Das Leonardo-Papier - Susanne Goga

  • Endlich mal ein historischer Roman ohne Ritterrüstungen und mittelalterliche Burgen... den Widerstreit zwischen Glauben und Naturwissenschaft und die Anfänge der Geologie fand ich sehr interessant.


    Ebenso auch die Suche nach Georginas Eltern. Die Liebesgeschichte und das Heiratskarusell waren mir dagegen etwas zu ausführlich - da hätte ich lieber noch ein wenig mehr über ein paar andere Figuren aus dem Buch erfahren....


    Gut gefallen hat mir, dass viele historische Persönlichkeiten im Buch auftauchen und man so ganz nebenbei ein wenig über sie lernen kann. :lache


    Alles in allem: ein lesenswertes Buch, das mir einige vergnügliche Lesestunden bereitet hat. Dafür gibt es von mir 8 Punkte.

  • Meinung


    Eigentlich las ich das Buch wegen einer Leserunde. Doch aus Zeitgründen, kam ich einfach nicht dazu, mit mit dieser zu beschäftigen. Die Zeit was ich hatte verbrachte ich lieber mit lesen oder zeichnen als mich in den vielen Beiträgen hineinzulesen, die bereits vorhanden waren. Es haben sich ja schon so viele gemeldet und es ist irgendwie nicht schön, wenn man den anderen hinterher hingt.


    Hätte das Buch auch nicht so einen guten Titel, hätte ich es vielleicht gar nicht gelesen. Aufmerksam bin ich durch die Leserunde drauf geworden und Leonardo ist ein guter Künstler und große Denker gewesen. Wer weiß was das für ein Papier sein möchte?


    Als ich dieses Jahr in Rom Urlaub gemacht hatte, hatte ich das verknügen eine Ausstellung mit Leonardos DaVincis Zeichnungen zu besuchen. Dort wurden seine „Erfindungen“ har genau nachgebaut. Sehr interessant!


    Ich war gespannt, um was es bei diesem Buch geht. Geologie und die Frage um die Sinflut fand ich jetzt weniger interessant, aber es wurde gut rüber gebracht. Obwohl ich finde, dass das Papier von Leonardo gar keine so große Rolle spielte. Bzw. es dreht sich nicht unbedingt darum. Viel eher ging es um Georgina. Wer ihre Eltern sind, woher sie kommt, dass sie verheiratet werden soll aber sich jemanden anderen hingezogen fühlt. Das Papier war Anfangs nur Mittel zum Zweck. Gut, es war die ganze Geschichte über greifbar, aber irgendwie auch nicht.


    Es war ein Papier wo Leondardo über die Sinflut schrieb. Mit Theorien die damals nicht gern gesehen waren, das für Diskussionen sorgte. Aber ich weiß nicht. Es hat mir dazu mehr gefehlt. Ich finde Leonardo sehr interessant, vielleicht hätte ich auch mehr davon gewollt.


    Vielleicht denke ich bei dem Titel auch gleich an eine spannende Abenteue Geschichte als an eine Liebesgeschichte. Denn das ist das Buch eigentlich, eine Liebesgeschichte. Sie ist schön zu lesen, einfach und man ist auch gleich von Anfang an in der Geschichte drin. Ein netter Schmöker. Gern gelesen.

  • Es gibt Bücher, bei denen ich mir mit mehr oder weniger Dringlichkeit wünsche, sie hätten gute 100 oder gar mehr Seiten weniger. Zu sehr wird das Erzählte in die Länge gezogen, zu sehr alle Einzelheiten nicht nur kreuz-, sondern auch quergebetet.


    „Das Leonardo-Papier“ gehört eindeutig nicht in die Kategorie, sondern eher in die gegensätzliche. Die Ausführlichkeit, mit der Susanne Goga einen kurzen Zeitraum im Leben ihrer Protagonistin Georgina, ihre Entwicklung ob der Entdeckungen ihre Herkunft betreffend erzählt, war keinesfalls zu detailliert, sondern gut dargestellt und in sich für mich schlüssig, ja konsequent. Die Geschichten in der Geschichte, sei es die ihres Vaters, sei es die angerissene der Geologie, waren für mich allesamt interessant und besonders letztere schreit für mich förmlich nach Vertiefung. Auch wenn mir Namen wie Mary Anning, William Smith, William Buckland oder James Hutton nicht gänzlich unbekannt sind, ist dies doch ein Bereich, der in Romanen eher dürftig behandelt wird. Und den großen Leonardo endlich einmal nicht nur als Maler, sondern in seinem anderen großen Wirken, nämlich als Forscher präsentiert zu bekommen, wenn auch nur in einem seiner Werke, ist für mich ein großer Pluspunkt für das Buch.


