Schuld währt ewig - Inge Löhnig

  • Kurzbeschreibung
    Eine einzige Sekunde hat Susannes Leben für immer verändert. Ein Kind ist tot. Für die junge Frau ein Alptraum, der nie endet, eine Suche nach Sühne, die vergebens ist. Dann sterben zwei Menschen. Sie wurden ermordet. Auch in ihrer Vergangenheit gibt es ein düsteres Geheimnis, eine Schuld, die für immer bleibt. Kommissar Dühnfort verfolgt einen Täter, der auf grausame Weise für seine Vorstellung von Gerechtigkeit sorgt. Ein Rächer, der Gleiches mit Gleichem vergilt und keine Gnade kennt.


    Über die Autorin
    Schon Inge Löhnigs erster Kriminalroman um Kommissar Konstantin Dühnfort, Der Sünde Sold, hat bei Kritikern und Lesern Begeisterungsstürme ausgelöst: „Meisterhafte Erzählkunst“ schrieb die Süddeutsche Zeitung, auf krimi-couch.de wurde der Roman als „einer der besten aus 2008“ gelobt. Inge Löhnig wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

    Meine Meinung

    München, ein trüber und nasskalter November, wie er im Buche steht. Schneeregen und ein grauer Himmel drücken die Stimmung, als die Meldung über einen Unfall mit Fahrerflucht bei der Polizei eingeht. Als jedoch zwei Zeugen unabhängig von einander aussagen, dass das Opfer scheinbar ungebremst überfahren wurde, wird die Mordkommission eingesetzt und beginnt zu ermitteln. Die Spurenlage ist dürftig, der Fall kommt nicht voran. Nachforschungen in der Vergangenheit des Opfers bringen zunächst kein Ergebnis. Das ändert sich, als ein weiterer Mensch tot aufgefunden wird und dessen Vergangenheit Parallelen zum ersten Opfer aufweist. Bald scheint der Zusammenhang klar, aber wer könnte ein Motiv für die grausigen Taten haben? Tino Dühnfort läuft die Zeit davon, denn eines scheint sicher: Der Mörder wird wieder zuschlagen.


    Entgegen ihres dritten Buches verzichtet Inge Löhnig diesmal auf die Perspektive aus der Sicht des Täters. Die Gründe für die Taten bekommt der Leser also hier nicht über den Täter vermittelt sondern über den zweiten Erzählstrang aus der Sicht der jungen Bogenbauerin Susanne, deren Vergangenheit ebenfalls einen dunklen Fleck aufweist. Ihre vermeintliche Schuld an einem Todesfall schlägt den Bogen zu den bisherigen Taten des unbekannten Rächers. Kontinuierlich treibt die Autorin diesen Handlungsstrang voran, sodass dem Leser bald klar wird, in welcher Gefahr die junge Frau schwebt, während die Polizei noch im Dunkeln tappt. Nachdem mir beim dritten Fall um Tino Dühnfort schon zur Mitte hin klar war, wer der Täter ist, hat es die Autorin in diesem vierten Buch geschafft, mich bis zum Ende hin absolut an der Nase herumzuführen. Falsche Fährten gibt es zur Genüge und die sind so geschickt gelegt, dass ich nicht gemerkt habe, dass ich mit meinen eigenen Vermutungen völlig daneben lag.


    Dieses vierte Buch könnte man zudem auch mit "Tino Dühnforts härtester Fall" untertiteln, denn der sympathische Ermittler aus München stößt in Inge Löhnigs neusten Krimi hart an seine Grenzen. Bislang vom Erfolg verwöhnt strandet der Fall um den unheimlichen Rächer bereits zu Beginn in einer Sackgasse. Auch Tinos Bauchgefühl, das ihn sonst nie im Stich lässt, bringt ihn diesmal nicht weiter, zudem bremsen ihn Vorschriften und Datenschutz permanent aus. Zeitgleich zu den Mordfällen, von denen er glaubt, dass sie in einem Zusammenhang stehen, droht Tino von anderer Seite Ungemach: Jemand, den er vor vielen Jahren ins Gefängnis gebracht hat, wird aus der Haft entlassen. Niemand weiß, ob der ehemalige Straftäter Rache an Tino nehmen wird. Als wäre das alles noch nicht genug, muss sich Tino auch noch mit schwerwiegenden Entscheidungen befassen, die sein Privatleben betreffen. Die versierten Inge Löhnig Leser dürfen sich freuen - diesbezüglich kommt endlich Zug in die Geschichte. Ob die Wendung den Geschmack aller Leser trifft, lasse ich dahin gestellt. Ich für meinen Teil war damit höchst zufrieden.
    Es ist aber nicht nur Tino, der hier eine Veränderung durchmacht, auch Gina und Alois müssen sich Situationen stellen, die ihr gewohntes Leben nachhaltig verändern und den bisher gewählten Lebensweg in Frage stellen. Dieser Fall bringt alle an ihre persönlichen Grenzen.


