'Nicht weit vom Stamm' - Seiten 315 - 422

  • Zusammen mit seinen alten - guten - Freunden will Sven jetzt seine ursprüngliche Vision von einem Erlebnisbad in Australienatmosphäre mit Bildungstouch umsetzen. Er bemüht sich redlich, aber kaum wird etwas am Lack gekratzt, z. B. in Form von alltäglichen Behördenschwierigkeiten oder im Umgang mit Bürokraten mit für Svens Geschmack ein wenig zu langsamer Auffassungsgabe, flippt er aus - verbal oder gar handgreiflich.
    Und hier habe ich manchmal Probleme mit der Glaubwürdigkeit.
    Er trinkt doch jetzt nicht mehr. Wieso kommt immer so eine Unterschichtsprache zum Vorschein? Ich meine, ursprünglich kam er doch mal aus einem guten Stall, die Zwiebelschicht UNTER der Zwiebelschicht nach Linas Unfall müsste doch dann wieder die eines wohlgeratenen Knaben mit angemessener Sprache sein, oder verstehe ich da etwas falsch? Nicht missverstehen, bitte, das Buch gefällt mir weiterhin, aber hiermit habe ich echt ein kleines Problem.
    Vielleicht kann Oliver ja etwas dazu sagen (wenn er mich schon nicht adoptieren kann, da ich zwar lesehungrig bin, aber nicht mehr gefahrlos von Bäumen fallen kann, obwohl er das doch in seiner "Stellenausschreibung" im Fragethread fordert :grin)

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Hallo Maikäfer!


    Ich gehöre zwar keiner Glaubensgemeinschaft zu 100% an, aber die Buddhisten haben zwei gute Begriffe für das Phänomen gefunden, das auch dafür sorgt, dass Sven immer noch vulgär und aggressiv wird, obschon er nicht mehr trinkt. Sie sprechen von zwei Kräften im menschlichen Geist, die miteinander ringen, der Achtsamkeitsenergie und der Gewohnheitsenergie. Erstere ist die Kraft in uns, die uns neugierig und offen macht und bei der wir die Welt wie ein Adventure erleben. Letztere ist der Drift, der uns immer wieder zurückfallen lässt in das Verhalten, das wir einfach lange eintrainiert haben. Dieses Verhalten ist leichter, es benötigt überhaupt keinen Kraftaufwand und es schaltet sich auch nüchtern ein, sobald negative Affekte wie Wut, Zorn und Bitterkeit in uns aufwallen oder sobald wir uns einfach nur müde und ausgebrannt fühlen. Achtsamkeitsenergie erwächst aus innerer Balance und wenn man so will aus Affektlosigkeit (also auch aus der Abwesenheit schöner Affekte wie der Blindheit vor Liebe oder der gutmütigen Leutseligkeit). Die Buddhisten erreichen diese Ruhe bekanntlich durch Meditation. Karate Kid erreicht sie durch Training. Ich erreiche sie dadurch, die Katze auf den Rücken zu drehen und den Bauch durchuzukneten oder einfach innezuhalten und mir draußen einen Augenblick lang mit allen Sinnen die Natur reinzuziehen.


    Liebe Grüße,
    der weise Mann

  • Danke, Oliver, dass du dir die Zeit über solch ebenso ausführliche wie interessante Ausführungen genommen hast. Alles nachvollziehbar. Allerdings bleibt mein Erstaunen darüber, dass Sven in die Verhaltensweisen der zwar intensiven, aber im Vergleich zu seinem Gesamtleben doch wesentlich kürzeren "Gewalt"zeit (nach Linas Unfall) zurückfällt. (Ich weiß nicht, wie ich das besser formulieren kann, sorry).

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Jetzt geht PalmeGrove in die heiße Phase. Sven gefällt mir, weil er sichjetzt bemüht. Nur schade, dass er niemandem erzählt was mit seiner Schwester ist....



    Immer wenn es Schwierigkeiten gibt, rastet Sven aus. Als sie ihm das Video zeigen, wird ihm erst klar wie er eigentlich redet. Gute Idee von seinen ehemals besten Freunden.



    Ich. Muss. weiter. Lesen.

