Patrick Ness/Siobhan Dowd: Sieben Minuten nach Mitternacht [12-15 Jahre]

  • cbj Verlag. 29. August 2011
    216 Seiten. 16,99€
    ISBN 978-3570153741


    Goldmann Verlag
    216 Seiten. 16,99€
    ISBN 978-3442312801


    empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
    Originaltitel: A Monster Calls
    Übersetzerin: Bettina Abarbanell
    Illustrator: Jim Kay


    Über die Autoren:
    Siobhan Dowd (sprich Schyvonne) Dowd, in London geboren, stammte aus County Waterford, Irland, und verbrachte dort einen großen Teil ihrer Kindheit. Nach der Schulzeit in London studierte sie in Oxford und begann dort als Redakteurin für PEN International und als freischaffende Autorin zu arbeiten. Bereits ihr Debutroman wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, ihr drittes Jugendbuch mit der Carnegie Medal. Nach schwerer Krankheit erlag Siobhan Dowd 2007 ihrem Krebsleiden.


    Patrick Ness wuchs in den Vereinigten Staaten und auf Hawaii auf. Seit Ende der 90er-Jahre lebt er in London und ist dort als Literaturkritiker für die Tageszeitung The Guardian tätig. Für seine Kinder- und Jugendbücher wurde er mehrfach ausgezeichnet, er gewann unter anderem den renommierten Costa Children's Book Award und war auf der Auswahlliste für die Carnegie Medal.
    In »Sieben Minuten nach Mitternacht« schreibt Patrick Ness eine Idee seiner mit der Carnegie Medal und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Schriftstellerkollegin Siobhan Dowd weiter. Ihr früher, tragischer Krebstod verhinderte die Umsetzung ihrer Idee in eine eigene Geschichte.


    Verlagstext:
    Zwei große Erzähler – eine Geschichte, die den Tod in seine Schranken weist
    Das Monster erscheint sieben Minuten nach Mitternacht. Aber es ist nicht das Monster, das Conor fürchtet. Was er eigentlich fürchtet, ist jener monströse Albtraum, der ihn jede Nacht quält, seit seine Mutter ihre Behandlung begann. Dieser Traum, in dessen Herzen tiefstes Dunkel herrscht und wo im Abgrund ein Albtraumwesen lauert, bis dann ein Schrei die Nacht zerreißt …
    Das Monster aber, das scheinbar im Garten hinter Conors Haus lebt, verkörpert etwas völlig anderes. Es ist uralt, wild und weise – es ist das Leben selbst. Und es ist gekommen, um Conor zu helfen. Doch auf welchen Weg Conor sich mit seinem gigantischen Freund begeben wird, ahnt er nicht. Er wird ihn hinab in die tiefsten Tiefen seiner Seele führen, er wird ihn in seinen Albtraum begleiten und dann wird er ihm das Gefährlichste überhaupt abverlangen: die ganze Wahrheit. Denn nur wenn Conor sich dieser stellt, wird er das wahre Wesen des Lebens erkennen …


    Zum Inhalt:
    Wenn das Monster kommt, ist es pünktlich um 0.07Uhr da. Das Monster ist nicht nur ein Albtraum für Conor, es breitet sich bei jedem Zusammentreffen schwarz und bedrohlich über mehrere Buchseiten aus. Connors Zimmer wirkt dann, als wäre ein weit ausschreitender Baum hindurch gestapft und hätte den Boden mit Nadeln und Früchten vollgemüllt. Connor stellt sich dem unheimlichen Wesen furchtlos entgegen: "Ich habe schon Schlimmeres erlebt". Connors Mutter ist schwer krank, so dass er sich beim besten Willen nicht mehr allein um sie kümmern kann. Der Vater hat längst eine eigene Familie in den USA und die Großmutter möchte Connor überhaupt nicht in seiner Wohnung sehen. Zu allem Überfluss wird Connor von Mitschülern schikaniert. Die anderen wissen einfach nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn an einen Schüler keine Anforderungen mehr gestellt werden und Lehrer sich hinter ihrer Nachsicht mit Connor verstecken. Connors Monster erzählt ihm mehrere Geschichten, in denen es um Krankheit, Hoffnung und das Loslassen geht. Das Monster weiß, dass die versteckte Wahrheit die ist, vor der sich Conor am meisten fürchtet. Um seinen Albtraum loszuwerden, wird Conor ehrlich zu sich sein müssen. Bis jetzt wollte der Junge nicht wahrhaben, dass seine Mutter sterben könnte und er dann bei seiner Großmutter leben müsste. Als das Monster eines Tages nicht um Mitternacht, sondern zur Mittagszeit in der Schule erscheint, bricht Connor in einen riesigen, gewalttätigen Befreiungsschlag aus. Er will nicht länger unsichtbar sein.


    Fazit:
    Patrick Ness hat bisher zwei Romane und eine in Deutschland noch wenig beachtete utopische Trilogie (New World) für Jugendliche geschrieben. "Sieben Minuten nach Mitternacht" war ein Projekt der 2007 an Krebs verstorbenen Autorin Siobhan Dowd. Ness hat die Idee seiner Kollegin ausgearbeitet. "Lauf, stifte Unruhe", ist seine Aufforderung an seine jungen Leser. Conors Geschichte wirkt durch den gewaltigen dunklen Baum auf Buchcover und Buchdeckel zunächst sehr düster. Man erwartet eine Gruselgeschichte und gruselt sich wirklich bei der Beschreibung der wiederkehrenden Albträume. Doch dann tritt ein starker junger Held auf, der zu Beginn noch entschlossen ist, keine Hilfe von Erwachsenen anzunehmen. In klarer, schnörkelloser Sprache setzt sich Patrick Ness mit dem Sterben, Wut, Trauer und der Angst vor dem Tod auseinander. Als seltener Glücksfall für die Jugendliteratur kann Ness' Verknüpfung von Albtraum und Realität, sowie sein Einblick in Conors Innenwelt Eltern und Kinder zu Gesprächen zusammenführen. Die ermutigenden Botschaften des Buches kommen jedem Leser dort entgegen, wo er persönlich gerade steht. Mich hat die Idee angesprochen, dass ein Wirkstoff sowohl heilen als auch töten kann, anderen Lesern wird die Vermittlung des Loslassens Trost bieten können.


