'Der Geiger' - Seiten 079 - 151

  • Es ist gut geschrieben und lässt sich sehr flüssig lesen. Ich wollte heute in der Mittagspause gar nicht mehr aufhören...
    Ein ganz klein wenig verwirrend finde ich die Sprünge zu den verschiedenen Personen, von denen ja kapitelweise berichtet wird. Wenn nicht gerade der Name von Sascha, Galina oder Ilja zu Beginn genannt wird, ist man erst einmal ratlos, um wen es geht.
    Dass sich das Etikett einer alten Bohnendose so lange gehalten hat, ohne zu zerbröseln, wundert mich etwas. "Reger", der Chef von Sascha ist meiner Meinung nach nicht so wirklich glaubwürdig - was hat er davon, seinen Mitarbeiter in einer Privatangelegenheit so zu unterstützen? :gruebel
    Trotzdem, sehr spannend bisher und viele offene Fragen warten auf Beantwortung.

  • Ich bin nun gerade mit diesem Abschnitt fertig geworden.
    Vor allem die beiden Handlungsstränge welche von Galina und Ilja handeln haben mich gepackt... Ich dachte schon am Anfang des Buches, dass alles wirklich grausam und ungerecht ist, aber die nachfolgenden Kapitel haben das ganze Ausmaß noch einmal viel deutlicher beschrieben.


    Zitat

    Original von Eskalina
    Ein ganz klein wenig verwirrend finde ich die Sprünge zu den verschiedenen Personen, von denen ja kapitelweise berichtet wird. Wenn nicht gerade der Name von Sascha, Galina oder Ilja zu Beginn genannt wird, ist man erst einmal ratlos, um wen es geht.


    Zu Beginn wurden ja Datum und Ort noch in der Überschrift angegeben... mich hat es auch ein wenig gewundert, dass dies in den nachfolgenden Kapiteln komplett wegfiel.
    Eigentlich habe ich kein Problem mit den Sprüngen - ich hätte es allerdings ein bisschen übersichtlicher gefunden, wenn man die Zeit- und Ortsangaben beibehalten hätte.

  • Die Abschnitte in der Vergangenheit finde ich erschütternd - sowohl bei Galina als auch bei Ilja. Das Schicksal der beiden wird beim Lesen fühlbar...schrecklich. Vielleicht findet Galina ja ein bißchen Trost beim dem Mann aus Lettland.
    Dass Ilja sein Arbeitspensum geschafft hat, hat mich überrascht. Oder hat Juri das (warum auch immer) nur so hingedreht?


    In der Gegenwart nimmt der Kriminalfall an Fahrt auf. Saschas Chef mag ich - und zum Glück steht er Sascha zur Seite. Vielleicht findet er das Mitermitteln einfach spannend, ist schließlich sonst auch mit sein Job. Saschas Verhalten finde ich schlüssig. Als ehemaliger Kleinkrimineller und mit einem Job bei einer Sicherheitsfirma passt es, dass er weiß wie er sich am besten verhält. Oft ist das in Krimis mit Alltags-Ermittlern furchtbar unglaubwürdig, dass die aus heiterem Himmel wissen wie mit Verfolgern und drohenden Gefahren clever umgehen sollen.
    Überrascht hat mich aber trotzdem, woher Sascha die Kopien der Unterlagen hatte, die er seinem Chef zur Aufbewahrung gibt.


    Das Buch hat eine auf mich eine richtige Sogwirkung - ich kann es kaum aus der Hand legen.


    Aber jetzt schaue ich mir erst mal Landkarten an - schade, dass keine im Buch sind.

  • Zitat

    Original von chiclana


    Überrascht hat mich aber trotzdem, woher Sascha die Kopien der Unterlagen hatte, die er seinem Chef zur Aufbewahrung gibt.


    Waren die nicht in der Tasche aus dem Schließfach? Von seiner Schwester hatte er ja einen Brief mit dem Schlüssel.


    Wo sie die Papiere wohl herhatte?

  • Zitat

    Original von Deichgräfin


    Waren die nicht in der Tasche aus dem Schließfach? Von seiner Schwester hatte er ja einen Brief mit dem Schlüssel.


    Wo sie die Papiere wohl herhatte?


