'Die dunkle Seite des Mondes' - Seiten 210 - Ende

  • Ich weiß nicht, in Bezug auf Urs Blank war ich total im Zwiespalt der Gefühle. Auf der einen Seite hatte ich ihm gewünscht das er diesen speziellen Pilz findet, damit er auf den richtigen Weg zurückfindet bzw. seine Veränderung rückgängig gemacht werden kann, auf der anderen Seite habe ich mir aber auch gewünscht das der Ott ihn erwischt und erledigt. Kein Wunder, der war ja nur eine tickende Zeitbombe. Ein toter Jäger mehr, weil er am falschen Ort war und ein toter Hund, weil der seine Spur aufgenommen hat. 2 Leute sind mit dem Leben davongekommen, weil der erste keinen Ton gesagt hat und weil der Frau, in dessen Haus er eingebrochen ist, kalt geworden ist.


    Ich weiß auch nicht was ich zum Ende sagen soll. In Bezug auf Urs geht es in Ordnung, aber mich hätte nun schon interessiert, wie es mit dem Ott weitergeht. Mord oder Totschlag?
    Und so wie ich es verstanden habe, ist die Anwaltskanzlei ja auch den Bach runtergegangen, oder?


    Im letzten Abschnitt hatte ich das Gefühl, ich muss viele Wörter nachschlagen, so z.B. Trobel, Fluh und Pemmikan.


    Auf jeden Fall war es ein sehr schönes Buch. :-]

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Die letzten Seiten habe ich bereits gestern Abend gelesen – aber ich wollte die Geschichte noch etwas sacken lassen, bevor ich mich hier melde.


    Das Buch lässt mich jetzt auch am Ende immer noch sehr zwiespältig zurück – aber irgendwie hege ich den Verdacht, dass Suter das auch beabsichtigt hatte. ;-)


    Es ist absolut keine Geschichte, in die man gerne abtaucht. Dennoch hat es mir anfangs etwas Mühe bereitet, mich als aussenstehenden Beobachter zu sehen. Als ich aber bereit war, mich auf den Plot einzulassen, hat mich das Buch durchaus gefangen genommen – stellenweise gar nicht mehr richtig los gelassen.


    Zwischendurch empfand ich einige Beschreibungen von Blank’s Leben im Walde als zu langatmig. Aber das Erzähltempo hat sich zum Schluss wieder gesteigert und die letzten Kapitel waren im Nu gelesen. Obwohl das Ende nicht wirklich offen ist, bleiben einige Fragen unbeantwortet. Z.B. hätte mich interessiert, ob sie Ott tatsächlich überführen konnten. Evtl. ist ja der letzte Satz die Antwort darauf? :gruebel


    Jedenfalls habe ich mich dabei ertappt, wie ich schadenfroh grinste, als ich vom "verschwundenen Messingschild" las... :schaem ;-)


    Alles in allem hat mich das Buch wirklich gefesselt - es kommt für mich aber nicht an den "Teufel von Mailand" ran. Nichtsdestotrotz bin ich bei einer nächsten Suter-LR wieder sehr gerne dabei. :wave

  • Zitat

    Original von Macska
    Im letzten Abschnitt hatte ich das Gefühl, ich muss viele Wörter nachschlagen, so z.B. Trobel, Fluh und Pemmikan.


    Auch ich hatte das Gefühl, dass im letzten Abschnitt die Sprache wieder "schweizerischer" wurde... Ich gebe zu: mir gefällt das. ;-)

  • Zitat

    Original von Macska
    Ich weiß nicht, in Bezug auf Urs Blank war ich total im Zwiespalt der Gefühle. Auf der einen Seite hatte ich ihm gewünscht das er diesen speziellen Pilz findet, damit er auf den richtigen Weg zurückfindet bzw. seine Veränderung rückgängig gemacht werden kann, auf der anderen Seite habe ich mir aber auch gewünscht das der Ott ihn erwischt und erledigt. Kein Wunder, der war ja nur eine tickende Zeitbombe. ...


