"84, Charing Cross Road" von Helene Hanff

  • Ich hab's gestern um 22 Uhr angefangen und bis Mitternacht hatte ich es durch. :lache Schönes Buch, grad wenn man noch im "Deine Juliet"-Wahn ist. In meiner Ausgabe ist noch der zweite Teil "The Duchess of Bloomsbury Street" drin, den hänge ich gleich hintendran, aber der ist in Tagebuchform geschrieben und nicht in Briefen.
    .

  • Ein wunderbares kleines Buch, welches ich in einer Stunde verputzt hatte.


    Mein Dank geht an die Eulen, die mir immer wieder mal den Weg zu einem Juwel weisen.
    Werde ganz sicher noch andere Bücher von Helene Hanff lesen.

  • Ich habe es auch vor kurzem gelesen und eine Rezension geschrieben:


    Schon gleich zu Anfang dieses wunderbaren Buches wird man durch einen unvergleichlichen
    antiken Charme gebannt. Die Herzen von Buchliebhabern werden sofort höher schlagen. Im
    Mittelpunkt des Geschehens befindet sich nämlich eine herrliche Buchhandlung: "Marks &
    Co."
    Auf ihrer Suche nach gut erhaltenen antiquarischen Büchern wendet sich Helene Hanff per
    Brief an eben diese Buchhandlung. So beginnt ein Briefwechsel zwischen Helene und Frank
    Doel der seinesgleichen sucht. Helene hat eine wahre Fundgrube an Büchern entdeckt und
    Frank versucht all ihre Wünsche zu erfüllen. Der Versandweg von England nach Amerika
    wird dabei stets in Kauf genommen. Nach und nach entsteht auch Kontakt zwischen Helene
    und anderen Mitarbeitern der Buchhandlung sowie zu Franks Familie.


    Besonders interessant sind diese Briefe, weil sie tatsächlich so geschrieben und verschickt
    wurden. Man kann nun die unterschiedlichen Briefkontakte von 1949 bis 1969 verfolgen.
    Beim Lesen kommt sofort ein wohliges Gefühl voller Wärme auf. Spürt man doch, wie nah
    sich die Figuren mit der Zeit kommen. Es entwickeln sich wahre Freundschaften und mit
    Freude verfolgt man jedes Wort, ja jede Silbe dieser liebenswerten Zeilen.
    In ihrer Begeisterung für Bücher schreckt Helene auch nicht davor zurück über gewisse
    Unarten bei Büchern zu schimpfen. Falsche Ausgaben werden von ihr gnadenlos verschmäht.
    Bei Fehlgriffen teilt sie Frank dies stets in einer humorvollen, teils anstachelnden Art mit und
    verlangt nach einer besseren Ausgabe. Man kann förmlich ihr freches Augenzwinkern
    während des Schreibens selbst sehen und Frank versucht ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Da
    haben sich Menschen gefunden, die sich verstehen und einander vollkommen akzeptieren,
    obwohl noch nie ein reales Treffen stattgefunden hat.


    Doch nicht nur von Büchern handelt dieses Buch. Es geht ebenso um Mitgefühl und
    Hilfsbereitschaft. Ihre Dankbarkeit und Freundschaft drückt Helene in Lebensmittelpaketen
    aus, die sie regelmäßig nach England schickt. Dort herrscht nämlich eine absolute
    Lebensmittelknappheit.


    Die Geschichte ist so warmherzig und echt, dass man sie lieben muss. Man ist berührt und
    ergriffen ob der lebensnahen Beschreibungen. Am liebsten wäre ich sofort selbst nach
    England gereist um diese Buchhandlung mit eigenen Augen sehen zu können. Auch Helene
    hat dies im Buch des Öfteren vor. Treffen werden geplant und immer wieder verschoben, ob
    es letztendlich zu einem Treffen kommt, soll hier aber nicht verraten werden. Der Gedanke an
    ein Treffen hat einen gewissen Reiz und zugleich auch etwas Beängstigendes.


