'Die Katze auf dem heissen Blechdach' - 1. Akt

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    ... Dialoge von Tennessee Williams sind einfach nur brillant, das merkt man sofort.


    Da ich den Film ganz gut kenne, kann ich den Anfang des Stücks beim Lesen jetzt fast mitsprechen, so präsent sind mir die Details noch, z.B. Margarets zynisch-verzweifelte Bemerkung über halslose Kinder, die man trotz der Gehässigkeit ganz gut nachempfinden kann.
    Williams selbst stellt ja auch gleich klar, dass bei Maggie die Sätze nicht so abstoßend wirken wie sie klingen. (“Bei ihr klingt es irrsinnig komisch, weil sie dabei ständig mit den Augen zwinkert und sich vor Lachen fast nicht halten kann. Dadurch wird das Gesagte wieder aufgehoben.”, Seite 14/15)
    Williams Kommentare bestimmen den Text bisher genauso stark wie die Dialoge.


    Mir geht es auch so. Ich kann beim lesen vorausschauend mitsprechen, so oft habe ich den Film gesehen.
    Williams schafft es, eine dichte, fast greifbare Atmosphäre zu schaffen, die von Margarets Verzweiflung gesättigt ist, auch wenn sie lacht und sarkastische Bemerkungen macht.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Das ist doch eigentlich "klassisch". Begehren die Menschen nicht sehr oft das am meisten, das nur sehr schwer zu bekommen ist? Lieben nicht z. B. Eltern i. d. R. das Kind am intensivsten, das am unzugänglichsten ist u.s.w.?


    Ich finde es schon fast aufreizend mit welcher Gleichgültigkeit er den teilweise sehr direkten Avancen von Maggie begegnet. Damit heizt er sie noch so richtig an ;-).


    Vielleicht ist es auch gerade das, was mich immer schon, also zum ersten mal als Jugendliche, an diesem Stück gereizt hat: Diese verhärteten Fronten, diese Sehnsucht und Verzweiflung Margarets und Bricks scheinbar absolute Ablehnung.
    Eigentlich ist es nicht Margaret, die einem Leid tun kann, sondern vielmehr ihr Mann, der sich so in sich eingeschlossen hat, der Trinker, der Lieblingssohn, der den Ansprüchen doch nie genügen kann, weil er sich allein nicht halten kann, der nie richtig erwachsen gewordene Mann...

  • Auch ich bin nach dem ersten Akt sehr begeistert von diesem Stück! Den Film mit der grandiosen Elizabeth Taylor und dem nicht weniger großartigen Paul Newman habe ich nur noch dunkel in Erinnerung ( ist wohl zu lange her), daher ist mir die Handlung nur noch vage in Erinnerung.


    Ich empfinde es wie Clare, was Brick an geht. Denn Maggie wehrt sich in gewissem Sinne gegen ihre Einsamkeit indem sie ihren Mann immer wieder damit konfrontiert. Aber natürlich leidet auch sie.
    Was die Gründe für Bricks Verhalten anbelangt, so sehe ich das wie Herr Palomar - Brick gibt Maggie die Schuld was Skipper betrifft.
    Die Rotznasen von unerzogenen Gören regen mich jetzt schon auf- da sympathisiere ich ganz klar mit Maggie :grinUnd Mae, naja.... :rolleyes
    Big Mama ist deshalb sympathisch,weil sie sehr direkt ist und kein Blatt vor den Mund nimmt.

  • Zitat

    Original von nofret78
    ...
    Die Rotznasen von unerzogenen Gören regen mich jetzt schon auf- da sympathisiere ich ganz klar mit Maggie :grinUnd Mae, naja.... :rolleyes
    Big Mama ist deshalb sympathisch,weil sie sehr direkt ist und kein Blatt vor den Mund nimmt.


    Zu Mae: Sie scheint zuweilen gar keine eigene Person zu sein. Gooper hier und da, Gooper sagt...Sie definiert sich total über ihren Mann, ihren Fruchtbarkeitserfolg als Mutter, ihre glorreiche Vergangenheit als Erntekönigin oder so...Sie ist jemand, der sich nicht weiterentwickelt.


    Big Mama erschließt sich als Figur während des Stückes immer mehr. Sie ist laut und Lustig, aber sie ist eine verletzte Frau, über Jahre in diese Rolle gepresst, verheiratet mit einem Mann, der sie behandelt wie einen alten Lappen, zieht sie heran und stößt sie fort. So ein Leben muss wirklich schwer sein.