    Ich glaube nicht, dass Blank den fast ausgestorbenen Pilz gesucht hat, um auf den richtigen Weg zurück zu finden. Meiner Ansicht nach wollte er nur genau das noch einmal erleben, was er in dieser Tiefe nie mehr erlebt hat, auch nicht beim 2. Trip - dieses absolute Eins sein mit dem Wald, der Natur, der Erde, diese Versinken im Boden und zu Wald werden. Das war doch sein Ziel, nicht in sein früheres Leben, unter welchen Abwandlungen auch immer, zurück zu kehren. So verstehe ich es jedenfalls. Es war ihm letztendlich auch gleich, dass Ott ihn stellte und die Pistole zog, denn er hatte noch einmal erlebt, was das höchste für ihn war.

  • Zitat

    Original von Ayasha


    Auch ich hatte das Gefühl, dass im letzten Abschnitt die Sprache wieder "schweizerischer" wurde... Ich gebe zu: mir gefällt das. ;-)


    Kein Wunder, Du kennst das ja auch. Ich habe ja auch nicht gesagt das es mir nicht gefällt, aber ich muss dann halt einige Begriffe nachschlagen. :-]

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich glaube nicht, dass Blank den fast ausgestorbenen Pilz gesucht hat, um auf den richtigen Weg zurück zu finden. Meiner Ansicht nach wollte er nur genau das noch einmal erleben, was er in dieser Tiefe nie mehr erlebt hat, auch nicht beim 2. Trip - dieses absolute Eins sein mit dem Wald, der Natur, der Erde, diese Versinken im Boden und zu Wald werden. Das war doch sein Ziel, nicht in sein früheres Leben, unter welchen Abwandlungen auch immer, zurück zu kehren. So verstehe ich es jedenfalls. Es war ihm letztendlich auch gleich, dass Ott ihn stellte und die Pistole zog, denn er hatte noch einmal erlebt, was das höchste für ihn war.


    Ich habe es genau anders aufgefaßt. Der Freund meinte doch, um den alten Zustand wieder herzustellen, muss er den Trip wiederholen und den richtigen Weg einschlagen. Da er aber durch den fehlenden Pilz nicht auf das Level gekommen ist, hat er dann den Pilz gesucht. Und er scheint ja damit Erfolg gehabt zu haben.
    Als er auf Ott vor seiner Höhle trifft, setzt er ja schon das Messer an.


    Zitat

    Aber etwas hinderte ihn daran zuzustoßen. Er stand auf, klappte das Messer zu und ließ es in die Tasche gleiten. ... Blank schüttelte den Kopf und lächelte.


    Wenn man bedenkt das er vorher Leute umgebracht hat, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, dann ist das für mich ein Schritt zurück zu seinem alten Zustand. Er hat wieder Hemmungen und ich denke, er hat die Veränderung auch mitgekriegt. Deshalb lächelt er.


    Zumindest habe ich das so verstanden.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)


  • Auch eine interessante Variante :gruebel
    Wie gesagt, ich sehe es so, dass Blank zu diesem Zeitpunkt alles erreicht hat, was er wollte: den Trip zu wiederholen, aber nicht um einen neuen Weg einzuschlagen, sondern um nochmal so intensiv Eins zu werden mit dem Wald, so unbesiegbar und solitär. Für meine Vorstellung sieht er sich als einzigartig, privilegiert und mächtig, so dass ihn andere nicht mehr berühren können. Ich glaube, dass er Ott gewähren lässt, weil es völlig gleichgültig ist, ob der ihn tötet oder nicht, denn das, was er hat, in sich, kann niemand ihm nicht wegnehmen, auch nicht der Tod. Sein Lächeln ist für mich ein Zeichen seiner Überlegenheit, seine Rücknahme des Messers ein Resultat seiner Erkenntnis, dass er nichts Neues mehr erleben kann und alles erreicht hat, was er wollte. Ich glaube nicht, dass er in sein altes Leben zurück wollte.


    Ich weiß ja nicht, was Suter uns wirklich sagen wollte, aber es ist mir auch nicht so wichtig. Für mich wird es wohl so bleiben.
    Warum soll man den Schluss nicht so unterschiedlich interpretieren? Ich finde das gut. :knuddel1

  • Die unterschiedliche Schlussinterpretation finde ich gut,tendiere aber zu Macskas Meinung. Alle Suter haben etwas Spezielles, was ich bevorzuge. Einmal die Beschreibungen und einmal die Protagonisten. IMMER absoltute Leseempfehlung. Ich arbeite mich langsam durch das gesamte Werk von Herrn Suter.