    Inge Löhnig zeichnet in diesem Krimi, der mich schon deutliche Tendenzen zum Psychothriller hat, ein vielschichtiges Bild von psychischen Schäden nach erlittenen Traumata und um falsch verstandene und nicht verarbeitete Schuldgefühle. Um Handlungen, die man nicht beeinflussen kann, mit deren Konsequenzen man aber irgendwie leben muss. Eine Thematik, die mich auch nach dem Umschlagen der letzten Seite noch lange beschäftigen wird.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Nein, sie steigert sich. In diesem hier reifen alle Protagonisten ganz deutlich. Vieles war in den ersten drei Bänden in der Schwebe, das klärt sich hier. Natürlich bleibt noch viel Potenzial für die kommenden Bücher :-)


    Fein, danke! Ich bin schon ein bisschen kribbelig, weil ich Teil zwei nicht so bald lesen kann. Im Moment drängeln sich zu viele andere Bücher in den Vordergrund ;-).

  • Aaah, bei mir ists wie bei Findus - ich wartewartewarte und bislang kommt kein Buch, ich hätte mir das (wenn ichs nicht bei vorablesen gewonnen hätte) gleich am ersten Erscheinungstag gekauft, weil ich die drei Vorgänger so toll fand, und nun sitze ich und kann nicht starten - und dann kommt so eine tolle Rezension :cry
    Danke, Bouquineur, und auch für deine Einschätzung mit dem Potenzial für noch ganz viele Bücher, das freut mich umso mehr und ich hoffe, Inge liest das auch ;-)

  • Hu, nun hatte ich doch gestern noch Glück und der Postbote hat mir mein vorablesen-Exemplar vorbeigebracht. Und nachdem ich krank zuhause lag, konnte ich es in einem Rutsch durchschmökern... schön wars!! :strahl


    Aber von vorne:
    Im vierten Dühnfort-Krimi wird es viel persönlicher - relativ bald im Buch wird auch sein Privatleben stärker thematisiert als es mir von den Vorgängern in Erinnerung war und auch mit einer Entwicklung, die mir gut gefallen hat!
    Klar ist derjenige im Vorteil, der die Bücher vorher schon gelesen hat, denn ich habe Dühnfort, Alois und Gina wie alte Freunde in Empfang genommen und hatte nicht den Eindruck, dass ich noch groß über eine Vielzahl an Beschreibungen über die Hauptcharaktere hinweg lesen musste. Also entweder hat Inge Löhnig diese gut verpackt oder ein "Neuling" hat doch etwas zu kämpfen, wenn der Einstieg mit diesem Buch erfolgt.


    Der Einstieg ins Buch lässt einen erst einmal auf unterschiedlichsten Handlungssträngen wandeln, die sich erst nach und nach miteinander verweben, wie schön! Alle verbindet irgendwie die schuldlose Schuld, d.h. die Personen geben sich selbst die Schuld an etwas, an dem sie eigentlich gar nicht Schuld sind. Und mitten drin ist ein Mörder... aber warum gerade die Personen umgebracht werden, die nun sterben müssen, ist lange nicht klar. Tino tappt im Dunkeln und muss sich nicht nur mit der verhassten Presse, sondern auch mit Querschlägern innerhalb seiner Gruppe auseinandersetzen, sozusagen ein Kampf an mehreren Fronten.