    Das für Leser ab 12 Jahren empfohlene Buch hat mehr Sterne verdient, als hier zur Verfügung stehen. Jedem, den gerade Abschied und Trauer bewegen, empfehle ich es unbedingt.



  • Der Rezension vom Buchdoktor kann ich mich nur anschließen, daher gibt es von mir gar nicht viele Worte.
    Auch mich hat dieses Buch sehr bewegt. In dieser kleinen, schnell zu lesenden Geschichte in einfachen Worten versteckt sich so viel Wahres, Überdenkenswertes, ganz ohne Kitsch oder hohle Phrasen.
    Dazu kommen die fantastischen, düsteren Illustrationen, die nochmal mehr aus Conors Innenleben zeigen.


    Ganz klare Leseempfehlung.
    Ich könnte mir dieses Buch übrigens auch wunderbar als Schulllektüre ab der 7., 8. Klasse vorstellen.

  • Meine Meinung: Zuerst etwas skeptisch nahm ich dieses kleine wunderschön aufgemachte Buch zur Hand, denn der Buchrückentext ließ mich befürchten, dass ich tränendrüsendrückerei und viele bediente Klischees vorfinden würde. Zum Glück war ich dann aufgrund der beunruhigenden Illustrationen so neugierig, dass ich beschloss, dem Buch eine Chance zu geben.


    Es fällt sehr schwer, die richtigen Worte für das zu finden, was Conor widerfährt – die Krebserkrankung der Mutter, die ihn bei seinen Mitschülern, die nicht damit umgehen können, fast unsichtbar macht, das Gefühl, bestraft werden zu müssen und viele widersprüchliche Emotionen, die es zu erleben gilt, wenn jemand, den man liebt, so schwer erkrankt, dass man sich mit seinem nahem Tod beschäftigen muss. All das muss Conor durchmachen und all das wird mit kurzen schmucklosen Sätzen dargestellt, so als würde Conor es selbst berichten. Es ist also eher ein jugendlicher Blick auf die Gedankenwelt und die Konflikte um das Abschiednehmen von einem geliebten Menschen.


    Jede Nacht hat Conor denselben schlimmen Traum, doch auch seine Tage scheinen sich zu einem einzigen Alptraum auszuweiten bis das Monster erscheint und ihm ein paar Geschichten erzählt, die ihm helfen sollen, sich und die anderen und vor allem die Situation zu verstehen…und Conor, der zuerst nicht begreift, was ihm das Monster damit sagen will und warum er dessen Besuch bekommt, hat von nun an einen Verbündeten in seiner Einsamkeit.
    Auch hier finden sich keine Klischees bedient, der knappe Stil tut bei diesem Thema gut und Ausschmückungen braucht es nicht, dafür sorgen die oft düsteren und interessanten Illustrationen.


    Die Geschichten, die das Monster erzählt, aber auch die Verhaltensweisen des Jungen lassen viele Interpretationen zu und machen nachdenklich. Es ist ein tiefgründiges kleines Buch, dessen Botschaft sich nicht sofort erschließt, doch das macht es so interessant. Ich denke, hier findet man auch nach dem zweiten oder dritten Lesedurchgang immer neue Gedanken und Ansichten zum Thema Abschied und lernt ein Monster kennen, das man vielleicht auch einmal rufen könnte, wenn man Hilfe braucht.


    Mein Fazit: Klein, fein und nachdenklich stimmend, mit beunruhigenden Illustrationen.

  • Es ist sieben Minuten nach Mitternacht, als das Monster zum ersten Mal vor Conors Schlafzimmerfenster steht. Es steht dort, weil Conor es gerufen hat, so sagt es zumindest. Conor, das ist ein 13-Jähriger Junge, der mit seiner alleinerziehenden und sterbenskranken Mutter irgendwo in England lebt. Das Monster, das ist eine alte Eibe, die in Sichtweite von Conors Haus steht und im Laufe ihres Baumleben schon eine Menge gesehen und erlebt hat. Dieser ersten Begegnung zwischen Eiben-Monster und Conor folgen viele weitere Nächte und später auch Tage. Immer um sieben Minuten nach Mitternacht oder um sieben Minuten nach Mittag, kommt das Monster, um Conor insgesamt drei Geschichten zu erzählen, deren Kernaussage und Ende anders scheinen als zunächst angenommen. Conor lernt, dass die Dinge oft anders sind als sie auf den ersten Blick scheinen und dass die Wahrheit nicht immer schön ist. Jede dieser Geschichten führt Conor Stück für Stück näher an seinen persönlichen Albtraum, sein tiefstes Geheimnis, an die letzte, vierte Geschichte, die Conor selber erzählen und an deren Ende er sich seiner Schuld stellen muss, die eigentlich keine Schuld ist, deren Last ihn aber zu erdrücken droht.


