Joseph Nassise - Der Schattenseher

  • Klappentext/Kurzbeschreibung:


    »Mein Name ist Hunt, Jeremiah Hunt. Seit meine kleine Tochter verschwunden ist, bin ich auf der Suche nach ihr. Die Polizei hat ihre Ermittlungen längst eingestellt. Aber ich werde niemals aufgeben. Und ich bin bereit, alles zu tun!«


    Wer ihm auf der Straße begegnet, hält Jeremiah Hunt für einen Blinden. Doch dieser Eindruck trügt: Er hat bei einem geheimen Ritual zwar sein normales Augenlicht verloren, doch nun kann er sehen, was den Menschen verborgen bleibt: die Geister der Toten, die sich noch nicht von den Lebenden trennen können, die Hexen und magischen Geschöpfe, die unerkannt unter uns leben. Endlich findet Hunt so auch eine Spur, die ihn vielleicht zu seiner Tochter führen wird - oder in den Tod ...


    Inhalt:


    Jeremiah Hunt ist kein normaler Mensch - helles Licht macht ihn blind, blendet ihn. Nur im Dunkeln kann er etwas sehen - in Graustufen - und dazu noch die Geister von Toten, die um uns herum sind. Hunt lebt allein und abgeschieden in einem verrammelten Haus in Boston und nimmt jeden übernatürlichen Job an, den er bekommen kann. Das alles macht er, um Geld für die Suche nach seiner verschwundenen kleinen Tochter Elizabeth zu bekommen, für deren Wiederauffinden er auch seine normale Sehkraft geopert hat. So vertreibt er ungebetene Geister, arbeitet als Hellseher und als Berater für die Polizei, genauergesagt für den Polizisten Stanton. Auch jetzt hat Stanton Hunts Hilfe nötig: Eine sehr sonderbar zugerichtete Leiche ist gefunden worden und alles deutet auf einen übernatürlichen Täter hin. Hunt zur Seite stehen zwei Geister, die ihm helfen: Scream und Whisper. Bei Gelegenheit kann er sich von denen auch das Augenlicht leihen, um wenigstens kurzfristig etwas sehen zu können. Am Tatort angelangt kann aber auch Hunt den Täter nicht ausfindig machen, es scheint aber so, als habe es dieser darauf angelegt, Hunts Aufmerksamkeit zu erregen - seltsame Schriftzeichen, die nur Hunt zu deuten weiß, bedecken die Wände des Tatorts. Als eine zweite Leiche gefunden wird und Hunt einen weiteren Hinweis bekommt überschlagen sich die Ereignisse, denn scheinbar hat der Mörder mit dem Verschwinden seiner Tochter zu tun...
    Mit Hilfe seiner Freunde Dmitri, einem Barbesitzer und Clearwater, einer Hexe, macht sich Hunt auf die Suche...


    Meine Meinung:


    Eine gelungene Mischung auf Krimi, Thriller und Mystery. Der Untertitel "Ein Mystery-Thriller" den der Verlag diesem Buch verpasst hat ist recht passend. Wir treffen Hunt, der auf der Suche nach seiner verschwundenen Tochter ist und in eine Mordserie verwickelt ist, die er nun aufzudecken versucht.
    Das Buch hat mich vom Feeling her irgendwie an Harry Dresden erinnert. Es hat nicht ganz so einen trockenen Humor, aber die Grundzüge sind ähnlich: Übersinnlich Begabter hilft Polizei bei Ermittlungen, eine leicht angedeutete Liebesbeziehung nimmt ihren Lauf und Enspannung sucht der Protagonist in einer Kneipe / einem Pub, Hilfe bekommt er von Geistern.
    Das Buch ist solide geschrieben und wirkt nicht als Abklatsch Harry Dresdens. Es liest sich mindestens genauso gut, hat mir sogar etwas besser gefallen, als die Harrys. Die Krimihandlung ist recht gut durchdacht, auch am Ende kommen noch einige Wendungen zu tage. Das ganze Buch als solches ist abgeschlossen, allerdings sind Fortsetzungen möglich und wohl auch geplant.
    Kleiner Kritikpunkt:


