Kritische Diskussion zu den "Biss-Romanen"

  • Würden die Bücher nicht in der Jetzt-Zeit spielen sondern als Historische oder rein Fantasy (also in Fantasywelt angesiedelt) sein, würde die Frage gar nicht auftauchen. Und da würde es auch nicht stören.
    Ich hab sie auch gelesen, fand das 1. sogar ganz gut, aber ab dem 2. wird Bella immer unselbständiger und die Botschaft des 4. klingt für mich leider so: Mädels, angelt euch nen reichen Typen, solange ihr noch jung und hübsch seid, dann seid ihr fürs Leben versorgt.
    Dass Bella den Haushalt macht, empfinde ich für sich allein nicht weiter als Nachteil, im Gegenteil, denn dadurch ist sie erwachsen und selbständig, würde also auch alleine zurechtkommen ohne die Bude zumüllen zu lassen oder von Fast Food zu leben (und da gibt es etliche junge Mädchen, die mit Haushalt völlig überfordert wären und nicht wüssten, wie funktioniert das, wie mache ich dies). Aber sie richtet ihr ganzes Leben nach Edward aus, stellt sich hintenan, ist auch jederzeit bereit, sich für ihn zu opfern. In Band 3. ist sie doch auch total beeindruckt von dem Opfer, das die Häuptlingsfrau bringt, in der Qui-Legende, die am Lagerfeuer erzählt wird.


    Bei "Seelen" ist mir das auch teilweise aufgefallen, da gibt es irgendwo doch den Satz, wie hoch die Mutterschaft angesehen wird (als Wanda eine Mutter mit menschlichem Kind beobachtet) und auch da sind die Personen, die wichtige Entscheidungen treffen, Männer, während Wanda sich meist ohne große Diskussion fügt oder eben der Gemeinschaft hilft.


    Sabine_D : Bei mir in der Schule gab es auch Mädchen, die sagten, lieber früh Mutter werden, als weiter zur Schule gehen, weil sich um ein Baby zu kümmern doch viel schöner sei. Und es gab einige in der Schule, die sehr früh (15, 16) schon Mutter wurden, das aber wohl unabsichtlich, doch andere beneideten sie regelrecht darum, fanden das toll. :rolleyes
    Und eine Freundin von mir sagte schon mit 12, 13 immer, dass sie gerne jung heiraten und viele Kinder haben würde. Ihre ältere Schwester heiratete jung, wurde rasch Mutter, ihr Bruder heiratete ebenfalls sehr jung, weil dessen Freundin schwanger war und die Familie so katholisch, dass ein uneheliches Kind da wenig Freudentaumel ausgelöst hätte. Beruflicher Ehrgeiz und Karrierewünsche hatte sie gar nicht, sie liebte Kinder über alles, machte laufend babysitting und hat sich dann auch recht früh ihren zukünftigen Mann geangelt. Wie viel Kinder sie dann bekam, weiß ich nicht, da der Kontakt recht bald abbrach, sie war ja nun Ehefrau und zog mit ihm weg.

  • Ich habe die Bücher bis jetzt selbst noch nicht gelesen, weil Vampire eigentlich nicht so meine Welt sind. Nun hat mein Papa mir aber vor einiger Zeit den ersten Teil geschenkt und dann hatte ich auch vor das mal zu lesen... aber was ich hier lese schreckt mich vollkommen ab.
    Ich befürchte, dass die Bücher nichts für mich sind und dass ich mich beim Lesen nur aufregen würde.
    Allerdings bin ich ja immer der Meinung, dass man sich zu einem Buch eine eigene Meinung durchs selber Lesen bilden sollt... allerdings bin ich jetzt erstmal so richtig unmotiviert mit dem Buch überhaupt an zu fangen :grin

