Seelenfeuer - Cornelia Haller

  • Über die Autorin:
    Ich wurde 1966 in Immenstaad am Bodensee geboren. Als „Seekind“ liebte und schätzte ich meine Heimat schon immer. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ich noch heute mit meiner Familie in einer Seegemeinde lebe und arbeite. Mein Interesse am Schreiben wurde bereits vor vielen Jahren geweckt, doch bis vor Kurzem fehlte mir einfach die nötige Muse. Neben der Arbeit in der Firma meines Mannes widmete ich meine freie Zeit unseren beiden Töchtern. Mittlerweile sind die Kinder groß und die Aufgaben neu verteilt. Heute kann ich mir ein Leben ohne Schreiben überhaupt nicht mehr vorstellen und so vergeht kaum ein Tag, an dem ich meine Figuren nicht “erhöre“, wenn sie mir ihre Abenteuer zuflüstern.


    Mehr zu Cornelia Haller unter www.cornelia-haller.de/seelenfeuer/index.html


    Der Verlag über das Buch:
    Die neunzehnjährige Luzia Gassner wird im Jahr 1483 die neue Hebamme von Ravensburg. Sie verlässt sich bei ihrer Arbeit nicht auf Gebete, sondern auf die Kräuterheilkunde und ihren medizinischen Sachverstand. Damit rettet sie vielen Frauen und Neugeborenen das Leben. Damit fordert sie aber auch den Hass des mächtigen Kaplans heraus. Als ein Hagelunwetter und die Pest die Stadt verwüsten, holt der Kaplan den päpstlichen Inquisitor nach Ravensburg. Luzia wird der Hexerei angeklagt und in den Kerker geworfen. Einzig ihr Onkel und der Medicus Johannes von Wehr glauben an ihre Unschuld. Johannes bleiben nur wenige Tage, um Luzia, die Frau, die er liebt, vor dem Tod auf dem Scheiterhaufen zu retten.



    Meine Meinung:
    Eine junge Hebamme, die für ihre Heilkunst büßen muss.


    Die 19-jährige Luzia Gassner hatte es nicht immer leicht im Leben.
    Von der eigenen Mutter abgeschoben, wächst sie bei deren Schwester am Bodensee auf.
    Sie hilft Ihrer Tante Elisabeth als Wehmutter und hat sich dadurch einen guten Ruf in Seefelden erarbeitet.
    Als Ihre leibliche Mutter stirbt, hat Ravensburg keine Hebamme mehr. Deshalb soll sie nun die Stelle als Hebamme dort antreten.


    Mit gemischten Gefühlen macht sie sich auf die beschwerliche Tagesreise vom Bodensee nach Ravensburg. Weiß sie doch bereits jetzt schon, das der Kaplan Grumper ihr das Leben schwer machen wird. Sie kennt ihn aus Kindertagen und sie war ihm wegen Ihrer feuerroten Haare immer ein Dorn im Auge.


    Kaplan Grumper's Haushälterin Grete Muntz sieht in Luzia eine Konkurrenz und macht ihr das Leben schwer. Obwohl sie keine Ausbildung als Hebamme hat, begleitet sie die schwangeren Frauen bei Ihrer Geburt nur durch Beten des Seelenheils für Mutter und Kind. Kein Wunder, dass die Sterberate sehr hoch war, bevor Luzia nach Ravensburg kam.
    Grete schimpft jeden förderlichen Handgriff eine schwere Sünde, verbietet jede Arznei, die den Schmerz lindern könnte. Eine wahre Christin gebiert unter Schmerzen :(
    Wehe Luzia hilft den Schwangeren mit Bilsenkraut und Mutterkorn, sofort macht sie Meldung an den Kaplan.


    Ihr Onkel Basilius ,der Apotheker der Stadt Ravensburg, nimmt sie liebevoll bei sich auf. Durch ihn macht sie schon bald Bekanntschaft mit dem Medicus Johannes von der Wehr.


    Als Ravensburg von einem schweren Unwetter mit Hagelschlag heimgesucht wird, die Ernte komplett vernichtet wird, nimmt das Unheil seinen Lauf. Sehr schnell wird eine Schuldige gesucht und gefunden. Es kommt wie es kommen muss, Glaube und Aberglaube prallen heftig aufeinander und nichts ist mehr so wie es vorher war. Als dann noch der Inquisitor Heinrich Kramer (der den Hexenhammer verfasst hat) dem Kaplan zu Hilfe eilt, stockt einem der Atem beim weiteren Lesen, weiß man doch im Voraus schon, auf welchen dramatischen Höhepunkt die Geschichte zusteuert!


    Ich muss sagen, ich habe den Roman in einem Rutsch verschlungen. Die Autorin schreibt in einer eindringlichen und intensiven Sprache und lässt uns direkt am Schicksal von Luzia teilhaben. Man ist mittendrin im Geschehen und leidet mit der Protagonistin mit. Der fesselnde Schreibstil besticht durch klare und verständliche Sätze, mein Kopf Kino hat hier bestens funktioniert. Obwohl die Folterszenen nicht immer einfach zu lesen sind, gehören sie genauso zum Roman, wie auch die leicht altertümlichen Wörter zu dieser Zeit.


    Cornelia Haller ist eine geborene Geschichtenerzählerin.
    Ich ziehe meinen Hut vor diesem Debütroman.
    Da ich mich sehr gut am Bodensee auskenne, war es für mich eine Freude über das Kloster auf der Insel Reichenau oder über Meersburg, Überlingen und Konstanz zu lesen :-)


    Besonders hervorheben möchte ich das sehr gelungene Cover aus dem Einheitsbrei der kopflosen Mägde oder Covers nur mit Händen abgebildet!!! Der Schutzumschlag und die Zeichnungen darin sind sehr liebevoll gestaltet.


    Kritikpunkt: Das einzigste was mich etwas gestört hat, dass die 3 Bösewichte im Roman wirklich abgrundtief böse, hässlich und alle 3 miteinander sympathisieren und gegen die Hauptprotagonistin intrigieren.
    Ich mag es ja nicht so gerne, wenn die Guten und die Bösen so schablonenhaft und eindimensional dargestellt werden. Mir persönlich ist's lieber, wenn die Guten auch ihre bösen Seiten und die Bösen ihre guten Seiten haben :grin


    Fazit: ein historischer Schmöker in Zeiten der Hexenverfolgung und der Pest, den sie einfach verschlingen werden.


    Ich vergebe 9 von 10 möglichen Punkten!
    Ich freue mich schon auf den nächsten Roman der Autorin.
    Wird mein Monatshighlight im Wonnemonat Mai!

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Seelenfeuer hat mich von der ersten Seite in seinen Bann gezogen und ich habe das Buch verschlungen. Für die letzten 150 Seiten habe ich sogar eine halbe Nachtschicht eingelegt, nur weil ich so dringend wissen musste, wie das Buch ausgeht.


    Nach bonomanias wunderbarer Rezis fällt es mir nun richtig schwer, noch was zu schreiben...


    Luzia ist eine sympathische Hauptperson und ihr Beruf in der damaligen Zeit wird interessant beschrieben. Schon bald wird spürbar, dass Luzia in Ravensburg Gefahr droht. Immer wieder spielen sich kleine Begebenheiten ab, jede für sich nicht weiter dramatisch, aber in Summe werden sie zur Last.
    Faszinierend fand ich dabei wie nachvollziehbar die Ravensburger Bürger dargestellt werden. Zuerst war der Großteil Luzia wohlgesonnen und nur Kaplan Grumper, seine Haushälterin Grete und eine Stadtwache würden Luzia gern loswerden.
    Dann schwappte nach und nach das Thema Hexen aus den Nachbarstädten nach Ravensburg und die ersten Zweifel sind gesät. Und als dann auch noch ein unerklärliches Unwetter die Ravensburger erschreckt und die gesamte Ernte vernichtet, fordert die Mehrheit, dass die Hexe brennen muss. Und zuletzt werden auch die letzten Vernünftigen zum Schweigen gebracht...
    Ein schrecklicher Kreislauf, aber sehr nachvollziehbar...


    Zitat

    Original von bonomania
    Kritikpunkt: Das einzigste was mich etwas gestört hat, dass die 3 Bösewichte im Roman wirklich abgrundtief böse, hässlich und alle 3 miteinander sympathisieren und gegen die Hauptprotagonistin intrigieren.
    Ich mag es ja nicht so gerne, wenn die Guten und die Bösen so schablonenhaft und eindimensional dargestellt werden. Mir persönlich ist's lieber, wenn die Guten auch ihre bösen Seiten und die Bösen ihre guten Seiten haben :grin


    :write



    Luzia hat ein feines Gespür für die Gefühle ihrer Mitmenschen und für den nahenden Tod, für die Zwischenwelt. Auch das war einfach stimmig und hatte überhaupt nichts Übernatürliches, das hat mir gut gefallen.


    Da ich mit Prologen meistens wenig anfangen kann, fand ich es prima, dass es in Seelenfeuer keinen gab. Leider gab es auch kein Nachwort. Da hätten mir ein paar Informationen zu historischen Begebenheiten gut gefallen. Immerhin gibt es Hintergrundinfos aus der Homepage: http://www.cornelia-haller.de/hintergruende/index.html


    Die Titelwahl finde ich nicht ganz so glücklich, auch wenn er grundsätzlich schon passt. Irritierend finde ich eher, dass es wie oben schon genannt ein Buch von B. Wood mit diesem Titel gibt und dass Sabine Weigand Buch zum Thema Hexenverfolgung "Die Seelen im Feuer" heißt.


    Aber das Buch selbst hat mich begeistert und so bekommt es von mir 9 Punkte!

  • Zitat

    Original von chiclana
    Da ich mit Prologen meistens wenig anfangen kann, fand ich es prima, dass es in Seelenfeuer keinen gab. Leider gab es auch kein Nachwort. Da hätten mir ein paar Informationen zu historischen Begebenheiten gut gefallen. Immerhin gibt es Hintergrundinfos aus der Homepage: http://www.cornelia-haller.de/hintergruende/index.html


    :write


    Ich hab zwar nichts gegen Prologe, könnte in der Regel aber auch darauf verzichten. Was ich aber wirklich vermisst habe, war ein Nachwort der Autorin.
    Ich fand es deshalb gut, im Internet Hintergrundinfos der Autorin auf Ihrer Homepage zu finden!


    Zitat

    Original von chiclana
    Nach bonomanias wunderbarer Rezis fällt es mir nun richtig schwer, noch was zu schreiben...


    Danke :kiss Deine Rezi finde ich auch sehr gelungen :-]

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  • Ich durfte es als Wanderbuch lesen und bin begeistert. Es hat einw enig länger gedauert bis ich es fertig gelesen hatte, was allerdings nicht am Buch lag.


    Luzia wächst als Waise auf der Reichenau auf und geht dann zu ihrem Onkel nach Ravensburg der Apotheker ist. Dort wird sie Hebamme als Nachfogerin ihrer Mutter.


    Sie kennt Ravensburg und auch ihre Bewohner einige jedenfall mit einem legt sie sich gleich bei der Ankunft an.
    Sehr gut wird die Umgebung hier geschildert von der Reichenau über Konstanz nach Überlingen es gibt den guten Hagnauer Wein, all das macht das Buch sympathisch.


    Allerding läuft mir alles zu glatt und ist zu sehr in einer Schublade die Bösen sind die Bösen und die Guten die Guten. Luzia ist mir ein wenig zu naiv.


    Alles in allem aber ein toller historischer Schmöker der Raum und Zeit vergessen lässt :-)