    Die Personen sind sehr detailliert ausgezeichnet, nicht schwarz und nicht weiß. Der Protagonist zeigt Abgründe und ist nicht gerade ein perfekter Held. Einige witzige Charaktereigenschaften zeigen sich (ich sag nur Eisbär!) und es hat mir sehr viel Spaß gemacht das Buch zu lesen.
    Ein wirkliches Highlight war es jetzt aber irgendwie nicht, obwohl ich nicht sagen kann warum - es schien sich irgendwie zu gut in das Genre einzupassen, sodass ich zeitweise doch das Gefühl hatte, nur einen weiteren Dresden zu lesen.


    Dennoch von mir 8 von 10 Punkten.
    Das Buch wandert in mein Bestandsregal und den nächsten Teil werde ich mir kaufen, so er denn erscheint.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • Das hört sich schon sehr interessant an. Vielleicht sollte ich es einfach mit diesem Buch versuchen, da Fantasy ansonsten nicht so mein bevorzugtes Genre ist. Herzlichen Dank für diese sehr informative Rezi.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke fuer die prima Rezi!!!
    Obwohl Dein Lob etwas zurueckhaltend ist, machen einen Cover und Klappentext total an, finde ich! Es schreit *kauf mich kauf mich kauf mich* :grin

    Liebe Grüsse von Sirrpa!
    SuB 207
    Splitterherz von Bettina Belitz

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Sirrpa ()

  • Die Hunt-Chroniken Bd. 1


    Originaltitel: Eyes to see (2009)
    PAN Verlag 2009, 349 S.


    Über den Inhalt:
    »Mein Name ist Hunt, Jeremiah Hunt. Seit meine kleine Tochter verschwunden ist, bin ich auf der Suche nach ihr. Die Polizei hat ihre Ermittlungen längst eingestellt. Aber ich werde niemals aufgeben. Und ich bin bereit, alles zu tun!«
    Wer ihm auf der Straße begegnet, hält Jeremiah Hunt für einen Blinden. Doch dieser Eindruck trügt: Er hat bei einem geheimen Ritual zwar sein normales Augenlicht verloren, doch nun kann er sehen, was den Menschen verborgen bleibt: die Geister der Toten, die sich noch nicht von den Lebenden trennen können, die Hexen und magischen Geschöpfe, die unerkannt unter uns leben. Endlich findet Hunt so auch eine Spur, die ihn vielleicht zu seiner Tochter führen wird - oder in den Tod ...


    Über den Autor:
    Joseph Nassise, geboren 1968 in Boston, Massachusetts, ist der erste Autor, der in einem Jahr sowohl für den International-Horror-Guild- und den Bram-Stoker-Award nominiert wurde. Nassise lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Phoenix, Arizona.


    Meine Meinung:
    Fünf Jahre der Suche nach seiner spurlos verschwundenen Tochter Elizabeth haben aus Jeremiah Hunt einen anderen Menschen gemacht. Er hat alles dafür geopfert, seine Ehe, seinen Job und zuletzt auch noch sein Augenlicht. Beladen mit Schuldgefühlen und Verzweiflung ist sein gesamtes Leben ausschließlich darauf ausgerichtet, Elizabeth wiederzufinden. Um ein bisschen Geld zu verdienen, hilft er der Polizei gelegentlich als „Hellseher“ bei ihren Ermittlungen. Neue Hoffnung keimt in ihm auf, als er an einem Tatort entdeckt, dass der Mörder kein Mensch gewesen sein kann und Spuren hinterlassen hat, die auf seine Tochter hinweisen.

