Miss Pettigrews großer Tag - Winifred Watson

  • Manhattan Verlag, Oktober 2009
    gebunden, 256 Seiten
    OT: Miss Pettigrew Lives for a Day
    übersetzt von Martina Tichy


    Kurzbeschreibung
    Eine bezaubernde Liebeskomödie aus dem London der 30er Jahre


    London in den 1930er Jahren. Das Leben hat es nicht gut gemeint mit Miss Pettigrew: Als Gouvernante im mittleren Alter, ohne Mann und fast mittellos, hofft sie, dass ihre neue Anstellung ihr zumindest ein bescheidenes Auskommen bescheren wird. Aber statt von ihrer Agentur zu einer Familie mit einer Schar ungezogener Kinder geschickt zu werden, landet sie durch ein Missverständnis bei der Schauspielerin und Nachtclubsängerin Delysia LaFosse. Und ehe sie es sich versieht, ist Miss Pettigrew Teil der mondänen, aber chaotischen Welt von Miss LaFosse, in der es drei Männer gleichzeitig in Schach zu halten gilt. Nach anfänglicher Scheu macht sich die Gouvernante schließlich tatkräftig daran, Miss LaFosses Liebesleben in Ordnung zu bringen. Dabei taucht sie notgedrungen auch selbst in deren aufregende Welt aus Glamour, Flirts und galanten Gentlemen ein. So kommt es, dass sich auch Miss Pettigrews eigenes Leben innerhalb nur einen Tages für immer verändert ...


    Über die Autorin
    Winifred Watson wurde 1906 in Newcastle upon Tyne geboren, wo sie ihr ganzes Leben verbrachte. Sie arbeitete als Sekretärin und schrieb ihren ersten Roman »Fell Top« in nur wenigen Wochen. 1936 heiratete Winifred Watson und widmete sich fortan ganz dem Schreiben. Ihr drittes Werk, »Miss Pettigrews großer Tag«, erschien 1938 und avancierte sofort zum Bestseller. Als der Londoner Verlag Persephone Books den Roman sechzig Jahre später wiederentdeckte, eroberte das zauberhafte Werk zum zweiten Mal die Bestsellerlisten. Winifred Watson veröffentlichte noch drei weitere Romane, gab jedoch 1941 das Schreiben auf, da sie nach sechs Büchern ihr Werk für beendet hielt: »Es gibt nur sechs wichtige Dinge im Leben, über die es zu schreiben lohnt. Und danach ist alles gesagt.« Die Autorin verstarb 2002 im Alter von 95 Jahren.


    Meine Meinung
    Die in ihrem Beruf nicht sehr erfolgreiche Gouvernante Miss Pettigrew ist wiedermal auf Arbeitssuche. Durch eine Verwechslung bei der Arbeitsvermittlung landet sie bei Miss LaFosse und eine neue Welt öffnet sich für sie.
    In Erwartung einer großen Schauspiel-Karriere arbeitet Miss LaFosse als Nachtclubsängerin im „Blauen Pfau“. Sie befindet sich in einer recht misslichen Lage, denn gleich drei Liebhaber, von denen sie mehr oder weniger abhängig ist, buhlen um ihre Gunst.
    Miss Pettigrew, die von ihrem Vater streng erzogen wurde und bisher ein altjüngferliches, tugendhaftes und moralisch einwandfreies Leben geführt hat, ist zunächst über alle maßen empört über Miss LaFosses Lotterleben.
    Aber allein die Behaglichkeit der Wohnung, die Freundlichkeit mit der sie von Miss LaFosse geradezu becicert wird, lässt Miss Pettigrew ihrer Rechtschaffenheit schnell Pragmatismus und gesundem Menschenverstand weichen und sie versucht dieses „Liebesdurcheinander“ zu entwirren.
    Miss Pettigrew taucht damit ein in die Glimmer-und Glitterwelt Londons der 1930er Jahre. Sie erlebt Aufregungen, Dramen, Krisen, lernt zweifelhafte Gentlemen und charmante Schurken kennen; dies alles übertrifft bei weitem die Hollywood-Welt, die sie aus ihren wöchentlichen Kinobesuchen kennt.
    Nachdem Miss LaFosse und ihre Freundin Miss Dubarry aus der mausgrauen und reizlosen Gouvernante eine famose Dame gemacht haben, blüht Miss Pettigrew im Londoner Nachtleben so richtig auf und entdeckt an sich „eine Reihe frivoler Neigungen“, von denen sie bisher nichts ahnte.


    Winifred Watson ist mit diesem Roman, der erstmals 1938 in England erschien, ein höchst amüsantes Kabinettstückchen gelungen. Die Handlung, die an einem Tag spielt, wird ganz von den spritzigen Dialogen der Protagonisten dominiert. Der Schreibstil ist bezaubernd altmodisch und voller Esprit.
    Der Autorin gelingt es auf bemerkenswerte Weise das leicht verruchte Milieu rund um Miss LaFosse einzufangen, in dem die Bemerkungen der sehr unbedarften Miss Pettigrew oft Verwirrung und unfreiwillige Komik auslösen – und das nicht nur 1938.


