Vakuum - Antje Wagner (12 - 15 Jahre)

  • Klappentext:
    Tamara ist auf dem Weg nach Mannheim. Sie ist nur kurz weggenickt und als sie die Augen wieder öffnet, steht der Zug und die Passagiere sind weg.
    Kora findet sich beim Hofgang plötzlich allein im Gefängnis wieder: keine Gefangene ist mehr da, die Tore sind verschlossen.
    Leons Freunde sind beim Campen auf einer Insel auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Als er 110 wählt, nimmt niemand ab.
    Tamara. Kora. Leon. Alissa. Hannes. Sie alle erleben am 17. August um 15.07 Uhr dieselbe Situation: Die Zeit bleibt stehen und plötzlich sind sämtliche Menschen verschwunden.
    In diesem beängstigenden Vakuum beginnt ein gefährlicher Nebel, Jagd auf die fünf Jugendlichen zu machen…


    Meine Meinung:
    Antje Wagners dritter All- Age- Roman ist eines der Bücher, wenn nicht sogar DAS Buch, das ich in diesem Jahr mit der meisten Spannung erwartet habe. Seitdem ich sie vor gut einem Jahr das erste Mal daraus lesen hörte, interessierte mich diese Geschichte, und ich muss sagen, dass sich die Vorfreude und das lange Warten durchaus gelohnt haben.


    Antje Wagners Bücher sind anders als andere Bücher. Oft vereinen sie mehrere Genres miteinander, sind Thriller, Fantasy- und in diesem Fall auch ein bisschen Horrorroman in Einem. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint, die Geschichte wird auf mehreren Ebenen erzählt. Man muss ein wenig nachdenken, um hinter das Offensichtliche zu gelangen und den tieferen Sinn, den Wagner- Bücher eigentlich immer haben, zu verstehen. Bei mir löst das Wissen um diesen tieferen Sinn bereits VOR dem Lesen eine kribbelige Spannung aus. Werde ich dieses Mal vor dem Ende hinter das Geheimnis kommen? Und wenn ja, wie lange werde ich brauchen? Aber ich muss gestehen, dass es mir bisher noch nie gelungen ist, des Rätsels Lösung vor der Aufdeckung durch die Autorin am Ende des Buches zu finden. Was aber überhaupt nicht schlimm ist, denn die Spannung bleibt so das ganze Buch über dermaßen hoch, dass es manchmal kaum auszuhalten ist.


    Kaum auszuhalten ist bei „Vakuum“ auch der Gruselfaktor, den es bislang in den anderen Büchern der Autorin so nicht gab. Ich gehöre zu den Menschen, die sich nur sehr ungern gruseln, weswegen ich das Buch zeitweise an die Seite legen musste weil es mir zu gruselig wurde. Ich bin, was das angeht, allerdings auch ein furchtbarer Angsthase, so dass dieser winzig kleine Kritikpunkt nicht weiter ins Gewicht fällt.


    Mit Kora, Tamara, Hannes, Leon und Alissa hat Vakuum fünf Protagonisten, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Gleichzeitig sind sie den größten Teil des Buches über die einzigen Figuren, die darin überhaupt vorkommen. Nur ganz am Anfang treten diverse andere Personen in Aktion. Die restlichen Seiten über sind die fünf alleine in ihrer Welt, andere Menschen gibt es nur in ihren Gedanken, wo sie allerdings umso dominanter sind. Eine sehr interessante Vorgehensweise, die allerdings auch ein gewisses Risiko birgt, denn eine Geschichte, in der es nur fünf Figuren gibt, kann auch schnell langweilig werden. Nicht aber bei Antje Wagner!


    Das Ende ist, wie es nicht anders zu erwarten war, überraschend und großartig. Hier hat sich die Autorin ein weiteres Mal ihr großes Können unter Beweis gestellt und mich fassungslos über so viel Kreativität und Genialität zurückgelassen. „Vakuum“ ist ein weiterer Spitzenroman aus der Feder einer genialen Autorin und eine absolute Leseempfehlung wert!

