42erAutoren foppen Zuschussverlage - Spiegel Online berichtet!

  • :wow Der Spiegel Text ist ein ganz schöner Hammer. Ich dachte nicht, dass es so schlimm ist. Und ich dachte auch nicht, dass so viel Geld verlangt wird.


    Das Filmchen auf youtube konnte ich mir leider nicht bis zum Schluss ansehen... ich bekam bedauerlicherweise Kopfschmerzen. :lache

  • Meine Lieblingsstelle ist:


    "Aber jetzt war er schon groß und Angst hatte er auch nicht mehr vor Regen und natürlich hatte er sich auch schon lange nicht mehr in die Hose gemacht"


    :rofl :rofl :rofl


    Aber dass die DKZ-Verlage so "begeistert" auf den Text reagierten, das ist echt der Hammer :yikes


    Wann kommt der zweite Teil des Videos? :grin

  • Drei schlaue Musketiere


    Da ziehen drei Mitglieder einer kleine Vereinigung von Autorinnen und Autoren aus, um es jemandem mal so richtig zu zeigen. Der Jemand ist kein Geringerer als sechs ausgewählte Dienstleistungsfirmen jener Branche, die es gegen Bezahlung jeder und jedem ermöglichen, ihre schriftlich niedergelegten Befindlichkeiten gedruckt zwischen zwei Buchdeckeln zu sehen, deren Festigkeit in etwa der Qualität des Inhalts entspricht.
    Diese Informationen sind nicht neu. Neu ist auch nicht, daß die Unkenntnis vieler vom Verlagswesen, vom Buchmarkt und vom Beruf jener Menschen, die man gemeinhin ‚SchriftstellerInnen’ nennt, sie zu derartigen Dienstleistern treibt, wenn sie ihren Traum vom SchriftstellerInnendasein verwirklichen wollen. Das Geschäft mit den Träumen - und in nicht geringem Ausmaß mit der Eitelkeit - blüht.


    Neu ist auch nicht, daß sich einige dieser Dienstleister in jüngster Zeit aggressiv gegenüber all denjenigen gezeigt haben, die es wagten, die Verwendung bestimmter Branchen - und Berufsbezeichnungen, die diese Dienstleister gern anführen, um ihre eigentliche Bedeutung zu verschleiern, wie z.B. das Wort ‚Verlag’ oder ‚Lektorat’ oder gar ‚Literaturförderung’ zu kritisieren. Nicht wenige Gerichtsurteile hat es gebraucht, um das zurechtzurücken. Ganz offiziell darf man inzwischen ‚Pseudoverlag’ schreiben über Firmen, die von ihren Kundinnen und Kunden die Übernahme der gesamten Kosten der Drucklegung ihres Manuskripts verlangen.


    Um noch einmal ganz deutlich zu machen, was es mit diesen Dienstleistern auf sich hat, haben sich also unsere drei wackeren Helden aufgemacht, den inzwischen etwas müden Esel erneut zu satteln und durch das unter der Sommerhitze ganz schläfrig daliegende Dorf zu treiben. Sie haben ihn mit einem besonderen Sattel und Zaumzeug versehen. Ein erfundener Autor und ein mit Absicht grauslich zusammengehauenes Manuskript.
    Die Dienstleister akzeptieren es. Der Beweis ist erbracht! Die drucken alles.
    Genauso, wie sie es anbieten, auf ihren Websites. Man wundert sich. Der Esel schlappt müde weiter auf seinem Weg durchs Dorf.
    Kaum haben die Dienstleister akzeptiert, dreschen unsere schlauen Musketiere erneut auf das arme Tier ein. Die Presse wird informiert. Der Esel versucht bekümmert, mit der ausgefransten Schwanzspitze ein paar Fliegen zu verscheuchen. Der schwache Luftzug, den er verursacht, ist das einzige Geräusch, das man zu hören bekommt.
    Weit deutlicher ist das, was die Angegriffenen verlauten lassen. Ganz anders, als die meinen, die immer noch den Esel anfeuern, verhalten diese sich nämlich geschickt, äußerst geschickt sogar.


    An erster Stelle und ganz beispielhaft die Firma Frieling, einer der ältesten, wahrscheinlich sogar der älteste Dienstleister in diesem Bereich, den es zur Zeit in Deutschland gibt, und nicht ohne Ansehen. Man hat dort bei näherer Betrachtung das angebotene Manuskript abgelehnt. Was heißt das? Der Esel schreit. Genau. Daß es zumindest eine unter diesen Firmen gibt, die eben nicht alles druckt, was man ihr anbietet. Nicht einmal gegen Bezahlung. Wie das zustande kam, mögen die Göttinnen und Götter der Dienstleistungsbranche wissen. Der Spiegel-Journalist unterstellt ein Lektorat. Ob es stimmt? Das würde bedeuten, daß mindestens eine Firma ein solches hat, das ohne Bezahlung ein Gutachten erstellt. Etwas, von dem nicht nur unsere drei schlauen Musketiere behaupten, das es bei solchen Firmen gar nicht gibt.
    Ein zu null für die Dienstleister.