    Fazit: Ein mit Genuss zu lesender, kein bisschen verstaubter kleiner Roman, ein Aschenputtel-Märchen im London der 1930er Jahre.


    Auch auf die Gefahr hin, dass es langweilig und /oder teuer wird :chen 10 Punkte.



    @ kuschelhundchen: ob das etwas für Mr. kuschel ist, weiß ich nicht wirklich. Dreht sich auch viel um Frisuren. Make-up und Kleidung. Aber das Buch wurde verfilmt. Bei Amazon gibt es einen Trailer zur DVD, die sehr gut die "Tonlage" des Romans trifft. Vielleicht schaust Du Dir das mal an.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Sigrid2110 ()

  • Danke Sigrid für die ausführliche und charmante Rezension.
    Diesmal muss das Buch nicht auf die Wunschliste, weil es ja schon auf dem SuB liegt :lache

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Zitat

    Original von kuschelhundchen
    Sigrid ganz lieben Dank für diese Rezi. Für mich hört sich das gut an. Ich werde es wohl Mr. Kuschel völlig uneigennützig schenken. ;-)


    Ach so hast Du das geplant :lache.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich habe ja nur den Film-Trailer gesehen. Aber in dieser "Tonart" ist auch das Buch geschrieben.
    Wirklich köstlich :-).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • So, jetzt bin ich mit dem Buch durch.


    kamelin meint:
    Die Gouvernante Miss Pettigrew hat ein Problem: Sie ist hungrig, pleite und wieder mal ihren Job los. Wenn sie ihrer Hauswirtin die Miete nicht bis zum Abend bringt, ist sie auch noch Obdachlos. Mit diesem Wissen im Gepäck, klingelt sie nach einem Stoßgebet bei Miss LaFosse, ihrer letzten Hoffnung auf eine Anstellung.
    Kaum tritt sie über die Schwelle der mondänen Schauspielerin, wird sie Teil ihrer glamourösen Welt, die aus Cocktailpartys, Flirts und Nachtclubbesuchen besteht.
    Erst am Ende der Geschichte wird Delysia LaFosse erfahren, was die gute Miss Pettigrew eigentlich von ihr wollte. Die Gouvernante hat nämlich alle Hände voll zu tun das chaotische Liebesleben ihrer Arbeitgeberin in spe - und deren Freunde - zu entwirren, bockigen Galanen den Kopf zu waschen und zerstrittene Paare wieder zu vereinen.
    Es wird ein langer Tag für Miss Pettigrew, deren Leben sich am Ende unwiderruflich verändert hat.



    Ich sage es vorweg: Das ist das beste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe.
    Die Geschichte, wie aus der verschüchterten Guinevere Pettigrew, eine selbstbewusste Frau wird, die ohne besondere Absicht den Menschen ihrer Umgebung ständig aus der Patsche hilft, hat mich 250 Seiten lang kichern lassen. Immer wieder kommt es zu Verwechslungen und Missverständnissen - und niemand merkt es, schon gar nicht Miss Pettigrew. In diesem Sinn fügen sich die Szenen in rasantem Tempo ineinander, sodass ich das Buch ab der Mitte nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Dialoge sind voller Witz und Würze, und mit einem zwinkernden Auge geschrieben. Die Autorin, Winifred Watson, hat wundervoll schrullige Charaktere geschaffen, die man als Leser einfach gernhaben muss.
    Ich habe dieses Buch geliebt, das leider viel zu schnell zu Ende war.


    Der gleichnamige Film hierzu ist im Februar diesen Jahres auf DVD erschienen.
    Für sich genommen ist es ein wirklich schöner Film, kann aber nicht annähernd mit der Buchvorlage mithalten.


    Volle Punktzahl für einen wundervoll-charmanten Roman, den ich interessierten Lesern wärmstens ans Herz legen kann.

  • Ich bin vorhin mit dem Buch fertig geworden und es hat mir sehr gut gefallen. Amüsant, witzig und an manchen Stellen auch sehr, sehr rührend. :knuddel1

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Ich habe eben erst die Buchdeckel zugeklappt und muß sagen: ich bin begeistert!


    Es stimmt einfach alles: Setting, Atmosphäre, die handelnden Personen- insbesondere natürlich Miss Pettigrew- und der Kniff, daß die Geschichte an genau einem Tag spielt.
    Manches Mal wurde ich genauso wie Miss Pettigrew von den Ereignissen überrollt, habe manches Mal auch nur Bahnhof verstanden wenn Miss LaFosses Bekannten loslegten mit Erzählen und doch lässt einen die Geschichte herrlich beschwingt zurück. Auch wenn ich gestehen muss, daß ich am Ende tatsächlich ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischen musste.


    Genau wie "Die verlorene Kunst, Liebschaften zu pflegen" von Eva Rice, welches ich im Frühjahr genossen habe, gehört auch dieses Buch zu meinen Jahreshighlights. Einfach großartig. :anbet


    Und was am besten ist... den Film werde ich mir heute Abend mit einer warmen Kuscheldecke und einem heißen Kakao ansehen.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)