  • Stimmt, das kristallisiert sich bereit nach dem zweiten Akt heraus. Mae macht auf mich den Eindruck einer Person, die sich nur über andere definiert ( Kinder, Mann ), sie selbst als eigenständige Person scheint nicht existent.
    Big Mama finde ich nach dem zweiten Akt tragisch - irgendwo ein tragisches Schicksal...

  • Zitat

    Original von nofret78
    Das stimmt. Ich stelle mir die Frage, was wäre sie ohne Gooper?


    Die beiden führen eine Ehe mit klassicher Rollenverteilung. Er der erfolgreiche Anwalt, die die Hausfrau und Mutter. Ich denke, sie definiert sich in erster Linie über die Kinder, dann über eine gesellschaftliche Stellung und Besitz.
    Ich glaube nicht, dass Gooper eine selbstbewusste Partnerin möchte.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Die beiden führen eine Ehe mit klassicher Rollenverteilung. Er der erfolgreiche Anwalt, die die Hausfrau und Mutter. Ich denke, sie definiert sich in erster Linie über die Kinder, dann über eine gesellschaftliche Stellung und Besitz.
    Ich glaube nicht, dass Gooper eine selbstbewusste Partnerin möchte.


    Das glaube ich auch nicht. Gooper braucht vielleicht auch diese zu ihm aufschauende Ehefrau, die ihm Anerkennung verschafft und Bewunderung zollt. Dass er mit einer selbstbewussten Partnerin schlecht klarkommen würde, sieht man schon daran, wie er mit Maggie umgeht, die ihm reichlich widerspricht (oder greife ich jetzt schon vor :wow).

  • Für Gooper ist sie sicher die passende Frau und die Rollenverteilung ist hier wirklich klassisch. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie man sich in so eine Rolle fügen und sich nur über Mann und Kinder definieren kann. Ich kann mir nicht oder nur schwer vorstellen, dass Mae ohne Gooper ein völlig anderer Mensch wäre... :gruebel

  • So viel Begeisterung .... :grin


    mich erreicht das Buch bisher nicht! Zwei Menschen jeweils in Ihrer eigenen Welt und Maggie neeeeeeeervt!!!!!!!!!!!!!!!


    Mal sehen, ob mich Kapitel 2 erreicht.... :-(

  • Nun bin ich von meinem Wochenend-Familienbesuch zurück und jetzt ist hier richtig was los :-].


    Zitat

    Original von Krimi-Mimi
    So viel Begeisterung .... :grin


    mich erreicht das Buch bisher nicht! Zwei Menschen jeweils in Ihrer eigenen Welt und Maggie neeeeeeeervt!!!!!!!!!!!!!!!


    Mal sehen, ob mich Kapitel 2 erreicht.... :-(


    Dass ich das Buch mit so viel Begeisterung lesen würde, hatte ich nicht erwartet. Vielleicht kommst du ja noch rein - und wenn nicht, war`s wenigstens kurz :grin.


    Zitat

    Original von Clare
    Eigentlich ist es nicht Margaret, die einem Leid tun kann, sondern vielmehr ihr Mann, der sich so in sich eingeschlossen hat, der Trinker, der Lieblingssohn, der den Ansprüchen doch nie genügen kann, weil er sich allein nicht halten kann, der nie richtig erwachsen gewordene Mann...


    Von dieser Seite hatte ich das noch gar nicht betrachtet. Mir tat eher Maggie leid, weil sie sich so vergeblich bemüht. Allerdings habe ich sie auch irgendwie bewundert, wie direkt und mit welcher Unbekümmertheit sie die Dinge anspricht, ihre Gefühle offen legt und auch von Brick darauf herumtrampeln lässt. Die meisten Leute würden sich wohl eher mit verletztem Stolz zurück ziehen.


    Das ist das Schöne an so mancher Leserunde (nicht in jeder), man bekommt immer wieder einen anderen Blickwinkel auf die Dinge :-].


    Dass Mae sich quasi ausschließlich über ihren Mann definiert, gab es früher sehr viel öfter als heute. Ich würde fast sagen, es war die Regel und selbstbewusste, unabhängige Frauen die Ausnahme.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz



    :grin
    Ja, ich denke auch, sie ist kein Unschuldslamm.