    Jap, das hat er aus dem Schließfach... und soweit ich weiß, waren die ganzen Unterlagen doch in dieser Nylontasche die Sascha nun immer bei sich führt, oder? (hat sich ja bisher sogar schon einmal bewährt, dass er so vorsichtig ist ;-) ).


    Woher Vika jedoch all die Unterlagen hat - das würde mich nun auch noch brennend interessieren.

  • Mich stören die fehlenden Orts-/Datumsangaben gar nicht. Nach wenigen Worten weiss man meist in welchem Handlungsstrang man sich gerade befindet. Das Buch hat auch im zweiten Teil nicht nachgelassen und für mich steht jetzt schon fest, dass ich bald noch mehr Bücher aus dem Werk von Mechtild Borrmann lesen werde. Ehrlich gesagt kannte ich die Autorin bisher überhaupt nicht. :gruebel
    Mich hat der Brief den Ilja an Galina geschrieben hat, sehr berührt. Hat Galina ihn wohl je bekommen? Oder wie ist er sonst in Vikas Händen gelandet? Was ist 1948 wirklich geschehen, dass so viele Jahre später noch eine ganze Familie verfolgt und ermordet wird?

  • Für mich ist danz klar- der angebliche Freund und echte Lehrer hat sich die Stradivari unter den Nagel gerissen, indem er den Schüler und seine Familie "entsorgt" hat. Das würde jedenfalls so in die damalige Realität passen.


    Richtig ist, dass in dem Buch nicht erwähnt wird wann und wo Kopien der Unterlagen von Vika durch Sascha angefertigt wurden, damit er diese seinem Chef weitergeben konnte. Zeit dazu hatte er aber, weil wir Leser ihn nicht ununterbrochen beobachten konnten.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Für mich ist danz klar- der angebliche Freund und echte Lehrer hat sich die Stradivari unter den Nagel gerissen, indem er den Schüler und seine Familie "entsorgt" hat. Das würde jedenfalls so in die damalige Realität passen.


    Das befürchte ich auch, irgendwas hat der damit zu tun.

  • Auch dieser Abschnitt hat mich gepackt. Besonders die Kapitel um Ilja und Galina haben mich sehr berührt. Die Krimihandlung um Sascha ist für mich irgendwie nur Beiwerk. Zwar spannend, aber die Hauptpersonen sind eindeutig Galina und Ilja.
    Den Verdacht mit dem neidischen Freund habe ich auch, denn dass das der Grund für die Verhaftung die Stradivari ist, finde ich offensichtlich. Auch steht die Familie Grenko immer noch unter Beobachtung, wahrscheinlich wurden die "Unfälle" von Pawel und Ossip auch fingiert um Mord zu vertuschen.

  • Dann würde Meschenows Arm aber weit reichen, wenn er es war, der sich die Geige unter den Nagel gerissen hat.
    Wie Vika an die Papiere gekommen ist, wird sich hoffentlich noch klären.


    Ich bin auch schwer begeistert von dem Buch, vor allem vom Schreibstil und der Dichte der Erzählung. Die Autorin benötigt 298 Seiten für ein Buch, bei dem viele andere wahrscheinlich 600 gebraucht hätten.

  • Ich habe das Gefühl, dass da noch etwas ganz anderes dahintersteckt, wovon wir bisher noch nichts wissen.
    Reger ist mir auch nicht ganz geheuer, so wie er sich für seinen Angestellten ins Zeug legt.


    Und die fehlenden Orts-/Zeitangaben stören mich auch nicht. Wie Kirsten schon schrieb, nach dem ersten Satz weiß man sofort wieder, wo man sich befindet. Die Autorin hält sich ja kaum mit Nebensächlichem auf, sondern kommt immer gleich zur Sache.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Und die fehlenden Orts-/Zeitangaben stören mich auch nicht. Wie Kirsten schon schrieb, nach dem ersten Satz weiß man sofort wieder, wo man sich befindet. Die Autorin hält sich ja kaum mit Nebensächlichem auf, sondern kommt immer gleich zur Sache.


    Ja, das sehe ich genau so.


    Was hinter dem Auslöschen der Familie steckt ist für mich noch völlig offen. An Meschenows Hilfsbereitschaft habe ich auch schon gezweifelt, aber sicher bin ich mir da nicht. Seine Betroffenheit konnte genau so gut aufrichtig sein.


