Was ist Mainstream?

  • In einer anderen Diskussion kam untergeordnet diese Frage auf. Ich habe gemerkt, dass es dazu unterschiedliche Ansichten gibt und ich würde mich freuen, mich euch darüber zu diskutieren.


    Was genau ist Mainstream? Woran macht sich dieser Begriff fest, wie definiert ihr ihn?


    Hier ist die Umschreibung von Wikipedia:


    Der Mainstream (englisch für wörtlich ‚Hauptstrom‘) bzw. Massengeschmack spiegelt den kulturellen Geschmack einer großen Mehrheit wider, im Gegensatz zu Subkulturen oder dem ästhetischen Underground. Der Mainstream ist eine Folge einer Kulturdominanz.


    Hat der Begriff aber nicht eine negative Besetzung, die ihn nicht für alles verwendbar macht?


    Sind Vampir-Romanzen und Bücher von Nobelpreisträgern gleichermaßen Mainstream?


    Ich muss zugeben, ich grüble, ob es eine klare Definition überhaupt geben kann.

  • Meine persönliche Definition:


    "Ein Buch muss nicht schlecht sein, nur weil es auf der Bestsellerliste steht, es kann ja nichts dafür." ;-)


    Daraus ist wahrscheinlich zu entnehmen, dass ich mich eher nicht nach Bestsellerlisten => Mainstream orientiere, aber natürlich konsumiere ich auch "Produkte", die man dem Mainstream zuordnen kann, egal aus welche Produktkategorie.



    Auf der Merkliste habe ich dieses Buch, das ganz interessant klingt, es ist mir aber (noch) zu teuer, so dringend muss ich den Mainstream nicht ergründen:


    Frédéric Martel - Mainstream: Wie funktioniert, was allen gefällt


    Kurzbeschreibung


    Wer beherrscht unsere Köpfe und warum? – Eine faszinierende Expedition zu den Mächtigen des Kulturbetriebs


    Avatar, Stieg Larsson, Google, Michael Jackson – wie funktioniert die Kultur der Massen und wer macht sie? Was gefällt allen, überall auf der Welt? Und warum? Es geht in diesem Report über die weltweite Kulturindustrie um ein Billionengeschäft. Es geht aber auch um die Herrschaft über Worte, Bilder, Träume und Weltanschauungen.


    Fünf Jahre reiste der Medienforscher Frédéric Martel auf allen Kontinenten, befragte in 1250 Interviews die Mitwirkenden der Kreativindustrien von 30 Ländern. Auf der Suche nach Gewinnern und Verlierern begleitet ihn der Leser in die Kapitalen des Entertainment, nach Hollywood und Bollywood, zu TV Globo nach Brasilien, zu Sony, Al Jazeera, Televisa, in ägyptische Multiplexkinos, die Kleinstädten gleichen, zu Kellnern in L.A., aus denen Weltstars wurden, und zu Julliard-School-Absolventen, die kellnern. Noch beherrscht Amerika den globalen Markt, doch deutlich dringt aus den Medienkonzernen in Mumbai, Shanghai, Seoul, Rio und Dubai der Schlachtruf: »Wir haben ein Milliardenpublikum, wir haben Geld, wir werden es Hollywood zeigen.« Dagegen spielen europäische Filme, Bücher, Musik eine immer geringere Rolle, da wir in Europa unsere elitäre Position, die auf Massenkultur hinunterschaut, nicht aufgeben wollen. Wir brauchen uns daher nicht zu wundern, wenn wir den Krieg um Werte, Bilder und die Inhalte in den Köpfen der Menschen verlieren.


    Provozierende These: Will Europa ein internationaler Player sein, braucht es mehr Mainstream.



    .

  • Hallo Rosha,


    vielleicht bietet Wikipedias Definition einen ersten Ansatz: http://de.wikipedia.org/wiki/Mainstream


    Dann kann ich das untenstehende Buch zum Thema empfehlen, aus dem bedauerlicherweise nicht zitieren kann, weil ich es mir ausgeliehen und inzwischen zurückgegeben habe.
    Hans-Dieter Gelfert beschäftigt sich unter anderem auch mit dem Phänomen "Mainstream" in der Literatur und liefert plausible Erklärungen dafür, was ein Buch zu einem Verkaufsschlager macht.

  • Zitat

    Original von Uta
    Meine persönliche Definition:


    "Ein Buch muss nicht schlecht sein, nur weil es auf der Bestsellerliste steht, es kann ja nichts dafür." ;-)


    .


