in erster Linie darum, was genau passiert ist (ich gehöre sogar zu der Minderheit hier, die gerne bis zum Schluss vorblättert, um zu wissen, wer's war, wer evt. im Laufe der Handlung dran glauben muss etc.), sondern warum.
    Wenn die Motive schlüssig sind und die Handlung nachvollziehbar, ist es für mich ein guter Krimi. Susanne Mischke kann das hervorragend.


    Wenn am Ende der Mörder ein Psychopath war, der Frauen aufschlitzt, weil Mutti ihn nicht geliebt hat, bin ich frustriert, egal, wie spannend ein Buch geschrieben war. Überhaupt kranken daran meines Erachtens diese ganzen Ritualmord-Thriller: Da gräbt der Autor irgendein angeblich uraltes keltisches/germanisches/aztekisches Ritual aus, lässt den einen oder anderen auf diese Weise zu Tode kommen und führt nach handwerklich ordentlichen Regeln des "Kreativen Schreibens" den Ermittler zur Lösung. Dummerweise fehlen meistens die schlüssigen Motive, warum der Mörder auf diese Weise gehandelt hat. Der ist dann halt ein durchgeknallter Irrer, der sich für einen aztekischen Priester hält, und deshalb Rothaarige Jungfrauen opfert. Solche Auflösungen nerven.
    Ausnahme "Das Rätsel von Flatey" von Ingolfsson. Auch hier gibt's einen Blutadler, der allerdings schlüssig in die Geschichte passt, und nicht als möglichst blutiger Einstieg in die Geschichte als Träger des Grusels dient.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ein gutes Beispiel für einen vorhersehbaren Thriller bietet das aktuelle Leserundenbuch "Risk". Der Autor schafft immer wieder Situationen, aus denen nur wenige Wege herausführen, und er nimmt hier immer den konventionellsten. Wenn ich aber die nächsten 20 Seiten schon kenne, ohne sie gelesen zu haben wird es langweilig, vor allem wenn die Vermutungen immer wieder bestätigt werden, da die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten immer noch eine Gerade ist.
    Die Kunst besteht nicht darin, dieses Gesetz zu widerlegen, sondern einen glaubwürdigen Umweg zu finden.

  • Mir fallen nie solche Thriller in die Hände in denen der Verlauf schon vorhersehbar ist.
    Ich habe eher das gegenteilige Problem. Die Handlung ist meist so kompliziert und aussichtslos, dass ich mich oft frage, wie der Autor hier eine noch einigermaßen glaubhafte Lösung finden will.
    Und das Ende ist dann bei sehr vielen Büchern oft so an den Haaren herbeigezogen, dass ich das ganze Geschehen nicht mehr richtig ernst nehmen kann.

  • Spannend wird es eigentlich immer dann, wenn man selbst und der Kommissar glauben den Täter zu kennen. Der Thriller neigt sich dem Ende... Alle sind sich sicher, wer es war...
    ...
    ... und dann schaut der Leser plötzlich auf sein Buch und stellt fest, dass es noch mindestens 50 Seiten zu lesen gibt, dass es jetzt also noch keine Auflösung geben kann und das er sich deshalb total geirrt haben muss.


    Bei Simon Becketts "Die Chemie des Todes"

  • Zitat

    Original von Sylli7


    Ich habe eher das gegenteilige Problem. Die Handlung ist meist so kompliziert und aussichtslos, dass ich mich oft frage, wie der Autor hier eine noch einigermaßen glaubhafte Lösung finden will.
    Und das Ende ist dann bei sehr vielen Büchern oft so an den Haaren herbeigezogen, dass ich das ganze Geschehen nicht mehr richtig ernst nehmen kann.


