Warum wollen Frauen Romane über Schwule lesen?

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  • Ich suche Buecher aus, die gute Geschichten erzaehlen, deren Charaktere interessant sind. Alles andere ist sekundaer.


    Das letzte Buch ueber Schwule, das mir in die Haende fiel und dann hier rezensiert hatte, sprach mich vom Cover und Klappentext her an. Erst nachdem ich mehrere Kapitel schon gelesen hatte, merkte ich, dass der Protagonist schwul ist. Das an sich war weder ein Grund abzubrechen noch weiterzulesen. Es war die Geschichte an sich, der ungewoehnliche Schreibstil, was mich weiterlesen lies.


    Und vielen Dank Uta fuer die ausfuehrelichen Anmerkungen zum Thema, sehr interessant!

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Uta, danke für den sehr interessanten Beitrag.


    Allerdings muß ich auch sagen, meine Motive sind nicht so spektakulär, sondern es ist schlicht Neugier. Weniger auf den pornographischen Teil, sondern mehr auf den psychologischen, sozialen.
    Mich interessiert zum Beispiel an Brokeback Mountain nicht die Sexszenen, sondern die innere Zerissenheit, das Leben mit einer "verbotenen" Liebe und die Dramatik, die daraus resultiert.
    Mich interessiert an Romanen mit Schwulen, die Coming Out Geschichte, die Reaktion des Umfelds, die Persönlichkeitsentwicklung.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Ich lese auch Bücher über Schwule, jedoch nicht bewusst ausgesucht.
    Zum Beispiel 'Ich nenn es Liebe' von Jana Frey oder auch einfach, wenn die 'Schwulheit' mal die Nebenrolle spielt.
    Das ist mir vollkommen egal.
    Jeder kann den lieben, den er will und ich akzeptiere des auch.

  • interessanter Beitrag, Uta, danke.


    Ich weiß nicht was meine Motive sind, aber ich lese seit Jahren immer mal wieder Slash, Slash im engeren Sinne, basierend auf bestimmten Charakteren aus Fernsehserien, wobei es mir dann um eben diese Charaktere geht.


    Aber ich kann mich auch erinnern, dass ich vor Urzeiten Marion Zimmer Bradleys "Trapez" las, und das über einen langen Zeitraum eines meiner Lieblingsbücher war, ohne dass ich je analysiert hätte, warum das so war.

  • Uta hat das wirklich sehr schön und ausführlich erklärt, danke! :-)


    Ja, ich für meinen Teil lese nicht nur sehr gerne (anspruchsvolle) Homoerotische Romane, ich schreibe auch ausschließlich nur über homosexuelle Protagonisten. Das war aber nicht immer so. Meinen ersten Roman "Gefangen im Zwielicht" habe ich in der ersten Rohfassung mit einer weiblichen Hauptrolle besetzt. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon "Queer as Folk"-verseucht. :lache
    Je mehr ich schrieb, umso stärker war das Gefühl, dass ich diese Zicke nicht leiden konnte und habe immer öfter einen jungen Mann an der Seite meines schönen Vampirs gesehen. :-]


    Das Manuskript war fast fertig, da habe ich mich entschlossen, alles umzuschreiben und einen homoerotischen Roman daraus zu machen. Diese Entscheidung war genau Richtig, wie mir meine Leser bestätigen. :lesend


    Wenn Männer sich gerne mal Frauen beim Sex ansehen, oder darüber lesen, warum sollten wir Frauen uns dann nicht hübsche JUngs ansehen???


    Bevor ich vor einigen Jahren das erste Mal eine Homoerotische Geschichte gelesen habe, dachte ich immer och nö... öhm das geht doch net und ne muss ich nicht haben.
    Aber diese Story hat dann alles verändert. Es war eine Fanfiktion damals, aber sie war so genial geschrieben und was mich fasziniert hat, war einfach, dass die Liebe absolut im Vordergrund stand. Es dauerte, bis die Beiden schließlich Sex hatten, aber die Spannung, das Knistern, das sich während des Lesens aufgebaut hatte, war zum Greifen nahe und man hat sich als Leser gewünscht, das sie es endlich tun.


