'Sorry' - Seiten 001 - 104

  • Hey ho, es traut sich keiner? Ich habe zwar auch erst 50 Seiten gelesen, kann aber meine Fingerchen trotzdem nicht still halten.


    Auffallend ist zunächst die Perspektive, aus der geschrieben wird. Im ersten Teil, der mit "dazwischen - du" betitelt wird, erzählt der Autor aus der personalen Erzählebene heraus, aber - ganz ungewöhnlich - in der zweiten Person singular, dem "du".


    Das liest man selten und fühlt sich deshalb ungewohnt an. Mir ist diese Perspektive bisher erst einmal begegnet und zwar in dem Buch "Das Glück der anderen" von Stewart O'Nan.


    Ab Teil 1 wechselt jedoch die Perspektive und wir folgen einem auktorialen Erzähler. Ebenfalls sehr ungewöhnlich für einen heutigen Roman. Der Erzähler berichtet einer uns (noch?) unbekannten Person, wem sie demnächst begegnen wird. Es fühlt sich für den Leser an, als würde der auktoriale Erzähler mit einem selbst sprechen. Ich bin noch nicht so ganz sicher, ob ich bereit bin, mir diese Rolle aufdrücken zu lassen. Ich tue nach wie vor so, als würde er es nicht mir erzählen, sondern einer weiteren, unbekannten Figur.


    Die erste Szene ("Dazwischen - du") ist hardcore. Sehr anschaulich wird man Zeuge eines Mordes. Doch die Eindeutigkeit von Gut und Böse ist hier schon verwaschen. Aus den Andeutungen kann man entnehmen, dass der Täter sich an der Frau rächt. Was genau in der Vergangenheit passiert ist, erfährt man zwar nicht, aber ich empfinde es so, dass diese Frau den Täter, als er noch ein kleines Kind war, sexuell missbraucht hat.


    Da sexueller Missbrauch von Kindern für mich mit zum Schlimmsten zählt, was ein Mensch tun kann, habe ich trotz der Grausamkeit des geschilderten Mordes kein Mitleid mit ihr.


    Der Leser bekommt nun vier Personen vorgestellt: Tamara, Frauke, Kris und Wolf. Alle vier kennen sich, werden gut gezeichnet. Sympathieträger ist keiner der vier, aber sie wirken echt. Bin gespannt, wie es weitergeht.

  • Huhu, wo bleibt ihr alle? Ich habe jetzt 85 Seiten gelesen und denke ernsthaft an Abbruch. Die Story zieht sich jetzt ziemlich hin und ist ehrlich gesagt, etwas merkwürdig. Die vier unsympathischen Freunde gründen eine "Entschuldigungsagentur". Sie werden von Firmen beauftragt und entschuldigen sich in deren Namen bei Leuten, denen sie übel mitgespielt haben. Und sie haben mit dieser "Geschäftsidee" einen durchschlagenden Erfolg. Häh?


    Bin wirklich nicht sicher, ob ich mich weiter damit abmühen will. Spannend ist momentan leider gar nichts.


    Wie geht es euch mit dem Buch?

  • Zitat

    Original von Rosha
    Huhu, wo bleibt ihr alle? Ich habe jetzt 85 Seiten gelesen und denke ernsthaft an Abbruch. Die Story zieht sich jetzt ziemlich hin und ist ehrlich gesagt, etwas merkwürdig. Die vier unsympathischen Freunde gründen eine "Entschuldigungsagentur". Sie werden von Firmen beauftragt und entschuldigen sich in deren Namen bei Leuten, denen sie übel mitgespielt haben. Und sie haben mit dieser "Geschäftsidee" einen durchschlagenden Erfolg. Häh?


    Bin wirklich nicht sicher, ob ich mich weiter damit abmühen will. Spannend ist momentan leider gar nichts.


    Wie geht es euch mit dem Buch?