  • Zuallererst ist mir Seelenfeuer wegen seines schönen und ungewöhnlichen Einbands ins Auge gestochen. Wie schon erwähnt wären ein paar Feinheiten noch toll gewesen. Lesebändchen und Nachwort der Autorin beispielsweise. Vor allem, damit man erfährt wie nah z.B. der Autor des Hexenhammers Heinrich Kramer hier im Buch an seinem tatsächlichen Vorbild dran war.
    Einer der herausragenden Pluspunkte dieses Romans sind die gründlichen Rechercheabeiten der Autorin, die sich im Buch durch unzähliche Beschreibungen und Daten erkennen lassen. Neben einer Vielzahl an Wissen über die damalige Anwendung von Heil- und Gartenpflanzen wird natürlich auch sehr eindringlich die hochnotpeinliche Befragung in Hexenprozessen und Kramers Pläne hinsichtlich seines Buches akribisch geschildert. Von Anfang an war ich von der packenden Wortgewalt der Autorin begeistert, die im Laufe des Buches für meine Begriffe noch zugenommen hat. Die Nöte und Ängste der damals Lebenden sind ebenso gut nachvollziehbar, wie die wunderschöne Liebesgeschichte von Luzia und Johannes.
    Ich fand die Bösen eigentlich sehr gut beschrieben. Ihre Beweggründe wurden für mich plausibel geschildert. Ich fand sie auch nicht nur Böse, sondern vor allem sehr bigott, männlich überheblich und in weiten Zügen für ihre Zeit sicher nicht untypisch. Was man von den Frauen damals hielt ist ja bekannt und belegt und es muss ein solches uns heute erschreckendes Denken vorgeherrscht haben, sonst wären nicht so viele Hexen und vor allem in manchen Städten in kürzester Zeit so viele Frauen hingerichtet worden. Und wie kann ein Mensch diese grausamen Foltermethoden einem anderen über Tage antun, wenn er nicht auch dran geglaubt hat. Von Sadisten mal abgesehen. Aber auch das wird ja hier mit dem Pfarrer abgedeckt. Nicht nur der Glaube spielte hier eine Rolle.
    Also eigentlich für mich rundrum ein gelungener historischer Roman den ich in 3 Tagen verschlungen habe.
    Einziger Kritikpunkt für mich. Sowohl der Titel als auch die Handlung erinnern wirklich sehr an Die Seelen im Feuer von Sabine Weigand und die Geschichte ist dadurch sehr vorhersehbar.
    Ich hoffe sehr auf ein baldiges Zweitwerk der Autorin, dann vielleicht mit einer etwas ungewöhnlicheren Geschichte. Aber schreiben kann Cornelia Haller allemal und ich habe mich keine Seite gelangweilt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich möchte auch erstmal betonen wie wunderschön der Schutzumschlag des Buches gestaltet ist. Ich konnte mich an Alraune und Co. darauf kaum sattsehen.


    Aber auch der Inhalt des Buches hat mich sehr gefesselt. Die Geschichte ist unheimlich spannend und detailreich erzählt. Luzia hab ich sofort ins Herz geschlossen (und ihren verschmähten Liebhaber/freund Matthias erst ;-) ).
    Der Hexenwahn und die Frauenfeindlichkeit der Kirche kommen wirklich sehr gut rüber.
    Hab noch vergessen: Pater Wendelin gehört auch zu meinen Lieblingen (und im allgemeinen kann ich ja nicht so gut mit "Pfaffen" *gg*, aber der ist eine Ausnahme)


    Allerdings habe ich auch kleine Kritikpunkte: erstens hat mich ein bisschen gestört das Luzia wohl wirklich ein paar übersinnliche Gaben hatte (mit ihren Händen Schmerzen lindern zum Beispiel) die zwar nicht oft aber eben dennoch erwähnt wurden, ich fand dies überflüssig da es keine grosse Bedeutung für die Geschichte hatte und ausserdem den Eindruck erwecken könnte das eben doch etwas "unnormales" an Luzia, etwas "hexisches" ist. Dabei wurden doch ganz normale Frauen völlig banal als Hexen gebrandmarkt und vernichtet. Eine völlig normale Hebamme wäre völlig ausreichend gewesen (mit Kräuterwissen und Katze war sie ja eh prädestiniert)


    Zweitens: Luzia war doch eine intelligente junge Frau. Ich fand es allerdings total daneben, das sie nach Ravensburg zurückgegangen ist und sozusagen blindlings wider besseren Wissens in die Falle lief. ALs sie durch die Tore der Stadt ging hab ich nur noch gedacht: Mann Mädel.... da kommst du jetzt nie mehr raus, spinnst du denn da auch noch reinzulatschen???


    Drittens: das Ende war mir zu abrupt: Luzia gerettet, in Johannes`Armen, Kuß und... SCHLUSS
    UND diese Kitsch-Kuss-Szene hat nicht so ganz zu Luzias Zustand gepasst, die Frau wurde tagelang gefoltert und brutalst vergewaltigt, da wird sie sicherlich nicht sofort und hollywoodmässig ihrem Freund (verliebt hin oder her, so Ereignisse verändern dann doch einiges erstmal!!) knutschend in die Arme sinken


    Selbst ich hatte das Buch relativ schnell (also für meine Verhältnisse !! wer mich kennt, der weiß wie lahm ich lese....) durch, da es sich einfach so flüssig und spannend lesen ließ.
    Ein tolles Buch (wenn mir auch eben die drei genannten Dinge nicht so gefallen haben) mit sehr sympathischen Hauptcharakteren, absolut verachtenswerten Bösewichtern, lebendiger Mittelalter-Kulisse und spannender Handlung.