    Die beiden Kerle waren attraktiv und die Vorstellung, dass sie Sex haben, war einfach :heisseliebe
    Anfangs hab ich mich noch etwas geziert, das selbst zu schreiben, aber ich hab schnell gemerkt, dass ich für Heterostorys gar nicht die richtigen Emotionen ausdrücken kann. Ja es ist komisch ... ich lese ja auch heterogeschichten und meine Lieblingsvampirbücher sind Hetero (Black Dagger), aber ich selbst kanns halt einfach nicht schreiben ...



    Lg
    Verena

  • Zitat

    Original von Ushuaia
    interessanter Beitrag, Uta, danke.


    Ich weiß nicht was meine Motive sind, aber ich lese seit Jahren immer mal wieder Slash, Slash im engeren Sinne, basierend auf bestimmten Charakteren aus Fernsehserien, wobei es mir dann um eben diese Charaktere geht.


    Aber ich kann mich auch erinnern, dass ich vor Urzeiten Marion Zimmer Bradleys "Trapez" las, und das über einen langen Zeitraum eines meiner Lieblingsbücher war, ohne dass ich je analysiert hätte, warum das so war.


    "Trapez" habe ich auch als Teenie gelesen - mehrfach, weil ich es so toll fand - und ich habe es immer noch in guter Erinnerung. So mit dreizehn habe ich "Die Nebel von Avalon" von Marion Zimmer Bradley gelesen. Das kann man wahrscheinlich als "Frauenbuch" bezeichnen, MZB hatte aber auch immer wieder schwule Charaktere in ihren Büchern. Ich kann mich gut daran erinnern, dass Lancelot erzählte, in seiner Ausbildung als Knappe wäre es üblich gewesen, dass die Jungs miteinander ....


    Ich habe das seeehr interessant gefunden, interessanter als die "normale" Liebesgeschichte. ;-) Obwohl ich als Teenager davon auch meinen Teil gelesen habe, Vom Winde verweht, Angélique, Cathérine, Amber etc. fand ich die m/m Geschichten - zunächst zufällig gefunden, später bewusst gesucht - irgendwie immer schon spannender, hatte das aber auch nicht weiter analysiert.


    Erst mit dem Internet und der Erkenntnis, welche Mengen an Slash / Original Slash es online gibt, habe ich angefangen mal nach einem WARUM zu suchen. Es muss Hunderttausende/Millionen von Slash Stories im Internet geben, wahrscheinlich ist die Anzahl derer, die schreiben geringer als derer, die lesen. Schlussfolgerung: es sind Millionen Frauen, die m/m lesen.

  • Ich finde Geschichten über Homosexuelle eigentlich viel interessanter als die über Heterosexuelle, weil bei homosexuellen Paaren einfach mehr reinfließt als das "sie kriegt ihn", bzw. in dem Fall "er kriegt ihn" oder "sie kriegt sie", nämlich die Problematik des Coming Outs, Homo-Ehe und die gesellschaftliche Akzeptanz.
    Außerdem habe ich mich schon immer dafür interessiert und kenne auch mehrere Homosexuelle (z.B. meine Schwester). Und es kommt mir so vor, als würden Liebesgeschichten von Homosexuellen immer mit viel mehr Gefühl erzählt werden...

  • Zitat von Federkiel:
    Und es kommt mir so vor, als würden Liebesgeschichten von Homosexuellen immer mit viel mehr Gefühl erzählt werden...


    Das ist mir auch aufgefallen - zumindest bei den meisten Geschichten. :-)
    Ich für meinen Teil habe einfach gemerkt, dass ich beim Schreiben mehr Gefühl reinlegen konnte, als bei heterosexuellen Paaren. Und es liegt mit Sicherheit auch daran, dass man ja als Autor beweisen möchte, dass auch homosexuelle Pairings sehr schöne Liebesgeschichten schreiben können. Das ganze glaubwürdig und nachvollziehbar zu machen ist eine Herausforderung gewesen! Aber ich hatte ja ständig die beiden sexy Jungs vor Augen *sabber* - da kam das Gefühl von ganz alleine! :lache :lache


    Liebe Grüße


    Verena

  • Ich würde ja viel lieber mal etwas über einen Mann lesen, der bisexuell ist...da kenn ich nämlich nur Frauen....hab noch nie von einem Mann gehört, der bisexuell ist. Geht das nur mir so?