    Es klingt vielleicht blöd, aber ich werde einfach mit der Perspektive in der dieses Buch erzählt wird nicht warm, ich quäle mich mehr oder minder durch die Seiten und finde einfach nicht ins Buch, zu dem ist es bis jetzt langweilig, so zumindest mein empfinden nach.

  • @ Whooomaster
    Das klingt gar nicht blöd! Die Erzählperspektive ist ungewohnt und damit geht der Autor tatsächlich ein Risiko ein. Aber es hätte trotzdem funktionieren können, wenn er es mit Spannung gekoppelt hätte. Die fehlt auch noch, zumindest nach dem ersten, derben Hauer. So gesehen ist die Motivation zum Weiterlesen nicht sehr groß. Brichst du ab?

  • Ich habe heute die ersten 100 Seiten gelesen und bin auch noch ziemlich unschlüssig, wohin mich das Buch führen wird. Es ist nicht schlecht, nur anders (und das ist ja auch mal ganz nett) - ich finde es sogar ganz spannend.


    Sowohl die Erzählperspektive als auch der Stil sind für mich sehr ungewohnt und ich tue mich etwas schwer damit. Hoffentlich gewöhne ich mich im Laufe des Lesens noch dran.


    Hier bitte nur weiterlesen, wenn ihr mit dem Teil schon durch seid ;-)


    Wie lange hängt die Leiche der Frau da jetzt schon, als Wolf sie entdeckt? 10 Tage sind seit dem Mord mindestens vergangen, oder? Ein bisschen unrealistisch, dass da nichts riecht oder sonstwie unangenehm ist, oder?
    Oder bezieht sich das "dazwischen" aus dem 1. Kapitel darauf, dass der Mörder erst von der Agentur erfahren hat, dann die Agentur engagiert und dann erst den Mord ausübt? Ganz schön verwirrend, das Ganze.


    Ich fand die Entschuldigungs-Episoden sehr interessant und habe da auch erst verstanden, dass die Agentur sich nicht nur entschuldigt, sondern bei Bedarf auch mehr oder weniger angemessene Entschädigungen rausschlägt.

  • Wartet, wartet, bitte nicht abbrechen!
    Ich komme leider erst heute wieder ins Netz und bin erst gestern Abend ans Buch gekommen.


    Mir fiel der Einstieg sehr leicht. Ich habe allerdings gerade erst "Der letzte Engel" von Drvenkar gelesen,das ist genau so geschrieben: Einer ich ich, einer in Du und die anderen über einen allwissenden Erzähler.
    Ich habe mich also bereits daran gewöhnt, am Anfang war es schon komisch.
    Eine Weile dachte ich auch, der Autor würde mich als Leser ansprechen - tut er aber nicht. Wenn er in den anderen Perspektiven das Du anspricht, dann meint er damit die Figur aus der Du-Perspektive.


    Der Anfang von "Sorry" zieht sich sehr, das stimmt schon. Wir lernen erstmal ausführlich alle kennen, vielleicht etwas zu ausführlich, und dazu ist in meinen Augen niemand dabei, der besonders herausragt oder fasziniert.
    Die Agentur "Sorry" finde ich ganz interessant, ich verstehe allerdings nicht, was sie für die Kunden so sinnvolles tut. Die Entschuldigungen wären ja nur dann wirklich rentabel, wenn dadurch die fetten Abfindungen eingespart werden würden - wenn Geld im Spiel ist, kann man sich die Agentur auch sparen ...


    Auch wenn das jetzt alles sehr skeptisch klingt: Lest bitte unbedingt weiter!
    Ich habe während der ersten 100 Seiten auch noch ans Abbrechen gedacht (was mich gehalten hat war die sprachliche Brillanz), aber dann hat es irgendwann geschnackelt und ich war drin - und plötzlich war der zweite Abschnitt durchgelesen.