    Die allgegenwärtigen Sticheleien zwischen ihm und Alois erreichen einen Höhepunkt in diesem Buch - aber auch hier erfolgt eine Wendung, die ich grandios fand und so definitiv nicht erwartet hatte... Und die Lust auf "mehr" an Hintergründen und "bisheriger Lebensgeschichte" macht. Dühnforts Familie, allen voran sein Bruder, spielen eine unwesentlichere Rolle als im letzten Buch, was ich gut fand, denn der war mir eher unsympathisch.


    Des Rätsels bzw. Falls Lösung ist dann schon ein Show-Down, wie er im Buche steht (im wahrsten Sinne des Wortes) und der einfach nur nach einer Verfilmung schreit. Aber das habe ich auch schon vom ersten Buch gesagt :-)


    Inge Löhnig hat wieder einen spannenden und mitreißenden Krimi abgeliefert, der viel Platz für weitere Fälle und Geschichtsdrehungen lässt. Ich hoffe auf noch viele Nachfolgebücher in dieser Serie, auch wenn die Messlatte nun wirklich hoch gelegt ist, denn Fall Nr. 4 ist einfach nur toll!

  • Ich kann mich jetzt nach Beendigung des Buches den begeisterten Rezis voll anschließen.
    Inge Löhnig hat sich mit diesem Band ein weiteres Denkmal im Krimihimmel gesetzt.


    Zum Inhalt will ich nicht viel sagen, nicht dass ich wieder spoilern muss :grin
    Dühnfort jagt diesmal einen Mörder, der vorerst scheinbar unmotiviert tötet. Wenn da nicht ein aufmerksamer Beamter ein seltsames Gefühl gehabt hätte, wäre der erste Mord als Verkehrsunfall durchgegangen.
    Dühnforts Team ermittelt in gewohnt akribischer Manier und erkennt, dass der Täter vermeintliche Opfer rächen will.
    Was die Autorin an Spuren und Hinweisen legt um den Leser in die Irre zu führen, ist wirklich gekonnt. Die Lösung ist dann auch wirklich eine Überraschung.
    Die persönlichen Animositäten im Team, vora llem zwischen zwischen Alois und Tino werden endlich im Lauf der Ermittlungen und aufgrund ganz besonderer Ereignisse die Alois etwas aus der gewohnten Bahn werfen, auf recht sympathische Weise gemildert und vielleicht in den nächsten Bänden beigelegt.
    Immer wieder begeistert mich auch der Satz, den Gina im letzten Band zu inzwischen "ihrem" Tino sagte. " Ich wäre lieber mit Dir gestorben als ohne Dich zu leben." nun sind sie endlich ein Paar, wenn auch noch gewisse Dinge wie gemeinsame Wohnung oder" Wie sagen wir es den Vorgesetzten?" geklärt werden müssen. Zum Schluss bietet sich dann überraschend eine Lösung für beide an.
    Warum unser italienisch angehauchter Kommissar sein "Merde" weiterverwendet, ich hatte das in einer anderen Rezi bemängelt, wird hier ja ganz nett erklärt. :grin Auf französisch hört es sich einfach besser an. sogar besser als das italienische "Merda" Aber das nur nebenbei.


    Die Thematik dieses Bandes, Gerechtigkeit für die Opfer, ist wohl etwas, das an Aktualität noch zunehmen wird. Dass Selbstjustiz weder moralisch noch ethisch gerechtfertigt ist wird im Buch nicht angesprochen lässt aber Raum für Diskussionen.


    Nach " So unselig schön" ein weiteres Highlight der Dühnfort Reihe, dem ich guten Gewissens 9 Punkte gebe.