    Der R. Fischer-‚Verlag’, der es im übrigen zu meinem nicht geringen Entsetzen zeitweise sogar geschafft hat, in einer Zeitschrift wie Volltext Anzeigen zu schalten, wählt einen anderen Weg. Hier lautet die Verteidigungsstrategie, daß man das Manuskript ja ganz hätte umschreiben müssen. Für eine erkleckliche Summe. Das allerdings ist ein unanfechtbares Verfahren, ghostwriting. Findet sich in jedem Publikumsverlag, Einrichtungen, bei denen man das Wort ‚Verlag’ nicht in Anführungszeichen zu setzen braucht.
    Nicht übel. Einen Punkt für die Dienstleister.
    Die dritte Strategie ist nahezu unschlagbar. Ein öffentliches Eingeständnis des Versagens. Was in der Politik wirkt, kann in der Wirtschaft nicht falsch sein. Volle Punktzahl für Novum.
    So stehen wir da, mit einem schreienden Esel und drei Punkten für die Dienstleister.


    Den Preispokal, mit Eichenlaub, Goldkranz und musikalischer Ummalung, gebührt einer einschlägig bekannten Firma aus einer hessischen Metropole. Zu sagen, man hätte für das wildwuchernde Manuskript einen Platz in einer hauseigenen dadaistischen Buchreihe vorgesehen, zeugt von einem echten Sinn von Größe. Damit wird diese ganze müde Eselstreiberei zu einem Streich, der auf einer Kabarett-Bühne Platz finden müßte. Damit, nota bene, nicht durch unsere wackeren Streiter.


    Was also hat dieser kleine Sommerscherz gebracht? Drei Punkte und einen Pokal für vier von sechs Firmen. Publicity für sie, die sie kundinnenwirksam zu nützen wissen werden. Die Möglichkeit für sie, aus einem Irrtum weitere Profite zu schlagen. Es ist nichts Neues gesagt, nichts wirklich bewiesen.
    Ein waschechter Bärendienst also.


    Eigentlich könnte man müde lächeln und weiterziehen, eigentlich müßte man auf diesen Unsinn keinen Federstrich Tinte verschwenden, wenn ...
    Ja, wenn dieser schwache Sommerstreich nicht zugleich mit einer Verkaufsaktion gekoppelt worden wäre. Lacht mit uns und kauft unseren Kalender, heißt es nämlich, da steht noch mehr zum Lachen drin über diese Eselstreiberei.
    Das Ganze ist also ein Werbegag. Sehr schlau. Ums Verkaufen geht es. Wer lacht, trennt sich leichter vom Geld. Die Dienstleister grinsen sich eins. Die, die den Esel antreiben und anfeuern, scheren sich nicht darum. Sie meinen es doch gut, sie wollen Menschen retten. Aufklärung ist das, nicht etwa geschicktes Produktmarketing.
    Hey, da fällt mir ein toller Slogan für die Aktion ein:
    Wir sind die Guten!


    Ach, verflixt, den gibt’s schon.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali, du olle Spielverderberin ;-)


    Warum schreibst du eigentlich kein Buch? Ich würde es mir sofort kaufen! (Auf den Ironie-Smiley verzichte ich hier mal, weil das absolut nicht ironisch gemeint ist).


    Ich hätte es nicht so gut ausdrücken können wie du, aber der Gedanke von Eigenwerbung ist mir natürlich bei diesem Beitrag auch gekommen.
    Trotzdem (auch wenn die Autoren diesen Hintergedanken hatten) finde ich Toms Anliegen immer noch glaubwürdig.
    Denn schon vor diesem Artikel im Stern hat er hier seit Jahren die Jungautoren vor diversen Verlagen gewarnt. Zu Recht, wie ich finde.
    Auch wenn es eigentlich klar ist, welche Dienstleistung diese Verlage anbieten, so glaube ich doch noch an die Naivität mancher Möchte-gern-Autoren und vielleicht hat er so den einen oder anderen zur Besinnung gebracht. Ohne Eigenwerbung!


    Um mal ein ganz abwegiges Beispiel zu erwähnen:
    Sicherlich hat jeder schon mal von dem Oma-Enkelkind-Trick gehört. Ich auch, nur konnte ich mir nie vorstellen wie das Ganze funktioniert. Ich dachte mir immer, wie kann eine Oma so blöd sein und ihr eigenes Enkelkind nicht erkennen.
    Bis zu dem Zeitpunkt, als sie den Trick im Radio erklärt haben. Da wurde die ganze Sache für mich nachvollziehbarer.
    Und ich fand es toll, daß der Radiomoderator mich mal aufgeklärt hat.


    Und genauso gut finde ich es, daß Tom hier ein bißchen Licht ins Dunkel gebracht hat. Und das bißchen Eigenwerbung nehme ich ihm dabei nicht übel.

  • Mit welcher Begründung? Wir wollen Schadenersatz, weil nachgewiesen wurde, dass wir keinen guten Ruf haben? Rechtswidriger Eingriff in den ausgeübten Gewerbebetrieb? Wohl kaum, wo ist die Rechtswidrigkeit?