  • Ich habe noch bisher keinen Roman mit Homosexuellen gelesen. Auf jedenfall kann ich mich jetzt nicht auf Anhieb daran erinnern. Und ehrlich gesagt frage ich mich auch was daran toll sein soll. Nichts gegen Homosexuelle, ich habe einige in meinem Freundeskreis. Aber ein Buch darüber zu lesen oder auch nur Teile der Handlung derer Beziehung zu lesen. Und damit meine ich nun nichts pornografisches. Nö, nö. Das ist nun wirklich nicht meins

  • Zitat

    Original von stefanieg28
    ...Und ehrlich gesagt frage ich mich auch was daran toll sein soll. Nichts gegen Homosexuelle, ich habe einige in meinem Freundeskreis. Aber ein Buch darüber zu lesen oder auch nur Teile der Handlung derer Beziehung zu lesen. Und damit meine ich nun nichts pornografisches. Nö, nö. Das ist nun wirklich nicht meins


    So geht's mir mit Vampiren... kann ich auch nicht verstehen, was daran toll sein soll. Hab zwar keine im Freundeskreis, aber ich möchte nichts über sie lesen :zwinker


    Aber zum Thema:


    @ Uta: Toller Beitrag!! :anbet


    Ich lese grundsätzlich lieber Bücher mit männlichen Helden als mit weiblichen. Ich lese lieber über Sharpes Abenteuer als über die der Wanderhure Mit RomanHELDINNEN kann ich mich in der Regel überhaupt gar nicht identifizieren (was schon wieder ein eigenes Thema wäre).


    So, wenn schon männliche Helden, dann auch gerne zwei. Die müssen dann auch erstmal gar nicht schwul sein, wie z.B. meine Lieblingshelden Inspector Richard Jury und Melrose Plant (wobei ich ja immer noch hoffe, dass Martha Grimes den beiden ihr verdientes Happy-End schreibt).


    Und wenn dann zwei oder mehrere männlichen Figuren, dann können sie doch eigentlich auch gleich schwul sein... so als Sahnehäubchen. :knuddel


    Das muss bei weitem nicht Romantik pur sein. Die weibliche Hauptfigur eines Chick-Lit-Romans soll also nicht 1:1 durch einen Mann ersetzt werden. Aber ich bin da offen für alles, lese mal den romantischen Schmalz, aber nicht immer.


    Interessant dabei finde ich immer, wer der Autor ist. Es ist schon ein Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann den Roman über Schwule schreibt. Wenn ich berentet bin, werde ich das mal wissenschaftlich erforschen :zwinker


    .

  • Zitat

    Original von stefanieg28
    Ich habe noch bisher keinen Roman mit Homosexuellen gelesen. Auf jedenfall kann ich mich jetzt nicht auf Anhieb daran erinnern. Und ehrlich gesagt frage ich mich auch was daran toll sein soll. Nichts gegen Homosexuelle, ich habe einige in meinem Freundeskreis. Aber ein Buch darüber zu lesen oder auch nur Teile der Handlung derer Beziehung zu lesen. Und damit meine ich nun nichts pornografisches. Nö, nö. Das ist nun wirklich nicht meins


    Meine Meinung! :write
    Ich habe kein Problem mit Homosexuellen aber ich lese jetzt nicht unbedingt Bücher mit diesem Inhalt.
    Wenn solche Beziehungen vorkommen => okay,
    wenn nicht => auch okay! :grin

  • Ich mache einen großen Unterschied zwischen Originalgeschichten mit schwulen Charakteren und Slash-Fanfiction.


    Ich lese zwar keine Liebesromane, aber wenn in einem anderen Roman ein homosexuelles Paar auftaucht, habe ich absolut kein Problem damit. Im Gegenteil, irgendwie freue ich mich immer heimlich.


    Slash-Fanfiction finde ich einfach nur dämlich und lese es nicht. Es hat schon einen Grund, weshalb ein Autor seine Charaktere so und so hat sein lassen, und nicht anders. Auf mich wirkt Slash immer, als wollten pubertierende hormongesteuerte Mädchen ihre sexuellen Fantasien an armen unschuldigen Romancharakteren austoben, deren originaler Charakter verbogen wird bis zum Gehtnichtmehr, damit es auch in die ausschweifenden Begattungsorgien passt. Falls ich es irgendwann mal schaffen sollte, eine Geschichte zu veröffentlichen, und dann Slash-Fanfiction über meine Charaktere sehen würde, fände ich das absolut nicht lustig.