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Ich habe auch nur den ersten Teil der Bis(s) Reihe gelesen.Das Buch war nett, mehr aber auch nicht.Es besteht meinerseits kein Interesse weitere Teile zu lesen, zumal ich gehört habe, das Edward Bella im dritten Teil immer noch nicht gebissen hat.Ich verstehe weder die Begeisterung für Edward noch verstehe ich, was alle so toll an Bella finden.Vielleicht muss man das mit Augen von 17jährigen sehen um es zu verstehen.Meine Nachbarin ist 16 und ein großer Bella und Edward Fan.Als ich sie fragte warum die beiden sie so faszinieren antwortete sie mir "er wollte sie heiraten, und sie hat ihre große Liebe gefunden ".Da war ich etwas baff, weil ich nicht wußte, das die jungen Frauen soviel vom heiraten halten und es erstrebenswert finden, mit knapp 18 Jahren schon den Mann fürs Leben zu finden.Wollen die sich denn alle nicht mehr austoben, Dinge erleben die man nun grad als Junggeselle/in erlebt? :gruebel

  • Megali hat es eigentlich schon sehr gut zusammengefasst. Ich moechte da nur noch ein bischen meine Perspektive hinzufuegen, da ich die Buecher eben auch zusammen mit meiner 12/13jaehrigen Tochter gelesen hab.


    Die Buecher kommen gut an, weil sie eigentlich sehr realistisch das nicht so einfache leben eines Teenies in der High School beschreiben. Und Bella wird als ziemlich durchschnittlich dargestellt, mit normalen Problemen, normalen Aussehen .... da findet man sich schnell wieder. Sie ist eben nicht das hotteste girl in der Schule, hinter der jeder her ist.


    Und dennoch findet der hotteste boy in der Schule sie toll! Hey, warum sollte man sich das nicht wuenschen?


    Wenn der reale Alltag eines Teenies aus Schule, Pickel etc besteht, dann ist es doch schoen mal von einem Abenteuer wie die Biss Serie zu traeumen. Und ich gestehe diesen Leserinnen schon zu, dass sie zwischen Traum und Realitaet unterscheiden koennen. Meine Tochter findet da auch, dass es zwar schoen ist, wie Bella und Edward sich lieben, die Kussszene im Film ist natuerlich DIE BESTE - aber so unselbstaendig wie Bella will sie auf keinen Fall sein.


    Ich schau ja auch z.B. gerne "24" und finde es toll wie Jack Bauer da im Alleingang die Welt rettet. Es ist irgendwie schoen davon zu traeumen, dass die Probleme der Welt so einfach zu loesen sind. Aber wenn in der Realitaet so ein Typ wie Jack Bauer rumrennen wuerde, dann haette ich arge Probleme damit und wuerde meiner Regierung aber bitte, danke, die Leviten lesen!!!!

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Da war ich etwas baff, weil ich nicht wußte, das die jungen Frauen soviel vom heiraten halten und es erstrebenswert finden, mit knapp 18 Jahren schon den Mann fürs Leben zu finden.Wollen die sich denn alle nicht mehr austoben, Dinge erleben die man nun grad als Junggeselle/in erlebt?


    Da wächst wohl eine andere Generation heran. Die '68er müssen anscheinend einpacken ;-).


    Aber solange die Herren der Schöpfung statistisch gesehen mehr in die Lohntüte bekommen als das weibliche Pendant und die Berufsaussichten düsterer werden, ist es vielleicht nicht die schlechteste Strategie, auf ein gut gefülltes Bankkonto zu achten.


    Uns Frauen bleibt ja zum Glück immer die Flucht in die Mutterschaft, um unser Daheimbleiben und Dasein unter Kostenbeteiligung anderer zu rechtfertigen. ;-) ;-) ;-)

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    Ich habe die Bücher bis jetzt selbst noch nicht gelesen, weil Vampire eigentlich nicht so meine Welt sind. Nun hat mein Papa mir aber vor einiger Zeit den ersten Teil geschenkt und dann hatte ich auch vor das mal zu lesen... aber was ich hier lese schreckt mich vollkommen ab.
    Ich befürchte, dass die Bücher nichts für mich sind und dass ich mich beim Lesen nur aufregen würde.
    Allerdings bin ich ja immer der Meinung, dass man sich zu einem Buch eine eigene Meinung durchs selber Lesen bilden sollt... allerdings bin ich jetzt erstmal so richtig unmotiviert mit dem Buch überhaupt an zu fangen :grin


    Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass die Bücher was für mich sind. Aber ich finde, dass sie sehr gut geschrieben sind und ich hatte schon Spaß am Lesen. Ist aber nicht so, dass ich jetzt schnell die anderen hinterher schieben muss. Probier es doch einfach aus. Wird dir bestimmt auch gefallen. :winkt

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Zitat

    Original von Alice Thierry


    Uns Frauen bleibt ja zum Glück immer die Flucht in die Mutterschaft, um unser Daheimbleiben und Dasein unter Kostenbeteiligung anderer zu rechtfertigen. ;-) ;-) ;-)


    Ein Kind in die Welt zu setzen hört sich jetzt grad so nach Notlösung an. Wer im Beruf nix wird, bekommt halt ein Kind.