    Oh, sowas find ich schrecklich. An den Haaren herbeigezogenes Ende macht micht echt fast schon wütend :lache

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  • Wer mal einen kompletten unvorhersehbaren Thriller lesen möchte, dem kann ich nur folgendes Buch empfehlen:


    Die Therapie von Sebastian Fitzek

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Zitat

    Original von Lese Maus
    Wer mal einen kompletten unvorhersehbaren Thriller lesen möchte, dem kann ich nur folgendes Buch empfehlen:


    Die Therapie von Sebastian Fitzek


    Vielleicht geb ich dem Buch mal ne Chance, aber nach Seelenbrecher bin ich erstmal bedient :gruebel
    Außerdem....da ich den Seelenbrecher schon kenne, könnte es vorhersehbar sein - klang vom Sebastian Fitzek selbst ähnlich in der LR ?(

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  • Hallo Gummibärchen
    Ich habe mit bekommen, dass "Der Seelenbrecher" sowieso sehr umstritten ist.
    Ich kann dir "Die Therapie" nur empfehlen, soll auch ein stärkere Roman von ihm sein. Kanns dir nur empfehlen!

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Zitat

    Original von Gummibärchen


    Vielleicht geb ich dem Buch mal ne Chance, aber nach Seelenbrecher bin ich erstmal bedient :gruebel
    Außerdem....da ich den Seelenbrecher schon kenne, könnte es vorhersehbar sein - klang vom Sebastian Fitzek selbst ähnlich in der LR ?(


    Sag mal, hast du von Joy Fielding "Lauf, Jane, lauf!" gelesen? Wenn dir der Psychothriller gefallen hat, wirst du auch "die Therapie" mögen. In der LR hat der Autor gesagt, von dem oben genannten Buch inspiriert worden zu sein, die Parallelen sind für mich sehr deutlich.

  • Zitat

    Original von Wiggli
    Sag mal, hast du von Joy Fielding "Lauf, Jane, lauf!" gelesen? Wenn dir der Psychothriller gefallen hat, wirst du auch "die Therapie" mögen. In der LR hat der Autor gesagt, von dem oben genannten Buch inspiriert worden zu sein, die Parallelen sind für mich sehr deutlich.


    Ja, hab ich. Fand ich auch sehr gut.
    Aber bei Fielding mag ich ja auch den Stil. Ich fand bei Seelenbrecher schon den Schreibstil recht wirr :gruebel
    Gut, "Amokspiel" hab ich gelesen. Das fand ich viel besser als den Seelenbrecher, aber auch nicht der Hit.
    Wenn mir mal der Lesestoff ausgeht, werd ich sicher an Therapie denken. Oder wenn es mir zufällig in die Hände kommt. Ist im Kopf gespeichert. Aber im Moment bin ich nicht soo scharf drauf. Kann sich ja noch ändern...

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  • Ich habe bisher alle Bücher von Fitzek gelesen und fand nach wie vor sein Erstlingswerk am allerbesten. (Die Therapie) Es ist das einzige Buch, was ich in nur einer Nacht durchgelesen habe, weil ich es so spannend fand.

  • Zitat

    Original von Gummibärchen


    Ja, hab ich. Fand ich auch sehr gut.
    Aber bei Fielding mag ich ja auch den Stil. Ich fand bei Seelenbrecher schon den Schreibstil recht wirr :gruebel
    Gut, "Amokspiel" hab ich gelesen. Das fand ich viel besser als den Seelenbrecher, aber auch nicht der Hit.
    Wenn mir mal der Lesestoff ausgeht, werd ich sicher an Therapie denken. Oder wenn es mir zufällig in die Hände kommt. Ist im Kopf gespeichert. Aber im Moment bin ich nicht soo scharf drauf. Kann sich ja noch ändern...


    Du musst "die Therapie" ja nicht sofort lesen, du kannst ja bei Gelegenheit mal reinlesen, wenn du es irgendwo siehst. Im Gegensatz zum Seelenbrecher gibt es hier keine Rahmengeschichte, verwirrend ist alles schon, aber sehr gut gemacht. Mir ging es da wie Lucy, es ist für mich der beste von Fitzek. :wave