  • Antje Wagner: Vakuum
    Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher.2012.304 Seiten
    ISBN-13: 978-3827054371, 14,99 €


    Über die Autorin:


    Antje Wagner, geboren 1974 in Wittenberg, studierte deutsche und amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften. Sie schreibt Romane und Erzählungen und übersetzt aus dem Englischen. Für Unland (Bloomsbury K&J 2009) hat sie den ver.di Literaturpreis erhalten, ihr Buch war auf der Kinder- und Jugendbuchliste von SR und Radio Bremen, unter den besten 7 Büchern für junge Leser und Jugendbuchfavorit der Stiftung Lesen.


    Meine Meinung:


    Es ist ein Buch, das wirkt wie ein Samenkorn, das ins Gehirn gepflanzt wird. Kaum bemerkbar erhebt sich das Pflänzlein, reckt zart und leise erste Triebe in die Höhe. Mit fortschreitender Seitenzahl wächst und gedeiht sie, kratzt an den Innenseiten des Gehirns, fängt an zu drücken, will nach außen streben und verankert sich gleichzeitig mit mächtigem Wurzelwerk im Geist.


    Es ist kein Buch, das leise an einem vorüberplätschert und vergessen ist, kaum dass man es gelesen hat. Es hat Bestand, nistet sich im Gedächtnis ein. Ich erzähle hier ganz viel von der Wirkung, das es auf mich gehabt hat, weil ich es sehr schwer empfinde, über den Inhalt zu schreiben. Alles was man sagen möchte, könnte schon zu viel verraten. Am besten lässt man sich ohne Vorwissen in das Buch hinein gleiten, lässt sich von der Autorin an die Hand nehmen und auf eine interessante, beklemmende, gruselige, lustige, spannende, beeindruckende Reise mitnehmen.


    Es ist definitiv ein Buch für Prota-Leser. Man spürt die Liebe der Autorin zu ihren Figuren, die sie mit Tiefe und Detailreichtum gestaltet. Sie gibt ihnen Zeit sich zu entfalten und bringt sie damit dem Leser näher. Sie wirken echt und authentisch, keinesfalls genormt oder glattgebügelt.


    Besonders hervorzuheben sind die vielen Ideen, die fantasievoll aus den Seiten sprudeln. Ob das nun der geräuschverstärkende Kühlschrank ist, der die Saxophonklänge aus der Nachbarwohnung bei geöffneter Tür noch deutlicher von sich gibt oder die Angewohnheit von Tamara, Dinge und Menschen in Klänge zu übersetzen. Das sind kleine Edelsteine, die die Lektüre glitzern machen.
    Und wer wissen will, warum ich in Zukunft bei Nacktschnecken immer an rülpsende Tubas denken werde, sollte unbedingt das Buch lesen.


    Sprachlich ist das Buch etwas Besonderes. Antje Wagner hat einen ganz eigenen Stil, arbeitet viel mit Sprachbildern, erschafft neue Wortverknüpfungen und macht das Lesen dadurch zu einem Genuss.


    Als zentrales Thema des Romans empfinde ich die Freundschaft. Und die Erkenntnis, wie wichtig sie im Leben ist. Man braucht Freunde, denn allein ist man schwach. Es geht in „Vakuum“ auch um Schwächen und Stärken, um Fehler die man begangen hat und den Mut, weiter zu machen. Es geht um Verlust und Trauer, um Angst und Verantwortung. Ein Buch, das in seiner Dichte viel Diskussionsstoff bietet und das hoffentlich auch in Schulen für rege Gespräche sorgt.


    Das Beste ist aber: man wird trotz aller Ernsthaftigkeit nicht belehrt, sondern bestens unterhalten. Mein Rat, unbedingt lesen, es ist spannend! Und auch wichtig: Es ist ein Buch, das auch für erwachsene Leser ein Genuss ist.


    10 Eulenpunkte!

  • Die 16-jährige Viktoria, genannt Kora, sitzt für zwei Jahre in der JVA. Doch sie hat Glück, sie darf eine Ausbildung zur Malerin und Lackiererin machen, in der sie voll aufgeht. Dennoch ist das Leben im Knast alles andere als einfach, zumal ihre Zellengenossin Miriam ihr mitunter den letzten Nerv raubt. Ihre Ausbildung ist gleichzeitig ihre Zuflucht, denn diese ermöglicht es ihr, 8 Stunden ihrer Zelle fern zu bleiben. Nur die Wochenenden, die sind hart, denn dann gibt es nur eine Stunde Hofgang und die sogenannte Freizeit, die restliche Zeit muss sie in ihrer Zelle zusammen mit Miriam verbringen. Doch am 15. August geschieht etwas Ungewöhnliches. Nach einem halben Jahr Gefängnis bekommt sie ihren ersten privaten Brief, der sich als harte Nuss herausstellt, denn dieser beinhaltet einen Code, den es zu knacken gilt. Doch wer hat ihn ihr geschrieben?


    Derweil verbringt der ebenfalls 16-jährige Hannes seine Nächte vor dem PC, denn schlafen kann er nicht mehr. Seit 3 Monaten quält ihn sein Gewissen, das ihn nachts nicht schlafen lässt, immer lebt er in Angst und dennoch offenbart er sich niemandem, weder seiner Mutter, noch seiner besten Freundin Emma. Er zieht sich immer mehr von seiner Umwelt zurück, ohne dass ihn jemand erreichen kann. Die 13-jährige Tamara hingegen möchte einfach nur wissen, wer sie ist und wo sie herkommt. Sie wurde relativ spät adoptiert und dennoch hat sie keinerlei Erinnerungen an ihre Vergangenheit. Sie mag ihre Adoptiveltern sehr, doch sind diese immer enttäuscht, wenn sie nach ihrer Herkunft fragt - doch Tamara muss es einfach wissen. Als sie einen Brief von der Adoptionsbehörde erhält, beschließt sie, sich mit der angegebenen Tamara in Verbindung zu setzen, die anscheinend mehr über ihren Hintergrund weiß, als sie selbst.


    Die 18-jährige Alissa hingegen will einfach den ersten schönen Sommertag nach einem verregneten Sommer genießen und mit ihren Freunden zelten. Doch sie wird von ihrem 12-jährigen Bruder Leon überrascht, der sie so überrumpelt, dass sie ihn mitnimmt. Am 17. August um 15:07 Uhr geschieht etwas Seltsames. Alle Lebewesen, mit Ausnahme von Kora, Hannes, Tamara, Alissa und Leon, verschwinden, alle Uhren bleiben exakt um 15:07 Uhr stehen. Alissa und Leon fahren zurück in die Stadt, um Hilfe zu holen und treffen dabei auf Tamara, kurz drauf schließt sich Hannes an. Die vier beschließen Kora aufzusuchen, von der sie durch Tamara erfahren, doch unterwegs begegnet ihnen ein undurchdringlicher Nebel, ein Nebel, der sich als tödlich herausstellt. Was hat es mit dem Nebel auf sich, warum sind sie die einzigen Menschen, die noch da sind, wer macht im Nebel Jagd auf sie?


    Ein sprachlich wundervoll angelegtes Buch!!! Der Plot des Buches wurde ausgesprochen real und mystisch zugleich angelegt, sodass ich nicht einmal eine Idee hatte, in welche Richtung sich das Buch entwickelt. Die Figuren wurden allesamt ausgesprochen facettenreich und tiefgehend in Szene gesetzt, sodass sich der Leser ohne Probleme in jeden einzelnen hineinversetzen kann, was bei 5 Protagonisten gar nicht so einfach sein sollte, wie es ist. Sehr gut und glaubwürdig fand ich auch die Wandlung jedes einzelnen Protagonisten dargestellt. Der Schreibstil des Buches ist wieder ein ausgesprochenes Highlight. Wie bereits in den vorherigen Büchern der Autorin, die ich gelesen habe "Schattengesicht" und "Unland", wies auch in diesem Buch der Schreibstil eine eigene Dynamik und Komplexität auf, derer ich mich einfach nicht entziehen konnte. Bücher von Antje Wagner sollte man nie zwischendrin oder nebenbei lesen. Bis dato jedes Buch von ihr, das ich gelesen habe, ist ein kleiner Schatz, der genossen werden will und in den der Leser voll und ganz eintaucht und erst am Ende des Buches wieder hervorkommt. Bereits jetzt freue ich mich auf weitere Werke der Autorin.

  • Man stelle sich folgende Situation vor: Ich befinde mich seit Wochen in einem Lesetief. Bücher, die mich sonst begeistern können, locken mich so überhaupt nicht. Doch dann kommt mit der Post das neue Buch von Antje Wagner hereingeflattert und sieht so einladend und schön aus. Obwohl ich mir sicher bin, auch dieses Buch nach kurzer Zeit wegzulegen, setze ich mich gemütlich mit „Vakuum“ hin. Und lese. Und lese. Und lese.


    Wenn man schon nach wenigen Seiten die Welt um sich herum komplett vergessen hat, in der Handlungen versunken ist und meint, die Geschichte durch die Augen der Charaktere zu sehen, hält man ein wirklich gutes Buch in den Händen.


    „Was?“, sagte er und seine Stimme kippte in der Mitte der Silbe ab. Er hasste es, wenn er sich so piepsig anhörte, aber die Panik war wie ein Mageninfekt. Ihm war schlecht, hundeübel.
    „Ich sagte, bei 110 hebt keiner ab“, wiederholte Alissa. Ihre Stimme klang ruhig und kalt.
    „Aber das…“, fing er an, dann knickte seine Stimme wieder um.
    Aber das kann nicht sein, hatte er sagen wollen. Bei 110 hebt immer jemand ab. Das war so etwas wie ein Naturgesetz.
    (S. 140)


    Antje Wagner hat an sich selbst den Anspruch, literarische Jugendbücher zu schreiben, so dass es bei ihren Werken meist mehr als nur die eine offensichtliche Ebene gibt. Liest man ihre Bücher aufmerksam und mit diesem Wissen, lassen sich schnell psychologische Feinheiten ausmachen, die die Bücher eben auch für Erwachsene so spannend machen. „Vakuum“ ist meiner Meinung nach auch ohne diese zweite Ebene durchaus lesenswert. Es ist ein spannendes Jugendbuch mit Tiefgang, der sich dem Leser aber nicht aufdrängt (außer vielleicht ein wenig am Ende).


    Das Ende ist bei Antje Wagners Büchern ja immer eine Überraschung. Bei „Unland“ gefiel mir das Ende sehr gut, bei „Schattengesicht“ hatte ich bereits im Voraus zu viel geahnt und war – im Gegensatz zu vielen anderen Lesern – nicht ganz zufrieden.
    Wie ist nun das Ende von „Vakuum“? Ich kann nur sagen: grandios! Mir persönlich hat es sehr gut gefallen. Es hat mich fast ein wenig verwirrt zurückgelassen, ich musste die Geschichte noch einmal neu durchdenken und diese Gedanken ordnen. Es ist ein Schluss, der dem Leser definitiv im Kopf bleiben wird. Nebenbei bemerkt liebe ich die kleine Moral, bzw. die kleine Lebensweisheit, die sich mir am Ende aufgetan hat.


    Also: Dass Antje Wagner wunderbar bildhaft schreiben kann, war schon lange klar. Dass sie ihre Charaktere vielschichtig, komplex und mitreißend beschreibt, weiß ich seit meinem ersten Buch von ihr. Während des Lesens musste ich lachen, hatte Gänsehaut, war angespannt und habe mit den Charakteren gelitten. Und auch der Schluss hat mir außerordentlich gut gefallen. Ich wüsste nicht, was ich an „Vakuum“ anders hätte haben wollen. Und so gibt es die volle Punktzahl: 10 von 10 Sternen!

  • Jasmin, ich glaube ja, dass die Enden von Frau Wagner bewusst so gewählt werden, dass sie nicht ganz rund sind, sondern man dieses "Häh?"-Gefühl hat und nochmal drüber nachdenken muss.


    Kennst du "Unland" von ihr? Da ist das Ende noch "verstörender". Ich fands ganz toll, viele können mit dem Schluss nicht so viel anfangen.


