'Tod in den Wolken' - Kapitel 13 - 17

  • Klar, im Moment deutet alles, wirklich alles, daraufhin, dass Jane Grey die Tochter von Mme. Giselle ist. Und gerade dieses "alles" lässt mich zweifeln.

    Ja, das ist eigentlich viel zu auffällig. :lache

  • Ich habe gerade gesehen, dass Kapitel 17 ja auch noch in diesen Abschnitt gehört:

    Dass auf Madame Giselles Tischchen zwei Kaffeelöffel lagen, hat sicher noch eine Bedeutung!


    Irgendwie kommen die Engländer in diesem Abschnitt nicht so gut weg, was Madame Mitchell da von sich gibt, ist mehr als merkwürdig. Und natürlich verdächtigt sie die Bolschewiken ... :rolleyes:

  • Lorelle

    Wir hatten ja kürzlich im Forum an anderer Stelle schon die Diskussion, wie originalgetreu Bücher übersetzt bzw. verlegt werden sollen.

    Der Zeitgeist und die Bücher oder ist das Zensur?

    Danke für den Hinweis. Ich bin nicht so oft im Forum und hatte es nicht gelesen.

    Ich habe auch jetzt nicht alles durchgelesen, möchte aber hier zu Agatha Christie anmerken, dass die amerikanischen Ausgaben bereits zu ihren Lebzeiten geändert wurden, weil ihre Darstellungen von Juden in den USA schon damals nicht gut aufgenommen wurden.

    Das wurde auch schon in einer früheren Leserunde angemerkt, aber ich habe erstmals bei diesem Buch gemerkt, was gemeint ist.

  • Oh, Jane wuchs in einem Kinderheim auf. Ist vielleicht doch sie Giselles Tochter und nicht die Zofe, wie bisher dachte?


    Monsieur Poirot ermittelt, mir ist noch nichts klarer geworden. Ich hoffe, keiner der beiden jungen Leute muss sterben, da sie jetzt bei den Ermittlungen mitmischen.


    Warum lagen zwei Teelöffel bei Madame Giselles Tasse?


    Spannend auch die beiläufige Erwähnung der Gemeinsamkeiten von Jane und Norman: "Sie verabscheuten durchdringende Stimmen, laute Restaurants und Neger." Ich hätte hier gedacht, dass man den Rassismus gekürzt oder mit einer Fußnote versehen hätte. --- Oh, ich sehe, das habt ihr schon thematisiert. Ist mir sehr negativ aufgefallen. Den Begriff Itzig kannte ich nicht, dachte, er bezöge sich auf etwas englisches, habe jetzt gegoogelt. Schwierig. Zumindest eine Fußnote wäre beide Male angebracht gewesen.

  • Jane ist in Antoines Salon DAS Gespräch und es gelingt ihr, Kapital in Form einer Gehaltserhöhung daraus zu schlagen. Das zeigt mir, dass sie durchaus taff ist.


    S. 141 „... und verabscheuten Neger“. Das würde heute so nicht mehr drin stehen und macht mir auf einen Schlag sowohl Jane Grey als auch Norman Gale unsympathisch. In diesem Abschnitt werden auch etliche weitere sehr negative, partiell rassistische Klischees gegenüber Ausländern bedient, allerdings bin auch ich verwundert, warum hier ohne Not das N-Wort in einer aktuellen Ausgabe steht. Ist das beim Lektorat untergeflutscht, oder hat man es absichtlich dringelassen, um hier wirklich die entsprechende starke Abneigung beim Leser gegenüber der bislang sympathisch herüber gekommenenen Protagonisten zu schüren? Die anderen Äußerungen sind natürlich auch extrem unschön - andererseits: wie will man entsprechende Stimmungen erzeugen und zeigen, dass jemand Vorurteile hat und möglicherweise auch Rassist ist, ohne irgendeinen entsprechenden Verweis? Schwierige Sache, ich habe hierüber noch nicht wirklich nachgedacht. Zumindest beim N-Wort hätte aber eine Fußnote gut getan.


    Jane begegnet Jean Dupont zufällig bei einem Mittagessen. Auch er hat irgendwie seltsame Ansichten. :gruebel


    Während Jane durch den Fall Auftrieb bekommt, sagen Normans Patienten mit fadenscheinigen Begründungen ab. Interessant, dass Jane in einem irischen Waisenhaus aufwuchs. Das würde natürlich gut zu der Theorie passen, dass sie Madame Giselles Tochter sein könnte. Dennoch lasse ich die Bedienstete Madeleine (?) nicht aus den Augen, sie wird bisher ja gekonnt ignoriert.