    Seitdem er ein magisches Ritual durchgeführt hat, bei dem er fast vollständig erblindete, ist Hunt in der Lage, Geister und andere Wesen der Schattenwelt wahrzunehmen, die den Menschen normalerweise verborgen bleiben. Und merke: auch Geister haben Gefühle.
    Hunt ist eine interessante, aus meiner Sicht keine sympathische Figur, sehr ernst, ja geradezu verbittert. Im gesamten Buch lächelt er nicht ein einziges Mal, Humor hat hier keinen Platz. Immerhin hat er gelegentlich Sex, hat also irgendwo doch noch menschliche Bedürfnisse. Hunt dominiert die Geschichte, doch auch die Nebencharaktere sind gut ausgearbeitet. Im Verlauf der Handlung entwickelt sich eine Art Freundschaft zu der sympathischen Hexe Denise Clearwater, die ihn hilfreich unterstützt. Lesern der „Chroniken der Templer“ ist sie keine Unbekannte, dort taucht sie als Nebenfigur auf. Daneben kann man noch Barkeeper Dimitri und Detective Stanton zu Hunts Freunden zählen, obwohl er nichts dazutut, um sich diese Freundschaften zu verdienen.


    Zwei Zeitebenen werden hier geschickt miteinander verbunden. Der Autor bedient sich einer einfachen Sprache und eines flüssigen Schreibstils. In kurzen Kapiteln und aus wechselnden Perspektiven wird die Geschichte überwiegend aus der Sicht des Ich-Erzählers Hunt vor dem Leser ausgebreitet.

    Ein insgesamt recht außergewöhnlicher Fantasy-Thriller, in dem der Autor ganz selbstverständlich die Existenz sämtlicher übernatürlicher Wesen, die einem je in Buch oder Film begegnet sind, voraussetzt. Theoretisch liefert das ja schon mal Stoff für eine unendliche Anzahl an Fortsetzungen. Ich war zunächst skeptisch, ob mir das Buch gefallen würde, aber wider erwarten fand ich es sehr spannend. Es gibt ein paar Nachlässigkeiten, die teilweise dem Autor und teilweise auch dem Übersetzer anzulasten sind, aber davon abgesehen ist diese düstere, ernsthafte Geschichte trotz jeglichen Fehlens von Humor oder Ironie sehr unterhaltsam und mitreißend erzählt. Der heftige Cliffhanger am Ende des Buches tut bei mir ein übriges dazu, dass ich das Erscheinen des nächsten Bandes ungeduldig erwarte.

    Ach ja: Sehr schöne Aufmachung des Buches im Taschenbuchformat mit Innenklappe, akzeptabler Preis. Ein Blick auf die schön gestaltete Verlagsseite lohnt sich. Ich wünsche dem erst im September 2009 gegründeten Verlag (gehört zur DroemerKnaur-Gruppe) viel Erfolg.

  • Puh! Ich habe mich jetzt mühsam durch die ersten 100 Seiten gekämpft und wollte eigentlich aufhören. Der Schreibstil ist so staksig und hölzern. Erinnert mich irgendwie an diese FIELMANN-Werbung, die mit dem Detektiv..Keine Ahnung warum. Auch alles so abgehakt. Allerdings habe ich mich nach Lesen eurer Posts dazu entschieden noch ein Weilchen durchzuhalten. Vielleicht kommt der "Kick" ja noch.

  • :freude Die Fortsetzung ist endlich angekündigt. Im März 2010 geht es weiter. Auch wenn das noch eeewig hin ist :rolleyes Auch frage ich mich, warum das Buch so knallrot ist. Wie soll das denn im Regal nebeneinander aussehen? Fehlt ja nur noch ein grasegrüner dritter Band :grin.


    Der Autor scheint allerdings noch immer keinen englischen oder amerikanischen Verlag gefunden zu haben, der ihn unter die Fittiche nimmt mit dieser Serie. Es gibt noch immer keine "Originalausgaben" in Englisch. :gruebel



    Kurzbeschreibung

  • Da Zimööönchen bereits eine sehr prägnante Zusammenfassung geschrieben hat, möchte ich sie mal gerne zitieren:


    Zitat

    Original von Zimööönchen
    Das Buch hat mich vom Feeling her irgendwie an Harry Dresden erinnert. Es hat nicht ganz so einen trockenen Humor, aber die Grundzüge sind ähnlich: Übersinnlich Begabter hilft Polizei bei Ermittlungen, eine leicht angedeutete Liebesbeziehung nimmt ihren Lauf und Enspannung sucht der Protagonist in einer Kneipe / einem Pub, Hilfe bekommt er von Geistern.