    Aber schön, dass es dir insgesamt auch so gut gefallen hat. :-) :-)


    Eskalina: Hast du es mittlerweile schon gelesen?

  • Kleine Zwischenstands-Wettermeldung zu VAKUUM (12.09.2012) Ich befinde mich gerade auf Seite 255 und es ist spannend. Ich hatte heute Morgen Zeit zum Lesen und konnte gar nicht mehr aufhören, und nur weil ich Besuch bekam, habe ich mich losgerissen.
    Und so viel kann ich schon sagen: Ein wenig schade finde ich, dass der Klappentext schon so viel vorwegnimmt. Aber für Jugendliche vermutlich gerade richtig, um Lust auf das Buch zu bekommen.
    Es ist von den Inhalten und der Sprache her ganz klar ein Jugendbuch. Für mich als Erwachsene trotzdem gut zu lesen, sprachlich gibt es wie immer in Antjes Romanen so manch schöne Metapher, sowie Klänge und andere Geräusche und Gerüche. Die Dialoge klingen echt.
    Die kleinen Fußangeln zur Spannungssteigerung sind schon von Anbeginn an überall ausgelegt. Mir gefällt es sehr, wie leise und zart die ersten Andeutungen sind und wie langsam sich alles entwickelt. Das ist richtig gut gemacht!
    Die Perspektivwechsel rissen mich anfangs jedes Mal raus, was für mich in Ordnung ist, aber für manche Jugendliche nicht so gut auszuhalten sein mag - und womöglich ein Grund sein könnte, abzubrechen. Aber durch ein paar geschickte Schachzüge ist der Roman so gestaltet, dass die Perspektivwechsel im Fortgang des Geschehens immer weniger abrupt werden. Es machte mir viel Vergnügen zu erleben, wie sich die Wege der Protas schon manchmal kreuzen, bevor die Personen überhaupt zusammentreffen.
    Dank all dieser kleinen Andeutungen und fast unmerklichen Ungereimtheiten und Ahnungen wird so viel Erwartung geweckt und Spannung aufgebaut, dass es vermutlich nicht viele LeserInnen geben wird, die das Buch noch weglegen können, trotz der anfangs abrupten Perspektivwechsel. Und wenn die verschiedenen Erzählstränge beginnen, mehr und mehr ineinanderzulaufen, wird es immer mysteriöser und gefährlicher, und jetzt bin ich gerade mittendrin. Und hätte ich keinen Besuch bekommen, würde ich das Buch in einem Rutsch zu Ende lesen.
    Hach, ich freu mich schon auf heute Abend! Endlich weiterlesen! Ich glaub, das Telefon werd ich dann mal ein paar Stunden ausschalten müssen...


    14.09.2012 - Inzwischen habe ich VAKUUM ausgelesen und kann sagen: spannend bis zum Schluss, und gruselig, mit einigen Erholungspausen zwischendurch, in denen die nachdenklichen und zarten Seiten der Figuren zum Tragen kommen und sie sich immer besser gegenseitig kennen lernen. Auch gab es - bei all dem Grausigen - hin und wieder etwas zum Lachen. An manchen Stellen dachte ich, uhh, für Jugendliche, die sehr zart besaitet sind, vielleicht doch etwas zu heftig. (Für Horror-, Grusel- und Vampirfans natürlich nicht). Schließlich wird das Schreckliche, das die Jugendlichen erleben, aber nicht umsonst gewesen sein... am Ende wird zwar nicht alles wieder gut wie im Märchen, aber es gibt Hinweise auf Handlungsmöglichkeiten, meine Stimmung hellte sich wieder auf. Ich finde es gut, wenn die LeserInnen von Jugendromanen nicht ganz "im Regen" stehen gelassen werden. Mein Eindruck ist, dass die Autorin Antje Wagner das Schreckliche, das in ihrem spannenden Roman UNLAND erst ganz am Ende stattfindet und das dort ziemlich abrupt endet, hier in anderer Form aufgreift und es viel fassbarer macht. Gerade weil Freundschaft, Verständnis, Selbsterkenntnis, Mut zur Ehrlichkeit und Veränderung ganz wichtige Themen in diesem Roman sind, kann ich das Buch für Jugendliche, aber auch für Erwachsene sehr empfehlen.
    Und es bietet viele Ansätze zu Diskussionen und Gespräche in einer Gruppe Jugendlicher, die sich normalerweise nicht so leicht von selbst ergeben hätten.