    Ob es eine gute Idee ist, Clancy zu beschatten? Die beiden sind ganz aufgeregt, dabei recherchiert er vermutlich nur. Einen Roman von Clancy würde ich auch zu gerne lesen. Das ist bestimmt ein sehr krudes Vergnügen und ich bin mir sicher, AC hatte großen Spaß daran, diesen Protagonisten und seine Story zu konstruieren. :lache


    Ich weiß nicht, was ich von Poirots Plan der Erpressung von Cicely durch Norman Gale halten soll. Ob es ehrhaft ist, ihn einem Risiko der Strafbarkeit auszusetzen, auch wenn er noch so sicher ist, dass Norman nichts passieren wird. Und auch hier habe ich mich gewundert, was Poirot damit wirklich im Sinn hat.


    Hercule Poirot befasst sich nun auch mit den Stewards, allerdings konnte ich mir hier noch keinen Reim auf das Gesprochene machen.


    Lorelle Ich bin mir sicher, dass man einen Kolbenfüller auch als Blasrohr nutzen könnte.


    Auch ich dachte mir hier immer wieder: Es sind einfach zuviele Dinge an Bord, die man als Blasrohr hätte nutzen können, als dass der Mord letztlich wirklich damit durchgeführt worden wäre...

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zumindest beim N-Wort hätte aber eine Fußnote gut getan.

    Ich überlege hier schon die ganze Zeit, immer, wenn dieses Thema von euch angesprochen wird. Nicht zur Sache an sich, sondern eher zur "technischen" Umsetzung.


    Meine Ausgabe ist eine 3. Auflage von 2018. Zugegebenermaßen ist das noch nicht sooo lange her. Das Copyright für den Druck ist von 2016 und das Copyright für die Übersetzung von 2012. Nach meinem persönlichen Empfinden ist die Anpassung mit Streichungen/Umformulierungen/Fußnoten in diesem Thema deutlich jünger, als es diese (meine) Druckausgabe ist. Zumal ich gar nicht weiß, ob ich als Verlag ein Copyright-geschütztes Werk (hier noch mal deutlich älter als der Druck) "einfach so" um Details ändern dürfte. Aber meine Einschätzung ist schon so, dass es vor sechs Jahren noch nicht so eine ausgeprägte Sensibilisierung mit dem Umgang / der Einordnung bestimmter Wörter gab.


    Wären diese Überlegungen nicht eher bei neuen Druckwerken angebrachter? (Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass auch ihr alle nicht die neueste Ausgabe lest.)

  • Ich habe die 4. Auflage von 2022, also noch mal ein Schluck neuer als Deine Ausgabe. Auf jeden Fall finde ich es interessant, dass einem heute solche Begrifflichkeiten in Büchern (meist betrifft es ja wirklich alte Ausgaben) sofort negativ ins Auge stechen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Auf jeden Fall finde ich es interessant, dass einem heute solche Begrifflichkeiten in Büchern (meist betrifft es ja wirklich alte Ausgaben) sofort negativ ins Auge stechen.

    Das finde ich auch, man ist da schon eher sensibilisiert als noch vor wenigen Jahren. Ging uns in der LR zu "Mord nach Maß" ja ähnlich mit dem gypsy acre.

  • Das finde ich auch, man ist da schon eher sensibilisiert als noch vor wenigen Jahren. Ging uns in der LR zu "Mord nach Maß" ja ähnlich mit dem gypsy acre.

    Wobei die amerikanischen, ja ich weiß jetzt nicht gehören die zu Sinti oder Roma, darauf stolz sind und sich selbst Gypsy nennen. Da hatte ich erst mit meiner Tochter ein Gespräch. Aber in Kalifornien ist eh alles anders.

  • Wobei die amerikanischen, ja ich weiß jetzt nicht gehören die zu Sinti oder Roma, darauf stolz sind und sich selbst Gypsy nennen. Da hatte ich erst mit meiner Tochter ein Gespräch. Aber in Kalifornien ist eh alles anders.

    Ich kann jetzt allerdings auch nicht beurteilen, ob das englische Wort "gypsy" so eine negative Konnotation hat wie das Wort "Zigeuner". :gruebel

    Ich meinte mit meinem Beitrag auch eher, dass in der Übersetzung das Wort "Zigeuner" genutzt wurde und der ein oder die andere schon auch darüber gestolpert war.