    Patrick Ness erzählt in Sieben Minuten nach Mitternacht eine Geschichte über das Sterben, über das nicht Wahrhaben wollen, das Verdrängen und das einerseits nicht loslassen können und andererseits doch loslassen wollen. Den Zwiespalt zwischen dem Wunsch, den geliebten Menschen zu behalten und dem Wunsch, dass der Tod schnell kommt. Es ist eine Geschichte, die unter die Haut geht und beim Lesen oft für Momente sorgt, in denen man denkt: genauso ist es. Gerade Menschen, die einen lieben Angehörigen auf dem letzten Weg begleitet haben oder begleiten, dürften sich in Conors Gefühlswelt mehr als einmal wiederfinden. Auch Conors Umfeld erkennt man wieder: Die Sprachlosigkeit, weil jedes tröstende Wort irgendwie schal klingt, die falsche Rücksicht, die genommen wird, weil man denjenigen, dem der Verlust bevor steht, in Watte packt, alles von ihm fernhält, obwohl derjenige das eigentlich gar nicht möchte. So geht es auch Conor, der für seine Schulkameraden und Lehrer unsichtbar wird, weil keiner weiß, wie er mit Conors Situation umgehen soll. Conor wählt schließlich eines der schlechtesten Mittel und holt zu einem Rundumschlag aus, aber selbst der bleibt ungestraft, was Conor in noch tiefere Verzweiflung treibt, denn Conor will wahrgenommen werden. Conor will gesehen und normal behandelt werden. Hier lag auch für mich eine der zentralen Botschaften, die Patrick Ness den Lesern vermitteln will: zieht Euch nicht zurück, lasst den Menschen, der eine schwierige Lebenssituation hat, nicht alleine. Aber es gibt noch eine zweite Botschaft, die Ness vermitteln will, die der geneigte Leser sich aber selber erschließen muss, da ich sonst das Ende des Buches verraten müsste. Diese zweite Botschaft fand ich immens wichtig, denn auch darin werden sich Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind wie Conor, garantiert wiederfinden.


    Einen Kritikpunkt habe ich doch, der bei mir dann auch zu einem kleinen Abzug der Gesamtwertung führt. Es ergibt sich in dem Buch eine Situation, in der Conor einen Mitschüler körperlich stark verletzt und dies wird von niemandem auch nur in der geringsten Form geahndet. Von einem Jugendbuch, dass für mich ganz eindeutig Botschaften vermitteln möchte, erwarte ich zumindest die Botschaft, dass Schläge und Zerstörung keine Probleme lösen und obendrein immer Konsequenzen haben.


    Insgesamt hat Patrick Ness, der hier das Werk, das von Siobhan Dowd begonnen wurde, fortgeführt hat, aber ein wunderbares Buch über den schwierigen Umgang mit dem Tod geschrieben, das durch Zeichnungen von Jim Kay passend illustriert wurde.

  • Es ist genau sieben Minuten nach Mitternacht als das Monster Conor erscheint. Dennoch hat Conor keine Angst. Angst hat er nur vor dem Monster in seinem Albtraum, den er seit der Krebsbehandlung seiner Mutter immer wieder hat.
    Das Monster, das Conor erscheint, wird ihm nun drei Geschichten erzählen und danach muss sich Conor der Wahrheit stellen und seine eigene Geschichte erzählen. Dabei wird er vom Monster in die tiefsten Tiefen seiner Seele gezogen und muss sich seinen Albtraum und seiner größten Angst stellen. Nur dann ist Conor wirklich frei.
    Nach dem Krebstod der Autorin Siobhan Dowd hat ihr Kollege Patrick Ness die Geschichte von Conor in „Sieben Minuten nach Mitternacht“ basierend auf Dowds Idee umgesetzt und erschuf damit ein Buch von unglaublich packender und tiefberührender Wirkung, dass es nur schwer in Worte zu fassen ist.
    Die Thematik des Buches ist durchaus harter Tobak und die Atmosphäre der Geschichte passt sehr zum Thema. Beklemmend, traurig und nachdenklich machend wird sie von düsteren und zugleich gelungenen Zeichnungen unterlegt, die ebenfalls mit Geschichte und Thematik stimmig sind.
    Die Charaktere sind auch sehr eigen und Conor, der mit der Krebserkrankung seiner Mutter klarkommen muss, ist eine – in meinen Augen – starke Persönlichkeit, da er in seinen jungen Jahren mit einem derartigen Schicksalsschlag klarkommen muss. In „Sieben Minuten nach Mitternacht“ wird dieser Kampf auch mit sich selbst gut und glaubhaft dargestellt. Conors Verzweiflung ist deutlich spürbar und sein Schicksal hat mich sehr berührt.
    Das Ende ist wie es vielleicht zu erwarten war. Aber nur dieses Ende passt und alles andere wäre wohl unglaubwürdig oder gar kitschig gewesen.
    „Sieben Minuten nach Mitternacht“ wurde von Ness gelungen umgesetzt und Siobhan Dowd wäre sicher zufrieden damit gewesen.
    Ein Buch, das mit einem wunderschönen Schreibstil und phantastischen Ideen aufwartet, das tiefberührend und nüchtern zugleich geschildert ist. Ein Buch mit einem tiefen Sog, glaubhaften Charakteren und der Botschaft (für mich), dass man sein Leben so gut es geht genießen und leben muss, da es schneller vorbei sein kann als man denkt und nichts (auch kein Monster) etwas dagegen machen kann.
    Kurz: Ein mehr als lesenswertes Buch!


    5 von 5 Sternen!

  • Zu Beginn habe ich mich mit diesem Buch etwas schwer getan. Ich hatte Probleme, mich in die Geschichte einzufinden, sie zu durchschauen und zu verstehen, worum es eigentlich geht, denn die Grenzen zwischen Fantasie und Realität sind nicht klar gezogen. Auch wird erst langsam, mit dem Fortschreiten der Geschichte, klar, was überhaupt in Conors Leben los ist, auch wenn man von Anfang eine gewisse Vorahnung hat.


    Die Stimmung des Buches ist düster, beinahe schon dunkel, und wird durch diverse Schwarzweißzeichnungen noch verstärkt. Diese sind jedoch sehr schön, mit viel Liebe zum Detail, und eine wundervolle Ergänzung zur Geschichte.