  • Mir hat das Buch richtig gut gefallen, auch wenn mich aus einen mir unerfindlichen Grund die Abschnitte rund um Sanne (den Spitznamen finde ich irgendwie doof :gruebel) etwas genervt haben. Ich fand es immer viel interessanter Tino und sein Team bei den Ermittlungen begleiten zu dürfen.
    Toll fand ich in diesem Zusammenhang diesmal auch, dass ein paar der Szenen aus der Sicht von Alois geschrieben wurde. Das hat mir in den vorherigen Bänden doch etwas gefehlt. Und so konnte man sich diesmal viel besser in eine Gefühlswelt hineinversetzen. Auch wenn ich ihn bei gewissen Gedankengängen gerne gepackt und geschüttelt hätte :grin
    Die Spannungen zwischen Tino und Alois haben sich euch in gewisser Weise halbwegs gelegt und den Weg dazu fand ich gar nicht schlecht. Ich schätze, so ein Erlebnis verbindet. Zu der Beziehung zwischen Gina und Tino muss ich wohl nichts mehr sagen... außer, dass ich froh bin, dass Agnes nun endgültig Geschichte ist...


    Das Motiv der Taten war sehr interessant, auf den Täter bin ich nicht so schnell gekommen, wobei ich allerdings irgendwann doch einen Verdacht hatte, der sich dann als richtig erwiesen hat. Der Showdown war ein Showdown, rasant und spannend geschrieben. Toll fand ich auch, dass das Ende des Buches nicht einfach so schnell herbeigeführt wurde, sondern die Fäden noch zusammengeführt wurden.


    Ich finde es schade, dass das Buch schon wieder zu Ende ist und hoffe natürlich, dass ein weiterer Band rund um Kommissar Dühnfort und sein Team erscheinen wird. Aber bis es wohl so weit ist, heißt es warten...


    9 von 10 Punkten

  • Das eine oder andere Zugeständnis muss man im Leben einfach machen, meint Inge Löhnig. Fein, mag sein, aber eines ist sicher, an die Qualität ihrer Krimis kann man einen Maßstab anlegen, der kleine Zugeständnisse ausschließt.


    Dühnforts neuer, vierter Fall beschäftigt sich in vielen Ebenen mit dem Problem des unschuldig schuldig sein- auf so unterschiedlichen, wie der des Polizisten der im Dienste einen Mann erschießt, wie dem der Frau, die von der Straße abgedrängt wird und im Fluss ertrinkt ihre Beifahrerin oder des Mannes, der ein Kind überfährt, das ihm vor das Auto rennt. Alle diese Menschen verbindet ihr Problem ohne Schuld schuldig zu sein am Tode eines Menschen alle werden sie durch diese Erlebnisse verändert, und Dühnfort jagt einen Mörder, der irgendwie im Umfeld solcher Menschen zu suchen ist.


    Inge Löhnig ist es gelungen ihr hohes Niveau der Vorgängerbände nicht nur zu halten, sondern sich noch zu steigern und zwar sowohl was die Spannungsmomente, als auch was die ruhigen, nachdenklichen Elemente ihres Romans ausmacht. Auch die Weiterentwicklung ihrer Protagonisten, neben Dühnfort die weiteren Mitglieder seines Teams, erfolgt konsequent und stimmig. Bei Reihen ist das schlimmste was passieren kann, dass der Autor sich ausgeschrieben hat und keine Entwicklung der Protagonisten mehr stattfindet (Regelbeispiel Brunetti). Inge Löhnig ist von diesem Zeitpunkt offenbar noch weit entfernt und darum darf man mit großer Vorfreude und Ungeduld auf die nächste Fortsetzung warten.

  • Zum Buch:


    Schuld währt ewig ist nun schon der vierte Fall für den Münchner Kommissar Tino Dühnfort und sein Team. Diesmal müssen sie in einem Fall ermitteln, der eigentlich auf den ersten Blick mehr nach Unfall mit Fahrerflucht als nach Mord aussieht. Aber Dühnfort ist schnell davon überzeugt, dass da mehr dahintersteckt.


    In einem weiteren Handlungsstrang geht es um Sanne, eine junge Bogenbauerin, die seit Jahren unter schrecklichen Schuldgefühlen leidet, weil damals ein kleiner Junge in ihrer Obhut als Babysitterin ums Leben gekommen ist. Es wurde zwar festgestellt, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat, aber da sie sich an die entscheidenden Sekunden nicht erinnern kann, quält sie sich seitdem.


    Das Privatleben der Ermittler kommt auch nicht zu kurz, ein Fokus liegt auf Tino und Kollegin Gina, aber auch über Alois erfahren wir Leser diesmal etwas mehr.