    Das ist auch so eine Frage: Ist Mainstream gleichbedeutend mit qualitativ minderwertiger? Bei vielen habe ich den Eindruck, dass sie das so sehen.


    Ich lese schon einiges, das auf Bestsellerlisten steht, fühle mich aber nicht so, dass ich jedem Trend hinterher hetzen würde.


    Aber kann man z. B. John Irving als Mainstream bezeichnen, nur weil er von relativ vielen gelesen wird? Sind dann die "Buddenbrocks" auch Mainstream? Oder gelten nur solche Sachen wie Vampir-Romanzen und Verschwörungshteoriethriller als Mainstream?

  • @ Salonlöwin


    Das Buch von Gelfert hatte ich auch schon mal aus der Bücherei ausgeliehen. D A S ist mit Sicherheit kein Buch, das dem Mainstream zugeschlagen werden kann. :lache Ich habe es leider als ziemlich trocken und zäh in Erinnerung.


    @ all


    Was sind für euch ganz persönlich Mainstream-Bücher oder -kategorien?


    Ich würde derzeit Regionalkrimis zum Mainstream zählen, ebenso wie skandinavische Thriller/Krimis. Seht ihr das auch so?

  • Original von Uta


    Provozierende These: Will Europa ein internationaler Player sein, braucht es mehr Mainstream.


    Der mainstream ist ganz einfach ein Produkt in die Welt zu setzen, genug Werbung drum zu machen, Bedarf wecken, Bedarf decken, In sein, wenn man es hat.
    Handy, Schuhe, Klamotten und....Bücher. Hast du schon gelesen? Nicht? Au Mensch, du bist ja von gestern....Frust


    Mainstream ist ein reines Marketinginstrument. Man muss nur den ersten Lemming ködern, schon folgen ihm alle. Die Neugier des Menschen wird geschickt gesteuert. Ich kann ja sonst nicht mitreden. Also muss ich....Persil war der Anfang nach dem Krieg.
    Gut, der Vergleich hinkt bei Büchern. Aber es funktioniert genauso. Rowling hat es vorgemacht. Da wurde die Jugend als Mainstream aufgewiegelt um die Eltern als Käufer zu nerven. Ein riesiges Merchandising wurde drum herum gebaut und hatte Erfolg.


    Mit der Forderung, Europa brauche mehr mainstream, laufen wir ins Leere.
    Dazu ist unsere Literaturszene zu klein, zu verkrustet und zu konservativ. Sie fühlt sich immernoch als die Erben Gutenbergs. Nur der Profit zählt. Nicht der Wagemut eines Rowohlts. Das ist im Schleier des....das will der Leser doch nicht mehr....untergegangen.


    Dabei weiß kein Verlag der Welt, was der Leser (wer ist das überhaupt) will.
    Also, lieber Leser, da du das nicht weißt, dann erzählen wir es dir. Wir empfehlen dir....das ist gerade unser Renner.


    Umkehrschluss: Der Leser ist der mainstream (auch provozierend) :anbet


    euer hef

  • Ich glaube, das sieht jeder auf seine Art anders. Die Bestsellerlisten spiegeln schon einen gewissen Mainstream wider, weil sie ja eben die meistverkauften Bücher wiedergeben. Dabei sind immer wieder gewisse Trends zu erkennen, wie z.B. aktuell Vampir-Romane. Zum eigentlichen Mainstream würde ich also Bücher zählen, die von der breiten Masse gelesen werden. Das macht ein Buch aber nicht automatisch "qualitativ minderwertig" (das entscheidet schließlich auch jeder für sich, was er als minderwertig ansieht). Als Mainstream würde ich nicht generell ein bestimmtes Genre sehen, sondern eher Bücherreihen, die plötzlich total "in" sind (z.B. Harry Potter oder die Biss zum...-Reihe).


    Ich persönlich kann nicht sagen, dass ich meine Lektüre nach aktuellen Trends auswähle. Natürlich find ich Bestsellerlisten interessant, einfach, um sich über (neue) Bücher zu informieren und oft gefällt mir auch das ein oder andere Buch. Ich folge aber einem "Mainstream" insofern nicht, als dass ich nicht jeden Trend "mitlese". Habe z.B. bisher keinen einzigen Band der beiden o.g. Reihen gelesen - hat mich bisher einfach nicht interessiert. Meine Lektüre muss schließlich nur mir gefallen und nicht der breiten Masse. ;-)

  • Mainstream ist was die Masse liest. Was das genau ist, kann ich aber nicht sagen, da ich keine Statistiken zur Hand habe und diese mich im Grunde genommen auch nicht interessieren.