    Novemberkinder haben es schwer. Sie brauchen Liebe und mehr.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Zuckelliese ()

  • Zitat

    Original von Macska


    Kein Wunder, Du kennst das ja auch. Ich habe ja auch nicht gesagt das es mir nicht gefällt, aber ich muss dann halt einige Begriffe nachschlagen. :-]


    Das hatte ich auch nicht so verstanden, dass es dir nicht gefallen hätte. ;-)


    Und das mit dem Können ist so eine Sache: Suter ist ja ein Zürcher und ich Walliserin - und unsere Dialekte sind sehr verschieden. Wobei wir Walliser, gerade auch durch das Fernsehen, den Zürcher Dialekt besser verstehen als anders rum. :grin


    Zitat

    Original von Clare
    Warum soll man den Schluss nicht so unterschiedlich interpretieren? Ich finde das gut. :knuddel1


    Absolut! Da merkt man wie unterschiedlich die Leser an eine Geschichte ran gehen und das macht es so spannend und die Leserunden zu etwas ganz Besonderem!


    Ich selber konnte mir nicht richtig erklären, warum Blank so verbissen den Pilz gesucht hat. Es kam für mich auch nicht so klar rüber, wie er seinen letzten Drogentrip empfunden hatte. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er sein Ziel erreicht hat und daher dem Tod gelassen entgegen sehen konnte - vielleicht hatter er ihn auch ersehnt.


  • :write
    Genauso habe ich das auch interpretiert. Aber stimmt schon, insgesamt bleibt es ein bisschen verschwommen und Clare`s Eindrücke sind ebenfalls nachvollziehbar.


    Zitat

    Original von Clare
    Ich weiß ja nicht, was Suter uns wirklich sagen wollte, aber es ist mir auch nicht so wichtig.


    Geht mir genauso! Und es ist richtig toll, dass es die verschiedenen Meinungen dazu gibt. Ich könnte mir vorstellen, dass das ganz im Sinne des Autors ist, wenn seine Geschichte so viel Diskussions- und Interpretationsmöglichkeiten eröffnet.

  • Zitat

    Original von Lumos
    ...


    Geht mir genauso! Und es ist richtig toll, dass es die verschiedenen Meinungen dazu gibt. Ich könnte mir vorstellen, dass das ganz im Sinne des Autors ist, wenn seine Geschichte so viel Diskussions- und Interpretationsmöglichkeiten eröffnet.


    Und man sieht ja, wie unterschiedlich z.B. die Interpretationen von Macska und mir sind.
    Ich mag Bücher, die für so verschiedene Meinungen Raum lassen.

  • Zitat

    Original von Clare
    ... Warum soll man den Schluss nicht so unterschiedlich interpretieren? Ich finde das gut. :knuddel1


    Genau. Es ist ja nicht so das es feststehende Tatsachen sind, wie z.B. bei einem Mörder und einem Opfer. Beweggründe und Emotionen kann man immer unterschiedlich auffassen und interpretieren. Und das ist ja das Schöne an den Leserunden, man tauscht seine Gedanken zum Buch aus. Jeder nimmt etwas anderes aus einem Buch mit und so soll es auch sein.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ich bin jetzt erst durch, hatte ein paar Tage kaum Zeit zum Lesen. Also ich finde es auch interessant, dass das Ende veschiedene Interpretationen zulässt, bin aber auch Macskas Meinung. Ich denke schon, das Blank den seltenen Pilz gesucht hat, um quasi den Trip wieder rückgängig zu machen, so wie er es ja bereits mit Wenger zusammen erfolglos versucht hat. Und ich glaub auch, dass es diesmal geklappt hat. Deshalb hat er auch Ott nicht ermordet, weil sein Gewissen wieder funktioniert hat. "Blank schüttelte den Kopf und lächelte... Blank fühlte sich gut." Nur habe ich mich auch gefragt, wieso er sich nicht dagegen gewehrt hat erschossen zu werden. Vielleicht war es auch, weil er wusste, dass er für die Morde bestraft werden würde oder weil er mit dem Bewußtsein der Schuld nicht leben wollte. Aber ich sehe es auch so, dass er quasi wieder "der Alte" war und darüber froh war.


    Aber andere Meinungen sind natürlich auch möglich!