  • Danke für eure zahlreichen Antworten! :wow


    Ich hatte übrigens auch Spass an den Büchern und habe durchaus einen Lesesog verspürt. Vieles ist ja auch realistisch geschildert und nun auch sehr passend. Aber ich finde, dass eben dieses zeitgemässe, realistische Setting die "Unterwerfung" von Bella noch viel dramatischer macht. Vielleicht reagiere ich wirklich über, wie magali es meint, vielleicht ist es wirklich so, dass die Leserinnen sehr gut wissen, dass Bella ein wenig zu weibchenhaft ist...


    ...dennoch habe ich diesen meinen Kritikpunkt in keiner Rezi, weder hier, noch bei Amazon und Sonstige gefunden. Schwärmereien für Edward, den Vollmacho, aber umso mehr. Und es gibt nicht nur einen User in diversen Foren, der sich einen Nick mit Anspielungen auf die Biss-Reihe und insbesondere auf Bella zulegt.


    ...und ich glaube durchaus, dass Bücher, in jungen Alter gelesen, einen sehr beeindrucken, wenn nicht beeinflussen können. Bei mir war das seinerzeit die Nebel von Avalon.


    Für mich sind die Romane von Meyer ein schönes Aushängeschild eines Weltbildes, das Frauen, die sich tatsächlich selbst verwirklichen wollen, nicht beeinhaltet. :gruebel
    Das klingt radikal und verteufelnd, was ich damit nicht beabsichtige. Aber ich finde dass man sich durchaus mit dem Thema beschäftigen kann, wenn eine ganze Generation dieser Geschichte erliegt.


    Übrigens:

  • Zitat

    Ein Kind in die Welt zu setzen hört sich jetzt grad so nach Notlösung an. Wer im Beruf nix wird, bekommt halt ein Kind.


    Für manche ist es das wohl auch. Ich habe im Bekanntenkreis einige Kollegen, die sich monatelang nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung erfolglos beworben haben und schließlich Mutter geworden sind.


    Und für einige ist das sogar nicht nur eine spontane Notlösung, sondern das Ziel aller Wünsche. Aber bitte, jedem wie's gefällt.


    Im Übrigen bitte ich, das Augenzwinkern bei meiner Aussage zu berücksichtigen.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ich habe diese Bücher nicht gelesen. Und ich muss gestehen, dass ich, obwohl ich sie ja nicht kenne, dem Ganzen sehr kritisch gegenüberstehe. Auf einmal brach dieser Hype los und alle haben die Bücher gelesen, alle wollten einen Freund wie Edward und man wird ganz schief angeguckt, weil man die Bücher nicht gelesen hat.
    Mittlerweile habe ich beschlossen die Bücher, zumindest erst einmal das Erste, zu lesen (vllt suche ich auch nur nach einer Bestätigung für meine Vorurteile :lache ). Ich werd mich jetzt auch auf die ellenlange Warteliste der Bücherei setzten lassen (kaufen will ich sie nicht) und vllt kann ich dann so in 20 Jahren, wenn ich dann an der Reihne bin, mein Kommentar dazu abgeben.
    Das Bild des Macho und des braven Weibchens, das hier aufkommt gefällt mir nicht wirklich. Und so wie Edward hier beschrieben wird, ist es mir auch unverständlich ein Freund wie ihn haben zu wollen. Klar, ich finde es auch mal ganz gut, wenn mein Freund die Zügel in die Hand nimmt, wenn ich mal wieder planlos bin, aber ich würde mich nie "unterdrücken" lassen. Deshalb wird es mir schwerfallen mich auf Bella einzulassen.
    Ich denke wirklich viele wollen gar nicht wirklich Bella sein, sondern einfach nur den großen, starken, außergewöhnlichen Freund und Beschützer haben.


    edit: doofe Tippfehler

  • Zitat

    Original von Cookiemonster
    ...und ich glaube durchaus, dass Bücher, in jungen Alter gelesen, einen sehr beeindrucken, wenn nicht beeinflussen können. Bei mir war das seinerzeit die Nebel von Avalon.


