Ein Rezensent tritt ab

  • Dankeschön für´s Teilen, Kirsten.


    Der Artikel ist unterhaltsam und informativ geschrieben. Und er bestätigt das, was ich immer mal wieder angedacht, aber nie in dieser Klarheit durchdacht hatte: die mehr oder weniger unterschwellige Manipulation der potentiellen Käufer durch die Punktevergabe. Ich werde mich in Zukunft jedenfalls bemühen, sie weitestgehend zu ignorieren und mir noch mehr als bisher eine eigenständige Wertung zutrauen. Daran wird selbst Mme. Löffler nichts ändern können.


    Dem ehemaligen Rezensenten Wiedau gilt mein Respekt für diesen rigorosen Schnitt. Es wäre interessant zu erfahren, womit er den weiten, leeren Raum, der nun entstanden ist, auffüllt.


    Eine kleine Bemerkung zur Orthographie des Artikels: Auch in dieser Arbeit ließ sich wieder dem Genitiv sein Tod, der in herkömmlichem Sinne falsch eingesetzte Dativ, entdecken. Auch wenn mir die höheren Weihen der auserwählten Literaturkritik nicht zuteil wurden. Vielleicht sollte ich mal nen Club der Genitiv-LiebhaberInnen gründen.

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

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  • Der Artikel enthält eine Reihe von Spekulationen und Verallgemeinerungen. Wer Texte bei amazon veröffentlicht, tut das freiwillig und hätte auch andere Möglichkeiten. Ein Kommentar zum Artikel weist zu Recht aufs Bloggen hin. Die Aussage, die Bewertung der Artikel habe Einfluss auf den Ranglistenplatz und Kunden würden keine Bücher kaufen, die nicht mit fünf Sternen bewertet sind, halte ich für gewagt.


    Wenn ich eine Rezension lese, bei der Autor, Setting und Epoche der Handlung für meinen Geschmack stimmen und das Buch wird wegen der "Bandwurmsätze" nur mit drei Sternen bewertet, reibe ich mir die Hände und bestelle es sofort. Wer es mit lesenden Menschen zu tun hat, sollte die vergebenen Sterne und Punkte nicht überbewerten.

  • Ich habe den sehr interessanten Beitrag schon gestern gelesen. Die Fragen zu Amazon werden sicherlich immer bleiben, wie man jedoch als Arbeitnehmer mit zig Überstunden 500 Bücher im Jahr lesen und rezensieren kann - sowas wird mir immer ein Rätsel bleiben, zumal er selbst schreibt, dass er für eine Rezension schon eine halbe Stunde veranschlagt. Fragen über Fragen in beide Richtungen...
    Wenn sich Thorsten Wiedau bei Amazon nicht mehr wohlfühlt, kann er jedoch jederzeit gerne ein Plätzchen im Eulennest einnehmen - ich würde mich darüber freuen!

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Ich finde diese Möglichkeit der "hilfreich" und "nicht hilfreich" Klicks auch sehr überdenkenswert.


    Und nicht nur das. Ich empfinde auch die Kommentarfunktion bei den Bewertungen absolut unnötig. Diese Funktion dient nur dazu an andere blöd anzumachen. Ich kann manchmal nur den Kopf schütteln, wie es da zugeht. Beleidigungen die teilweise wirklich unter die Gürtellinie gehen sind dort an der Tagesordnung. Selten das man mal eine Diskussion zu einer Bewertung liest, die freundlich und sachgerecht abläuft. Dadurch ist in meinen Augen das Niveau von Amazon wirklich gesunken. Ich habe früher auch hin und wieder gerne Bewertungen bei Amazon geschrieben, aber zwischenzeitlich alle wieder gelöscht, weil ich mich nicht zu den gefrusteten User zählen wollte, die ihre Wut an andere auslassen, so kommt es mir zumindest vor.