    Ich geb 8 von 10 Punkten (10 wären übertrieben wegen dem übernatürlichen Kram der Luzia angedichtet wurde und dem nicht so passenden, übermässig kitschigem abruptem Ende, deshalb 2 Punkte weniger)

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

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  • Zum Inhalt wurde ja schon viel geschrieben, also beschränke ich mich auf meine Meinung.


    Positiv möchte auch ich zuerst das wirklich wunderschöne Cover erwähnen!


    Die ersten Seiten schafften es überhaupt nicht, mich zu überzeugen, denn ich fühlte mich von einer wahren Flut von Adjektiven fast erschlagen, die sich dann auch noch innerhalb von 3 Sätzen 3x wiederholten: Heilige Perchta, heiliges Holz, heiliger Rauch. Ich stelle mich gern auf die unterschiedlichsten Schreibstile ein, von einer blumigen Nicole C. Vosseler über eine kraftvolle Charlotte Lyne und einen focussierenden Titus Müller bis hin zu einer manchmal zurückhaltenden Iris Kammerer, aber hier fiel es mir sehr schwer, mich auf die Erzählweise einzulassen.
    Aber da das Buch sich recht spannend entwickelte, habe ich mich entweder dann doch daran gewöhnt oder weniger darauf geachtet oder die Autorin ist sparsamer geworden, jedenfalls störte es mich später kaum.
    Das Ende wurde hier bereits angesprochen, ich hab mich da ebenfalls einem Zitat angeschlossen.



    Zitat

    Original von bonomania
    Kritikpunkt: Das einzigste was mich etwas gestört hat, dass die 3 Bösewichte im Roman wirklich abgrundtief böse, hässlich und alle 3 miteinander sympathisieren und gegen die Hauptprotagonistin intrigieren.
    Ich mag es ja nicht so gerne, wenn die Guten und die Bösen so schablonenhaft und eindimensional dargestellt werden. Mir persönlich ist's lieber, wenn die Guten auch ihre bösen Seiten und die Bösen ihre guten Seiten haben :grin


    :write


    Zitat

    Original von chiclana
    Leider gab es auch kein Nachwort. Da hätten mir ein paar Informationen zu historischen Begebenheiten gut gefallen.


    :write Mir auch. Und Informationen zu den historischen Personen!


    Zitat

    Original von chiclana
    Die Titelwahl finde ich nicht ganz so glücklich, auch wenn er grundsätzlich schon passt. Irritierend finde ich eher, dass es wie oben schon genannt ein Buch von B. Wood mit diesem Titel gibt und dass Sabine Weigand Buch zum Thema Hexenverfolgung "Die Seelen im Feuer" heißt.


    :write Und das Weigand-Buch ist mE wesentlich besser!


    Und bei den 3 Kritikpunkten von RickyundMolly :write ich auch.


    Fazit: Ein ansprechender Historienschmöker, für den ich, da ich vom erwähnten Weigandbuch verwöhnt bin (ähnlich wie bei Tanja Kinkel und dem von mir präferierten Alvarezbuch zum Thema Walther von der Vogelweide) und doch einige Kritikpunkte fand, 7 von 10 EP vergebe.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Die neunzehnjährige Luzia Gassner wird im Jahr 1483 die neue Hebamme von Ravensburg. Sie verlässt sich bei ihrer Arbeit nicht auf Gebete, sondern auf die Kräuterheilkunde und ihren medizinischen Sachverstand. Damit rettet sie vielen Frauen und Neugeborenen das Leben. Damit fordert sie aber auch den Hass des mächtigen Kaplans heraus. Als ein Hagelunwetter und die Pest die Stadt verwüsten, holt der Kaplan den päpstlichen Inquisitor nach Ravensburg. Luzia wird der Hexerei angeklagt und in den Kerker geworfen. Einzig ihr Onkel und der Medicus Johannes von Wehr glauben an ihre Unschuld. Johannes bleiben nur wenige Tage, um Luzia, die Frau, die er liebt, vor dem Tod auf dem Scheiterhaufen zu retten.