    Meine Meinung:


    Dieser vierte Band hat mir hervorragend gefallen. Dühnfort ist endlich mal weniger melancholisch, die Beziehung zu Gina tut ihm offensichtlich gut.
    Der Fall ist spannend und die zugrundeliegende Fragestellung nach Schuld und Verantwortung höchst interessant.


    Die Auflösung war schlüssig und ich hatte den Täter vorher wirklich nicht im Visier. Ein klein bisschen enttäuscht hat mich der klassische Showdown am Ende, gibt es denn zurzeit keine anderen Arten, einen Krimi enden zu lassen?
    Aber insgesamt hat mich dieser Band nach dem für mich etwas schwächeren dritten Teil wieder überzeugt und ich freue mich auf weitere Ermittlungen von und mit Dühnfort und den anderen!

  • Hier meine ehrliche Rezension zu Inge Löhnig "Schuld währt ewig", etwas musste ich doch überlegen, wie ich es schreiben soll, ehrlich offen oder doch eher als "schwülstiges Hochlobgeschwafel"....


    Optik und Preis


    Das Cover zeigt sofort auf ,das das Buch von Inge Löhnig ist, sie bleibt in den Covern ihrer Linie treu, es ähnelt sich immer etwas und das macht für mich ein gut gestaltetes Cover aus, das ist der rote Faden bei der Buchcovergestaltung, es gefällt mir sehr gut. Was das Beil mit dem Buchinhalt zu tun hat,weiß ich leider nicht, ein passenderes Werkzeug wäre dort sicher besser gewählt gewesen.


    Lobenswert finde ich ,dass das Buch nicht erst als Hardcover erschienen,sondern sofort als preiswertes Taschenbuch,das ist nicht so oft. Der Preis ist absolut ok.


    Inhalt:


    Um den Inhalt nich unnötig vorwegzugreifen, zitiere ich hier die Angaben des Buches:


    Warum wird eine junge Frau in einem See ertränkt? Warum ein Mann vor seinem Haus überfahren? Hängen die beiden Fälle zusammen? Kommissar Dühnfort und sein Team sind davon überzeugt. Die Ermittlungen führen sie in eine Welt, in der die Grenze zwischen Opfer und Täter fließend sind. Denn niemand ist ohne Schuld ...


    Mein Leseeindruck:


    Das Buch liest sich wie alle Bücher von Inge Löhnig flüssig und der Schreibstil ist schlicht und schnörkellos,da bleibt die Autorin ihrer Linie treu. An einigen Stellen schwankt der Schreibstil etwas, von romantisch,fließend erzählten Einleitungen driftet die Autorin etwas in die schlichte Erzählweise ab, der Wechsel ist mir persönlich phasensweise etwas hart gewesen, ein weicherer Übergang würde ich mir dort für kommenden Bücher wünschen.


    Die Story an sich greift ein unter den Krimiautoren sehr beliebtes Thema auf, die eigene Schuld an Taten,die man nicht mehr rückgängig machen kann und wie man damit umgeht,aber eben auch ,wie man damit umgehen kann, wenn man "schuldlos schuldig " wird. Die Idee ist gut, der Krimi entwickelt sich recht rasant, immer wieder werden Menschen ermordet,warum,wieso und weshalb, das sollte jeder selber erlesen. Leider fehlt dem Krimi die letzte Würze, es liest sich gut, aber irgendwie springt diesmal der Funke nicht so ganz über, es wirkt etwas unausgegoren und einseitig. Etwas vielschichtigerere Charaktere dürften es schon sein, in diesem Krimi ist es mir zu überzeichnet,nahezu alle Figuren haben ein Problem,selbst die Ermittler kommen da nicht drumherum.... Ein an sich guter Ansatz, nur ist es für mich etwas zu viel,die richtige Dosierung kommt hier etwas abhanden.


    Das Ende ist nicht überraschend und vorhersehbar, das tut der Spannung aber keinen Abbruch,denn immer wieder streut die Autorin neue Figuren mit möglichen Tatmotiven ein.