    Die Nebel waren es bei mir auch (mit 15 zum ersten Mal innerhalb weniger Tage verschlungen) und sind nach wie vor mein absolutes Lieblingsbuch, weil ich die Stärke und Klugheit der Frauen darin so toll fand.
    Biss-Bücher hätte ich mit 15 vermutlich sehr doof gefunden.

  • Eigentlich wurde alles zu dem Thema bereits gesagt, was ich auch denke.
    Ich möchte aber gerne noch auf einen Artikel der Washington Post (Vorsicht: auf englisch und Spoiler zu allen vier Teilen :grin) hinweisen.


    Ich habe 1-3 gelesen und hatte durchaus meinen Spaß dabei - was ich garnicht bestreiten will, denn der Schreibstil von Frau Meyer war schon recht amüsant. Was ich allerdings nicht so ganz verstehen kann, ist diese ganze Prüderie, mit der diese Edward - Bella Beziehung dargestellt wird. :pille
    Dass die beiden sich überhaupt küssen, ist für mich ein Wunder und wow, im 4. Teil scheinen sie ja wirklich Sex zu haben :wow (aber natürlich "ganz legal" erst nach der Eheschließung). Scheint aber wohl allgemein ein Problem bei den Amis zu sein. Ich zietiere mal aus Kai Meyers Journaleintrag (15.12.2006): "In den USA wurde ich vom Verlag höflich gefragt, ob ich vielleicht den vage angedeuteten Sex zwischen Jolly und Griffin aus DIE MUSCHELMAGIER streichen könnte - man könne davon ausgehen, dass hunderte öffentliche Büchereien den Roman deshalb nicht einkaufen würden. (Ich habe abgelehnt.)"


    Warum sich also so viele mit Bella identifizieren ist ein Phänomen, das ich nur darauf schließen kann, dass jedes Teeniemädchen in sich nur den "Durchschnittstyp" sieht, das sich nicht besonders aus der Masse hervorhebt. Und natürlich träumt dann auch jeder vom Ritter auf dem weißen Pferd - in diesem Fall ein Vampir - der natürlich blendend aussieht, von allen heißumschwärmt ist, und natürlich auch ein bisschen gefährlich ist. Gefahr ist ja auch immer anziehend.
    Dass es aber das Ziel von Teenies ist, mit der Volljährigkeit gleich zu heiraten und Kinder zu bekommen, erschreckt mich dann doch. Der Statistik der Scheidungsrate wird das zumindest nicht entgegenwirken :yikes


    Warum die Bücher so eingeschlagen haben, weiß ich nicht :unverstanden Die Geschichte an sich - Sterbliche(r) verliebt ich in Vampir - ist ja nicht neu. Und hässliches Entlein und beliebtester Highschoolboy verlieben sich wider erwarten ineinander ist es auch nicht...mehr passiert ja praktisch in Teil 1 nicht (ah doch, Edward muss Bella ja noch vor dem bösen Vampir retten :chen).


    Teil 1 fand ich süß. Teil 2 interessant. Teil 3 schon ziemlich langweilig, Teil 4 werd ich mir zumindest in nächster Zeit nicht zu Gemüte führen... Keine Lust.

    "Man sagt, wenn man die Liebe seine Lebens trifft bleibt die Zeit stehen - und das stimmt. Aber was niemand sagt, ist, dass sie danach viel schneller vergeht - um die verlorene Zeit wieder aufzuholen." (Tim Burtons Big Fish)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Tess ()

  • Hallo, Cookiemonster,


    Ich habe die Bücher nie gelesen, und so wie sie hier beschrieben werden, werde ich auch kein Verlangen danach haben. Kann mir aber schon vorstellen, dass sie junge Mädchen beeindrucken...zumindest ist es auch mir als junger Mensch so gegangen, dass mich manche Bücher, die ich heute nichtmehr anfassen würde, beeindruckt haben. Aber man stellt solche Bücher irgendwann bei Seite und lernt aus dem Leben selbst welche Literatur man bevorzugt
    Macho und braves Weibchen gefällt mir nicht, hat mir nie gefallen. Vermute, es handelt sich dabei um Trivialliteratur...oder?