    Autorin (Klappentext)
    Cornelia Haller wurde 1966 in Immenstaad am Bodensee geboren. Mit ihrem Mann und zwei Töchtern lebt und arbeitet sie noch heute am Ufer des Bodensees. Seelenfeuer ist ihr erster historischer Roman, dem weitere folgen werden.
    Mehr Informationen unter: www.cornelia-haller.de


    Allgemeines
    Erschienen im Verlag Hoffmann und Campe am 9.März 2012
    Hardcover 479 Seiten
    Erzählung in der dritten Person, 27 Kapitel
    Handlungsort und-zeit: Ravensburg in den Jahren 1483/1484


    Zum Inhalt
    Luzia Gassner ist als uneheliche und unerwünschte Tochter ihrer Mutter, die in Ravensburg als Hebamme tätig ist, größtenteils bei ihrem Onkel Jakob und ihrer Tante Elisabeth in Seefelden aufgewachsen. Dort hat sie von ihrer Tante, die ebenfalls "Wehmutter" ist, den Beruf der Hebamme erlernt.
    Als Luzias Mutter stirbt, sieht die junge Frau es als ihre Aufgabe an, nach Ravensburg zurückzukehren und dort den Platz ihrer Mutter als Stadthebamme einzunehmen. Durch ihre einfühlsame und aufgeschlossene Art ist sie in ihrem Beruf sehr erfolgreich, die Zahl der Todesfälle bei Geburten sinkt deutlich. Sie lebt bei ihrem Onkel Basilius, der eine Apotheke betreibt: eine gute Gelegenheit, sich in der Heilkräuterkunde fortzubilden. Als Luzia sich in den jungen Stadtmedicus Johannes von der Wehr verliebt und dieser ihre Gefühle erwidert, könnte ihr Leben nahezu perfekt sein, wären da nicht ihre ärgsten Gegenspieler, die ihr nicht nur ihren Erfolg missgönnen, sondern ihr sogar nach dem Leben trachten.
    Die alte frömmelnde Grete Muntz hat bisher bei den Geburten in der Stadt den Ton angegeben, ohne sich jemals die Hände schmutzig zu machen. Ihre "Hilfe" bestand darin, in der Geburtskammer zu beten und die Gebärenden mit schrecklichen Litaneien über Sünde und Gottesstrafen zu verunsichern. Sie kann es nur schwer verkraften, dass die junge Hebamme Luzia ihr offen widerspricht und neue, "gotteslästerliche" Methoden der Geburtshilfe einführt.
    Wesentlich gefährlicher ist allerdings der Kaplan Grumper, der Luzia schon seit ihrer frühesten Kindheit, als er sie unterrichtete, wegen ihrer Intelligenz und ihres Selbstbewusstseins hasst. Inzwischen ist aus seiner ehemaligen Schülerin eine schöne rothaarige Frau geworden, die seine Sinne betört. Überzeugt, dass es nur Hexenkünste sein können, die einen frommen Mann wie ihn zu fleischlichen Begierden verführen, ist er besessen von dem Gedanken, Luzia zu vernichten. Da trifft es sich gut, dass der Dominikaner Heinrich Kramer (Institoris) nach Ravensburg kommt, um seinen "Hexenhammer" zu schreiben und Jagd auf die Unholdinnen zu machen...


    Persönliche Beurteilung
    Die Figuren dieses Romans sind bis auf Heinrich Kramer, der aufgrund der von ihm selbst angeregten Hexenbulle "Summis desiderantes affectibus" auf Hexenjagd ging und Autor des "Malleus Maleficarum" wurde, fiktiv. Die Vorgehensweise im Prozess gegen Luzia entspricht jedoch mit der Hexenprobe, den Folterungen und dem irrsinnigen Fragekatalog bei den Verhören den realen Verhältnissen zur Zeit des Hexenwahns.
    Die Figurenzeichnung in diesem Buch gerät ziemlich zur Schwarz-Weiß-Malerei, Luzia ist schon fast eine Lichtgestalt (nomen est omen) und auch Johannes von der Wehr ist ebenso positiv dargestellt, wie die klerikale Gegenseite abgrundtief böse und sadistisch ist. Auch wenn sicherlich ein Körnchen Wahrheit in der Motivation der Geistlichen zur Hexenverfolgung steckt (Frauenhass durch sublimierte Sexualität), erscheinen diese Charaktere als überzeichnet.
    Auch der Erzählstil ist (für meinen Geschmack) gelegentlich sehr überzogen schmachtvoll, wenn es um die gegenseitige Liebe/Begierde von Luzia und Johannes geht. Von diesen Szenen abgesehen lässt sich der Roman jedoch sehr flüssig und unterhaltend lesen, vor allem im letzten Teil sind die recht detaillierten Beschreibungen der Vorgänge im Folterturm gleichermaßen berührend wie fesselnd.
    Vermisst habe ich bei diesem Roman, der im Anspruch über reine Unterhaltung hinausgeht, ein Nachwort der Autorin und vor allem ein Glossar. Es werden viele veraltete Bezeichnungen verwendet, die nicht mehr geläufig sind: so ist es nicht immer einfach, der Chronologie zu folgen (Erntemonat, Nebelmonat etc.).
    Wenn auch in diesem Debütroman ein gewisses Potenzial verschenkt wurde, bietet er doch gute Unterhaltung und ist für Freunde historischer Romane zum Thema "Hexenwahn" lesenswert.