  • @ magali:
    ja, neu ist es nicht.
    und: ja, viel anders hätten die verlage nicht reagieren können, wenn sie zu dem stehen, was sie tun: jedermann eine möglichkeit bieten, sein werk irgendwie zu veröffentlichen.
    trotzdem fand ich es gut, einmal auf diesem wege auf die nicht jedem sofort verständlichen finanziellen hintergründe aufmerksam zu machen.
    und was die werbung für den autorenkalender betrifft - why not?
    bei mir hat sie funktioniert, ich werde bei meinem nächsten besuch in der buchhandlung mal danach fragen...
    schönes wochenende!
    :-) :wave


    edit: auf charlottes netten hinweis hin aus einem "keinem" ein "meinem" gemacht :knuddel1 :anbet :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

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  • Eindeutig Werbung für den Kalender. Ganz klar.


    Manchmal gibt es richtig gute Werbung. Mit Humor. Wie in diesem Fall.
    Wirkungsvolle Werbung. Habe mir gerade die ISBN notiert.


    Problematisch ist es, wenn diese Art von Werbung auf die Kombination von intellektuellem Anspruch und institutionalisierter Humorlosigkeit trifft. Da passt es eben einfach nicht.


    Abgesehen davon erreicht die Aktion der "drei schlauen Musketiere" auch durch die Spiegel-Online Veröffentlichung durchaus eine neue Dimension. Insidern mag die Problematik der Pseudoverlage längst vertraut gewesen sein. Beiträge bei uns und in anderen Foren aber zeigen, dass noch Aufklärungsbedarf besteht. Die Eulenspiegelei von Rico Beutlich ist hier eine originelle Variante dieser Aufklärung.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Meint ihr wirklich man kann Werbung für etwas machen, dass man nicht kaufen kann? Der Kalender 2009 war weder über LEhmanns, noch über Hugendubel, noch über die Buchhandlung in der Gohliser Strasse beziehbar.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Meint ihr wirklich man kann Werbung für etwas machen, dass man nicht kaufen kann? Der Kalender 2009 war weder über LEhmanns, noch über Hugendubel, noch über die Buchhandlung in der Gohliser Strasse beziehbar.


    wird er womöglich über BoD produziert und ist da zu beziehen?? :chen :schnellweg

  • Zitat

    Original von beowulf
    Meint ihr wirklich man kann Werbung für etwas machen, dass man nicht kaufen kann? Der Kalender 2009 war weder über LEhmanns, noch über Hugendubel, noch über die Buchhandlung in der Gohliser Strasse beziehbar.


    Die müssten den aber eigentlich beziehen können (zumindest direkt über den Uschtrin-Verlag), im VLB ist der Kalender jedenfalls gelistet.


    Edit: Ich meine den Autorenkalender 2010 :grin

    Man muss ins Gelingen verliebt sein,
    nicht ins Scheitern.
    Ernst Bloch

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Seestern ()

  • Ich hatte die im Internet angegebene ISBN, den Namen "Autorenkalender" und 42-er Autoreen, den Verlag hatte ich nicht notiert- mit diesen Angaben- ISBN war unbekannt (ich habe das vorher zweifach überprüft) gings halt nicht- mag sein diesmal ist die ISBN richtig, dann habt ihr mehr Glück, für den Kalender geworen hat Tom jedenfalls bei den Eulen auch in den Vorjahren, war das was ich diskret andeuten wollte, wenn auch bei mir ohne nennenswerten Erfolg, den Aufstand machen um mir einen Kalender zu kaufen ist mir das dann doch nicht wert. Auch wenn schon der 2009 ganz interessant gewesen sein muß.

  • au weia! :lache
    jetzt hat licht die 3 musketiere entlarvt! :lache
    wenn das bzw die antwort den eulenmusketiers darauf den thread mal nicht in die rappelkiste führt :wow


    VLB=verzeichnis lieferbarer bücher?

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich hatte die im Internet angegebene ISBN, den Namen "Autorenkalender" und 42-er Autoreen, den Verlag hatte ich nicht notiert- mit diesen Angaben- ISBN war unbekannt (ich habe das vorher zweifach überprüft) gings halt nicht- mag sein diesmal ist die ISBN richtig, dann habt ihr mehr Glück, für den Kalender geworen hat Tom jedenfalls bei den Eulen auch in den Vorjahren, war das was ich diskret andeuten wollte, wenn auch bei mir ohne nennenswerten Erfolg, den Aufstand machen um mir einen Kalender zu kaufen ist mir das dann doch nicht wert. Auch wenn schon der 2009 ganz interessant gewesen sein muß.


    Vielleicht gibts aus dem Grund dieses Jahr die Möglichkeit, den Kalender direkt von der Website aus zu beziehen. Sogar versandkostenfrei.

  • @ seestern: danke, man lernt nie aus. :knuddel1 :anbet
    hab ich gleich mal ergooglet und angeklickt.
    seid ihr da angemeldet?
    lohnt sich das als lesender normalbürger? oder nur als autor?
    kostet das was? und wenn, wieviel?
    sorry für off topic, ist aber vielleicht auch für andere interessant..
    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)