Lesejahr 2012 – Die Geheimtipps

  • Liebe Büchereulen


    Das Lesejahr 2012 neigt sich langsam dem Ende entgegen und es gab viele interessante und gut geschriebene Rezensionen von euch. Man kann aber leider nicht immer alle lesen oder sich die Bücher merken. Etliche gute Romane sind durch die Lappen gegangen. In den Vorjahren gab es Ende Jahr einen Thread, in dem die aktiven Eulen maximal drei Bücher nennen konnten von dem/denen sie positiv überrascht wurden. Hier ist die Gelegenheit diese(s) Buch/Bücher uns anderen Eulen nochmals an Herz zu legen.


    Bitte beachtet, dass es sich um Geheimtipps handelt und führt bitte nur Bücher auf die nie in den Top Ten der Bestsellerlisten von Amazon oder Spiegel standen. Bestimmt habt ihr ein Buch in die Hand genommen und nicht allzu viel erwartet habt doch der Inhalt hat euch begeistert und aus den Socken gehauen. Die Bücher müssen übrigens keineswegs im Jahr 2012 veröffentlicht worden sein sondern es können durchaus ältere Bücher sein die ihr aber in diesem Jahr gelesen habt.

  • Dieses Buch kann man mögen, muss man aber nicht. Die Meinungen gehen auseinander aber mich hat es beeindruckt und zum nachdenken bewegt.


    Kurzbeschreibung:


    Die erfolgreiche Journalistin Evi Simeoni beschreibt in ihrem Debüt die an einer wahren Begebenheit orientierte Leidensgeschichte eines Hochleistungssportlers. Der Schlagmann Arne Hansen gewinnt zwar die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen, aber er kann sich an dem Sieg nicht freuen. Innerlich ist er leer und ausgebrannt. Der Höhepunkt seiner Sportlerkarriere ist auch der Wendepunkt seines Lebens. Fassungslos müssen seine Freundin und ein Mannschaftskollege mitansehen, wie der magersüchtige Arne sich selbst zugrunde richtet. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird der unaufhaltsame Niedergang und das Sterben eines Menschen mit großer erzählerischer Wucht und Anteilnahme geschildert.

  • Ich hab das Hardcover zu Hause stehen. :-] 1975 erschienen und somit einen wahrer Geheimtipp. Büchereule Bodo wird sich über diese Nennung freuen... :grin


    Kurzbeschreibung:


    "Seit der Veröffentlichung von The Monkey Wrench Gang im Jahr 1975 ist Mr. Abbey ein Held des Underground", schrieb die New York Times. Und das ist nur allzu verständlich. Denn auch jeder, der Abbeys' schräge Heldengeschichte heute liest, wird insgeheim den Wunsch verspüren, der guten Sache wegen irgendetwas in die Luft jagen zu wollen. Ganz so wie Bonnie Abbzug, Seldom Seen Smith, Doc Sarvis und George Washington Hayduke es tun: Abbeys' sympathische Saboteure, die mit Unmengen Dynamit und viel Leidenschaft die Projekte derer in Schutt und Asche legen, die die Natur im grossen Stil ausbeuten und zerstören. Dass Robert Crumb dieses Buch illustriert hat, ist ein Glücksfall. Seine Bilder machen aus einer sehr guten Geschichte ein Meisterwerk und - man darf es wohl sagen - ein Kultbuch - das sich niemand entgehen lassen sollte.

  • Dieses Buch hat mich aus dem letzten Jahr mit in dieses genommen und mich lange beschäftigt:


    Produktbeschreibung von amazon:


    Wenn es im Jahr 2006 denn noch irgendwelcher Beweise bedurft hätte, dass die Zustände in dem Gefangenenlager, das die USA auf dem Gelände ihres Marinestützpunktes Guantánamo auf Kuba unterhalten, eine himmelschreiende Schande sind, die die Supermacht in ihrem „Kampf gegen das Böse“ und als Wortführer der freiheitlich-demokratischen Welt vollkommen diskreditiert, Roger Willemsen hätte dazu mit dem hier anzuzeigenden Band zweifellos einen Beitrag geleistet. Tatsächlich freilich sind die Zustände in dem Lager längst bekannt. Völkerrechtler aus aller Herren Länder und auch die UN-Menschenrechtskommission fordern seit langem die Schließung des Lagers, das dem Rechtsstaat USA ganz offen als ein rechtsfreier Raum dient, in dem den Inhaftierten die in jedem Rechtsstaat selbstverständlichen Rechte mit aufreizender Selbstherrlichkeit vorenthalten werden.