    „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist kein einfaches Buch, und das nicht nur wegen seiner ernsten Thematik. Auch der Schreibstil des Autors ist ein wenig kompliziert und lässt viel Spielraum für Interpretationen. Klare Worte findet man selten, das Meiste wird nur angedeutet und der Leser muss sich selbst seinen Teil dazu denken. Dadurch wird die Lektüre dieses Buches sicherlich anspruchsvoller, was gerade bei jüngeren Lesern zu Verwirrung oder Unverständnis führen könnte. Wer es jedoch versteht, dem eröffnet sich eine wunderschöne, zu Herzen gehende Geschichte. Man muss das Buch zu Ende lesen und dann als Ganzes betrachten, um sie zu finden, aber sie ist da und wartet nur darauf, entdeckt zu werden.


    Als kleinen Kritikpunkt könnte man das stellenweise „Schubladendenken“ des Autors anführen, dem besonders Conor und Stephanie, die zweite Frau von Conors Vater, zum Opfer fallen. Stephanie ist die typische böse Stiefmutter, die alles tut, um ihren Mann von seiner „alten“ Familie fernzuhalten, obwohl sein Sohn ihn dringend braucht. Und Conor kann Mist bauen, so viel er will, er hat immer den Mitleids- Bonus und bekommt keine Konsequenzen zu spüren. Ansonsten hat mir „Sieben Minuten nach Mitternacht“ nach den anfänglichen Schwierigkeiten aber sehr gut gefallen. Dieses Buch ist wirklich etwas Besonderes!

  • Ein wirklich beeindruckendes Buch, dass ich in kurzer Zeit gelesen habe. Wie Eskalina schreibt, könnte ich mir vorstellen, solch ein Monster auch einmal zu rufen. Ich kann mich den positiven Stimmen nur anschließen.

  • Ich bin noch völlig überwältigt..................
    Ich habe das Buch heute nachmittag in einem Rutsch durchgelesen und kann nur sagen: absolut gigantisch. So ehrlich, so echt, .......Conors Gefühle und die seiner Umgebung sind sowas von realistisch beschrieben und umgesetzt.


    Irgendwer hatte hier mal geschrieben das Conor Mist bauen kann wieviel er will und dann Mitleids-Bonus hätte..... das hab ich null so empfunden. Im Gegenteil hab ich gerade in diesen Momenten seine Umwelt als besonders ..... kühl, selber hilflos und daher eher falsch reagierend empfunden.
    Vielleicht liegt es daran, das ich jemanden kenne, der nach schlimmen Erlebnissen und Trauer aus lauter Hilflosigkeit sozusagen "an die Wand gehauen" hat und mal Kleinholz machte....... (was mit viel Geduld und Hilfe wieder hinbekommen wurde, und er lernte das diese Art Wut im Grunde nur eines sind : nicht zugelassene Tränen"). Als die Oma wiederkam und das zerlegte Zimmer sah und den Jungen dazwischen aus dem es - irgendwo endlich - mal irgendwie rausgebrochen war........ ich hatte gehofft sie schnappt ihn sich und nimmt ihn einfach in den ARm. Stattdessen ging sie raus und ließ ihn noch einsamer zurück, als er eh schon war, durch die Mauern aus denen er selbst nicht rauskam. Aber das kann man auch verstehen .... schliesslich geht es ihr selber zu dem Zeitpunkt absolut dreckig.
    Die neue Frau des Vaters finde ich auch grauenhaft, aber ..... solche Weiber gibts leider zu hauf. Und leider auch Typen, die sich da von ihr eben Vorschriften machen lassen, mehr für die neue Familie da sind, als für die Kinder, die sie zurückgelassen haben. Ist leider so...
    Das Ende kann man nur als hoffnungsvoll bezeichen. Ich bin mir sicher - jetzt wo der Knoten geplatzt ist, werden sich Oma und Enkel mehr als annähern und ebenso Lily, die Freundin, des Jungen. Das wird - langsam .... aber es wird werden.Das Buch hat mich sehr mitgerissen - die düsteren Bilder trugen noch dazu bei mich in den Bann zu ziehen. Es war ein sooo ehrlicher, tiefer Blick in eine Seele...... ich sag einfach nur DANKE dafür.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

  • Inhalt
    Das Monster erscheint um sieben Minuten nach Mitternacht, denn Conor erwacht jede Nacht aus einem quälenden Albtraum, der mit der Krankheit seiner Mutter zusammenhängt. Das Monster, das die Gestalt der Eibe im Garten hinter Conors Haus angenommen hat, ist gekommen, um dem 13-jährigen zu helfen. Dazu erzählt es dem Jungen drei Geschichten...


    Meine Meinung
    "Sieben Minuten nach Mitternacht" habe ich mir aufgrund vieler begeisterter Rezensionen gekauft, was ich im Nachhinein ein wenig bereue - denn € 17,00 für 216 Seiten ist schon ein stolzer Preis, auch wenn das Buch mit einer tollen Aufmachung aufwartet! Dieser Roman handelt von Leben & Tod und wie man mit unheilbarer Krankheit umgehen kann.


    Der 13-jährige Conor O´Malley führt ein anderes Leben als Gleichaltrige: Da seine Mutter schwer krank ist und sich deshalb oft schlapp fühlt, erledigt Conor den Haushalt und kümmert sich um die Mutter. Der Vater hat die Familie schon vor Jahren verlassen und in Amerika mit Stephanie eine neue Familie gegründet, wobei die Stiefmutter alles tut, um den Vater von Conor fernzuhalten - nun sind nur mehr Conor, seine Mutter und deren Mutter, die ihr eigenes Leben lebt, übrig. In der Schule läuft es auch nicht besonders gut und dann erscheint Conor, der sieben Minuten nach Mitternacht aus einem schrecklichen Albtraum erwacht, ein Monster, das wie die Eibe im Garten aussieht... Patrick Ness verrät für meine Begriffe viel zu wenig über die Protagonisten. Die Krankheit von Conors Mutter wird nie genau definiert, man weiß nicht, wie die O´Malleys davor gelebt haben und bis auf Conor und Stephanie werden die anderen Hauptpersonen nur mit "Mutter", "Vater" oder "Großmutter" angesprochen. Außerdem wird Stephanie sehr in das Klischee "böse Stiefmutter" gepresst, auch wenn sie gar nicht persönlich in Erscheinung tritt. Und Conor "der arme Junge" kann anstellen was er will, ohne dafür Konsequenzen tragen zu müssen. Obwohl das Schicksal von Conor und seiner Mutter tragisch ist und mir der Junge leid getan hat, konnte ich mich leider nicht in die Hauptperson einfühlen...


    "Sieben Minuten nach Mitternacht" ist ein Jugendbuch mit einer bedrückenden, düsteren Atmosphäre, wobei die Illustrationen diesen Eindruck noch unterstreichen und ich mich während des Lesens oft sehr unbehaglich gefühlt habe. Da möchte ich nicht wissen, wie jugendliche Leser diese Geschichte empfinden, wenn es mir als Erwachsener schon so geht. Teilweise hätte ich dieses Werk am liebsten beiseitegelegt, mich dann aber doch durchgekämpft... Conor, der die Geschehnisse aus seiner Sicht erzählt, trägt eine schwere Last mit sich herum. Denn neben den Haushaltsdingen beschäftigt sich der Junge mit der Krankheit seiner Mutter und lauscht jede Nacht den Erzählungen des Monsters, die die harte Realität wiederspiegeln. Allerdings kann ich den Hype um dieses dünne Büchlein nicht ganz verstehen. Liegt es vielleicht daran, dass Patrick Ness die Idee von Siobhan Dowd, die leider an Krebs verstorben ist, in einem Roman verarbeitet hat? Abschließend noch sagen, dass "Sieben Minuten nach Mitternacht" nicht für mich gemacht ist und mich richtiggehend stimmungsmäßig runtergezogen hat, auch wenn der Schreibstil von Patrick Ness durchaus bildhaft und flüssig ist, wodurch sich das Jugendbuch schnell lesen lässt.


    Fazit"Sieben Minuten nach Mitternacht" hat es leider nicht geschafft, mich zu begeistern oder mich zu Tränen zu rühren. Dazu ist mir die Geschichte von Conor viel zu bedrückend, auch wenn sie zum Nachdenken anregt und von einem flüssigen Schreibstil zeugt. Dafür gibt es traurig machende 4 Punkte.

  • Als ich im letzten Jahr "Sieben Minuten nach Mitternacht" entdeckt habe, war für mich von Anfang an klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Da mich das Cover, die Illustrationen und die Kurzbeschreibung enorm begeistert haben, habe ich hier eine einfühlsame und erschütternde Geschichte erwartet, doch Pustekuchen! Bereits nach den ersten zwanzig Seiten habe ich gemerkt, dass hier etwas nicht stimmt. Obwohl die Geschichte recht schnell beginnt, konnte sie mich von Anfang an nicht für sich gewinnen, viel mehr wurde ich nach jeder Seite ein bisschen skeptischer.
    Im Prinzip hat "Sieben Minuten nach Mitternacht" auf den ersten Blick alles, was ein gutes Buch ausmacht: Eine gut gemachte Kurzbeschreibung, eine versprochene düstere Handlung, einen halbwegs sympathischen Protagonisten und gute Illustration. Allerdings ist dieser erste Eindruck schnell verflogen, denn weder die Kurzbeschreibung, noch der Hauptcharakter Conor konnten überzeugen.


    Die Idee, dass ein Monster für psychische Probleme steht, finde ich auf den ersten Blick plausibel, besonders wenn man das Alter des Protagonisten bedenkt, allerdings ist die Idee alles andere als neu und nur mittelmäßig umgesetzt worden. Dafür sind die Charaktere hier aber auch um einiges authentischer als in anderen Büchern, was wiederum einen Pluspunkt bringt.
    Man merkt Conor schnell an, dass er anders ist, als andere Jungs in seinem Alter. Während andere vor dem Monster geflohen wären, setzt sich Conor mit diesem auseinander und zeigt keinerlei Furcht, was er diesem auch direkt klar macht. Gleichzeitig ist aber auch schnell klar, dass Conor Dinge erleiden musste, für die er nichts kann und die tief in seiner Seele festsitzen. Er wurde mir schnell sympathisch, eine Verbindung konnte ich zu ihm allerdings nicht aufbauen, da er mir dafür trotz der brisanten Thematik zu farblos blieb. Seine Gedanken sind wirr - mal sind sie sehr tiefgründig und werden lang und breit erklärt, dann wiederum werden sie nur sehr oberflächlich angeschnitten, hier hat mir ein klares Mittelmaß gefehlt.


    Wirklich schön ist jedoch das Cover, dass eine gewisse Melancholie ausstrahlt. Warum es hier allerdings noch eine Erwachsenenausgabe gibt, ist mir schleierhaft, denn dieses Buch würde ich nicht direkt als Jugendbuch bezeichnen - auch wenn der Protagonist ein Jugendlicher ist. Auch die Illustrationen sind gut gelungen und drücken Situationen und Gefühle gut aus und sorgen für eine düstere Stimmung. Besonders gut gefiel mir daran, dass die Zeichnungen oftmals wirr und unsauber gezeichnet wurden, was sehr gut zu Conors Seelenleben passt.


    Insgesamt konnte mich "Sieben Minuten nach Mitternacht" trotz einer guten Thematik und vielen Erwartungen nicht komplett von sich überzeugen. Zwar hat dieses Buch alles, was ein gutes Buch ausmacht, allerdings sind die nötigen Emotionen vollkommen an mir vorbeigegangen. Wer sich mit den Abgründen der Seele beschäftigen möchte, ist bei diesem Buch mit Sicherheit gut aufgehoben - ich war es leider nicht.