    Fazit:


    Das Buch liest sich flüssig, es ist durchschnittlich spannend, auch wenn das gewisse Etwas fehlt. Die Grundidee ist gut, die Umsetzung ist etwas überdimensioniert und die Charaktere etwas "Schwarz-Weiß". Mich hat dieses Buch gut unterhalten, Inge Löhnig hat hier zwar keinen herrausragenden Krimi vorgelegt, aber einen durchaus lesenswerten Krimi,wenn man keine allzu hohen literarischen Ansprüche hat. Es dürfte,so vermute ich, eher auf Frauen ausgerichtet sein,die Mischung aus Krimi, Unterhaltung und Romantik ist hier gut gelungen.


    Für die nächsten Bücher würde ich mir wünschen ,das der Verlag darauf verzichtet, das Buch "künstlich" zu strecken.

  • Wie froh war ich, als ich letzte Woche auf der Suche nach Lesefutter feststellte, dass der neue Inge Löhnig-Krimi schon erschienen war! Ich bin vom ersten Dühnfort-Fall an dabei und finde auch, dass die Qualität bis jetzt nicht nachgelassen hat. Der letzte Teil hatte mir nicht ganz so gut gefallen wie die Vorgänger, aber "Schuld währt ewig" ist wieder genau nach meinem Geschmack.


    Die Szenen mit Sanne haben mir besonders gut gefallen. Ich mochte die abgeschiedene Atmosphäre ihrer kleinen Welt und war sehr neugierig, was denn nun damals in den vergessenen Sekunden passiert war. Die Figuren um Sanne herum waren interessant und haben für Lebendigkeit und Abwechslung gesorgt. Auch im Team Dühnfort, Gina und Alois hat sich einiges getan, vor allem die Männer erhalten langsam mehr Tiefe. Gina blieb mir immer noch zu blass.


    Der Fall ist vielschichtig, es gibt viele Beteiligte und Schauplätze, sodass keine Langeweile aufkommt. Trotzdem kann man gut den Überblick behalten. Da es einige Figuren gibt, die ein Geheimnis zu haben scheinen oder nicht ganz "in der Balance" zu sein scheinen, kann man schön rätselraten, wie das alles zusammenhängt und wer der Mörder ist. Diesmal habe ich tatsächlich mal richtig gelegen! Normalerweise liege ich daneben oder ich denke gar nicht darüber nach.


    Mich hat dieser Krimi sehr gut unterhalten und ein bisschen bin ich auch einen Tag später noch bei den Figuren. Ich hoffe auch sehr auf einen fünften Teil, denn bisher ist dies die einzige Serie, bis auf die Reihe von P.J. Tracy, die nur vier Teile umfasste, bei der ich so lange dran bleibe.


    Die Sprache ist das einzige, was ich ein wenig zu bemängeln habe. Noch größere Freude hätte ich an den Büchern, wenn sie auch sprachlich etwas mehr fesseln würden.


    9/10

  • Mein erster Krimi der Autorin Inge Löhnig, jedoch der vierte in der Reihe um Kommissar Dühnfort und seinem Team. Trotzdem bin ich mühelos in die Geschichte reingekommen. Man kann den Krimi also auch gut unabhängig von den ersten drei Bänden lesen .Das Thema ist Schuld und schuldig werden. Der Leser wird durch verschiedenen Handlungssträngen in das Geschehen eingeführt.


    Sanne lebt zurückgezogen auf dem Lande. Vor sechs Jahren war sie in einen Unglücksfall verwickelt, in dem ein kleiner Junge zu Tode kam. Sie trägt schwer an diesem Ereignis, zumal in ihrer Erinnerung einige entscheidende Sekunden fehlen. Das nagt an ihr. Nun jährt sich der Todestag und diese Zeit ist es für sie immer am Schlimmsten.


    Der Frührentner Eugen Voit hat ein ausgesprochen merkwürdiges Hobby. Er überwacht Falschparker und Verkehrssünder von seinem Fensterplatz aus und zeigt sie an. So beobachtet mit seiner Kamera eines Abends wie ein unbeleuchteter dunkler Geländewagen aus einer Parklücke ausschert und den Architekten Flade überrollt. Der Fahrer fährt weiter, ohne sich um das Opfer zu kümmern. War es Unfallflucht? Oder doch ein Mordanschlag?