    Fazit
    Ein unterhaltsamer Roman über ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit.
    6 Punkte

  • 1483: Luzia Gassner lebt glücklich im Bodenseestädtchen Seefelden und arbeitet dort als Hebamme. Als ihre Mutter stirbt und die Stadt Ravensburg dadurch ohne Hebamme ist, tritt sie die Nachfolge ihrer Mutter an, obwohl sie mit Ravensburg viele schlechte Erinnerungen verbindet. Kaplan Grumper, der ihr schon in ihrer Kindheit übel mitspielte, wettert auch jetzt wieder gegen sie, aber erst ein Jahrhundertsturm, der die gesamte Ernte vernichtet, führt dazu, dass Grumpers Worte auf fruchtbaren Boden fallen und Luzia bald in große Gefahr gerät.


    Cornelia Haller hat einen wunderbaren Erzählstil, sehr bildhaft und mitreißend, wodurch man das Gefühl hat, tatsächlich mittendrin im Geschehen zu sein, die der Zeit angepasste Sprache trägt noch zusätzlich dazu bei. Zudem hat die Autorin sehr gut recherchiert, was dem Roman zusätzliche Qualität verleiht, denn er vermittelt auch Wissen, z. B. über (Heil)pflanzen, Aberglauben oder medizinische Verhältnisse. Leider wurde auf ein Nachwort und auf ein Glossar verzichtet, so dass man (bei Interesse) darauf angewiesen ist, selbst ein bisschen weiter zu recherchieren. Ich hatte das Glück, den Roman im Rahmen einer Leserunde mit Begleitung der Autorin zu lesen, die uns Teilnehmern einiges an Hintergrundwissen vermittelt hat, das eigentlich in das Buch gehört hätte. Da hat der Verlag leider etwas kurzsichtig gehandelt, meiner Meinung nach gehören die o. g. Dinge in einen guten historischen Roman.


    Die Charaktere sind nicht ganz so gelungen wie die Erzählweise, da sie leider sehr schwarz-weiß gemalt werden. Gerade die Antagonisten sind sehr einseitig gezeichnet, eben tiefschwarz, da hätte ich mir ein paar graue Stellen gewünscht. Wirklich tiefgehend wird eigentlich nur Luzia gezeichnet, einige andere Personen sind recht klischeehaft charakterisiert. Trotzdem schlich sich nicht nur Luzia in mein Herz.


    Die Geschichte ist interessant, man ahnt zwar schon ziemlich schnell, worauf es hinauslaufen wird – und auch der Klappentext verrät es ja, jedoch kommt es erst relativ spät zum Äußersten, worüber ich sehr froh bin, so vermittelt der Roman ein gutes Stück mittelalterliches Lokalkolorit. Neben dem historischen Part enthält die Geschichte auch einen Touch Mystik, der in meinen Augen gut zur Geschichte passt und mich teilweise auch emotional berührt hat. Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, wie diese erzählt wird, würde ich in einem anderen Kontext für ziemlich kitschig halten, hier wirkt es für mich passend.


    Wenn man bedenkt, dass dieser Roman ihr Debüt ist, hat Cornelia Haller großartige Arbeit geleistet. Der Roman liefert eine schöne, interessante Geschichte, die, sieht man von der Schwarz-Weiß-Zeichnung der Charaktere ab, perfekt erzählt wird. Ich persönlich hätte mir noch einen Epilog gewünscht – und natürlich die schon oben erwähnten Extras. Dafür hat der Verlag, zumindest in der gebundenen Ausgabe, dem Roman ein wunderschönes, sehr passendes Cover gegönnt, das alleine schon Lust aufs Lesen macht.


    Wer gut recherchierte historische Romane mag, sollte zugreifen, ich kann den Roman jedenfalls sehr empfehlen und freue mich schon auf weitere Werke aus Cornelia Hallers Feder!