    Mainstream beim Sport wäre wohl Fussball, was ich persönlich furchtbar langweilig finde. Halte ich Mainstream aber für schlecht, nur weil es Mainstream ist? Das wär ja Quatsch. Wenn die Mehrheit Reichtum anstrebt, dann gehöre ich hier wieder zum Mainstream.


    Viele halten Mainstream halt für qualitativ wertlos, weil sie selber sich aus der Masse hervorheben möchten. Das gibt's doch überall. Menschen versuchen sich aus der Masse abzuheben, sei es durch Kleidung, Haarschnitt/ -farbe, Fahrzeug, Hobby, Speisenvorlieben...etc. Manche wollen sich halt damit von der Masse abgrenzen, dass sie etwas Ausgefallenes lesen.


    Bestsellerlisten und Mainstream... Vielleicht gibt es ja Leute, die sich nur Bestseller ins Regal stellen, um vorzutäuschen, das sie in sind ohne die Bücher zu lesen. Aber das werden wohl nur so wenige tun, dass man sich trotz derer an den Listen orientieren kann, um zu sehen, was die Masse kauft (und somit wahrscheinlich auch liest).


    Wikipedia.de sagt zum Literatur Nobelpreis: Nobelpreis für Literatur Vergeben von der Schwedischen Akademie an „denjenigen, der in der Literatur das Herausragendste in idealistischer Richtung produziert hat“.
    Ich denke, das sind nicht die meistverkauften Bücher, die da prämiert werden. Sie können im Anschluss, nach Erhalt des Nobelpreises, vielleicht zu Bestsellern werden. Also könnten sie vor Preisvergabe nicht zum Mainstream gehören und anschliessend da reingedrängt werden.

    Es kommt nicht darauf an, woher jemand kommt, sondern wo er hin will.

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  • Ich denke dass Mainstream...


    ...für die Masse leicht zugänglich ist.
    ...für die Masse erforscht ist.
    ...für die Masse in erzieherische Weise konzipiert ist.

    Liebe Grüße



    :lesend
    ...denn gewiss der uns mit solcher Denkkraft schuf, vorauszuschaun und rückwärts, gab uns nicht die Fähigkeit und göttliche Vernunft um ungebraucht in uns zu schimmeln

  • Mainstream bedeutet für mich, dass ein Buch..


    * eine Vielzahl von Leuten anspricht
    * hauptsächlich dafür geschrieben wurde, einen breiten Geschmack zu treffen und hohe Verkaufszahlen zu erreichen ( was nicht zwangsweise negativ sein muss)


    * für eine Vielzahl von Leuten verständlich ist

  • Für mich bedeutet Mainstream ebenfalls etwas, dass Anklang bei einer breiten Masse von Individuen einer Gruppe findet. Dabei halte ich gesetzte Relationen für wichtig. So ist das zumindest halbwegs regelmäßige Lesen von Büchern als Ausübung eines Hobbys (zumindest in meinem Umfeld) eher nicht Mainstream. Dennoch findet man innerhalb der Gruppe der Lesenden Tendenzen zu besonder häufig gelesenen Gengres, Autoren, Büchern... Bücher, die von einem vergleichsweise hohen Prozentsatz der Leser (die man freilich auch wieder aufgliedern kann so man will... zum Beispiel nach Alter, Bildung usw) gelesen werden, sind für mich Mainstream. Der Mainstream erhält also einfach den "Hauptzustrom" (im Vergleich mit anderen Büchern) an Leserinteresse.


    Zitat

    Original von Rosha
    Hat der Begriff aber nicht eine negative Besetzung, die ihn nicht für alles verwendbar macht?