    Meine Meinung:
    Wider Erwarten bin ich von dem Buch leider etwas enttäuscht, muss ich sagen. Obwohl es nur 350 Seiten stark ist, habe ich es bereits zwei Mal unterbrechen müssen, weil ich mich nur noch durch die Seiten quälte. Ich fand die Handlung der Geschichte und die Reaktionen der Charaktere teilweise sehr vorhersehbar, sodass bei mir keine richtige Spannung aufkommen wollte.


    Die Fragen über den Verbleib seiner Tochter, die sich Hunt fortlaufend stellt und sich durch das ganze Buch ziehen, wird meiner Meinung nach nur unbefriedigend kurz am Ende erläutert, wenn man berücksichtigt, welche Gewichtigkeit sie für die Entwicklung und das Vorantreiben von Hunt hatten. Für mich wirkte die Tragik mit seiner Tochter mittlerweile nur zwischengeschoben und als etwas, das eingeführt wurde, um den Leser am Ball bleiben zu lassen und um Hunts Motivation seines Handels nicht zu hinterfragen. Dafür hatte es aber ein recht unverdientes Ende mit nur einer verhältnismäßig kleinen Nebenhandlung. Das Hauptaugenmerk hatte sich leider verschoben und lag woanders.

    Andererseits muss ich dem Buche zu Gute halten, dass es sehr nette Ideen enthält, die gut umgesetzt worden sind. Um mal ein Beispiel zu nennen: Mich hat die Beschreibung der Aura/Ausstrahlung aller Dinge fasziniert; Je intensiver und größer das Gefühl, das der Besitzer in das Objekt hat einfließen lassen (zB der Teddy eines Kindes), desto heller die Farbe der Aura. Die Toten sähen alles sehr farbenfroh, was für mich ein schöner und tröstlicher Gedanke ist. In diesem Zusammenhang wurde auch die verschiedenen Farben erklärt, die mit den unterschiedlichsten Gefühlen einhergehen - Liebe, Neid, Eifersucht, Hass.
    Da diese besondere Ideen, die Hunts Welt erklären, in der ersten Hälfte vermehrt vorkamen, fand ich diese eben um einiges besser. Doch dadurch, dass Hunts Motivation und sein Schmerz über den Verlust seiner Tochter förmlich greifbar waren, ließ nur er mich bis zum Ende hin durchhalten.
    Auch, wenn ich nicht gewusst hätte, dass der Schattenseher der Auftakt einer Reihe ist, hätte man sich bei dem Cliffhanger denken können, dass es geradezu nach einer Fortsetzung schreit. Allerdings werde ich diese höchstwahrscheinlich nicht mehr lesen, obwohl ich schon ein wenig neugierig wäre, was es dort Neues zu entdecken gibt.


    6/10 Punkte


    You're like a splinter to my mind
    Like a nail to my wrist
    A dagger to my heart
    Like needles through my soul

  • Ich habe den 'Schattenseher' kürzlich gelesen und bin leider nur mäßig begeistert. Der recht knappe, abgehackte Schreibstil hat mich einfach nicht richtig gefesselt und an manchen Stellen hätte mehr Ausführlichkeit dem Spannungsaufbau nur gut getan.


    Da bleibe ich doch lieber bei Harry Dresden.

  • Zitat

    Original von Steena
    :freude Die Fortsetzung ist endlich angekündigt. Im März 2010 geht es weiter. Auch wenn das noch eeewig hin ist :rolleyes


    Gemeint ist wohl März 2012, zumindest ist das mein Stand der Dinge - nur: wo steckt das Buch? Weiß jemand mehr? Der PAN-Verlag scheint die Serie aufgegeben zu haben, der 2. Band soll bei Knaur erscheinen, nur taucht er da auch nicht auf ... :cry würde doch so gerne weiterlesen!