  • Von diesem Abschnitt bin ich enttäuscht, mich nervt es das Sven ewig in seine alten Muster zurückfällt, es ist sicher nicht einfach sich so etwas abzugewöhnen, aber er hat ja den Anreiz seine Schwester zu retten. Seine Schwester wäre sicher enttäuscht von ihm, vor allem aber wohl sein Vater, der hat ihm ja Geld gegeben und das wohl mit der Hoffnung das sein Sohn endlich vernünftig wird, aber er ändert sich doch nicht. Er hat zwar langsam das Aussehen eines normalen ordentlichen Mannes, aber sein Verhalten erinnert immer noch an seine Vergangenheit.
    Es ist nunmal nicht einfach so etwas auf die Beine zu stellen und er kommt mir sehr egoistisch vor weil er nur an sich denkt, wie er schnell an Geld kommt, wie er seine Schwester retten will. Er wird am Ende nur wieder alle enttäuschen. Wenn er so weitermachen sollte wird er nicht nur seine neuen alten Freunde verlieren sondern auch seine Familie, die ja große Hoffnung in ihn setzt.
    Ich bin gespannt wie es weitergeht

    Ich wünschte mir an meinem eigenem Grab stehen zu können, nur um die Trauernden zu fragen wo sie in meinem Leben waren


    Gelesene Bücher 2011: 14


    /Buchkaufverbot/

  • Oh, nein! Nicht schon wieder! Jetzt war doch alles grad so gut am Laufen und schon bremst er sich wieder selbst aus... Das hätte er sich doch echt denken könne, dass so eine Frage irgendwann kommt und er dann eine Antwort parat haben sollte, die eben nicht assi-mäßig ist, wenn er sein Konzept trotzdem verkaufen möchte... Am liebsten würde ich ihn schütteln und sagen "Jetzt denk doch mal nach!!!". Das ist doch echt zum Haareraufen, jetzt sind sie schon so weit gekommen und jetzt verbockt ers wieder. Bin mal gespannt, wie seine Freunden darauf reagieren...


    edit hat ein e eingefügt

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Waldmeisterin ()

  • Svens alte Freunde glauben an ihn und seine Idee und unterstützen ihn weiter. Die Vier sind nun eine Einheit.
    Er arbeitet noch im Feinkostladen, allerdings nur bis zu diesem Tag als sein Vater auftaucht und er wieder durch seinen Vater an die Seite gedrängt wird.
    Aber seine Freunde halten zu ihm und wollen das Projekt voran treiben.
    Die Idee mit dem Banküberfall fand ich jetzt etwas überzogen aber es hat gepaßt.
    Mit seinen zwei Prügelfreunden hat er immer weniger Kontakt und wenn dann fühlt er sich einfach in deren Gesellschaft nicht mehr so wohl.
    So jetzt lese ich mal weiter.

  • Wie soll das Buch nur enden..... :gruebel


    An der Stelle mit der Aussprache von Sven habe ich mich tot gelacht. Aber für mich klingt jede Aussprache, die nicht Hamburgerisch klingt automatisch lustig :lache Das die Anderen ihm so einen Spiegel vorgehalten haben, fand ich aber auch Klasse!


    Zwischendurch war ich aber auch ein bisschen genervt und dachte nur: Mann, sag doch einfach, was Sache ist mit Lina und hör auf mit dem ganzen Mist. Trotzdem hat es dadurch nicht an Spannung verloren, im Gegenteil, ich leg das Buch kaum noch aus der Hand.

  • Die Geschäftsidee der vier alten und jetzt wieder neuen Freunde interessiert mich nicht wirklich, aber es ist trotzdem spannend die Entwicklung von Sven und seine zahlreichen Rückschläge zu erleben.
    Ich frage mich allerdings, wieso Jule, Benjamin und vor allem Max sich wieder so mit Sven einlassen? Nur der guten alten Zeiten wegen? Immerhin wollte Sven nicht nur nix mehr mit ihnen zu tun haben, sondern hat sie, vor allem Max, bei jeder sich bietenden Gelegenheit fertig gemacht. Ich hätte dem Typ den Schuh in den Allerwertesten getreten, aber kein Riesenprojekt mit ihm aufgezogen.

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Danke, Oliver, dass du dir die Zeit über solch ebenso ausführliche wie interessante Ausführungen genommen hast. Alles nachvollziehbar. Allerdings bleibt mein Erstaunen darüber, dass Sven in die Verhaltensweisen der zwar intensiven, aber im Vergleich zu seinem Gesamtleben doch wesentlich kürzeren "Gewalt"zeit (nach Linas Unfall) zurückfällt. (Ich weiß nicht, wie ich das besser formulieren kann, sorry).