    Willemsen hat ausführliche Interviews mit fünf ehemaligen Häftlingen geführt, die -- nachdem sich mancher von ihnen schon den Tod als Erlösung herbeigesehnt hatte -- alle wieder frei gelassenen werden mussten, weil man ihnen keinerlei Verstrickungen in die ihnen zunächst zur Last gelegten Terroraktivitäten hatte nachweisen können. Sie berichten von erlittenen Demütigungen, die jede für sich ein Schlag in das Gesicht eines jeden sind, der die Werte ernst nimmt, für die die USA ihren Kampf gegen den Terror doch (angeblich?) führen.


    „Ich fordere jeden Journalisten dringend auf, sich da unten selbst ein Bild davon zu machen, wie die Gefangenen behandelt werden“, zitiert der Verlag im Umschlagstext US-Präsident Bush. Nach der Lektüre dieses Bandes klingt dies nicht nur wie Hohn, sondern ein irgendwie auch wie eine Drohung. -- Andreas Vierecke

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Gaaanz anders als erwartet - eine wahre Überraschung...


    Kurzbeschreibung:


    Wer hat Angst vorm schwarzen Hund?


    Manchmal erlebt man merkwürdige Überraschungen. So geht es auch – wir schreiben das Jahr 1964 – der jungen und oft recht einsamen Bibliothekarin Esther Hammerhans, als sie einen Untermieter sucht. Denn als der erste Interessent bei ihr klingelt, glaubt sie ihren Augen kaum zu trauen: Vor ihrer Tür steht ein riesiger schwarzer Hund, der sich als Mr. Chartwell vorstellt. Obwohl Esther fest entschlossen ist, den unheimlichen Besucher unverzüglich loszuwerden, nimmt sie ihn zu ihrer eigenen Überraschung doch bei sich auf. Sie kann der bestimmenden, aufdringlichen Art ihres Gastes einfach nichts entgegensetzen.
    »Der schwarze Hund«, so hat Churchill die Depressionen genannt, unter denen er sein Leben lang gelitten hat. Und Mr. Chartwell ist niemand anders als jener düstere und verführerische Eindringling, der mit Vorliebe Churchills Seele verdunkelt und der nun droht, auch das Leben von Esther Hammerhans zu überschatten …

  • Weiß gar nicht, ob es wirklich ein "Geheim"tipp ist, da ich nichts darüber finden kann, ob es mal in den Bestsellerlisten lange (und/oder weit oben) drin war. :unschuld Aber Roland Sprangers Kriegsgebiete war für mich jedenfalls nicht irgendwie bekannt, als ich es gekauft habe, sondern ich bin durch schon vorhandene Eulen-Rezis darauf gekommen.


    Für mich war es eine große Überraschung. Das Thema interessant: Ein Bundeswehrsoldat, der nach seinem ISAF-Einsatz heimkehrt und dessen Alltag von den Auswüchsen seiner posttraumatischen Belastungsstörung kontrolliert wird...

  • Bei diesem Buch müsst man wohl sagen: klein, aber oho!


    Der Roman erzählt auf verstörende Weise die Geschichte einer Frau, die sich in einem fremden Land in ihrem privilegierten Leben langsam immer mehr verliert. Haltlos rutscht sie in eine Affäre mit einem sehr bestimmenden, souveränen Mann; moralische Grenzen verschieben sich, werden übertreten - der zerstörerische Sog zieht den Leser atemlos mit. Unaufhaltsam treibt die Protagonistin auf den Abgrund zu - ohne die Chancen auf eine Rückkehr in ihr normales Leben nutzen zu können. Am Ende bleibt der Leser fassungslos aber auch fasziniert zurück.

