Kälteschlaf - Arnaldur Indridason

  • Produktinformation
    Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    Verlag: Luebbe Verlagsgruppe; Auflage: 1 (11. August 2009)
    ISBN-10: 378572361X
    ISBN-13: 978-3785723616
    Originaltitel: Har skafi



    Kurzbeschreibung
    An einem kalten Herbstabend wird an Islands geschichtsträchtigem See von Þingvellir die Leiche einer jungen Frau gefunden. Auf den ersten Blick ein Selbstmord, doch Kommissar Erlendur wird misstrauisch, als ihm der Mitschnitt einer Séance zugespielt wird. Kurz vor ihrem Tod hatte sich die Frau an ein Medium gewandt. Trotz seiner tiefen Skepsis gegenüber spiritistischen Praktiken geht Erlendur den Hinweisen nach und rührt dabei an ein gut gehütetes Familiengeheimnis, das die Jugend dieser Frau überschattet hat. Kann Erlendur ohne die Hilfe von Sigurdur Óli und Elinborg herausfinden, weshalb das Leben dieser Frau ein so tragisches und abruptes Ende nahm?


    In seinem achten Fall wird Kommissar Erlendur mit übersinnlichen Phänomenen konfrontiert - und mit spukartigen Erinnerungen an seine Kindheit ...


    Über den Autor
    Arnaldur Indridason, geboren 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung. Heute lebt er als freier Autor in Reykjavik. Für seinen Roman "Nordermoor" erhielt er den "Nordic Crime Novel's Award 2002". Sein Roman "Todeshauch" wurde 2003 mit der gleichen Auszeichnung zum besten nordeuropäischen Krimi gekürt.


    Meine Meinung
    Ich hatte bisher irgendwann einmal ein Buch dieses Autors gelesen und bin mehr oder weniger zufällig zu diesem Buch gekommen.


    Es hat mich gepackt. Spannend erzählt, konnte ich es kaum zur Seite legen, für mich ein echter Pageturner.


    Der Kommissar Erlendur hebt sich von anderen bekannten Ermittlern positiv ab. Er ist mehr ein leiser Typ, der aber nichtsdestotrotz verbissen einem Fall nachgeht, der auf den ersten Blick wie ein Selbstmord aussieht. Er gibt nicht auf und hinterfrägt immer wieder. Ebenso lassen ihm alte Akten keine Ruhe und so gräbt er zwei alte Fälle wieder aus, in denen junge Menschen spurlos verschwunden sind und die Eltern nie erfahren haben, was aus ihnen geworden ist.


    Seine eigene Kindheit holt ihn bei seinen Nachforschungen auch ein. Über sein Privatleben erfahren wir nur soviel, daß er zwei Kinder aus einer früheren Ehe hat. Mit seiner Ex-Ehefrau versteht er sich nicht, er hat eine Beziehung zu einer jungen Frau, der Namen ich nicht schreiben kann.


    Die isländischen Namen und die Schreibweise waren für mich sehr gewöhnungsbedürftig.


    Von mir 9 Punkte

  • Ich habe "Kälteschlaf" heute beendet und mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Es war eine willkommene Abwechslung, dass Erlendur ohne seine Kollegen sozusagen privat ermittelt, dass zwei Fälle aus der Vergangenheit und ein gegenwärtiger, der nicht mal als Kriminalfall geoutet worden ist, sich aufeinander zubewegen und schließlich verknüpfen. Auch die Thematik der Experimente mit Nahtoderfahrungen fand ich persönlich sehr interessant.
    Und zu allem Überfluss fand ich Eva Lind nicht annähernd so nervtötend wie sonst. :-)

  • Danke Ritchie für die interessante Rezi. Seit "Engelsstimme" hab ich keinen Indridasson mehr gelesen, weil mir der Band überhaupt nicht gefallen hat. Nach "Todeshauch", "Nordermoor" und "Gletschergrab", die ich vom Autor verschlungen habe, scheint "Kälteschlaf" ja mal wieder spannend zu sein.

  • Für mich einer der schönsten Erlendurs bis jetzt. Sehr still, beschaulich, aber auch intensiv. Die Hauptgeschichte um den Selbstmord von Maria war zwar etwas vorhersehbar, schon eine gute Zeit vor der faktischen Auflösung werden einem die tatsächlichen Geschehnisse klar. Aber das macht nichts, im Vordergrund stehen die ineinander verwobenen Geschichten über verschwundene Menschen und das Gefühl lebenslanger Schuld, der Krimiplot an sich ist da - jedenfalls für mich - nur zweitrangig. Das Interesse an den Nahtoderfahrungen wurde darüber hinaus wesentlich besser begründet als in diesem merkwürdigen Flatliners-Film. Die Hartnäckigkeit, mit der sich Erlendur in seine "Cold Cases" verbeißt, ist anrührend, wie auch der Schlussmoment, in dem er ein letztes Mal mit dem Vater des verschwundenen Burschen spricht. Mir hat auch gefallen, wie Erlendurs Kindheitstrauma wieder mal verarbeitet wurde, was ihn auch näher zu seiner Tochter Eva Lind geführt hat. Dass die gewohnten Nebenfiguren wie Elinborg und Sigurdur diesmal so kurz kamen, hat mich auch nicht gestört, obwohl ich die beiden eigentlich mag.


    Für mich ein rundum gelungenes Buch, für das ich 8/10 Büchereulen vergebe.

  • Ein unaufgeregter Krimi, bei dem der Kommissar Erlendur in einer Ermittlungsflaute Vermisstenfällen nachspürt, die ihn aus unterschiedlichen Gründen nicht los lassen. Dabei hat er nicht den Polizeiapparat im Hintergrund, sondern ermittelt auf eigene Faust.
    Indridadson fängt dabei eine schöne melancholische Stimmung ein, die bei der Erzählung der verschiedenen Schicksale ihren Ursprung hat. Und der Leser bemerkt, wie man vielen Menschen doch nur vor den Kopf sehen kann und nicht hinein.
    Sehr schön geschrieben und mit iener ruhigen Spannung. Mir hat er richtig gut gefallen und ich kann ihn weiterempfehlen. :wave

  • Kommissar Erlendur ermittelt, obwohl keinerlei Anlass besteht. Und die Lösung des Falles ist zwar interessant und gehört dazu, ist aber zweitrangig und nicht besonders überraschend.


    Dieser Roman ist für mich eher eine Erzählung mit viel isländischem Flair, viel psychologischem Hintergrund und einfach nur brillant erzählt. Sollte sich Indri ason jemals entschließen, sein Image als Krimiautor abzulegen und einfach nur Romane zu schreiben, würde er sicher die Anerkennung bekommen, die er meiner Meinung nach verdient.
    Seine Sprache ist so elegant, so ausdrucksstark, so schön.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde