Terry Pratchett - Der Club der unsichtbaren Gelehrten [Unseen Academicals]

  • Inhalt:


    Tradition bedeutet viel in der Unsichtbaren Universität, der ältesten und berühmtesten Lehranstalt für Magie auf der Scheibenwelt. Deshalb ist es für die ehrenwerten Zauberer auch selbstverständlich, aus Gründen der Tradition nach vielen Jahren wieder eine Fußballmannschaft aufzustellen - auch wenn der Hauptgrund darin besteht, dass ein erhebliches Einkommen an das Bewahren dieser Tradition geknüpft ist, und ohne diese Einnahmen der Speiseplan auf drei Mahlzeiten pro Tag zusammengestrichen werden würde. Fußball, einst das Spiel der Götter, wurde im Laufe der Jahrunnderte nach bester Ankh-morporkianischer Manier zu einer publikumswirksamen Straßenschlägerei umgestaltet. Schafft die Mannschaft der Unsichtbaren Universität es, trotz aller Widrigkeiten das Spiel zu gewinnen? Unerwartete Hilfe bekommen sie von der Nachtköchin der Universität, einem jungen Herumtreiber mit außerordentlichem Talent für das Spiel mit einer Blechdose, einem Supermodel in spe und einem der letzten Orks der Scheibenwelt.


    Über den Autor:


    Terry Pratchett ist einer der bekanntesten Autoren Großbritanniens und weltweit berühmt für seine humorvollen Fantasyromane, die auf der skurrilen Scheibenwelt spielen.


    Meine Meinung:


    Nach zwei Jahren war es endlich soweit und ich hielt endlich, frisch aus Großbritannien eingetroffen, den neuesten Scheibenwelt-Roman in der Hand. Und wie auch seine Vorgänger weiß Unseen Academicals zu unterhalten und zumindest den Fußballfans unter den Fantasylesern kann ich das Buch nur empfehlen. Terry Pratchett nimmt den gesamten Fußballsport gehörig auf die Schippe, angefangen von südländischen Meisterstürmern und Fangesängen bis hin zur Abseitsfalle, und überzeugt auch mit einem schrägen Nebenplot, in dem die Modelszene ihr Fett wegbekommt. Lediglich im Mittelteil des Buches zieht sich die Handlung manchmal ein wenig, was aber durch das grandiose, lachmuskelkaterverursachende Fußballspiel am Ende wieder wettgemacht wird. An meine absoluten Lieblinge 'Night Watch' und 'Jingo' kommt Unseen Academicals nicht heran, aber im Vergleich aller Scheibenweltromane würde ich ihn im oberen Mittelfeld anordnen.


    Fazit: Ein starker Einstieg mit darauf folgenden leichten Schwächen am Ende der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit und einem furiosen Finale.


    Edit: Der deutsche Titel und die ISBN wurden ergänzt, damit die deutsche Ausgabe im Verzeichnis auftaucht. LG JaneDoe

  • Vielen Dank für die interessante Rezi, klingt doch ganz gut. Ich muß leider auf die deutsche Übersetzung warten (ich trau mir keine englischen Bücher zu), aber wenigstens ist es jetzt schon mal langsam absehbar. Noch mehr freuen würde ich mich allerdings endlich mal wieder über einen neuen Teil der Hexen-Serie.

  • :lache Wunderbar, danke, ich hielt es schon sehnsuchtsvoll in der hand, warte aber aufs taschenbuch in der richtigen größe in meiner buchhandlung, und das dauert immer ein jahr... :wow
    - ich wusste, sie ist schneller :lache

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Danke für die Rezi, irgendwie ist es wieder an mir vorbei gegangen, dass endlich ein neuer Scheibenwelt-Roman draußen ist.. kommt gleich auf die Wunschliste :wave

  • Enttäuschend


    Nach Bernhard Kempen ("Schöne Scheine") hat Goldmann für "Der Club der unsichtbaren Gelehrten" mit Gerald Jung (der u.a. für die Übersetzung der "Bartimäus"-Romane von Jonathan Stroud verantwortlich zeichnet) wieder einen neuen Übersetzer als Brandhorst-Nachfolger akquiriert. Damit ist auch schon eine der vielen Schwächen des aktuellen Scheibenwelt-Romans genannt, denn die Übersetzung ist nachlässig (es gibt u.a. viele, viele Wortwiederholungen), unlustig, fast schon hölzern, und fühlt sich an vielen Stellen vollkommen verkehrt an. Die deutsche Fassung von "Unseen Academicals" liest sich sehr britisch, ohne noch den britischen Humor zu transportieren: Viele Namen, für die Brandhorst schöne Analogien gefunden hätte, sind unverändert geblieben, weshalb sich beispielsweise der Witz verliert, wenn es um den Goblin Nutt (eine Hauptfigur) oder das tumbe Mädchen Juliet geht - beziehungsweise um Wortspiele mit diesen Namen (der Leser rätselt eine Weile, bis er begreift, dass er die Verniedlichung "Jools" englisch - wie "Jewels" - aussprechen muss).


    Aber damit beginnt die Aufzählung der Schwächen erst. Pratchett legt mit diesem Buch den eindeutig schlechtesten Scheibenwelt-Roman des aktuellen Jahrzehnts vor.


    Die Zauberer der Unsichtbaren Universität entdecken, dass sie alle zwanzig Jahre an einem Fußballspiel teilnehmen müssen, um weiter Gelder aus einem Erbe zu beziehen, das an diese Bedingung geknüpft ist, und da diese Zuwendungen vor allem für die reichhaltige Küche bedeutsam sind, gibt es keinen Ausweg. Die Zauberer beschäftigen sich mit der Volkssportart, die in Ankh Morpork auf recht gewaltsame und wenig organisierte Weise betrieben wird, da sie offiziell auch verboten ist. Aber Lord Vetinari hat offenbar Pläne, "Tritt-den-Ball" zu legalisieren, und da kommt ihm die alte Verpflichtung der Zauberer gerade recht.


    In der Tropferhöhle der UU arbeitet seit kurzer Zeit ein Goblin - eine Art Kobold - mit dem Namen Nutt, der aus Düsterwald kommt und ein Protegé der dortigen Herrscherin zu sein scheint. Nutt ist grau, dürr und in Lumpen gekleidet, aber übermenschlich kräftig und extrem belesen. Er wird zum Trainer der Zauberer-Fußballmannschaft. Und in der Nachtküche der UU arbeitet ein überirdisch schönes, aber sehr tumbes Mädchen namens Juliet, das eher zufällig zum Topmodel für die neue Zwergenmode "MikroKette" wird - und damit einen Inter-Spezies-Konflikt auslöst.


    Es gibt viele Verstrickungen, sich überschlagende und überschneidende Handlungsstränge, etwas Politik und ganz, ganz viel Fußball. Insofern ist "Unseen Academicals" der vermutlich britischste Scheibenweltroman, denn er versucht, die Fußballverrücktheit der Briten zu thematisieren, in etwa so, wie das Nick Hornby mit seinem Erstling "Fever Pitch" getan hat. Das aber scheitert auf der ganzen Linie. Der Roman ist ein völliges Chaos, ein heilloses Durcheinander mit sehr aufgesetzter Sozialkritik, vor allem aber an keiner einzigen Stelle wirklich witzig. Die berühmten Fußnoten wirken gequält und an den Haaren herbeigezogen, vieles davon kommt dem geneigten Scheibenwelt-Fan - und ich bin einer - bekannt und wie ein sehr lahmes Selbstplagiat vor. Die Story überschlägt sich, ohne je eine Richtung einzuhalten, aber vor allem sprachlich und erzählerisch fehlt "Der Club der unsichtbaren Gelehrten" jene Leichtigkeit und Ironie, für die die Serie steht. Und die Satire auf das Phänomen "Fußball" verpufft völlig.


    Es wäre unfair, all das auf die Übersetzung zu schieben, denn diese Lustlosigkeit kann nicht nur hier ihre Ursache haben. Jedenfalls schade, wenn man so lange auf einen neuen Scheibenwelt-Roman warten musste und dann solch einen Murks im Briefkasten findet.


    Edit: Die Originalfassung ist hier schon rezensiert worden:
    Terry Pratchett - Unseen Academicals

  • So lange habe ich auf einen neuen Scheibenwelt-Roman gewartet und wurde dann so bitterlich enttäuscht.
    Über weite Teile kann ich mich Toms Rezi anschließen, auch wenn ich glaube, daß es die Hauptschuld der schwachen Übersetzung ist, daß mich dieses Scheibenwelt-Buch so gar nicht ansprechen konnte. Es gibt einige gute Ansätze und es ist ein Vergnügen, wieder mal von Vetinari und Erzkanzler Ridcully zu lesen, aber es fehlt ganz einfach der typische Stil und die Eleganz, mit der die Bücher bislang ins Deutsche übertragen wurden. Gestützt wird diese Vermutung durch Rattentods Rezi zur Originalfassung, in der sie ja ein durchaus positives Resümee zieht.


    Abgesehen von der schwächelnden Übersetzung fällt der (damit aber wohl auch ein wenig zusammenhängende) fehlende bzw. nur so dahindümpelnde Humor auf, der sonst immer das Hauptelement von Pratchetts Büchern ausmacht. Über den Inhalt will ich jetzt gar nichts mehr sagen, da hat Tom ja eh schon eine gute Kurzbeschreibung geliefert.


    Insgesamt eine recht herbe Enttäuschung, das geht doch deutlich besser. Und € 18,50 für eine broschierte Ausgabe finde ich auch recht keck.

  • Terry Pratchett führt nach der Post und dem Geld nun auch den Fußball in Ankh-Morpork an. Die Zauberer der Unsichtbaren Universität müssen Fußball spielen, um weiterhin ihre opulente Küche unterhalten zu können. Der zweite Haupthandlungsstrang dreht sich um Juliet und Glenda, zwei Mädchen aus der Nachtküche, sowie um Nutt und Trev, zwei Kerzentropfern der Unsichtbaren Universität.


    Die Grundidee, die Pratchett entwickelt hat, ist keine schlechte. Allerdings hapert es an der Umsetzung. Ob dies nun an der Übersetzung oder an Terry Pratchett selbst liegt, vermag ich nicht zu sagen, da ich die Originalausgabe nicht gelesen habe. Hin und wieder blitzt der Witz aus seinen anderen Büchern auf. Aber das Buch entwickelt einfach unschöne Längen, die mich das ein oder andere Mal darüber nachdenken ließen, ob ich abbreche.
    Was mich auch traurig gestimmt hat, waren die vielen neuen Personen, die in diesem Buch vorkamen. Die bekannten Figuren wie Sam, Rincewind oder TOD waren nur kleine Nebenrollen zugedacht. Dadurch konnte ich persönlich nicht so sehr mitfühlen.


    Ich hoffe, dass Terry Pratchett mit seinem nächsten Buch (gebe Gott, dass er noch eines trotz seiner Krankheit schreiben kann) sich wieder auf seine alten Erfolge besinnt und ein Meisterwerk hinlegt.

  • Ich hab das Buch diesen Sommer auf Englisch gelesen und hatte kurz vor dem Ende dann gar keine Lust mehr (ich habs dann auch abgebrochen). Das war echt ne ziemlich Qual. Manche Ideen waren ja ganz putzig aber im großen und ganzen hat sich die Geschichte einfach nur gezogen.
    Ehrlich gesagt hab ich mir nix dabei gedacht, es war mein erster Scheibenwelt-Roman (hatte aber schon Pratchetts Little Wee Men und sowas gelesen) und ich dachte einfach: das is nix für mich. Aber wenn ihr das Buch auch so schwach fandet, ist ja alles gut! Jetzt kann ich mich, dank euren Rezis, beruhigt an andere Scheibenwelt-Romane machen, der allererste subbt nämlich bei mir schon.

  • Ich hab's gekauft, und... glatt ein halbes jahr liegen lassen, weil ich dachte, das thema interessiert mich sowas von überhaupt nicht...
    aber... es ist wunderbar, find ich... aber ich hab's auch auf englisch


    mag sein, dass ich mehr als die natürliche portion albernheit mit auf den weg bringe, aber mich amüsieren so absätze wie auf p 112 einfach:


    The progress of the wizards astonished Ottomy and Nobbs, who had hithero seen them as fluffy plump creatures quite divorced from real life. But to get to be a senior wizard and stay there called for deep reserves of determination, viciousness and the sugared arrogance that is the mark of every true gentleman, as in 'Oh, was that your foot? I'm so terribly sorry.'


    Nun ja, für mich ist's wieder mal das richtige buch zur richtigen zeit, im sommer hätt ich vermutlich dafür keinen nerv gehabt... aber hier und jetzt finde ich es einfach nur komisch.
    :chen

    DC :lesend


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  • :lacht :lacht :lacht


    *Ich lese es grad...*


    p189:
    The laws of favours are amongst the most fundamental in the multiverse. The first law is: nobody asks for just one favour; the second request (after the granting of the first favour), prefaced by 'and can I be really cheeky...?' is the asking of the second favour. If the aforesaid second request is not granted, the second law ensures that the need for any gratitude for the first favour is nullified, and in accordance with the third law the favour giver has not done any favours at all, and the favour field collapses.


    wie wahr... wie wahr...

    DC :lesend


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  • Ich muss hier jetzt doch mal sagen, dass ich das Buch total super fand.
    Habe es mir von einer Freundin empfehlen lassen(die hatte es allerdings auch im engl. Original gelesen) und wurde nicht enttäuscht. Jetzt mag es daran liegen, dass ich vorher erst 2 Pratchett Bücher gelesen habe und daher noch nicht so ein eingefleischter Anhänger der Scheibenwelt bin. Habe jedenfalls sehr oft gelacht und meine Erwartungen an das Buch wurden voll und ganz erfüllt. Vor kurzem habe ich "Einfach göttlich" von P. gelesen und den fand ich bedeutend schlechter. Also das war eher ein Buch durch das ich mich regelrecht quälen musste.
    Kann also die ganzen richtig schlechten Kritiken nicht verstehen.
    Aber wie gesagt, vielleicht bin ich dazu einfach ein zu großer Pratchett-Frischling...

  • Unseen Academicals war mein erster Pratchett. Wahnsinnsbuch :rofl, ich habe mich super amüsiert.


    Ich habe sonst nix mit Fußball am Hut und war erst skeptisch, aber die Beschreibungen und Anspielungen sind einfach super. Und der kleine Kerzenmacher ist so toll beschrieben!


    Da ich Pratchett erst jetzt endeckt habe, muss ich noch einiges aufholen.

  • Ich habe es tatsächlich letzten Dezember erst ausgelesen, bzw neu gelesen, weil ich mich nur bis in die Mitte hinein an die Handlung erinnern konnte.
    Der Schuss war mir gänzlich fremd, also scheint das Buch einer meiner vielen Reisen zum Opfer gefallen zu sein: es war am falschen Ort, als ich es weiter lesen wollte...


    Ja neznarf, da hast einige Zeit zu lesen... :chen

    DC :lesend


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