    Wird man wirklich das sehen, was man erwartet hat? Könnte man enttäuscht werden, weil die eigene
    Vorstellung ganz anders war? Dank zahlreicher Brief- bzw. Internetfreundschaften kann ich
    diesen Zwiespalt nur zu gut nachvollziehen. Natürlich möchte man die Menschen
    kennenlernen, denen man so gern schreibt und mit denen man sich über so ziemlich alles
    austauscht und das mit Begeisterung. Aber was ist, wenn sie ganz anders sind?
    Diese Echtheit und Fassbarkeit machen dieses Buch einfach aus. Aus einem Geschäftsbrief
    sind über Jahre hinweg Freundschaften geworden, die niemand mehr missen möchte.
    Während des Lesens fühlt man sich irgendwie selbst zugehörig. So bekommt das Wort
    "Brieffreundschaft" doch gleich eine neue Bedeutung. Es ist ganz einfach ein Wohlfühlbuch
    zum Genießen und darin Versinken.

  • Hallo Daniliesing :wave


    Dieses tolle Buch habe ich bereits mit 10 Punkten bewertet. Wenn man Rezensionen bewerten könnte würde ich Dir für deine wunderschöne Beschreibung glattweg 10 Punkte geben.

  • Ein Buch, das mir wärmstens ans Herz gelegt wurde und das ich fast an nur einem Tag (eher auf 2 U-Bahnfahrten zur Arbeit) gelesen und sehr genossen habe. Auf die Nachfolgebände bin ich auch schon sehr gespannt, aber dazu muß ich mein Bücher-Budge erst wieder auffüllen.


    Nun aber meine Meinung zum Buch selbst:


    Helene Hanff veröffentlichte in diesem schmalen Bändchen ihren Briefwechsel mit dem Antiquariat Marks & Co., der fast 20 Jahre andauerte. Sie konnte 1949 in den USA einige Bücher weder leihen noch erwerben und wandte sich daher an das Antiquariat in London in der Hoffnung, die Bücher über diese zufällig entdeckte kleine Buchhandlung zu bekommen. Das funktionierte auch, da sich dieses Antiquariat sehr darum bemühte, Kundenwünsche zu erfüllen. Allen voran der zurückhaltende, aber äußerst ambitionierte Frank Doel setzte großen Ehrgeiz daran, sehr gute Ausgaben zu beschaffen und erfreute Helene Hanff dadurch sehr, die von der Qualität des amerikanischen Buchmarktes schwer enttäuscht war.


    Aus anfänglichen reinen Geschäftsbriefen entwickelte sich im Laufe der Jahre eine immer mehr persönliche, ja herzliche Beziehung zwischen Helene und allen Angestellten sowie deren Angehörigen. Helene schickte großzügige Lebensmittelpakete, als sie von der Rationierung in England erfuhr und erhielt später selbst eine handgestickte Decke, dankbare Briefe und viele herzliche Einladungen, doch bitte selbst auch mal nach London zu kommen. Kurz, jeder nahm am jeweiligen Leben trotz der großen Entfernung Anteil. Eine zarte Freundschaft entstand, obwohl man sich nur (zumindest in diesem Buch) nie, außer durch Fotos wirklich zu Gesicht bekommt.


    Selten hat mich ein Buch so nachdenklich gemacht. Im Nachwort des Buches steht, dass Helene Hanff Biografien und Memoiren sehr liebte, Romane dagegen ablehnte, außer denen von Jane Austen selbst geschriebenen. "Ich kann mich nicht für Dinge interessieren, die Leuten, die nie gelebt haben, nicht zugestoßen sind." Die wirkliche Lebensweise und Lebensumstände der Menschen interessieren sie und dementsprechend sind ihre Buchanforderungen an das Antiquariat Marks & Co. und später ihre Erkundigungen nach einzelnen Personen oder ihre praktischen Sachgeschenke an alle.


    Fragen stellten sich mir wie folgt:


    a) Wie wäre ein solcher Briefwechsel, wie verliefe eine solche Beziehung heutzutage?


    Ich glaube, dass die Art der Beziehung heute eine andere wäre bzw. dass es eine derartige respekt-und achtungsvolle, NICHT erdrückende und nicht fordernde Beziehung leider nur noch sehr selten zu finden sein wird.
    Begründung: Helene Hanff hat geschenkt ohne Gegenleistungen zu fordern, ihre Freude und Großzügigkeit oft mit etwas burschikoser, manchmal fast brüsker Schreibweise bemäntelt - sie fragte z.B., wenn zuviele Dankesschreiben kamen, auf etwas vorwitzige, gewollt frechere Art, wo denn zum Teufel die "schon lange bestellten" Bücher blieben, die sie selbstverständlich alle vollständig bezahlte und KEINE Gegenleistung erwartete.