  • Zitat

    Original von Dani



    Wie lange hängt die Leiche der Frau da jetzt schon, als Wolf sie entdeckt? 10 Tage sind seit dem Mord mindestens vergangen, oder? Ein bisschen unrealistisch, dass da nichts riecht oder sonstwie unangenehm ist, oder?
    Oder bezieht sich das "dazwischen" aus dem 1. Kapitel darauf, dass der Mörder erst von der Agentur erfahren hat, dann die Agentur engagiert und dann erst den Mord ausübt? Ganz schön verwirrend, das Ganze.


    Ja, er springt in den Zeiten.
    Das ist offenbar typisch für den Autor, in "Der letzte Engel" wird nur so hin und hergehüpft, man findet aber immer einen Ansatz, um sich zu orientieren.
    Er erfordert schon ein bisschen Mitdenken und aufmerksames Lesen, ich mag das.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Der Anfang von "Sorry" zieht sich sehr, das stimmt schon. Wir lernen erstmal ausführlich alle kennen, vielleicht etwas zu ausführlich, und dazu ist in meinen Augen niemand dabei, der besonders herausragt oder fasziniert.


    Und genau das ist für mich der Knackpunkt. Es ist keine Figur dabei, die mich interessiert, von der ich wissen möchte, wie es ihr weiter ergeht. Weshalb soll ich also noch weiterlesen?


    Ich habe "Sorry" gestern beiseite gelegt und ein anderes Buch begonnen. 100 Seiten waren gelesen wie im Flug, keine Zeile war dabei, die mich nicht unterhalten hätte. Nicht weil mehr Spannung vorhanden gewesen wäre als bei Dvrenkar, sondern weil mir die Hauptfiguren gefallen haben. Ich bin und bleibe ein Protaleser. Daran ist wohl nicht zu rütteln.

  • Zitat

    Eine Weile dachte ich auch, der Autor würde mich als Leser ansprechen - tut er aber nicht. Wenn er in den anderen Perspektiven das Du anspricht, dann meint er damit die Figur aus der Du-Perspektive.


    Hallo Mulle das ist ja gut zu wissen ich dachte er redet mit mir.


    Ich finde es eigentlich sehr spannend und habe noch nicht an abbrechen gedacht.
    Das mit den Zeiten hin und her springen ist nicht schön aber ich denke ich gewöhne mich daran.


    Was ich noch rätsel dieser Lars Meybach.Taucht der Name schon vorher auf oder erst als er die Agentur anruft?

  • Zitat

    Original von Loeckchen
    Was ich noch rätsel dieser Lars Meybach.Taucht der Name schon vorher auf oder erst als er die Agentur anruft?


    Der Name taucht vorher noch nicht auf, aber ich dachte mir, das ist der Kerl, mit dem der auktoriale Erzähler spricht, ergo auch der Mörder der Frau und damit einer der beiden Jungen von dem Foto, die als Kinder missbraucht wurden.

  • Ich komme mit den Bindestrichen statt der Anführungszeichen gut klar, auch wenn sich mir der Sinn noch nicht erschlossen hat, warum der Autor das so machen will.


    Ich habe mitbekommen, dass es etliche Leser gibt, für die fehlende Anführungszeichen ein Ausschlusskriterium sind. So leicht Leser zu vergraulen finde ich von einem Autor leichtsinnig. Da gebe ich dir Recht, Mulle. Es ist unnötig, auf Anführungszeichen zu verzichten, auch wenn es mich persönlich beim Lesen nicht stört.

  • Ich habe mich mit dem Einstieg sehr schwer getan, und war kurz davor, das Buch in die Ecke zu pfeffern. Das es nicht nur mir so ging, beruhigt mich ein wenig, und dank Mulles Posting habe ich mich durchgeschlagen, bin nun nach 80 Seiten endlich in der Handlung angekommen. Die anfängliche Du-Perspektive zieht sich ja glücklicherweise nicht komplett durchs Buch, sondern taucht nur immer mal wieder kurz auf, eigentlich eine interessante Erzählweise, die der Autor da wählt. Ich bin gerade beim ersten Kontakt der Du-Person mit der Sorry-Agentur, und bin gespannt, welchen Verlauf die Handlung nun nehmen wird.