    Susanne Goga hat neben ihren Hauptfiguren, zu denen ich neben Georgina auch Justus von Arnau zählen möchte, einige höchst interessante Nebenfiguren geschaffen, von denen die Doktoren Martinaw und Shayle die zwei waren, denen ich nicht nur mehr Raum im Buch gewünscht, sondern über deren weiteres Leben ich gar zu gerne mehr erfahren hätte. So bleibt zwar einerseits Raum für meine eigenen Gedankenspielereien, andererseits hätten meiner Meinung nach gerade deshalb einige Seiten mehr dem Buch gut getan.


    Georgina Fielding ist vor meinen Augen vielleicht nicht ganz so deutlich geworden wie vielleicht Tante Aga oder seltsamerweise Dr. Martinaw, aber „Das Leonardo-Papier“ ist für mich ein sehr unterhaltsames Buch, das mich dazu animiert, mal wieder Charles Dickens oder Henry Fielding zu lesen und mich mit einer historischen Persönlichkeit zu beschäftigen, die nur einmal erwähnt wurde und keine weitere Rolle spielt, nämlich William Roscoe.

  • Ich habe dieses Buch sehr genossen und wurde regelrecht von der Geschichte mitgerissen. Das sieht man schon allein daran, dass ich das Buch in ca 6h an einem Tag durchhatte! :lache


    Ich finde, dass die Personen alle sehr authetisch wirken. Jede Person bleibt sich bis zum Ende des Buches treu.
    Und die Hauptfiguren bekommen am Ende das, was sie wollen. Solche Bücher liebe ich! :anbet


    Die Geschichte ist sehr interessant und der Liebesteil wird nicht überzeichnet, sondern geschickt in die Story integriert. Man fragt sich als Leser die ganze Zeit, wie wohl alles aufgeklärt wird und man muss einfach immer weiterlesen.


    Der Stil ist mit netten Bildern versehen, allerdings sehr flüssig und leicht zu lesen.


    Ich hätte mir auch ein paar Seiten mehr vorstellen können wie auch Lipperin, und würde mir eine Fortsetzung wünschen, wenn möglich!


    Das Thema Religion gegen Wissenschaft wurde meiner Meinung nach sehr gut dargestellt. Ein religiöser Wissenschaftler kann eben nicht total fortschrittlich denken und die Frage nach "Ketzerei" und "Verleumdung der Sintflut bzw. das wörtliche Auslegen der Bibel" wird anschaulich auseinandergenommen.


    Sehr schönes Buch!
    Daher 9 von 10 Punkten!

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Die Geschichten in der Geschichte, sei es die ihres Vaters, sei es die angerissene der Geologie, waren für mich allesamt interessant und besonders letztere schreit für mich förmlich nach Vertiefung. Auch wenn mir Namen wie Mary Anning, William Smith, William Buckland oder James Hutton nicht gänzlich unbekannt sind, ist dies doch ein Bereich, der in Romanen eher dürftig behandelt wird.


    Wenn du mehr über William Smith und die Geschichte der Geologie wissen willst, kann ich dir folgendes Buch empfehlen: 'Eine Karte verändert die Welt' von Simon Winchester.

  • Dieses Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen. Die Geschichte fand ich gut erzählt, stellenweise etwas zäh und am Ende doch vorhersehbar, ABER trotzdem schön. Die Protagonisten waren für mich greifbar, hatten Farbe und Facetten. Den historischen Hintergrund/die historische,geologische Handlung fand ich sehr interessant und ich konnte so einiges lehrreiches mitnehmen. Das gesellschaftliche Leben war sehr gut dargestellt, für mich heute unvorstellbar so zu leben und trotzdem irgendwie faszinierend einen Einblick zu bekommen wie man damals dachte und wie die Wertvorstellungen waren...
    Daher mein Fazit: Ein schönes Buch, welches mich gut unterhalten hat.

  • Ich muss gestehen, ich bin nicht so begeistert wie viele andere.


    Für mich stand die Entwicklungs- und Liebesgeschichte Georginas zu sehr im Mittelpunkt und die mein Interesse für den Roman weckende Geologie und das Leonardo-Papier empfand ich nur Staffage.


    Der Roman ist gut geschrieben, nur mir persönlich hängt dieser schon so oft breit aus gewalzte englische Standesdünkel dieser Zeit zum Halse heraus. Wenn schon diese Zeit in England, dann lieber die Dickensche Art. Aber dafür kann weder die Autorin noch der Roman etwas.


    Daher von mir keine Bewertung. Was mich aber nicht abhalten wird, den nächsten Roman der Autorin zu lesen.


    Für alle die es interessiert: hier ein Spiegel-Artikel zu dem Saurierfriedhof im Süden Englands

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson


  • Hallo Dyke,


    schade, dass es dir nicht so gefallen hat, und danke für deine ehrliche Meinung. Allerdings ist es so, dass bei mir die Geologie eindeutig der Anfang von allem war, auch wenn sie für dich nicht präsent genug ist. Als Staffage habe ich sie nie gesehen.


    Vielen Dank auch für den Link zum Artikel.


    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Da ich eigentlich nicht in diesem Genre zu Hause bin, hat mir dieser Roman gut gefallen.


    Es war sehr interessant in diese Zeit der wissenschaftlichen Neuentdeckungen zu blicken. Es hat mir auch wirklich Lust gemacht, einige im Nachhang erwähnte Bücher näher anzusehen.


    Die Geschichte rund um Georgina war gut erzählt und ich wünsche mir auch weitere Informationen rund um Dr. Shayle und auch wie es mit Georgina und Justus weitergeht.


    Von mir gibts 8 von 10 Punkten.

    Who is Keyser Soze?


    (\__/)
    (o ,o)
    (>_<) <- This is Bunny.


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  • Titel: Das Leonardo-Papier
    Autorin: Susanne Goga
    Verlag: Diana Verlag München
    Erschienen: November 2009
    Seitenzahl: 512
    ISBN-10: 345335298X
    ISBN-13: 978-3453352988
    Preis: 9.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Wenn ein einzelnes Blatt Papier den Tod bedeuten kann
    England 1821: Georgina Fielding ist im besten heiratsfähigen Alter, interessiert sich aber mehr für Geologie als für potenzielle Ehemänner. Als sie eine wertvolle Fossiliensammlung und ein rätselhaftes Notizbuch erbt, ist ihre Neugier geweckt. Mithilfe des Reiseschriftstellers Justus von Arnau begibt sie sich auf die Spurensuche. Rätsel gibt ihnen insbesondere eine einzelne Manuskriptseite auf. Sie ist in Spiegelschrift geschrieben wie die Werke Leonardo da Vincis - und hat einen brisanten Inhalt.


    Die Autorin:
    Susanne Goga, geboren 1967, studierte in Düsseldorf und arbeitet seit 1995 als freie Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen. Sie lebt mit ihrer Familie in Mönchengladbach.


    Meine Meinung:
    Nach 512 Seiten stand für mich fest: Ein eher enttäuschendes Leseerlebnis. Meine Erwartungen an dieses Buch waren ziemlich hoch, hatte Susanne Goga doch mit ihrer Leo-Berlin-Reihe zwei wirklich sehr gute Krimis vorgelegt. Das „Leonardo-Papier“ dagegen kann diesen beiden Krimis nicht das Wasser reichen, auch wenn die Handlungen und die Zeitebenen unterschiedlich sind und waren. Aber von dieser Autorin habe ich einfach mehr erwartet. Vieles in diesem Buch wirkt einfach nur konstruiert, vieles ist für den Leser absolut vorhersehbar, wirkliche Überraschungsmomente fehlen. Gerade auch zum Ende des Buches hin kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass hier jemand eigentlich nur schnell fertig werden wollte. Der Schluss des Buches wurde schlichtweg viel zu hastig erzählt. Da wurde gehetzt und gedrängelt. Insofern fiel dann der Abschied von diesem Buch auch nicht allzu schwer. Die handelnden Personen wirkten etwas zu künstlich, etwas zu sehr aus dem Romantic-Thriller-Fundus entliehen. Ein Buch, das einen sicher nicht vom Hocker haut, das man sicher wohl auch bald wieder vergessen hat. Ein Durchschnittsschmöker – mehr leider nicht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Ich habe "Das Leonardo Papier" im Rahmen der Leserunde gelesen. Für mich war es das erste Buch der Autorin, somit kann ich keine Vergleiche zu ihrer Leo Berlin-Reihe ziehen.
    Ich bin aber vollauf zufrieden mit dem Buch. Als literarischer Abschluß meines Darwin- Lesejahres hat es mir nochmals einige Anregungen mit auf den Weg gegeben- insbesondere die Erkenntnis, warum Darwin mit der Veröffentlichung seiner Theorie so lange gezögert hat.


    Atmosphärisch fand ich die Geschichte sehr gelungen, die Protagonisten blieben für mich innerhalb ihrer Zeit glaubwürdig und authentisch.
    Auch wenn das eine oder andere Klischee vielleicht bedient wurde, ist "Das Leonardo Papier" definitiv mehr als der übliche historische "Frau in Hosen"- Roman. Und dieser Aussage kann ich mich auch vollinhaltlich anschließen:


    Zitat

    Original von chiclana:
    Endlich mal ein historischer Roman ohne Ritterrüstungen und mittelalterliche Burgen...


    Mir hat das Buch gefallen.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Auch ich war bei der Leserunde dabei und bin vom Leonardo-Papier positiv beeindruckt.


    Susanne Goga, die bisher Krimis geschrieben hat, befasst sich in ihrem ersten historischen Roman mit Leonardo da Vincis „Codex Leicester“, dem teuersten Buch der Welt. Schauplatz ist dabei das England des frühen 19. Jahrhunderts. Schon der Prolog beeindruckt mit feingezeichneten Bildern, die das Treiben auf den historischen Straßen förmlich fühlen lassen. Die Autorin skizziert ein Gesellschaftsbild der damaligen Zeit sowohl aus sozialer als auch aus wissenschaftlicher Sicht. Die Epoche eignet sich insofern dafür, da die vorherrschende Meinung der Geologen angezweifelt wurde. Moderne Wissenschaftler vertraten die These, dass der Planet Erde deutlich älter als bisher angenommen sein muss. Diese Äußerung bot reges Diskussionspotential mit den bibeltreuen Gelehrten. Da es damals Frauen verboten war, eine Universität zu besuchen, musste sich die Protagonistin einiges einfallen lassen, um mehr über ihr Interessensgebiet zu erfahren.


    Die fiktive Geschichte wird gekonnt mit realen Persönlichkeiten wie William Buckner oder dem kurzen Auftritt von Mary Anning verwoben. Es ist ein Roman mit hohem Informationsgehalt, der aber auch die Gefühlsseite berücksichtigt. Jede der Haupt- und Nebenfiguren wird liebevoll gezeichnet und weist genug Ecken und Kanten auf, um beim Leser Interesse zu wecken. Die einzelnen Erzählstränge am Schluss sind schön verwebt, sodass sich bei mir ein rundes Bild ergab. Dennoch bietet das offene Ende auch die Möglichkeit einer Fortsetzung, bei der die Thematik sicher noch Neues bieten würde.

  • England 1821. Die junge Georgina erbt von einem Unbekannten zwei Truhen mit Gesteinsfunden sowie ein Notizbuch, in dem sich ein Geheimnis verbirgt. Georgina, die bei ihren Verwandten aufgewachsen ist und durch ihre Tante Agatha für die damalige Zeit zum Teil recht unkonventionell erzogen wurde, setzt alles daran herauszufinden, von wem das Erbe stammt. Dabei stößt sie recht bald auf eine Spur in ihre eigene Vergangenheit.


    Susanne Goga hat ihren neusten Roman in die Zeit der Entdeckungen und Entwicklungen der Vorläufer der darwinschen Evolutionstheorie angesiedelt. Zwar noch weit entfernt vom Wissen um die Entstehung der Erde aber doch schon in dem Bewusstsein, dass der Planet älter sein muss als die Bibel lehrt. In dieser Zeit des Widerspruchs wächst die junge Georgina auf, deren Liebe zur Geologie von ihrer Tante Agatha gefördert wird. Für eine Frau der damaligen Zeit ist das ein ungewöhnliches Hobby, wird doch von den Damen nicht mehr verlangt als dekorativ zu sein und zu sticken. Eine Rolle, in die Georgina sich nicht hineindrängen lassen will. Sie lernt den Reiseschriftsteller Justus von Arnau kennen und beide machen sich gemeinsam daran, das Rätsel der Truhen zu lösen. Die Zeit drängt, denn Georginas andere Tante hat ganz eigene Pläne mit ihrer Nichte.


    Die Aufbruchstimmung des beginnenden 19. Jahrhunderts ist in Susanne Gogas Buch auf jeder Seite zu spüren, der ständige Konflikt zwischen der konventionellen theologischen Meinung und der jungen Wissenschaft der Geologie, die sich mit den gängigen Lehren nicht abfinden will. Noch gilt die Theorie, dass die Sintflut für maritime geologische Funde in den Bergen verantwortlich ist, als unumstößlich. Wer sich dieser Theorie nicht fügt, gilt als moralisch anstößig.