  • Ich beschäftige mich unheimlich gerne und intensiv mit schwulen Männern; lese (meist Manga oder Fanfictions), zeichne und schreibe (in Form von Online-Rollenspielen) sie.. aber warum.. das weiß ich glaub ich gar nicht so genau.


    Im Moment bin ich dabei Illustrationen für eine Anthologie zu zeichnen, in der es ausschließlich um homosexuelle Männer geht.
    Das habe ich meiner Mutter erzählt und sie hat mir ziemlich genau die selbe Frage gestellt... "Warum ausgerechnet Schwule??" hm.. ja warum?


    Ich denke es liegt daran, das die Männer aus solchen Geschichten nicht so sind wie die Männer, die die meisten von uns kennen werden.
    Und irgendwie hat die Beziehnung zwischen eben diesen Charakteren immer etwas animalisches.. Ich habe bisher noch keine Slash-Story gelesen in der Blümchensex vorkam. Es tut in solchen Geschichten immer weh (zumindest dem passiven Part) und ich glaube das fasziniert mich ein bisschen.
    Ich muss bei sowas immer an diese eine Sexszene denken in Brokeback Mountain. Ennis fällt über Jack her wie ein Tier. Als ich das im Kino gesehen habe war ich furchtbar schockiert, weil ich mir vorgestell habe, was für Schmerzen Jack über sich ergehen lassen musste. Aber gleichzeitig war ich so fasziniert das ich gehofft habe, dass noch ein paar Sexszenen nachkommen.


    Ich hab mich hierbei jetzt ausschließlich an dem Thema Sex orientiert, weil es das ist, was mich bei Geschichten mit schwulen Protagonisten reizt.
    Ich lese viele Manga mit schwuler Thematik, allerdings wird dabei nochmal unterschieden zwischen "Shonen-Ai" und "Yaoi".


    Bei Shonen-Ai handelt es sich ausschließlich um eine romantische Beziehung zwischen zwei Männern, ganz ohne Sex, wenn man Glück hat sieht man mal ein Küsschen.


    Bei Yaoi jedoch zielt alles auf den Sex hin. Sie sehen sich, sie lernen sich kennen und manchmal auch lieben und dann haben sie Sex! und zwar hoffentlich auch sehr guten und sehr interessanten, weil sonst lohnen sich die 6 bis 8 Euro für so einen Manga nicht.


    Mein Manga-Regal ist voll von Yaoi-Kram, wobei das Wenigste davon wirklich gut ist, denn wenn es nur um Sex geht ist das ganze auch dumm..
    Es muss auch die Phase sichtbar sein, in der die Männer sich kennen lernen.. Diese erotische Spannung zwischen den beiden.. das ist der Wahnsinn finde ich..


    .. aber ich glaube leider das ich gerade vollkommen an dem eigentlichen Thema vorbei geschabbt bin.. :rolleyes hihi..


    Ich habe jetzt nicht beantwortet "Warum lesen Frauen Romane über Schwule?" sondern "Warum liest du gerne Romane über Schwule?"


    naja.. vielleicht konnte ich trotzdem etwas weiterhelfen.. ;-) :-]

  • Also ich habe absolut keinen Hang zu solchen Büchern. Wenn ich im Klappentext was dazu erkennen würde, würde ich das Buch wahrscheinlich einfach wieder weg legen, weil das Thema für mich einfach gänzlich uninteressant ist. Es kann ja jeder tun was er will, aber ich muss ja nicht über alles was lesen...

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Mädels, Ihr braucht Euch doch nicht zu rechtfertigen, weil Ihr KEINE "Romane über Schwule" lesen möchtet. :wave Der Fragesteller hat sicherlich nicht gemeint, dass ALLE Frauen Romane über Schwule lesen wollen, und ich habe in meinem Beitrag ja auch angesprochen, dass NICHT alle Frauen Interesse an dem Thema haben.


    Ihr könnt ja einen Umfragethread eröffnen, um zu beweisen, dass Ihr in der Überzahl seid: :grin


    Mögt Ihr Romane über Schwule lesen?
    Ja, gerne
    Nein, auf keinen Fall
    Bisher noch nicht, aber falls mir mal ein interessantes Buch in die Finger kommt ...
    Weiß nicht ...


    Aber hier in diesem Thread reicht es allmählich. Danke für Euer Verständnis!