    Ich finde auch, dass es offen bleibt was nun mit Ott geschieht. Ob die Leiche gefunden wird, kann ihm der Mord nachgewiesen werden...


    Gesamt muß ich sagen, dass mir das Buch eigentlich nicht so gut gefallen hat, zum einen eben aufgrund der Perspektive, dass man eben so unbeteiligt bleibt, aber auch aufgrund der Thematik Wald, Drogen, Pilze, Jagd - das hat mich eigentlich nicht so sehr interessiert. Die psychologische Seite an der ganzen Sache fand ich ganz gut. Aber ich würde trotzdem noch einen anderen Suter ausprobieren.

  • Amalia, vielleicht liest du auch "Der Koch" mit uns. Die Leserunde ist schon geplant (s. Eingangspost).


    Schön, dass du dabei warst, auch wenn es dir nicht so gut gefallen hat. Die Thematik "Wald, Drogen, Pilze, Jagd" interessiert mich auch nicht besonders, aber ich bin jedes Mals aufs Neue von Suters Erzählstil begeistert. Nur die Allmen-Reihe hat mich nicht überzeugt, ganz nett zu lesen, aber da fehlt mir einfach das gewisse Etwas.


    Buchfink und Krimi-Mimi haben es wohl nicht mehr geschafft zur Leserunde zu stoßen :-(. Mir hat es wieder Spaß gemacht mit euch und ich freue mich schon auf die nächste Suter-Runde. Zwischendurch schiebe ich vielleicht noch "Ein perfekter Freund" ein.


    Jetzt sag ich erst mal tschüß, heute nacht bzw. morgen früh geht es in den Urlaub :-].

  • Lumos, zunächst wünsche ich einen schönen Urlaub. Ich muss noch eine Woche warten...


    Mir hat es trotzdem Spaß gemacht hier, auch wenn das Buch mich nicht so richtig begeistern konnte. Aber vlt. wäre ja "Der Koch" eher was für mich, das Thema Kochen + Essen interessiert mich zumindest mehr als Wald + Drogen...

  • Zitat

    Original von Lumos
    Buchfink und Krimi-Mimi haben es wohl nicht mehr geschafft zur Leserunde zu stoßen :-(. Mir hat es wieder Spaß gemacht mit euch und ich freue mich schon auf die nächste Suter-Runde. Zwischendurch schiebe ich vielleicht noch "Ein perfekter Freund" ein.


    Jetzt sag ich erst mal tschüß, heute nacht bzw. morgen früh geht es in den Urlaub :-].


    Auch mir hat es viel Spass gemacht! Lumos, nochmals vielen Dank für die Orga! Und jetzt ab in den Urlaub und ich wünsche dir eine tolle Zeit.... :wave


    Auf den "Koch" freue ich mich auch schon - und natürlich dann auf euch alle! Bis dahin einen herzlichen :knuddel1 in die Runde und ein dickes Danke für eine tolle LR!

  • Zitat

    Original von Amalia
    Thematik Wald, Drogen, Pilze, Jagd - das hat mich eigentlich nicht so sehr interessiert. Die psychologische Seite an der ganzen Sache fand ich ganz gut. Aber ich würde trotzdem noch einen anderen Suter ausprobieren.


    hmmm, ich hab das Buch nie unter dem Thema "Wald, Drogen ...." gesehen. Fuer mich sind Suter Buecher eigentlich immer in der Thematik "Persoenlichkeitsveraenderungen" einzuordnen. Wenn dir die psychologische Seite also gefallen hat, dann werden dir sicherlich auch andere Titel von ihm liegen. Und vielleicht sogar ein bischen besser.


    Mein Lieblingsbuch von Suter ist uebrigens "Small World".

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    ...
    hmmm, ich hab das Buch nie unter dem Thema "Wald, Drogen ...." gesehen. Fuer mich sind Suter Buecher eigentlich immer in der Thematik "Persoenlichkeitsveraenderungen" einzuordnen. Wenn dir die psychologische Seite also gefallen hat, dann werden dir sicherlich auch andere Titel von ihm liegen. Und vielleicht sogar ein bischen besser.


    Mein Lieblingsbuch von Suter ist uebrigens "Small World".


    Genau so würde ich Suter auch einordnen. "Smal World" kenne ich auch nicht. Vielleicht lesen wir das ja auch mal zusammen :wave