  • "Vakuum" wurde mit dem noch ganz jungen, von der Leipziger Buchmesse und der Stiftung Lesen inttiierten Preis für Kinder- und Jugendliteratur, dem "Leipziger Lesekompass", ausgezeichnet. ...


    Ausgezeichnet wurden jeweils 10 Bücher in drei Altersstufen (von 2 - 6 Jahre, von 6 - 10 Jahre und von 10 bis 14 Jahre). VAKUUM steht in der dritten Altersstufe und wird ab 13 aufwärts empfohlen. Die Jury aus Vertretern aus Buchhandel, Bibliothek, Pädagogik und Medien sowie Jugendlichen bewertete alle rund 8.000 Neuerscheinungen im Kinder- und Jugendbuchmarkt, die seit der Leipziger Buchmesse 2012 veröffentlicht wurden. Mit dem „Leipziger Lesekompass“ wurden die jeweils zehn "besonders empfehlenswerten Titel" prämiert. Es sind Bücher, die "Lesespaß mit einem lesefördernden Ansatz verknüpfen" und das Potenzial haben, ihre LeserInnen "wirklich zu begeistern". Das Tollste und das Besondere an dieser Auszeichnung ist, dass didaktisches Begleitmaterial zu den prämierten Büchern erarbeitet wird, das z.B. LehrerInnen für ihre Unterrichtsgestaltung nutzen können. Dieses Material ist dann ab Mitte Mai auf der Seite von Stiftung Lesen und auf der Seite der Leipziger Buchmesse als Download verfügbar. (Nachricht der Autorin)

  • "Vakuum" wurde mir im Rahmen meiner Jugendbuchsuchaktion hier im Forum empfohlen und klang für mich von der Beschreibung her sehr spannend - auch wenn es mich ein klein wenig an Stephen Kings "Langoliers" erinnerte. Aber eben nur ein klein wenig.
    5 Jugendliche sind plötzlich allein - und treffen aufeinander. Gemeinsam versuchen sie zu ergründen, was um 15.07 geschah und warum sie plötzlich alleine sind und was es mit dem geheimnisvollen Nebel auf sich hat.
    Dieses Buch hat mich wahrlich gefesselt!
    Es war spannend, sehr flüssig zu lesen und mit tollen Figuren versehen. In Jede einzelne konnte man sich irgendwie hinein versetzen da sie so lebendig wirken.
    Der Schluss war gut gewählt und auch überraschend, denn ich hatte bis dahin meine eigene Theorie entwickelt, die sich dann als völliger Schwachsinn entpuppte. :lache
    Ein tolles Jugendbuch von einer Neuentdeckung meinerseits. Von Antje Wagner werde ich öfter lesen. :-)

  • "Vakuum" ist gerade als Wanderbuch unterwegs.
    Die Geschichte der fünf Teenies hat mich der Beschreibung nach auch an Langoliers erinnert, war dann doch ganz anders, aber genauso fesselnd.
    Ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand lesen und habs fast komplett an einem Abend verschlungen.
    Die Erzählperspektive wechselt zwischen Kora, Hannes, Tamara, Alissa und Leon.
    Man bekommt einen tiefen Einblick in das Seelenleben jeder Figur und fiebert bei jedem Blickwinkel total mit.
    Geschickt verstricken sich die aktuellen Geschehnisse und die Vergangenheit der Charaktere zu einem Erzählstrang mit viel Spannung und Geheimnissen.
    Das ganze führt zu einem etwas mysteriösen, aber doch sehr gut passenden Ende.
    Wegen der Art zu Erzählen und dem mysteriösen Nebel hat mich die Geschichte etwas an die Serie Lost erinnert, die ich auch sehr gern mag.