    Das ist eine Einstellung, die mir persönlich nicht nur absolut sympathisch ist, sondern auch die unabdingbare Voraussetzung für eine gute Beziehung oder gar eine Freundschaft. Das trifft auch für die Länge des Zeitraumes zu, in der sich die Beziehung entwickelte und die Qualität, wie mit den Widrigkeiten des Lebens umgegangen wurde. Eine Art, wie ich persönlich sie heute kaum noch finde, da mMn in den meisten Beziehungen viel zuviel zerredet und zerpflückt wird durch sinnloses, aber angeblich "notwendiges" Geschwätz.


    Wenn Seelen im Gleichklang schwingen, braucht man das nicht!


    b) Welche Bücher mag ich eigentlich?


    Fakten, so sie denn notwendig sind, sehe ich gerne verpackt - nicht unbedingt in eine irreale Fiktion - aber ich bevorzuge es doch, wenn man mir eine Geschichte erzählt, wo ich nicht mit dem Vorschlaghammer malträtiert werde. So erscheinen mir nämlich oft angeblich sachliche Abhandlungen oder auch die zugegebenermaßen wenigen Biografien oder Memoiren, die mir bisher über den Leseweg liefen.
    Sie lassen mir zu wenig "Luft", sprich Platz für die eigene Fantasie.
    Ich liebe sehr oft eher Angedeutetes, weil mir dann eigene Denk-, Mitfühl- und Interpretationsmöglichkeiten bleiben. Ein Hauptgrund, warum ich lieber ein Buch lese als mir die Verfilmung anzuschauen.
    Das auch bei mir vorhandene Interesse an der wirklichen Lebensweise und an den wirklichen Lebensumständen anderer Menschen beißt sich dadurch in keiner Weise, im Gegenteil.


    Ich finde, Bücher sollten so geschrieben sein, daß man quasi einen Weg gehen kann, der viele Abzweigungen bietet, ein Korridor, von dem viele Türen abgehen, die ich öffnen KANN, aber nicht muß.
    "84, Charing Cross Road" ist z.B. genau solch ein Buch.


    Von Helene Hanff selbst wird im Nachwort behauptet - und in ihren Briefen schreibt sie es auch selbst - dass sie fiktive Geschichten nicht mag, aber sie schreibt auch, dass sie sich oft ausmalt, wie ein Autor dagesessen habe oder sie spekuliert darüber, wie ihre Briefpartner wohl leben mögen - und das ist natürlich emotionale Fiktion und muß keinesfalls zwingend immer den wirklichen Tatsachen entsprechen. Der Briefwechsel selbst ist so geschrieben und zusammengestellt, dass manches nur zwischen den Zeilen hängen bleibt und Raum für Interpretationen bietet und nicht alles bis ins Unerträgliche zerredet wird.


    c) Es kommt nicht zu einem Besuch der Briefpartner. Im Nachwort wird gesagt, dass Helene Hanff ein wirkliches Zusammentreffen eventuell aus Angst vermieden hätte? Aus Furcht, die Beziehung hätte sonst an Leichtigkeit, Flair und Charme verloren?
    Das glaube ich überhaupt nicht. Ich denke, wer die herzliche, natürliche Wärme aus den Briefen herausgelesen hat, weiß auch, dass diese der Realität standgehalten hätte. Es ergab sich nur leider durch äußere Umstände kein Treffen.


    Fazit: "84, Charing Cross Road" ist ein wirklicher kleiner Schatz, den ich bestimmt noch einige Male verschenken werde.


    :wave

  • Ein wirklich wunderbares, zauberhaftes Buch, das man leider viel zu schnell gelesen hat.


    Ich werde mir jetzt unbedingt auch die anderen Bücher der Autorin anschauen.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Meine Rezi:


    Auf nur wenigen Seiten hat es die Autorin geschafft,mich für einen Augenblick in eine andere Welt zu entführen. In ihrer Korrespondenz mit einem Mitarbeit in einem Buchladen in der Charing Cross Road geht es um Bücher, doch auch um andere Themen,die die Welt zu der Zeit in Atem gehalten haben. Die Lebensmittelrationierungen in England nach dem zweiten Weltkrieg werden genauso angesprochen wie die Krönungszeremonie von Queen Elisabeth II, doch trotzdem bleiben die Bücher, die Helene antiquarisch erwirbt, das Hauptthema.


    Obwohl man Helene nur durch ihre Briefe kennenlernt, hat man sehr schnell das Gefühl, sie zu kennen, sich in sie hineinzuversetzen, und auch die anderen Personen, die mit ihr in Kontakt stehen erscheinen herzlich und überaus sympathisch.