    Ein Unschuldslamm ist sie nicht, aber leicht hatte sie es auch nicht, doch dazu später. Sie ist in ihrer verzweifelten Bemühtheit (gibt es das Wort?) fast schon manisch. Aber bleibt das so im Laufe des Stücks? ;-)


    Maggie finde ich sehr interessant als Figur. Sie vereint so viele Eigenschaften in sich...
    Mich nervt sie überhaupt nicht. Wäre sie so total oberflächlich, wie sie hier im 1. Akt wirkt, dann wäre sie wohl nicht mehr bei ihrem trinkenden, sie wegstoßenden Ehemann Brick.

  • Ist hier viel los! Da ist man mal ein Wochenende nicht online und schon sind hier massig Beiträge :knuddel1!


    Zitat

    Original von Rosenstolz
    Den Film habe ich noch nicht gesehen - wird aber nach der Lektüre auf jeden Fall nachgeholt.


    :write Wie ich diesen Film verpassen konnte, ist mir schleierhaft. Aber ich werde ihn mir auch bald anschauen.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Hier kommt jetzt mein 9999.buchrelevanter Beitrag bei der Büchereule:


    Herzlichen Glückwunsch Her Palomar! :wave


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Mein Eindruck ist, Bricks Kühle Maggie gegenüber ist seine Art sie dafür zu bestrafen, dass sie seine Beziehung zu seinem Freund Skipper zerstört hat.
    Skipper, der große Footballstar, konnte sich seine liebenden Gefühle Brick gegenüber nicht eingestehen, die Maggie jedoch offensichtlich erkannte. Also musste sie gegen den Konkurrenten einschreiten. Indem sie eine Nacht mit Skipper verbracht hat. Skipper und Maggie haben gemeinsam gehabt, dass sie beide Brick teilweise vergeblich liebten, da Bricks Zurückhaltung anscheinend auch sein Naturell ist.


    Das Maggie so auf Brick fixiert ist, liegt zwar in erster Linie daran, dass sie ihn wirklich liebt, aber die finanzielle Situation ist für sie, die aus armen Verhältnisse stammt, auch wirklich mitbestimmend.
    Teilweise kann man sie verstehen, aber ihre extrovertierte Vorgehensweise ist grenzwertig.


    :write Maggie ist abhängig von Brick. Emotional und finanziell. Da ist es für sie (die kinderlos ist) nicht einfach in dieser Familie. Vorallem mit Mae im Hintergrund, die mit ihrer Neugier alles wissen will.


    Zitat

    Original von Clare
    Eigentlich ist es nicht Margaret, die einem Leid tun kann, sondern vielmehr ihr Mann, der sich so in sich eingeschlossen hat, der Trinker, der Lieblingssohn, der den Ansprüchen doch nie genügen kann, weil er sich allein nicht halten kann, der nie richtig erwachsen gewordene Mann...


    Für mich ist Maggie die eher die Leidtragende. Brick flüchtet sich in den Alkohol, um der Situation zu entkommen, Maggie erträgt sie so. :wave


    Zitat

    Original von Clare
    Zu Mae: Sie scheint zuweilen gar keine eigene Person zu sein. Gooper hier und da, Gooper sagt...Sie definiert sich total über ihren Mann, ihren Fruchtbarkeitserfolg als Mutter, ihre glorreiche Vergangenheit als Erntekönigin oder so...Sie ist jemand, der sich nicht weiterentwickelt.

    :write Mae oder Schwester-Frau (welch eine scheußliche Bezeichnung) ist wirklich nur ein Anhängsel- die sich nur über ihre Kinder definiert. Und ohne Gooper wäre sie nichts. Und er würde mit einer anderen Frau sicher nicht klarkommen. Denn Mae macht, was er will, wann er's will.

  • Zitat

    Original von xexos
    Ich glaube gar nicht, dass Maggie so sehr emotional abhängig ist. Finanziell auf jeden Fall. Brick ist ihre Rettung aus der Herkunftsfamilie und aus der sozialen Unbedeutsamkeit. Ein Kind untermauert diese Sicherheit. Aber soll das wirklich Liebe sein?


    Ich glaube schon, daß sie ihn wirklich liebt. Sonst wäre sie sicher nicht bei ihm geblieben, trotz der finanziellen Situation.... :gruebel

  • Zitat

    Original von xexos
    Welche Alternative hat sie 1955 auf einer Baumwollplantage in den Südstaaten als geschiedene Frau in einer sehr extremen Männerwelt? Das hätte ihren Rückfall in die Armut bedeutet, den sie um jeden Preis verhindern möchte.


    Da hast Du sicher recht. Ihre Zukunftschancen alleine stehen sehr schlecht. Aber trotzdem glaube ich, daß sie ihn wirklich liebt (oder ich hoffe es... :chen).