    Ein weiteres Opfer wird an einem See aufgefunden. Es stellt sich heraus: Die junge Frau wurde ertränkt. Karten, mit einem geheimnisvollen Text, werden bei den Opfern gefunden. Was und wer steckt dahinter? Eine Schlüsselrolle spielt die Gruppe “Schuldlos schuldig.” Ist hier der Täter zu suchen?


    Aber auch Kommissar Tino Dühnfort hat Probleme. Vor sieben Jahren hatte Helmbichler ihm Rache geschworen. Er ist seit kurzem entlassen. Während Helmbichler einsass hatte sich seine Frau von ihm scheiden lassen, sein Geschäft ist in Konkurs gegangen und sein Haus wurde versteigert. Das macht das Rachepotential nicht unbedingt geringer. Und auch sonst ist die berufliche Lage kompliziert. Für Dühnfort und Gina wird es immer schwieriger ihre Beziehung vor den Kollegen geheim zu halten. Alois scheint was zu ahnen.


    Der Krimi ist flüssig zu lesen. Inge Löhnig hat ihre Protagonisten glaubhaft gezeichnet. Mein persönlicher Favorit war der Frührentner Eugen Voit. Solche kranke Typen gibt es leider wirklich, die sich für alles interessieren, was in der Nachbarschaft abläuft. Als positiv empfand ich es, dass es beim Ermittlerteam menschelt. Das bringt Farbe in den Krimi. Die Autorin hat für den Leser geschickt falsche Spuren ausgelegt. Aber mir war das zu offensichtlich und ich war gespannt, wer nun wirklich der Täter ist. Das Ende hat mich dann doch überrascht. Die Idee vom unschuldig schuldig werden hat mich nachdenklich gestimmt und noch lange beschäftigt. Jeder kann in so eine schreckliche Lage kommen. Man wird angefeindet und hat doch keine Schuld


    Nun ja, so ganz zufrieden war ich nicht. Es war wie bei einem guten Essen, bei dem man feststellt, hm, schmeckt lecker, aber das berühmte Quäntchen fehlt. So ist es mir leider ergangen. Irgendetwas hat gefehlt, aber ich kann nicht sagen, was es war.


    Mein Fazit:
    Ein gut zu lesender Krimi für ein gemütliches Wochenende.


    8 von 10 Punkten

  • Dies war mein zweiter Dühnford, und auch mir hat er sehr gut gefallen. Im Gegensatz zum Vorgänger war er eher privat, aber das verlangte dessen Ende auch. Da war man schon sehr gespannt, wie es mit Dühnford und Gina weitergehen würde. Die Beiden haben sich weiterentwickelt und trotzdem fragt man sich am Ende dieses Buches genau dasselbe ;-) Das nenne ich gelungen!


    Das Thema ist tiefgreifend und zeigt, wie sehr alle im Umfeld eines tödlichen Unfalls zeitlebens leiden. Die handelnden Personen sind authentisch beschrieben, man ist beim Lesen berührt von ihrer Geschichte.


    Das Ende ist stimming und war für mich so nicht vorraussehbar.
    Eine gelungene Fortsetzung, die Lust auf mehr macht!

  • Der Inhalt:


    Auf der einen Seite Sanne - sie ist Bogenbauerin und lebt sehr zurückgezogen. Immer noch fühlt sie sich Schuld am Tod des kleinen Ludwig, der während ihrer Zeit als Babysitterin ums Leben gekommen ist. Daran gibt sich Sanne selbst die Schuld, weil sie sich an die entscheidenden Momente nicht erinnern kann.
    Auf der anderen Seite der Frührentner Eugen - ein Unfall machte ihn zu dem, was er jetzt ist. Aus Frust und Ärger beobachtet er aus seiner Wohnung Verkehrssünder und erstattet Anzeige. Als ihm eine Fahrerflucht vor die Linse kommt, will er die Chance nutzen, und Gerechtigkeit erzwingen.
    Und Kommissar Tino Dühnfort und seine Kollegin Gina. Nach einigem Hin und Her sind sie nun ein Paar, aber öffentlich darf es wegen der Arbeit immer noch nicht werden. Das dies einige Probleme mit sich bringt, ist abzusehen.
    Nach einem Autounfall, der sich bald darauf als Mord herausstellt, folgt ein andere mysteriöser Todesfall. Eine junge Frau wird ertrunken aufgefunden. Sie starb wie ihre Freundin vor Jahren bei einem Autounfall, an dem sie selbst beteiligt war, ihre Schuld aber nicht bewiesen werden konnte.
    Diese Schuld an einem Ereignis verbindet alle Opfer und potentiellen Opfer, wie Dühnfort im Laufe des Buches herausfindet...