    Sprachlich lebt das Buch von der gewählten Ausdrucksweise, die in den 50er und 60er Jahren noch üblich war, wo es Umgangssprache noch nicht gab und man noch herzlich,wenn auch höflich-distanziert,miteinander kommunizierte. Dabei wechselt der Stil zwischen geschäftlich-distanziert und freundlich-neckisch,wenn Helene sich mal wieder über eine nicht gefallende Übersetzung oder Ausgabe mokiert,die ihr Frank,der englische Antiquariar geschickt hat.


    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, und ich kann es jedem Buchliebhaber empfehlen. Schade,dass es nur so kurz ist. Ich vergebe 7 von 10 Punkte.

  • Ein wunderschönes, ganz besonderes Buch, das zum Glück auch von den Eulen nicht vergessen wurde.


    Meiner Ansicht nach ein echter Geheimtipp und perfektes Geschenk, besonders für Leute, die wenig Zeit zum Lesen finden.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Solche Bücher kommen bei mir fast immer rein zufällig auf den SUB. Dieses hier haber ich in einem Supermarkt vom Wühltisch gerettet (ich sollte für Mr. Shirat eigentlich nur Tomaten besorgen).


    Gestern wollte ich nur mal kurz durchblättern und bin dann hängengeblieben, habe es gleich durchgelesen und war ganz verzaubert. Im Nachhinein war ich ganz überrascht, dass das Büchlein eigentlich nicht sehr dick war, aber ich soviel herausgelesen habe. Und das bei den eigentlich recht kurzen Schriftwechseln.


    Die schnoddrige Art von Helene fand ich ganz wunderbar. Im Gegensatz dazu die Antworten Frank Doel, immer ein wenig bemüht, geschäftsmäßig zu bleiben und erst zum Ende hin wirklich privat wurde, hat mir gut gefallen.


    Ich besorge mir auf alle Fälle noch alles, was es von Helen Hanff zu lesen gibt.

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)

  • Ich stehe ja öfter mal vor unseren Bücherregalen ohne mich wirklich entscheiden zu können, was ich denn jetzt lesen soll.
    Jedes Mal, wenn ich im Wohnzimmer auf der Suche nach neuer Lektüre auf und abgetigert bin, hat mir das Goldstück "84, Charing Cross Road" ans Herz gelegt, es hat dann aber doch 3 Jahre gedauert, bis ich seiner Empfehlung gefolgt bin. Ich sage es ungern, aber manchmal sollte man doch auf die Männer hören :grin
    Ich war von der ersten Seite an bezaubert, gefangen genommen und berührt. Für mich eines der seltenen Bücher, die noch nachwirken, lange nachdem man sie endgültig zugeklappt hat.

  • Ich habe dieses wunderbare Büchlein gestern zufällig in einem Antiqariat zwischen die Finger bekommen (passt doch irgendwie :-]). Da es schon lange auf meiner Wunschliste stand, habe ich es natürlich sofort gekauft und heute Nacht am Stück durchgelesen. Es ist wirklich toll und ich freue mich schon auf die anderen beiden Bücher von Helene Hanff! :-]

  • Es ist soooo wundervoll! Das Hörbuch ist ein TRAUM (englisch - gibts das auf deutsch?)
    Diese Freundschaft, wie sie sich entwickelt, die unterschiedliche Sprache auf beiden Seiten... das ist so goldig! Ich finde, das Hörbuch macht das ganze noch deutlicher, wie man seinen britischen Akzent hört, seine distanzierte Sprache zu Beginn, und ihr verrauchtes Zimmerchen, wie sie tösend drauf los schreibt/spricht... einfach genial!
    Und auch hier .... gegen Ende wieder dieses nachdenkliche, wie viel man doch immer machen wollte, und wie schnell es zu spät sein kann...


    Ich hab letztes Mal, als ich in London war, die Ecke aufgesucht ;) Und an 48 Charing Cross Road steht auch noch tatsächlich ein alter Bookshop. Hab ein Foto gemacht und gefoto-shopt, so dass 84 draus wurde ^^

  • Bis jetzt habe ich kein schöneres Buch über Bücher gelesen. Es ist wie eine Liebeserklärung an das Buch oder die Literatur überhaupt.


    Und was eigentlich eher selten vorkommt, ich liebe das Buch und den Film gleichermaßen.