    2/5

  • Das Monster erscheint sieben Minuten nach Mitternacht. Aber es ist nicht das Monster, das Conor fürchtet. Was er eigentlich fürchtet, ist jener monströse Albtraum, der ihn jede Nacht quält, seit seine Mutter ihre Behandlung begann. Dieser Traum, in dessen Herzen tiefstes Dunkel herrscht und wo im Abgrund ein Albtraumwesen lauert, bis dann ein Schrei die Nacht zerreißt …


    Das Monster aber, das scheinbar im Garten hinter Conors Haus lebt, verkörpert etwas völlig anderes. Es ist uralt, wild und weise – es ist das Leben selbst. Und es ist gekommen, um Conor zu helfen. Doch auf welchen Weg Conor sich mit seinem gigantischen Freund begeben wird, ahnt er nicht. Er wird ihn hinab in die tiefsten Tiefen seiner Seele führen, er wird ihn in seinen Albtraum begleiten und dann wird er ihm das Gefährlichste überhaupt abverlangen: die ganze Wahrheit. Denn nur wenn Conor sich dieser stellt, wird er das wahre Wesen des Lebens erkennen …
    In dieser sehr poetischen Geschichte von Patrick Ness kommt die Dramatik nicht zu kurz. Nach und nach ergründet sich der wahre Grund für das Erscheinen des Monsters und dieser ist sehr, sehr traurig, sodass Tränen durchaus kommen können, vorallem wenn man im passenden Gemütszustand ist oder sich in einer ähnlichen Situation befindet. Die Gefühle wurden perfekt transportiert und schaffen eine melancholische und sehr anrührende düstere Stimmung, die vielleicht für jüngere Leser nicht direkt geeignet ist. Alles wird komplett authentisch und dramaturgisch perfekt erzählt und es ist leicht sich in dieser Geschichte zu verlieren und Conors Leid mitzufühlen. Am Ende vermittelt Patrick Ness dem Leser u.a. die Botschaft, loslassen zu können.


    Conor wurde perfekt in seiner Gefühlswelt und in allem was damit einhergeht charakterisiert und dargestellt.


    Durch die poetische Sprache des Autors entsteht eine sehr düstere Stimmung,die gut und flüssig zu lesen ist.


    Das Cover ist sehr eindrucksvoll gestaltet, genau so wie die Schwarz-weiß Zeichnungen im Innenteil.


    Fazit: Ein poetisches Werk über das Leben und den Tod, sowie der Botschaft loszulassen, wenn es an der Zeit ist. Sehr bewegend und anrührend.

  • OT: A monster calls
    Erschienen (Original) 2011, deutsch 2011
    214 Seiten
    Übersetzung: Bettina Abarbanell
    Illustrationen Jim Kay


    Kurzbeschreibung:


    Zwei große Erzähler – eine Geschichte, die den Tod in seine Schranken weist


    Das Monster erscheint sieben Minuten nach Mitternacht. Aber es ist nicht das Monster, das Conor fürchtet. Was er eigentlich fürchtet, ist jener monströse Albtraum, der ihn jede Nacht quält, seit seine Mutter ihre Behandlung begann. Dieser Traum, in dessen Herzen tiefstes Dunkel herrscht und wo im Abgrund ein Albtraumwesen lauert, bis dann ein Schrei die Nacht zerreißt …


    Das Monster aber, das scheinbar im Garten hinter Conors Haus lebt, verkörpert etwas völlig anderes. Es ist uralt, wild und weise – es ist das Leben selbst. Und es ist gekommen, um Conor zu helfen. Doch auf welchen Weg Conor sich mit seinem gigantischen Freund begeben wird, ahnt er nicht. Er wird ihn hinab in die tiefsten Tiefen seiner Seele führen, er wird ihn in seinen Albtraum begleiten und dann wird er ihm das Gefährlichste überhaupt abverlangen: die ganze Wahrheit. Denn nur wenn Conor sich dieser stellt, wird er das wahre Wesen des Lebens erkennen …


    Über den Autor:


    Patrick Ness wuchs in den Vereinigten Staaten und auf Hawaii auf. Seit Ende der 90er-Jahre lebt er in London und ist dort als Literaturkritiker für die Tageszeitung The Guardian tätig. Für seine Kinder- und Jugendbücher wurde er mehrfach ausgezeichnet, er gewann unter anderem den renommierten Costa Children's Book Award und war auf der Auswahlliste für die Carnegie Medal.


    In »Sieben Minuten nach Mitternacht« schreibt Patrick Ness eine Idee seiner mit der Carnegie Medal und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Schriftstellerkollegin Siobhan Dowd weiter. Ihr früher, tragischer Krebstod verhinderte die Umsetzung ihrer Idee in eine eigene Geschichte.


    Siobhan Dowd, in London geboren, stammte aus County Waterford, Irland, und verbrachte dort einen großen Teil ihrer Kindheit. Nach der Schulzeit in London studierte sie in Oxford und begann dort als Redakteurin für PEN International und als freischaffende Autorin zu arbeiten. Bereits ihr Debutroman kam auf die Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises, für ihr drittes Jugendbuch wurde sie mit Carnegie Medal ausgezeichnet. Nach schwerer Krankheit erlag Siobhan Dowd 2007 ihrem Krebsleiden.


    Meine Meinung:


    Bisher gibt es zu diesem Buch anscheinend nur Eulen, die es gehört und nicht gelesen haben.Hörbuch.


    Die Illustrationen von Jim Kay sind aber unbedingt wichtiger Bestandteil des Buches. Deshalb kann ich nur empfehlen es zu lesen, zu betrachten. Das Buch erzählt die Geschichte des Lebens eines kleinen Jungen, der glücklich mit seiner Mutter alleine lebte und nun sich mit der schweren Erkrankung, mit dem schweren Leiden seiner Mutter auseinandersetzen muss. Er leidet, unter sich selbst und unter seiner Umwelt. Alle packen ihn in Watte, was er gar nicht will, seine Freundin aus ewigen Zeiten macht er durch ihre Verbreitung der Geschichte seiner Mutter als Verräterin für eine Situation verantwortlich. Alle LEhrr und Mitschüler sehen geradezu durch ihn hindurch, da freut er sich geradezu von Schulkameraden gemobbt zu werden. Er muss die ganzen Erlebnisse selbst verarbeiten und tut dies über Träume und Albträume, die absolut brilliant und glaubwürdig erzählt werden.