    Ich denke, das ist einfach missverständlich (und ich denke der Aspekt des aus der Masse herausstechen wollens, der bereits erwähnt wurde ist tatsächlich nicht unerheblich hierbei). Für mich hat Mainstream erstmal nichts negatives. Obwohl ich auch viel abseits lese, lese ich auch regelmäßig Bücher, die hohen Anklang bei einer breiteren Leserschaft (zumindest im entsprechenden Gengre) gefunden haben... und oftmals fällt es mir durchaus nicht schwer zu verstehen warum. Bei anderen schon eher, und das sind in der Tat die insbesondere medieninduzierten Mainstreams.
    Dennoch sehe ich es übrigens nicht so, dass Mainstream ein reines Produkt von Vermarktung ist, wie hef es andeutet. Nicht selten entstehen solche Massenphänomene auch als eine Art Selbstläufer... und erst im nachhinein wird versucht daraus Profit zu schlagen und das ganze aufzubauschen, was freilich dann den Effekt verstärkt indem das Produkt einfach einer breiteren Masse bekannt gemacht wird, klar.
    Allerdings kann der Marketingeffekt leider dazu führen, dass auch der größte Mist plötzlich "Mainstream" ist.. man kann sich nicht blind auf die intuitive Formel verlassen: "Was von vielen gelesen wird, muss gut sein, sonst würden es ja nicht so viele lesen" (Ich denke dabei zum Beispiel an Frau Charlotte Roche, die recht viele Leute wohl gelesen haben, nur um sich dann darüber aufzuregen, wie blöd sie das Buch finden... das Buch wurde einfach ziemlich gut ins Gespräch und damit in die öffentliche Aufmerksamkeit gebracht).
    Aber insgesamt ist der Begriff "Mainstream" in meinen Augen zunächst nicht wertend.


    Zitat

    Sind Vampir-Romanzen und Bücher von Nobelpreisträgern gleichermaßen Mainstream?


    Nicht per se. Nur weil ein Buch einen Preis gewonnen hat, heißt das nicht, dass es tatsächlich von einer breiten Masse an Durchschnittlesern (so man die denn als Bezugspunkt heranziehen will) auch gelesen wurde.

  • Ja, mir kommt es tatsächlich vor, als wäre "Mainstream" momentan tatsächlich fast so etwas wie ein Schimpfwort.


    Ich erkläre das mal anhand eines Disputes, den ich ständig mit einem Freund habe. Vor ein paar Wochen haben die Red Hot Chili Peppers ihr neues Album rausgebracht. Nun ist das die Band meiner Jugend, mit dessen Musik ich viel verbinde und der ich mich irgendwie "verbunden" fühle. Es ist so, dass diese Band mal ganz klein angefangen hat, sehr experimentell war und plötzlich einen "Durchbruch" geschafft hat, mit dem sie einen vermeintlichen "Massengeschmack" bedient, d.h Hits hatte und plötzlich im Radio zu hören war. Mein Freund hört sich das neue Album nicht mal mehr an, weil er es als "Mainstream" empfindet. Er urteilt klipp und klar- das was allen idiotischen Radiokonsumenten gefällt, kann und darf mir nicht gefallen und gerät damit auf eine intolerante Schiene, wie ich finde.
    Ich finde auch nicht alles gut, was die Band im Laufe ihrer Geschichte so fabriziert hat, aber ich lehne sie auch nicht ab, nur weil Millionen Menschen sie auch gut finden. Entweder, es gefällt mir, oder nicht. Oder auf Bücher übertragen: hätte mir das erste Dan Brown Buch gefallen, hätte ich die Nachfolger auch noch gelesen. ;-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Rienchen, bei der Diskussion mit deinem Freund kann ich dir nur beipflichten!!


    Ich finde das auch immer etwas vermessen, dass viele Mainstream - egal ob bei Büchern oder Musik - als dann schon nicht mehr toll-findendswert beurteilen.
    Nur weil eine Band oder ein Autor noch nicht den Durchbruch hatte und auf den Charts oben geführt wird, finden viele die toll, wenns dann aber "publik" wird, dann heißt es, ach, die früheren Sachen waren viel besser und jetzt soll ja die Breite Masse bedient werden blablablubbblubb.


    Aber ich denke, jeder Autor freut sich doch über eine breite Massen-Leserschaft, oder? Für die drei Verwandten, die das Manuskript gezwungenermaßen lesen, schreibt doch keiner (berichtigt mich, aber so denke ich).


    Klar gibts viele, die wie die Lemminge einem Trend hinterherlaufen, aber es ist doch eigentlich ein kompliment, wenn etwas erfolgreich ist, viele das mögen und man das dann als Mainstream bezeichnet. Ob man als einzelner bei diesen Trends mitmachen will, bleibt einem dann ja überlassen - aber bloß weil jemand anderem das gefällt, sollte man diese nicht als "Aussätzigen" behandeln :fetch

  • Ohje, was ist mainstream?
    Ich persönlich achte da nicht so drauf und nehme/lese/trage was mir so gefällt, mir sind da irgendwie andere Sachen wichtiger...
    Mainstream hat mittlerweile finde ich durchaus einen faden bis negativen Geschmack, denn heute will niemand mehr mit dem Strom laufen, sondern lieber Hip und Cool sein und nur mit seinem eigenen Kopf durch die Welt gehen...