    Von mir gibt es 9 von 10 Punkten.


    Ein tolles Buch, ich denke ich werde mich mal nach Unland umschauen, da der Stil der Autorin sehr mitreissend ist.

    "Bücher haben eine Seele. Keiner muss die Seele eines Buches suchen. Die Seele des Buches findet den Leser. Das tut sie immer!" - Die wundersame Geschichte der Faye Archer

  • Klappentext:
    Am 17. August um 15.07 Uhr bleibt die Zeit stehen ...
    Kora. Tamara. Alissa. Leon. Hannes. Sie alle haben einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit und erleben, was es heißt, allein zu sein. Denn am 17. August um 15.07 Uhr passiert das Undenkbare: Die Zeit bleibt stehen, und alle Menschen um sie herum sind plötzlich verschwunden.
    In diesem beängstigenden Vakuum finden die fünf Jugendlichen nach und nach heraus, dass sie auf geheimnisvolle Weise miteinander
    verbunden sind ...
    Ein unfassbarer und zugleich erschreckend realistischer Trip in die Gefühlswelt der Figuren – mitreißend, intensiv und voller überraschender Wendungen.


    Die Autorin:
    Antje Wagner, geb. 1974 in Lutherstadt Wittenberg, schreibt Bücher für Erwachsene und Jugendliche. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Leipziger Lesekompass, den ver.di Literaturpreis und den Mannheimer Feuergriffel.
    Gerade hat sie einen Erzählband beendet, der unter einem Pseudonym erscheinen soll.
    Als nächstes geplant ist ein unheimlicher Jugend-Thriller, den sie voraussichtlich im Sommer 2014 beginnen wird.


    Meine Meinung:
    Völlig unabhängig voneinander erleben fünf Jugendliche den 17. August. Um 15.07 Uhr sind sie plötzlich allein, alle Menschen und Tiere um sie herum sind verschwunden. Die Sonne geht nicht mehr unter, das Leben ist eingefroren, und der Lärm, das Vertraute fehlt. Alle Geräusche sind verstummt, nur ein eigenartiger Nebel, in dem etwas zu lauern scheint, macht Jagd auf sie. Im Laufe der Geschichte kristallisiert sich immer mehr heraus, dass ihre Schicksale auf geheimnisvolle Art und Weise miteinander verbunden sind.
    Kora, Tamara, Alissa, Leon und Hannes hadern mit ihren Vergangenheiten, schleppen Ballast mit sich herum, den sie einfach nicht abwerfen können. Somit erzählt "Vakuum" nicht nur davon, wie sie das Rätsel um das Verschwinden des normalen Lebens erkunden, sondern auch, wie sie sich selbst finden.


    "Vakuum" ist das dritte Buch, neben "Schattengesicht" und "Unland", das ich von Antje Wagner gelesen habe. Wieder einmal hat mich der Schreibstil eingehüllt, der einfach nicht mit anderen vergleichbar ist. Eine besondere Stärke der Autorin sind ihre Figurenzeichnungen. In all ihren Büchern findet man autenthische Jugendliche, mit ihren Problemen, mit der Angst, anders zu sein, mit schwierigen Vergangenheiten und mit dem Willen letztendlich, so zu bleiben, wie man eben ist. Und nicht, wie die anderen sie haben wollen, denn niemand muss sich verstecken, und das sagen die Geschichten immer wieder aus.


    Ich fand die Handung interessant, denn sie beschränkte sich nicht auf die Aufklärung, was nun genau passiert ist, das läuft eher am Rande ab. Hier geht es um fünf Jugendliche, die sich im Nebel finden und dadurch an Stärke und immer mehr Gewissheit gewinnen.
    Das Ende fand ich diesmal ein wenig undurchsichtig (wie die Nebelsuppe), da hätte ich mir gern noch mehr Einblick gewünscht. Ich war etwas unzufrieden, denn Fragen hatte ich immer noch.
    Zeitweise erinnerte mich die Handlung an zwei Filme, die ich gesehen habe: "Langoliers" und "Der Nebel", nach den Büchern von Stephen King, was aber rein gar nichts mit diesem Buch zu tun hat, weil es ganz anders anders war. Einfach vom Gefühl, von der Atmosphäre her, entstanden die Bilder.