    Zitat

    Original von JaneDoeIch bin auch schwer begeistert von dem Buch, vor allem vom Schreibstil und der Dichte der Erzählung. Die Autorin benötigt 298 Seiten für ein Buch, bei dem viele andere wahrscheinlich 600 gebraucht hätten.


    Auch das kann ich aus vollem Herzen unterstreichen, ich bin völlig fasziniert wie sie mit so wenigen Worten so viel ausdrücken und darstellen kann.


    Zitat

    Original von Kirsten
    Mich hat der Brief den Ilja an Galina geschrieben hat, sehr berührt. Hat Galina ihn wohl je bekommen? Oder wie ist er sonst in Vikas Händen gelandet? Was ist 1948 wirklich geschehen, dass so viele Jahre später noch eine ganze Familie verfolgt und ermordet wird?


    Den Brief war wirklich herzzerreissend. Besonders anrührend finde ich wie Ilja sich der Veränderung seiner Persönlichkeit bewusst wird und wie sehr er darunter leidet, dass die pragmatischen Überlebensinstinkte seine Mitmenschlichkeit verdrängen. "Aus mir wird immer mehr einer, für den ich nur Verachtung habe". Das scheint für ihn schlimmer als dieser grausame Kampf ums Überleben.


    Neben dieser einfach grandiosen Schreibweise ist die Geschichte auch unglaublich spannend und ich bin sooo gespannt, auf die Auflösung und wie alles zusammen hängt.

  • Also ich bin hin und weg von dem Buch. Immer wenn ich es aufschlage, kann ich es kaum mehr aus der Hand legen. Die Grausamkeiten, die Galina und Ilja mitbekommen bzw. selbst ertragen sind knapp und hart dargestellt. Was muss das für ein grässliches Leben in Workuta gewesen sein. Sascha steht nun selbst unter Verdacht mit dem Mord an der Schwester etwas zu tun zu haben. Er nimmt die Spur in Richtung Russland auf. Feines Buch! Inhaltlich und Sprachlich sehr ansprechend.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Und die fehlenden Orts-/Zeitangaben stören mich auch nicht. Wie Kirsten schon schrieb, nach dem ersten Satz weiß man sofort wieder, wo man sich befindet. Die Autorin hält sich ja kaum mit Nebensächlichem auf, sondern kommt immer gleich zur Sache.


    :write Das stimmt, man ist immer wieder sofort mittem im Geschehen drin.
    Auch mich begeistert das Buch weiterhin.
    Das wird sehr wahrscheinlich mein Highglight des Monats, wenn es nicht sogar unter den Top 3 des Jahres landen wird. :-]

  • Ich mag auch gar nicht mehr aufhören, selten einen Krimi gehabt, der mir so gut gefallen hat! Mich stören die fehlenden Zeitangaben auch nicht. Die fehlen in den meisten Büchern und man findet sich ja trotzdem prima zurecht. Wenn nicht, hätte der Autor etwas falsch gemacht.
    Sascha wird selbst verdächtigt und beschließt, selbst in Russland zu ermitteln. Da kann ja noch eine ganze Menge passieren. Ob er den Mörder seiner Schwester finden wird?
    Ob das etwas mit Galina und Ilja zu zu tun hat? Hmmm :gruebel
    Ein tolles Buch, ich bin echt begeistert.

  • @ Beowulf : Die Idee mit, dass Meschenow sich die Stradivari unter den Nagel gerissen hat finde ich sehr interessant, hatte er doch auch die Möglichkeit sich das Notenblatt von Bach anzusehen. Dazu kommt auch noch das merkwürdige Gespräch im Garten.


    Die Kapitel finde ich sehr gut gestaltet, ich habe gar keine Probleme mich zurecht zu finden in welcher Geschichte man sich gerade befindet.
    Reger finde ich eigentlich einen sehr angenehme Persönlichkeit, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er in irgend einer Form gegen Sascha arbeitet.


    Insgesamt ist der zweite Abschnitt genau so gut gelungen wie der ersten, es macht wirklich Freude dieses Buch zulesen. Das wird definitiv nicht meine letzte Borrmann gewesen sein!