    Eine absolute Leseempfehlung.

  • Originaltitel: A monster calls
    Aus dem Englischen übersetzt von Bettina Abarbanell
    Goldmann Verlag
    ISBN-13: 9783442312801
    ISBN-10: 3442312809
    Jugendbuch (ab 12 Jahre)
    1. Auflage 2011
    Illustration: Jim Kay
    Hardcover mit Schutzumschlag, 216 Seiten
    [D] 16,99 €


    Verlagsseite http://www.cbj-verlag.de
    Autorenseite (englisch) http://www.patrickness.com/index.html


    Die 1960 geborene irisch-britische Autorin Siobhan Dowd verstarb 2007 nach dreijähriger Krankheit an Brustkrebs. Dowd kam erst spät zum Schreiben. Ihre drei zu Lebzeiten veröffentlichen Romane (A swift pure cry/Ein reiner Schrei, The London Eye Mystery/ Der Junge, der sich in Luft auflöste und Bog Child/Anfang und Ende allen Kummers ist dieser Ort) wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Solace of the Road/Auf der anderen Seite des Meeres konnte erst nach ihrem Tod veröffentlicht werden. Doch der Roman war genauso lebendig und packend wie seine Vorgänger. Ihr fünftes Werk konnte sie nicht mehr vollenden. Doch es gab bereits ein detailliertes Exposé, einen Anfang, die Figuren. Aus diesem Romanfragmenten schuf dann der 1971 geborene US-amerikanische Autor Patrick Ness A monster calls, dessen deutsche Übersetzung Sieben Minuten nach Mitternacht mit wunderbaren Illustrationen von Jim Kay gerade vor mir liegt.


    Mit diesem Buch gelang ihm - posthum, und obwohl er nie persönlich auf Dowd traf - eine wundervolle Gemeinschaftsarbeit. Der Roman passt nicht nur zu Dowds Schreibstil, ist also ebenfalls aufrüttelnd, lebendig, einfühlsam und berührend geschrieben. Er ist darüber hinaus ein würdiger Abschluss der Idee der wunderbaren, viel zu früh verstorbenen Autorin. Ness, der bisher mit seinen ebenfalls preisgekrönten SF-Romanen für Jugendliche von sich reden machte, überzeugt mit diesem Roman und erhielt sowohl die Carnegie Medal wie auch den Deutschen Jugendliteraturpreis.


    In Sieben Minuten nach Mitternacht geht es um Conor. Die Mutter des 13Jährigen unterzieht sich gerade erneut einer Krebsbehandlung, doch es ist abzusehen, dass sie den Kampf gegen ihre Krankheit nicht gewinnen kann. Sein Vater lebt in Amerika, hat eine neue Familie gegründet.


    Gleich eingangs wird klar, wie schwach Conors Mutter bereits ist. Und wie schwer die Situation für Conor sein muss, der ihren sukzessiven Verfall aus nächster Nähe miterlebt. Er liebt seine Mutter über alles und möchte sie nicht verlieren. Deshalb klammert er sich verständlicherweise an die kleinsten Strohhalme der Hoffnung, redet sich selbst gut zu und vieles schön. Da er jedoch weiß, wie sehr seine Mutter sich quälen muss, fühlt er sich schuldig, weil er sie nicht loslassen kann. Unbewusst ist ihm längst klar, dass der Kampf verloren ist. Bewusst lässt er dieses Denken jedoch nicht zu und fühlt sich noch schuldiger, wenn er sich und ihr wünscht, dass sie endlich sterben darf.


    Der Kummer, der ihn erfüllt, während er hilflos beobachten muss, wie seine Mutter von Tag zu Tag schwächer wird und das Wissen um den baldigen Verlust nehmen ihm den Atem. Tagsüber wird er immer unberechenbarer, worauf jedoch niemand strafend reagiert, wie er sich das eigentlich wünscht. Alle nehmen Rücksicht auf ihn. Nur in seinen Träumen nimmt der Tod seiner Mutter - seine größte Angst, der gleichzeitig auch sein größter Wunsch ist - Gestalt an. Dann entgleitet sie ihm. Stürzt ab, weil er sie nicht mehr halten kann. Dieser monströse Albtraum lässt ihn Nacht für Nacht panisch und schweißgebadet Sieben Minuten nach Mitternacht hochschrecken. Er kann sich niemandem anvertrauen. Und dann nimmt ein ganz anderes Monster Gestalt an und drängt in sein Leben. Eine Eibe vom Friedhof verwandelt sich um Sieben Minuten nach Mitternacht.


    Zitat

    „Wer ich bin?“, wiederholte das Monster, immer noch brüllend. „Ich bin das Rückgrat, auf dem die Berge ruhen! Ich bin die Tränen, die die Flüsse weinen! Ich bin die Lunge, die den Wind atmet! … Es sah Conor direkt in die Augen. „Ich bin die wilde Erde selbst, und ich bin deinetwegen hier, Conor O´Malley.“


    So schrecklich das Monster auch ist, Conor fürchtet sich nicht vor ihm. Es erzählt ihm drei Geschichten und will dann als vierte Conors Wahrheit von ihm hören. Eine Wahrheit die Conor schmerzt und LeserInnen zu Tränen rührt, egal ob es sich um das jugendliche Zielpublikum oder jemanden wie mich handelt, die etliche Jahre davon entfernt ist. Denn das Monster kennt seine größte Angst und seinen innigsten Wunsch, für den er sich selbst hasst.