    :chen


    Grüße: Heidrun
    heidrun-musser@t-online.de

  • Cookiemonster


    sicher beeinflussen Bücher ihre Leserinnen und Leser, gerade wenn diese recht jung sind.
    Aber um Mädchen zu unterwürfigen Weibchen zu machen, bedarf es ein bißchen mehr als vier Bücher über eine äußerst phantatsiche Romanze. Ein bißchen beträchtlich mehr.


    Die Frage nach der Selbstverwirklichung fällt mir auf. Wieso verwirklicht Bella sich nicht?
    Selbstverwirklichung hat viele Seiten, sie besteht keineswegs allein in dem Ziel ökonomischer Unabhängigkeit von einem Mann. Die z.B. wäre für Bella nach allem, was man sich vom Inhalt von Band vier erzählt, auch schwer zu erreichen. :grin


    Ich muß sagen, daß die Diskussion hier mich dazu angeregt hat, den vierten Band bei nächster Gelegenheit doch noch zu lesen.
    Die ganze Geschichte hat mehr Facetten und scheint mir auch tiefer zu gehen, als die Bücher zunächst vermuten lassen.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Tess
    Scheint aber wohl allgemein ein Problem bei den Amis zu sein.


    Ich hab den Eindruck, dass zumindest in amerikanischen Unterhaltungsromanen das Reden über Sex (die Erwähnung dieses Wortes scheint der Tabubruch schlechthin zu sein) ein ungeheuer gewagter Vorgang ist. Wenn ein Buch von Karen M. Moning damit anfängt, dass eine Freundin über Sex redet und die andere sich unangenehm windet, kann man schon erahnen, wo da der Stellenwert ist.


    Ein sehr befremdliches Beispiel ist "Sebastian" von Anne Bishop. Da gibt es einen Dämon, der andere Frauen verführt und sie (sinngemäß) an die Grenze des sexmäßig denkbar Möglichen führt. Das wird wohlgemerkt ähnlich vage formuliert, und gezeigt wird es nie. Die einzige Sexszene ist eine, wie man sie wirklich in jedem Buch findet. Aber es wird permanent über "verbotene Lüste" geredet. Endgültig schräg wird es dann, wenn einem gestandenen Mann übel wird, als man ihn darüber aufklärt, dass er soeben penisförmige Brötchen mit Ofenkäse isst. "Sebastian" wird als Ausflug in eine erotische, gewalttätige, düstere Sündepfuhl-Welt beschrieben. Es ist eines der prüdesten und harmlosesten Bücher, die ich je gelesen hab.


    Von daher wundert's mich nicht, dass es sich mit den Biss-Büchern genauso verhält. Mich wundert eher, wieso europäische Leser genauso drauf fliegen.

  • SabineW : Muss man erotische oder Sex-Szenen bis ins Detail darstellen, um eine erotische Geschichte zu schreiben? Oder kann man des Lesers Fantasie die "Arbeit" machen lassen? Für jeden Menschen sehen "verbotene Lüste" anders aus. Warum muss ich das breit treten und vielleicht in meiner Wortwahl total daneben greifen und ein an sich gutes Buch zur Lachnummer machen??? Für mich reichen die Andeutungen in Sebastian vollends, ich hab anscheinend genügend Fantasie ;-) mir einen Sündenpfuhl vorzustellen.


    Was Bell und Jakob angeht. Das ist ein Jugendbuch! Jugendbücher unterscheiden sich im allgemeinen von der Erwachsenenliteratur dadurch, dass keine ausführlich beschriebenen Sexszenen darin vorkommen. Das ist in Deutschland genauso wie in Amerika.


    Und zu den prüden Amis kann ich nur sagen. Lest mal ein Buch von Laurell K. Hamilton und dann lösen sich eure Illusionen vom prüden Amerika in Luft auf....

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."