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • meine Jahreshighlights kann ich hier nicht wiederholen, zumindest eins davon stand/steht auf allen Bestsellerlisten (ich bin soooo Mainstream :rolleyes :lache )


    aber dieses hier ist vielleicht nicht so bekannt. es ist auch kein Roman und es ist auch kein Kochbuch (auch wenn es vielleicht so aussieht), sondern viel mehr ein Buch über Köche. Total interessant geschrieben, dazu geniale Fotos (daher würde ich auch von der Kindle Version abraten).
    meine Rezi findet Ihr hier


    inzwischen gibt es das Buch auch als Taschenbuch, ich bin mir aber nicht sicher, ob die Bilder da vollständig sind, daher verlinke ich hier lieber die HC-Version

  • Mein Geheimtipp ist ein kleines, aber dafür wundervolles Buch :-]


    Die superlustigste und allertraurigste Liebesgeschichte der Welt


    Alle Leute, die Tom mag, sind Superhelden. Da ist zum Beispiel „Die Kopistin“, die jeden Gesichtsausdruck problemlos imitieren kann, oder „Die Froschküsserin“, die aus jedem Deppen einen strahlenden Sieger macht – und noch 40 weitere. Tom ist sogar mit einer Superheldin verheiratet. Leider haben die Feinde von Tom, der ein ganz normaler, liebenswerter Typ ist, auch Superheldenkräfte. Und so hat der Hypnotiseur Toms Frau am Hochzeitstag hypnotisiert. Seit sechs Monaten ist sie nun nicht mehr in der Lage, Tom zu sehen, er ist einfach unsichtbar für sie ...

  • Mein Geheimtipp den ich 2012 entdeckt und gelesen habe ist schon älteren Datums (1999), hat mich aber in diesem Jahr sehr beeindruckt, daher möchte icg das Buch in dieser Rubrik festhalten:


    Small World von Martin Suter


    Das Leben des reichen Fabrikantensohns Thomas Koch und das seines ärmlichen Freundes aus Kindertagen, Konrad Lang, hat sich nie sehr weit auseinander entwickelt.


    Konrad war stets zur Stelle, wenn Thomas nach ihm verlangte. Mittlerweile sind die beiden sechzig und Konrad hat immer mehr Probleme mit seinem Kurzzeitgedächtnis. Nachdem er das Ferienhaus der Familie Koch aus Unachtsamkeit abbrennen ließ, reist er zu Thomas, da ihn immer mehr Kindheitserinnerungen plagen. Die betagte Mutter von Thomas, Haupt der Familie und unumschränkte Alleinherrscherin, möchte um keinen Preis, daß die Vergangenheit nochmals heraufbeschworen wird -- aus gutem Grund.


    Small World ist ein verwickeltes Familiendrama, das bis in die Zeit des Nationalsozialismus reicht, eine medizinische Fallstudie über Alzheimer und nicht zuletzt ein spannender Thriller.

    Viele Grüße
    Thomas


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    wyrd bid ful aræd - Das Schicksal ist unausweichlich

  • Die Geschichte von Heinrich VIII, seinem Hofnarren und Thomas Morus ist zwar bereits einige Jahrzehnte alt, hat mich aber sehr beeindruckt.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Also bei mir gibt es da glaub ich nur zwei die nicht so bekannt sind.



    1. Bethany Griffin - Die Stadt des roten Todes das Mädchen mit der Maske


    ich fands gut. Toll erzählt und schöne Charaktere, wenn auch manche etwas undurchsichtig.



    2. Shelena Shorts - Zeitenlos der Anfang


    Auch sehr schön, mit ein paar kleinen Mängeln, aber das Gesamtergebnis war sehr positiv.



    Obwohl man nicht sagen kann, dass ich von den Büchern nicht allzu viel erwaret hab, sondern eher, dass ich mir nicht sicher war ob das für mich was war. Zumindest beim 1.

  • Mein "Geheimtipp" war für mich ein Zufallsfund in der Bücherei. Das Buch habe ich wohl eher wegen des lavendelfarbenen Covers aus dem Regal genommen - und noch vor Ort angefangen zu lesen. Und wenn ich ehrlich bin, konnte ich so schnell nicht mehr aufhören zu lesen, denn die Geschichte von dem 84jährigen Georges, der mit seinem nur minimal jüngeren Freund und Nachbarn Charles die Tour de France nachfahren will, ist zauberhaft.

  • Ich habe es nur gelesen, weil ich den Titel so ungewöhnlich fand - und habe es definitiv nicht bereut!