    Das Buch ist temporeich und beschreibt den Alltag des Jungen. Es enthält neben dem thematisch ernsten, überaus emphatisch umgesetzten Teil auch humorvolle Streitgespräche zwischen Conor und der Monster-Eibe. Im Gegensatz zu allen anderen packt sie ihn nicht in Watte. Trotzdem fühlt sich Conor nicht im geringsten von ihr eingeschüchtert, geht teils sehr respektlos mit dem riesigen Baum um, sieht er doch die Geschichten als unsinnig an. Doch sie haben einen tieferen Sinn, der sich gegen Ende offenbart. Sie zeigen nicht nur, dass gut und böse willkürliche Begriffsdefinitionen sind. Sie lehren Conor auch, dass er seine Gefühle zulassen muss, um von seiner Mutter Abschied nehmen zu können.


    Das alles beschreibt Ness voller Symbolkraft in einer klaren, bildhaften Sprache und webt so eine authentische Atmosphäre. Diese ist teils unheimlich aber niemals so bedrohlich, dass man das Buch weglegen möchte. Trotz des fantastischen Elements lässt sie keinen Raum für Fantasie im Hinblick auf die gegebene Situation. Ness beschreibt diese schnörkellos und ohne Beschönigungen. Erschafft lebendige Charaktere wie Conor, der trotz seiner Hilflosigkeit stark ist. Auf jeder Seite fühlt man sich mitten darin, direkt neben dem Jungen; bis Ness voller Emotionen aber gänzlich unsentimental Conor Sieben Minuten nach Mitternacht die letzten Momente mit seiner Mutter erleben lässt. Unterstützt wird das so entstehende Kopfkino durch die Illustrationen von Kay, die schwarz-weiß gehalten, perfekt dazupassen.


    Obwohl früh klar ist, dass der Tod über das physische Leben von Conors Mutter siegen wird, das Buch also Trauer, Wut und Hilflosigkeit thematisiert, plädiert es noch weitaus mehr für das Leben. Lässt Liebe und Verständnis nicht außen vor. Vor allem jedoch spricht Ness direkt an, was in unserer Gesellschaft gerne verdrängt wird. Was uns sprachlos und hilfslos macht.


    Fazit: :lesend :lesend :lesend :lesend :lesend


    Kein leichtes Buch, das man einfach so nebenbei lesen kann oder sollte, dazu ist es zu sehr an die Realität angelehnt. Sieben Minuten nach Mitternacht ist jedoch eine gelungene Umsetzung eines schwierigen Themas und durchaus eine symbolträchtige Hilfestellung für real vergleichbare Situationen. Was die jugendliche Zielgruppe betrifft: Ja, es ist für sie geeignet, allerdings würde ich sie nicht mit diesem Buch alleine lassen, da ich denke, dass Gespräche dazu sinnvoll wären. Darüber hinaus ist es jedoch auch für ältere LeserInnen lesenswert. Eine unendlich traurige, zeitlose Geschichte die tief berührt und nachdenklich macht. Eine, die man nicht so einfach vergessen kann und sollte. Ein wunderbares Buch, trotz der darin enthaltenen Tragik, dem ich fünf von fünf Sternen geben möchte.


    Copyright ©, 2012 Antje Jürgens (AJ)

    Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.
    Mark Twain

  • "Das Monster tauchte kurz nach Mitternacht auf. Wie das bei Monstern eben üblich ist."
    Diese ersten beiden Sätze haben mich sofort in Beschlag genommen. Bei manchen Büchern braucht es eine gewisse Zeit um warm zu werden, oder man entbrennt dafür irgendwann im ersten Kapitel. Ich weiß nicht, ob es an der kurzen und prägnanten Weise liegt, wie diese Geschichte eingeläutet wird, unter dem Motto "weniger ist mehr", oder ob es daran liegt, dass ich tief in meinem Inneren manchmal noch Kind bin und diese beiden kurzen Sätze etwas anklingen lassen, dass mich daran erinnert, aber dieses Buch ist ein großartiges Kunstwerk.
    Stimmungsvoll Illustriert von Jim Kay, ist die Geschichte nicht nur ein Erlebnis für die Augen, sondern auch für die Seele.


    Conor erwacht, denn ein Monster ruft seinen Namen. Es ist nicht irgendein Monster, es ist die Eibe vom Friedhof gegenüber. Der grüne Mann ist gekommen um Conor Geschichten zu erzählen, die ihm Helfen sollen seine größte Angst zu erkennen und überwinden. Conors Mutter ist sehr krank. Er weiß das, doch seine Hoffnung scheint unerschütterlich. Er ist ein guter Junge. Gerade mal dreizehn Jahre alt, hilft er seiner Mutter wo er kann und lässt für sie seine Probleme mit der Schule und den Freunden, die er nicht mehr hat, vor der Haustür. Doch dann, trotz allem was er tut und trotz der Tatsache, dass er für sich und seine Mutter sorgt, steht eines Tages seine Großmutter vor der Tür. Nicht die Art von Oma, die man sich vorstellt. Rundlich, mit Keksen in der Hand und einem netten Lächeln im Gesicht. Nein. Diese Oma geht noch arbeiten, hält sich fit und ist wie ein strenger Vorgesetzter.
    Ein Alptraum für Conor, aber weniger verwirrend, als die nächtliche Besuche des Monsters um sieben Minuten nach Mitternacht.
    Das Monster wird Conor drei Geschichten erzählen, die nie die Moral zu haben scheinen, die man annimmt. Eine vierte Geschichte jedoch, muss Conor selbst erzählen und wenn es soweit ist, wird er mit seinem schlimmsten Alptraum konfrontiert.
    Diese Geschichte ist auf eine melancholische Weise einfach nur schön. Sie ist in Wort und Bild poetisch und erzählt uns von einer Situation, die man niemandem Wünscht, aber dennoch täglich auf der Welt geschieht.
    Der Band ist in zwei Coverversionen erschienen, für Kinder und Erwachsene. Obwohl "Sieben Minuten nach Mitternacht" als Kinderbuch angedacht war, hat diese Geschichte eine Allgemeingültigkeit, derer sich auch die Großen nicht entziehen können.


    Fambaly meint: Eine wunderbare Geschichte über Ängste, Wut und Trauer.