  • Ich habe den Bericht gestern auch gelesen und mir auch seinen "Nachruf" auf Amazon durchgelesen. Daß es da mitunter zugeht wie im alten Rom, habe ich schon öfter gehört.


    Außer den von Wolke angemeldeten Fragen habe ich mir aber auch schon selbst die Frage gestellt, wie intensiv man lesen kann und wieviel wohl dauerhaft hängenbleibt (und auch, ob das Lesen dann noch überhaupt Genuß ist!), wenn man nach eigenem Bekunden nur ca. 45 Sekunden pro Seite braucht.


    Ich zähle mich selbst zu den Schnellesern und sicher gibt es Bücher, die man in so einem Tempo wegschnupft (ich zumindest) - aber bei mir sind das Bücher, bei denen anschließend in der Rezi steht "leichtgewichtige Unterhaltung, gerade richtig dafür, wenn einem bei 35° in der Sonne eh schon das halbe Hirn weggeschmolzen ist". Für alle andere Art von Lektüre sollte man sich selbst als absoluter Schnell- und Vielleser mehr Zeit nehmen.


    Letztlich ist man doch auf der Suche nach Unterhaltung und nicht auf der Jagd. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Der Artikel enthält eine Reihe von Spekulationen und Verallgemeinerungen. Wer Texte bei amazon veröffentlicht, tut das freiwillig und hätte auch andere Möglichkeiten. Ein Kommentar zum Artikel weist zu Recht aufs Bloggen hin. Die Aussage, die Bewertung der Artikel habe Einfluss auf den Ranglistenplatz und Kunden würden keine Bücher kaufen, die nicht mit fünf Sternen bewertet sind, halte ich für gewagt.


    Ich auch. Zumal ich seine Einschätzung, dass 3-Sterne-Rezis zum Verlust von Rangplätzen führen, nicht teilen kann. Der Artikel ist ein einigen Punkten widersprüchlich. Erst sagt er, Amazon übe Druck aus, dann wiederum sagt er, Amazon ist es egal, was bei den Ranglisten passiert. Und der "Hasenpups", den er erwähnt, rezensiert schon seit mehreren Jahren unter seinem richtigen Namen und mindestens genauso renommiert wie er.


    Wer Akkord liest, damit er im Ranking ganz oben bleibt und sich damit zudem die Türen bei den Verlagen zum jeden Preis offenhalten will, der setzt sich einem hausgemachten Druck aus. Niemand hat ihn gezwungen, bei Amazon zu rezensieren. Als Alternative zum kompletten Ausstieg hätte er sich auch aus der Rangliste rausnehmen lassen können.

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    Genau das ist der Punkt.
    Da frage ich mich jetzt schon, wie seine Rezensionen überhaupt einzuordnen sind.


    Daumenkino?


    Selbst mit Schnelllesetechnik dürfte da schwerlich die Menge erreicht werden.


    Wenigstens ist er "Einzeltäter". Ich weiß von einem Amazon-Profil mit Klarnamen, hinter dem eine ganze Gruppe von Rezensenten steckt. Anders war die Menge der Rezensionen auf diesem Profil auch nicht zu erklären.

  • Ich habe mir mal eben den Spaß gemacht und wahllos in ca. 20 Seiten seiner Rezensionen reingeguckt. Positiv finde ich dabei durchaus, daß er sich mit seinen Rezis Mühe gibt, es sind keine lieb- und ideenlos runtergerotzten 5-Satz-Rezis dabei.


    Ich hätte allerdings Mühe, ihn authentisch zu finden, da ich bei meiner "Stichprobe" ausnahmslos 4 und 5 Stern-Rezis gesehen habe. Das Bücherleben besteht aber leider nicht nur aus 4 und 5 Sterne Büchern! Es ist immer wieder auch mal Grütze dabei, die nicht mal einen Stern verdient - und auch das darf und muß mal gesagt werden.