    Man darf dabei wahrscheinlich auch nicht vergessen, dass Sven sich im Prinzip ja nicht aus seinem eigenen Willen heraus verändert hat. Er macht das alles ja nur, um seine Schwester zu retten (wirkliche Veränderung kann man glaube ich nur aus eigenem Antrieb erreichen). Da finde ich es schon relativ "normal", dass er immer wieder in seine alten Verhaltensmuster verfällt. (Okay, auch wenn es den Leser wirklich an seine Geduldsgrenzen treibt - aber so geht es sicher auch vielen Eltern)
    Er bemüht sich wirklich und erfährt aber immer noch diese Ablehnung, fühlt sich unverstanden, und weil er ja auch niemandem von dem Erpresser erzählen darf verstärkt sich das Gefühl in ihm sicher noch. Die Zeit sitzt ihm zusätzlich drohend im Nacken.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Die Geschäftsidee der vier alten und jetzt wieder neuen Freunde interessiert mich nicht wirklich, aber es ist trotzdem spannend die Entwicklung von Sven und seine zahlreichen Rückschläge zu erleben.
    Ich frage mich allerdings, wieso Jule, Benjamin und vor allem Max sich wieder so mit Sven einlassen? Nur der guten alten Zeiten wegen? Immerhin wollte Sven nicht nur nix mehr mit ihnen zu tun haben, sondern hat sie, vor allem Max, bei jeder sich bietenden Gelegenheit fertig gemacht. Ich hätte dem Typ den Schuh in den Allerwertesten getreten, aber kein Riesenprojekt mit ihm aufgezogen.


    Die Frage habe ich mir auch mehrfach gestellt. Da greift dann doch wieder die Theorie von der Verschwörung :-) Die stecken alle unter einer Decke. :gruebel

  • Es geht weiter ala Achterbahn :-)


    Einer meiner Lieblingssätze war:
    „Ich habe gebremst und den Fluss gezähmt, der da immer aus dem Internet schwillt und mich ersäuft.“


    Sven steckt ja immer noch in einer verqueren Zwickmühle. Irgendwo wird er gezwungen zu handeln - denkt er jedenfalls, denn er muss ja Lina retten - andererseits hat er nicht genug Zeit, um selber auf den Trichter zu kommen, dass ihm sein „altes Leben“ vielleicht besser gefallen könnte, als sein Prolldasein. Schon ein bisschen schizophren ... aber durchaus nachvollziehbar. Das mit dem schnellen Geld klappt nicht und obwohl er mit seinen „alten Freunden“ in kürzester Zeit sehr viel auf die Beine gesellt hat, ist es für ihn eine Niederlage.
    Er steht sich selbst im Weg.


    Die "Penner" am Brunnen haben mich sehr an einen Ortsteil hier bei uns erinnert. Und was in Wesel das alte Kaufhaus Hansa war, war bei uns Heka ;-)


    Dass Sven ausgerastet ist, als sein Vater bei Erik im Laden aufgeschlagen ist und wiedermal alles an sich gerissen hat war gar nicht zu vermeiden. Das habe ich schon gesehen, als er nur einen Fuß in den Laden gesetzt hat. Da frage ich mich auch manchmal, ob der eigentlich weiß, was er in seinen Bestsellerbüchern verzapft , oder was da eigentlich drin steht.


    Bei dem Fernsehauftritt hatte ich zuerst den Eindruck, sie würden Sven testen. Als der Moderator ihn auf seinen Gefängnisaufenthalt angesprochen hat, war im Grunde schon klar, wie Sven reagieren würde.
    Einerseits sehr schade, aber andererseits unvermeidbar für ihn. Er ist noch nicht bei sich selbst angekommen und die Tatsache, dass Stefan Grünberg ihn hat wissen lassen, dass man mit mehr Schein als Sein besser vorankommt, macht es sicher nicht leichter.


    Einen Fehler habe ich auch gefunden:
    S. 393 „voll drauf Droge“ ein Mischsatz ;-)

  • Ich habe schon weitergelesen, deswegen schreibe ich hier nicht so viel, um nicht aus Versehen zu spoilern.


    Die Geschäftsidee an sich finde ich auch nicht sonderlich spannend. Aber ich finde es krass, was man alles zu beachten hat. Ich habe mir über so etwas noch nie Gedanken gemacht.


    Dass Sven am Ende des Abschnitts wieder ausrastet, fand ich schade und ich habe mich richtig über ihne geärgert, aber es passte auch hier wieder.

  • Zitat

    Original von Amber144
    Von diesem Abschnitt bin ich enttäuscht, mich nervt es das Sven ewig in seine alten Muster zurückfällt, es ist sicher nicht einfach sich so etwas abzugewöhnen, aber er hat ja den Anreiz seine Schwester zu retten.