    Meine Meinung:
    Von Inge Löhnig erwarte ich keine blutigen Details, keinen Gänsehautfaktor oder erhöhte Schreckhaftigkeit während des Lesens. Was ich erwarte ist eine solide Krimihandlung, die ich gespannt mit verfolgen kann und handelnde Personen, in die ich mich hineinversetzen kann. Und auch im neuen Fall mit und um Tino Dühnfort herum hat dieses alles zugetroffen. Das Hauptthema Schuld hat mich im Roman sehr angesprochen und auch nach dem Lesen zu der ein oder anderen Grübelei geführt. Insbesondere die Ereignisse um die Figur der Sanne haben mich nachdenklich gemacht und auch wirklich sehr berührt. Die Entwicklung von Dühnfort, Gina und auch Alois finde ich interessant und bin recht gespannt, wie es mit dem Team an sich weitergehen wird.
    Die Handlung war spannend, hat sich immer weiter verdichtet und auch das Ende fand ich angemessen und gut gewählt.
    Was bleibt, ist die Zufriedenheit und die Neugier auf Teil 5.


    Gute 8 von 10 Eulenpunkten.

  • Auch der vierte Fall um Kommissar Dühnfort hat mir wieder sehr gut gefallen. Ich mag die Reihe von Inge Löhnig sehr.
    Diesmal geschehen gleich einige Morde, die sich erst im Verlauf des Buches miteinander verbinden.
    Der Haupthandlungsstrang ist schon ein sehr interessantes Thema. Es geht um Menschen, die Schuld auf sich geladen haben, ohne dass sie etwas dafür können.


    Im Verlauf der recht kurz geratenen Kapitel, was mir persönlich sehr entgegenkommt, hatte ich schon sehr früh den Täter für mich ausgemacht, wurde aber zum Schluss doch von einer Wendung überrascht und musste feststellen, dass ich total auf der falschen Fährte war.


    Und wie man es von Inge Löhnig gewohnt ist, kommt auch das Privatleben des Kommissarenteams nicht zu kurz. Diesmal erfährt man mal etwas mehr von Alois, der mir somit dann auch etwas sympathischer wurde.


    Alles in allem wieder ein super spannender und flüssig zu lesender Krimi.


    Von mir gibt es volle Punktzahl: 10 !!!

  • Die Gesamtbeschreibungen gibt es hier ja schon genügend, ich möchte nur ein paar Momente hinzufügen, die mich besonders erfreut haben,


    Wieder einmal finde ich es Klasse keinen völlig deprimierten Ermittlern zu folgen. Spleens ja - Essensmacken auch - aber stimmig eingebaut - Schokolade, Wein und gutes Essen ohne es übermäßig zu strapazieren.


    Wie im Leben finden sich auch für berufliche Probleme Lösungen - und wir dürfen gespannt sein, wer welchen Job ergreift - gut gemacht, dieser Ausblick


    Die Reaktionen von Alois, von Tino fühlen sich so echt an.


    Die Ideen zu den Berufen der Protas - hier z.B. Sanne und die Bogenmacherei - finde ich spannend - ähnlich, wie Gisa Klönne ihren 'Rutengänger' einführt ... Hier nicht richtig nötig, aber ein gutes Schmankerl


    Unser Team 'wächst' an den Aufgaben - wächst zusammen - das ist glaubwürdig aber nicht einfach gelöst. Das war spannend zu verfolgen.


    Ich habe mich rundum gut unterhalten - 9 von 10 Punkten ...


    Fazit:
    Hach - auf den Flügen nach und von München habe ich heute den 4. Löhnig beendet und bin diesmal noch mehr begeistert als sonst.

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)