    Das mag jeder anders sehen, aber ich nehme einen Rezensenten immer ernster und nehme ihm auch mehr ab, wenn er auch mal berechtigte Kritik übt und auch mal nur 3 Sterne oder gar noch weniger vergibt. Mut zur Wahrheit! :grin Das mag und darf aber natürlich jeder für sich anders sehen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Wobei man sich nach dem Artikel ja fragen muss, ob er die 4 und 5 Sterne gegeben hat, damit er im Ranking nicht abrutscht. Da der ja selber der Meinung ist, 3-Sterne-Rezis hätten einen Rangverlust zur Folge. Also Hyper-Dyper-Gut-Bücher, damit man den Rang hält und nicht, weil sie wirklich gut gefallen haben?
    Vermutlich hat er aus diesem Grund auch keine 5000 Bücher rezensiert sondern "nur" 3000undhaumichtot.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Wobei man sich nach dem Artikel ja fragen muss, ob er die 4 und 5 Sterne gegeben hat, damit er im Ranking nicht abrutscht. Da der ja selber der Meinung ist, 3-Sterne-Rezis hätten einen Rangverlust zur Folge.


    In dem Fall hat sich so jemand bei mir als Rezensent selbst disqualifiziert.


    Ich finde jemanden (egal, ob er nun Thorsten W. oder MausiX oder wie auch immer heißt), der NUR positive Rezis schreibt, unglaubwürdig. Auch wenn derjenige darauf beharrt, schlechte Bücher konsequent abzubrechen (und damit zu Recht auch keine Rezi verfasst) - es bleiben immer noch genug fertig gelesene Bücher, die bestenfalls Mittelmaß sind.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Bemerkenswert ist der Artikel in der Tat weniger, soweit er das "schwere Schicksal" des Herrn Wiedau ausbreitet. Aufschlussreich aber fand ich die Darstellung der Abläufe und der "Regie" im Hintergrund der Rezensionen. Das war mir in dieser Klarheit vorher nicht bewusst.
    Außerdem haben mich die Passagen über Sigrid Löffler amüsiert, die mit ihrem geschilderten Verhalten zeigt, dass sie ihrem liebsten Feind Reich-Ranicki in Arroganz und elitärem Dünkel in nichts nachsteht.

  • Der Artikel ist sehr interessant!
    Ein "Fan" von Amazon war ich ja noch nie, zumindest nicht, was (verlagsaktuelle) Bücher angeht (nein, es liegt nicht daran, dass ich (erst seit kurzem) bei Thalia arbeite. Ich liebe einfach das Schmökern in Büchern, das Wirken der Buchtitel beim Stöbern usw.) - habe aber viele Rezensionen immer geschätzt. Da es (sehr) viele Blogs gibt ist es unmöglich alle beizubehalten, während man bei Amazon vieles auf "kleinen Raum" geboten bekommt.
    Das es sich allerdings zu einem "Kräftemessen" statt zum Spaß an der Freunde (Zitat aus dem Artikel: "Eigentlich wollte ich nur lesen") kam war zwar abzusehen, es aber auf direktem Weg zu lesen ist immer erschütternd. Zumindest empfinde ich dies so.
    Ich habe bisher eine einzige Rezension bei Amazon veröffentlicht. Ein paar mehr auf meine Homepage und nicht jedes Buch bekommt seine "5 Sterne" (Daumen, Blümchen, Herzchen...) - sondern ich bin ehrlich bemühlt meine Meinung darzustellen. Ob nun zum Guten oder zum Schlechten.
    Was mich aber am meisten geschockt hat ist, dass es wirklich auf diese Sterne ankommt. (Zitat aus dem Artikel: "Kein Kunde kauft ein Buch, das nur drei Sterne hat. Und deshalb straft Amazon sie für solche Rezensionen ab.")...


    Das es allgemein nur um den Umsatz geht, ist ja bekannt. Aber das macht mich irgendwie sprachlos, dass ehrliche Meinungen bestraft werden...
    Nun, immerhin wird es nicht gelöscht...