    Einerseits der Verstand, andererseits das Gefühl und die jahrlange Gewohnheit
    Gewohnheiten lassen sich zwar vom Verstand logisch schnell ablegen - nur manchmal hapert es an der schnellen, vor allem dauerhaften Umsetzung.
    (Kennt jeder, de sich etwas zum 1.1 vornimmt)


    Dazu kommt noch seine Entscheidungsschwierigkeit - deutlich durch das "eigentlich".
    Er weiß, was richtig ist, wie er siich verhalten sollte - nur beim umsetzen ist es eben manchmal schwer. Gerade wenn auf ihn bestimmte Schlüsselreize eintrommeln.
    Da wird er an eine Zeit erinnert, die es nicht gab - sprich die er verdrängt statt sie zu verarbeiten.
    Das bedeutet, seine Gefühl derartiges betreffend sind da. Und bleiben auch da, selbst wenn er sich durch die Verdrängung unter Verschluß hält. (Sozusagen kurz mal in eine Kiste steckt und verschließt.)


    Aber eben durch das nicht verarbeiten, kommen sie automatisch wieder durch.
    Da reicht eben leider schon ein kleiner Schlüsselreiz.
    (Die Kiste hat ein kaputtes Schloß und auch wenn sie normalerweise zu bleibt, sobald ein Windstoß kommt, geht der Deckel auf)


    Er hat ja leider noch nicht lernen können, sich genau den Reizen zu stellen, damit umzugehen, seine Seele zu entlasten von den Ereignissen.
    (Die Kiste zu entrümpeln und dann zu reparieren)





    Zitat

    Original von *amanda
    Zwischendurch war ich aber auch ein bisschen genervt und dachte nur: Mann, sag doch einfach, was Sache ist mit Lina und hör auf mit dem ganzen Mist. Trotzdem hat es dadurch nicht an Spannung verloren, im Gegenteil, ich leg das Buch kaum noch aus der Hand.



    Das finde ich auch blöd - passt aber leider zu seinen normalen Verdrängungsmustern.
    Zudem hat er Angst um seine Schwester, Angst, wenn der Erpresser mitbekommt, dann gehts Lina gerade schlecht.


    Er sieht noch nicht, daß er mit der Situation völllig überfordert ist und es manchmal besser ist, um Hilfe zu bitten.
    Ok, wie auch.
    Sein Vater hat ihm die Hilfe ja nie gegeben.
    Das erst Mal bekommt er ja gerade erst durch die 3 alten Freunde Hilfe.
    Aber sich daran zu gewöhnen nach so langer Abstinenz ist auch nicht sooo einfach.




    Hmm - eigentlich :chen wollt ich gar nicht so viel schreiben sondern gleich weiterlesen, da es so sauspannend ist und ich endlich wissen will, wie nun alles zusammenhängt.
    Das mach ich aber jetzt :grin

  • Zitat

    Einer meiner Lieblingssätze war: „Ich habe gebremst und den Fluss gezähmt, der da immer aus dem Internet schwillt und mich ersäuft.“


    :write :write Guter Satz!


    Mir geht es im Moment wie Sven, ich eiere zuviel durch die Gegend und konzentriere mich nicht auf das Wesentliche und komme kaum zum Lesen. Morgen, nach dem Yoga, versprochen! :-]

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Ich könnte den Kerl schütteln und auf ihn einschlagen (ja, seine Agression geht auf mich über :lache) Wie kann man sich nur so dämlich anstellen? Hoffentlich hat das Interview nicht alles kaputt gemacht. Sven hat sich so gut gemacht in der letzten Zeit. Ich glaube auch nicht, dass es nur daher kommt, dass er dem Erpresser Geld schicken möchte. Ich glaube übrigens immer noch, dass es kein realer Erpresser ist, sondern jemand, der es eigentlich gut meint mit ihm.


    Ich finde das Buch total spannend und werde dann im letzten Abschnitt weiter schreiben. Heute muss ich es unbeding zu Ende lesen, sonst kann ich nicht schlafen - glaub ich ;-)

  • Sven ist ziemlich zwiegespalten. Manchmal nehme ich es ihm einfach nicht ab, dass er so blöd ist.
    Einerseits weiß er worum es geht und setzt alles daran, sein Ziel zu erreichen, auf der anderen Seite hat er sich aber gar nicht unter Kontrolle und rastet bei kleinsten Problemen aus.
    Toll, dass seine alten Freund ihn gefilmt haben und ihm gezeigt haben, wie er auf andere wirkt.
    Seine Proll-Sprache kommt gut rüber und sie kam mir leider ziemlich bekannt vor. Ich könnte jedesmal schreiend weglaufen, wenn ich in der Bahn "Ey weissu Alder" höre. :uebel