  • Hm, schwierige Frage.
    Mainstream ist für mich nicht unbedingt das, was die meisten Menschen mögen. Und ich würde auch Titel, die auf Bestsellerlisten stehen, nie als Mainstream bezeichnen. Viele Menschen leihen ja auch in der Bücherei. Oder mit Freunden untereinander. Dass ein Buch oft verkauft wird, heißt ja noch rein gar nichts.
    Ich drücke es mal mathematisch aus. Mainstream ist für mich die Schnittmenge vieler verschiedener Menschen und Interessen und aber in dieser einen Schnittmenge sind sich wirklich alle einig. Mainstream ist für mich: der eine mag dieses, der andere jenes, der nächste das, aber alle drei mögen Harry Potter.
    Das ist für mich Mainstream. Und das hat für mich auch viel mit Psychologie zu tun. Alle sagen, das ist gut. Dann ist das auch gut und ich muss das gelesen haben. Man will ja nicht der Depp sein, der DAS Buch des Jahres nicht kennt.
    Für mich ist Mainstream das, was alle mögen, egal, was sie sonst so mögen, und wo dann aber die Relationen nicht mehr gewahrt werden. Ja, Harry Potter ist für Kinder ein Spitzenbuch. Und für Erwachsene auch ganz unterhaltsam. Ist schön für Eltern, die vielleicht dasselbe lesen wollen wie ihre Kinder und dann mit ihnen drüber reden. Aber wenn Erwachsene das hinstellen als ein Meisterwerk, am besten direkt neben Dostojewskij, dann krieg ich sooooo n Hals.
    Mainstream ist für mich, was die meisten, eigentlich unterschiedlichen Menschen gleichermaßen mögen. Und das ist für mich völlig ok, solange man dann gewisse Dinge nicht zu Kunstwerken erheben will.
    Ich hab nichts gegen Mainstream. Ich hab nur was dagegen, wenn man das dann zur echten Kunst erklären möchte.

  • Ich finde, man sollte Mainstream nicht immer von der Konsumentenseite her betrachten, sondern gerade im Falle von Büchern (und auch Musik) vom "Werk" selbst ausgehen.


    Mainstream ist für mich ein Buch, das altbekannte Themen, Stilmittel, Spannungsbögen verwendet. Das heißt, ein Autor schreibt, was schon viele so oder so ähnlich vor ihm geschrieben haben. Das kann eine Hure, Herzogin oder Hutmacherin sein, die sich durchs Mittelalter schlägt, ein Forensiker, der Bronzeskulpturen aus Unterleibern pult oder ein hormongesteuerter Teenager, der sich in einen Vampir verknallt. Ungeachtet qualitativer Unterschiede, werden im Augenblick solche Bücher gekauft.
    Charlotte Roche dagegen schreibt über ein Thema in einer Art und Weise, die es bisher noch nicht gab. Das wird zwar gekauft, ist aber deshalb kein Mainstream. Erst wenn andere auf den Zug aufspringen und Bücher mit Titeln (das wollte ich gerade mit zwei t schreiben, Freud lässt grüßen :wow) "Dildogeflüster" oder "Zungenbeichte" erscheinen und bald extra Büchertische für solche Bücher aufgestellt werden, wird es zum Mainstream.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    [ Erst wenn andere auf den Zug aufspringen und Bücher mit Titeln (das wollte ich gerade mit zwei t schreiben, Freud lässt grüßen :wow) "Dildogeflüster" oder "Zungenbeichte" erscheinen und bald extra Büchertische für solche Bücher aufgestellt werden, wird es zum Mainstream.


    Gibt es doch schon. Schoßgebete von der Meisterautorin selber. Und in meiner Buchhandlung, Kleinstadt, gibt es leider tatsächlich nur für ihre Werke eigene Tische.

  • nun ja, einer (vermeintlichen) Trendsetterein möge es gestattet sein, den von ihr initiierten Trend (wenn's denn einer ist) fortzusetzen.


    Aber einen eigenen Tisch für zwei Bücher finde ich dann doch ein wenig seltsam :wow

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • nee, da liegen dann zig Exemplare von dem einen Buch und zig von dem anderen und dann noch zig von Harry Potter oder Henning Mankell oder Donna Leon daneben. Damit der Tisch voll wird.