    Milena Michiko Flasar: Ich nannte ihn Krawatte
    Ist es Zufall oder eine Entscheidung? Auf einer Parkbank begegnen sich zwei Menschen. Der eine alt, der andere jung, zwei aus dem Rahmen Gefallene. Nach und nach erzählen sie einander ihr Leben und setzen behutsam wieder einen Fuß auf die Erde.

  • Ich bin immer noch ueberrascht, dass der Lieblingskrimi des Jahres fuer mich - Hirschgulasch - immer noch als Geheimtip gehandelt werden muss. Dabei zeigt Lisa Graf-Riemann hier wie selten, dass auch sogenannte Reginalkrimis etwas besonderes bieten koennen. Unterhaltung, Humor und definitif auch einige Gedankenanstoesse - eine echte Perle in diesem Genre!

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Sprachlich und inhaltlich ein Buch, dass mich nachdrücklich beeindruckte:


    Die Brücke von Coca: Roman von Maylis de Kerangal


    Zitat

    Maylis de Kerangal, geboren 1967, veröffentlichte im Jahre 2000 ihren ersten Roman. Ihre Romane und Erzählungen wurden vielfach ausgezeichnet.

  • Ich mache das mit dem Geheimtipp mal daran fest, dass es noch nur sehr wenige Eulenmeinungen dazu gibt. Mir hat das Buch "Die Perlenkönigin" von Margaret Skjelbred richtig gut gefallen und ich möchte es hier erwähnen, weil ich ihm noch mehr Leser wünsche.


    Kurzbeschreibung(amazon)
    »Er weiß, es ist an der Zeit. Die Geschichten können sie nicht länger beschützen, in der Einsamkeit einschließen, ihn und das Kind, in dem schützenden Kokon des Vergessens, den er so sorgsam um sie beide gesponnen hat.« Die kleine Signhild wächst auf dem Hof ihres Großvaters Håvard auf. Noch ahnt sie nichts von dem dunklen Familiengeheimnis. Doch sie wird es erfahren. Und ihr Großvater weiß, daß es nur ihm gelingen kann, sein kleines Mädchen von einer schrecklichen Erinnerung zu befreien und ihm so einen Weg ins Leben zu bahnen.

  • dieses Buch wähle ich als Geheimtipp:


    Winter 1963: Die 13-jährige Alison verschwindet. Alles deutet darauf hin, dass sie ermordet wurde. Die Leiche bleibt unauffindbar. Dennoch überführt Inspektor Bennett den mutmaßlichen Mörder. 35 Jahre später recherchiert die Journalistin Catherine Heathcote für ein Buch über den mysteriösen Mord. Doch Bennett tut alles, um die Veröffentlichung zu verhindern ...


    Edit: Tipfehler ausgebessert

  • Hier meine Favoriten für das Jahr 2012:
    1. Milena Michiko Flasar "Ich nannte ihn Krawatte"
    Mit ihrem außergewöhnlichen und eindringlichen Stil erzählt die Schriftstellerin von einer Parkbankbekanntschaft zweier Außenseiter.


    2. Yoko Ogawa "Das Geheimnis der Eulerschen Formel"
    Ein Roman wie eine warme Decke, der von einer Freundschaft eines Mathematikprofessors, seiner Haushälterin und ihrem baseballbegeisterten Sohn erzählt und die Hoffnung von Menschlichkeit, ausgedrückt in mathematischen Formeln, aufrechterhält.
    Zu einer Rezension habe ich es leider immer noch nicht geschafft.


    3. Mein erster und noch unbeendeter Versuch mit Burroughs:
    William S. Burroughs "Naked Lunch: Die ursprüngliche Fassung"
    Sprache, Delirium,Gewalt sollten Pflichtlektüre für jeden Möchtegernschreiberling sein, um zu überdenken, ob wirklich jeder Gedanke zu Papier gebracht und veröffentlicht werden muss.
    Burroughs ist ein Irrer, der polarisiert und kein Fall für zartbesaitete Seelen, aber auf jeden Fall eine stilistische Offenbarung.


    4. Richard Mason "Suzie Wong"
    Ein knapp sechzig Jahre alter Liebesroman voller Wärme für seine Figuren vor der Kulisse Hongkongs, der die Hoffnung nicht aufgeben lässt, dass im Leben alles möglich ist.