    Edit möchte hinzufügen, dass ich zwar kein Fan der fehlenden Anführungszeichen bin, sie mich aber beim Lesen auch nicht groß stören.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Huhu, wo bleibt ihr alle? Ich habe jetzt 85 Seiten gelesen und denke ernsthaft an Abbruch. Die Story zieht sich jetzt ziemlich hin und ist ehrlich gesagt, etwas merkwürdig. Die vier unsympathischen Freunde gründen eine "Entschuldigungsagentur". Sie werden von Firmen beauftragt und entschuldigen sich in deren Namen bei Leuten, denen sie übel mitgespielt haben. Und sie haben mit dieser "Geschäftsidee" einen durchschlagenden Erfolg. Häh?


    Bin wirklich nicht sicher, ob ich mich weiter damit abmühen will. Spannend ist momentan leider gar nichts.


    Wie geht es euch mit dem Buch?


    Hallo Rosha,


    ich kann Dir eigentlich nur zustimmen.


    Das Buch begann ja eigentlich gleich sehr spannend mit einer ungewöhnlichen Ermordung. Die Mordmethode war zumindest für mich ungewöhnlich. Aber dann...


    Erstens kann ich mich mit dem Erzählstil nicht anfreunden und zweitens reißt mich die Geschichte nicht gerade mit. Ich werde im neuen Abschnitt noch ein paar Seiten lesen und dann entscheiden ob ich weiterlese oder nicht.


    Viele Grüße :wave

  • Zitat

    Original von Mulle
    Nerven euch eigentlich die fehlenden Anführungszeichen?
    Ich dachte, ich würde mich schnell dran gewöhnen, aber hin und wieder reißt es mich auch nach knapp 200 Seiten raus.


    Das ärgert mich richtig, es ist unnötig :rolleyes


    Das nervt mich auch. Eigentlich dachte ich, dass ich mich daran gewöhne. Aber ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich nachdenken muss, was genau die jeweilige Person nun sagt. Das hält beim Lesen unnötig auf.


    Die Geschäftsidee finde ich auch ziemlich merkwürdig. Allerdings kann ich mir schon gut vorstellen, dass man damit Erfolg haben kann. Ob dieser Erfolg für eine Villa am Wannsee reicht, sei einmal dahingestellt. Aber dass es eine Nachfrage für eine solche Art von Dienstleistung geben könnte, möchte ich nicht ausschließen.


    Mit den Figuren und dem Erzählstil hadere ich auch. Sympathisch ist mir keine von ihnen. Weglegen mag ich das Buch noch nicht. Bisher finde ich es nicht langweilig. Es ist allerdings kein Buch, das man so einfach runterliest sondern man wird schon zum Nachdenken angehalten, was vor allem dem ständigen Wechsel der Erzählperspektive geschuldet ist.

  • Oh, ihr habt abgebrochen? Da bin ich weit von entfernt. Ich habe zwar das Gefühl gehabt, dass ich nicht besonders schnell voran kam beim Lesen und dass ich nun auch ne kleine Pause brauche, aber ans Abbrechen denke ich nicht. Mir gefällt das Buch eigentlich sehr gut, da es endlich mal was völlig anderes ist vom Erzählstil.


    Die fehlenden Anführungszeichen wundern mich auch, stören mich jedoch nicht. 10 Tage hängt die Leiche und es tropft immer noch Blut? Auch komisch. Und die Frage, womit und warum die Agentur so viel Geld verdient, halte ich auch für berechtigt. Gerade, wenn hohe Abfindungsleistungen erbracht werden müssen. Nach einem halben Jahr wird man damit also schon Millionär? Ich sollte vielleicht umschulen. :gruebel


    Ein wenig stört mich der Ausdruck "wir entschuldigen uns bei Ihnen". Laut Bastian Sick ist dies sprachlicher Unfug. Man kann jemanden um Entschuldigung bitten, jedoch sich nicht selbst entschuldigen. Da hätte ein gutes Lektorat ja mal darauf achten können.