    Susanne Goga bringt dem Leser in ihrem Roman das Lebensgefühl und die Moralvorstellungen der damaligen Zeit sehr plastisch nahe, lässt ihn teilhaben an den Konflikten und deren Folgen. Diesen Part habe ich als sehr viel stärker empfunden als den Part um das titelgebende Leonardo-Papier, das eigentlich erst ab der Mitte des Romanes richtig zum Zuge kommt und dessen Rätsel und Herkunft nach und nach entschlüsselt werden.


    Ich hatte anhand der Buchbeschreibung Spannung und Tempo erwartet und muss zugeben, dass ich hier ein wenig enttäuscht wurde. Die persönliche Geschichte Georginas, das gesellschaftliche Bild der damaligen Zeit sowie die Entwicklung der Bekanntschaft mit dem Schriftsteller Justus nehmen den größeren Part ein und dominieren die erste Hälfte des Buches. Erst in der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte fahrt auf, rückt das Leonardo-Papier ins Zentrum der Geschehnisse und die Rätsel um dessen Herkunft lösen sich.


    Wer Geschichten mag, die in Epochen des Aufbruchs spielen, in denen Pioniergeist, Neugierde und Forschungsdrang fühl- und erlebbar sind, der ist mit Susanne Gogas Roman aber sehr gut bedient.

  • Meine Rezi:


    Ich greife eigentlich nur selten zu historischen Romanen, aber bei diesem Roman interessierte mich die Zeit, in der die Geschichte spielt - im frühen 19. Jahrhundert. Das ist ja eigentlich gar nicht so lange zurück, aber doch führte man damals, gerade als Frau, ein ganz anderes, oft fremdbestimmtes Leben.


    Beim vorliegenden Roman lernen wir die junge Georgina kennen, die zwar im besten Alter ist, sich aber nicht wirklich für eine Heirat interessiert, sondern lieber ihr Wissen in der Geologie erweitert. Sie ist bei ihrem Großvater und ihrer Tante Anne aufgewachsen, von ihren Eltern weiß sie so gut wie nichts. Ihre Kindheit war recht freudlos, nur die Besuche bei ihrer weiteren Tante Aga brachten Freude und Licht in ihr Leben. Tante Aga unterstützt sie bei ihren Forschungen und Untersuchungen von Fossilien und lässt ihr viel Freiheit, im Handeln wie im Denken. Sehr zum Ärger von Tante Anne, deren einziges Interesse daran besteht, Georgina gut zu verheiraten und der das Interesse ihrer Nichte an der Geologie ein steter Dorn im Auge ist.
    Eines Tages bekommt Georgina Post, in der eine fremde Frau sie bittet, zwei Truhen abzuholen. Sie kann nicht ahnen, dass diese Truhen Georginas Leben verändern werden. Denn der Inhalt stammt von ihrem Vater und enthält ein brisantes Papier.
    Mit Hilfe von Justus von Arnau, einem jungen Reiseschriftsteller, begibt sie sich auf Spurensuche. Doch Tante Anne hat einen geeigneten Heiratskandidaten entdeckt und Georgina gerät unter Zeitdruck...


    Im Roman geht es neben Georginas spannendem Leben vor allem um die Zerrissenheit zwischen Glaube und Wissenschaft, die bei vielen Menschen damals für innere Konflikte sorgte. Die Naturwissenschaft warf Fragen auf, die den Kernpunkten des biblischen Glaubens widersprachen und dieses Thema bietet eine sehr spannende Kulisse! Dabei treffen wir auch immer wieder auf Personen, die damals wirklich gelebt haben, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Besonders William Buckland bleibt in Erinnerung, obwohl ich doch froh bin, nur von ihm zu lesen und ihn nicht wirklich zu treffen (besonders nicht bei einem seiner Abendessen zu Hause ;-))
    Georgina selbst gefällt durch ihre Intelligenz und ihren Willen, sich nicht einfach zur "stummen Ehefrau" machen zu lassen, sondern selbst denken zu dürfen und ihrem größten Interesse - der Geologie - nachgehen zu dürfen. Dazu kommt das spannende Geheimnis um ihren Vater und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Ein schöner Schreibstil rundet die Letküre ab und am Ende fand ich es schade, mich von Georgina, Justus und den anderen Figuren verabschieden zu müssen. Ein wunderbarer historischer Roman, den ich gerne empfehle!