    Mir hat das Cover der gebundenen Augabe besser gefallen, weil es passte. Schade, dass es nicht beim Taschenbuch beibehalten wurde.


    "Vakuum" ist ein Buch, das anders ist, das Vieles hinterfragt und interessante Denkanstösse schafft.


    8 Punkte.

  • Liebe Leseeulen!


    Es gibt ja auf der Büchereule gerade eine Wanderbuchrunde zu VAKUUM.


    Ich möchte euch aber noch auf eine Leserunde aufmerksam machen, die auf dem Blog "Katze mit Buch" stattfinden wird. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis morgen! Sieben Freiexemplare werden verlost, und es gibt momentan noch vier freie Plätze. :-)


    Auf meiner Facebookseite findet ihr den Link zu der Runde: https://www.facebook.com/pages/Antje-Wagner/1524755244414251


    Ich würde mich sehr freuen, wenn die eine oder andere Büchereule (oder auch Eulerich) mitlesen und diskutieren möchte. Ich bin als Autorin mit anwesend und werde brav alle aufkommenden Fragen beantworten. :grin


    Ich freu mich auf euch! :wave


    Antje

  • Hm, nach den ganzen tollen Rezensionen trau ich mich fast gar nicht....


    Eigene Meinung
    Dieses Buch ist als Wanderbuch bei mir gelandet. Andere Bücher von Antje Wagner kannte ich bisher nicht, aber als Fantasyleser sprach mich der Klappentext an.
    Leider bin ich wohl deshalb doch etwas enttäuscht, vor allem vom Ende. Es ist einfach unbefriedigend und es bleiben viele Fragen offen.


    Sprache und Stil sind absolut in Ordnung, jugendgerechte Sätze, kleine Geheimnisse, und Minicliffhanger halten die Spannung oben und sorgen dafür dass man dranbleibt, aber es ist leider kein richtiges Horror/Fantasybuch, wie Klappentext und Titel vermuten lassen...

    Nach einer sanften Einführung in der man erst mal die gut ausgearbeiteten Personen kennenlernt, geht es los: keiner mehr da, die Zeit ist stehengeblieben, die 5 finden anhand mysteriöser Hinweise zusammen und werden von Nebel verfolgt.
    Nach und nach kommen so die Geheimnisse der 5 ans Licht, sicherlich grade in Schulen diskussionswürdige Probleme, aber warum man ausgerechnet diese 5, die sich vorab gar nicht kannten und auch sonst nich viel gemeinsam haben, dafür von einem Nebel im Vakuum verfolgen lässt, hinterläßt bei mir einfach nur ???. Eine wirkliche Aufklärung bietet mMn die Autorin nicht an.



    Fazit
    von mir gibt es 7/10 Punkten

  • Liebe Piper1981, vielen Dank für deine nette Rezension. :) Ich freu mich sehr, dass du Spaß an dem Buch hattest. :kiss


    Nur eins: Du sagtest, dass die Autorin keine Erklärungen bietet - also, das würde ich jetzt nicht unterschreiben. *g* Vielleicht hast du sie überlesen. (?) :gruebel


    Ich versteh, dass du irritiert bist, wenn du ein Fantasy/Horrorbuch erwartet hast. Aber genau diese Etikettierung ist m.E. das Problem, denn wenn du Horror oder Fantasy erwartest, bist du bei einem Buch, das eigentlich v.a. emotionale Ver- und Entwicklungen zeigt wahrscheinlich zwangsläufig enttäuscht. Ich schreibe keine Horror- oder Fantasybücher, a b e r Entwicklungsromane, die sich bestimmter Genre-Elemente bedienen, u.a. auch aus Horror, Fantasy, Thriller.


    Beltz hat mit dem TB-Cover und dem Klappentext auch versucht, das Romanpublikum anzusprechen, nicht so sehr das Genre-Publikum, was ich eigentlich gut finde, eben weil es kein echtes Genrebuch ist. Vielleicht dies als Erklärung? :wave