Cay Rademacher: Der Trümmermörder

  • Cay Rademacher: Der Trümmermörder
    Dumont Buchverlag 2011. 336 Seiten
    ISBN-13: 978-3832161545. 9,99€


    Verlagstext
    Hamburg 1947: Die Stadt liegt in Trümmern, und es ist einer der kältesten Winter des Jahrhunderts. Die Menschen versuchen irgendwie zu überleben. Da wird mitten in der Trümmerlandschaft eine Leiche entdeckt: eine junge Frau, nackt, kein Hinweis auf den Mörder. Oberinspektor Stave hat kaum Hoffnung, den Fall aufzuklären, auch wenn ihm Lothar Maschke von der Sitte und Lieutenant MacDonald von der britischen Verwaltung zur Seite gestellt werden. Bald werden weitere Tote entdeckt, und Stave ist für jede Hilfe dankbar, die er auf der Suche nach einem grausamen Mörder bekommt. Cay Rademacher lässt in einem hochspannenden authentischen Kriminalfall das Hamburg des Hungerwinters 1946/47 lebendig werden.


    Der Autor
    Cay Rademacher, geboren 1965, studierte Anglo-Amerikanische Geschichte, Alte Geschichte und Philosophie in Köln und Washington. Seit 1999 ist er Redakteur bei GEO, wo er das Geschichtsmagazin GEO-Epoche mit aufbaute, bei dem er seit 2006 Geschäftsführender Redakteur ist. Im DuMont Buchverlag erschien 2011 sein Kriminalroman ›Der Trümmermörder<. Cay Rademacher lebt mit seiner Familie in Hamburg.


    Inhalt
    Im so genannten Hungerwinter 1946/47 herrschten in Hamburg wochenlang arktische Temperaturen, die Eisschicht auf der Elbe betrug bis zu 3m. Die Versorgung der ausgebombten und von den Briten besetzten Stadt war unter diesen Bedingungen schwierig - ohne Kohle konnten keine Züge fahren und durch den eingeschränkten Bahnverkehr keine Kohle u. a. Güter in die Stadt transportiert werden. Die Ermittlungsarbeit der Polizei hat sich den Versorgungs- und Verkehrsproblemen unterzuordnen. Sie leidet wie das gesamte Leben in der Stadt unter der mangelhaften Energieversorgung und der Beschlagnahmung der wenigen vorhandenen PkW durch die Besatzungsarmee.


    An weit auseinanderliegenden Fundorten werden zwei Frauen, ein alter Mann und ein kleines Mädchen erwürgt aufgefunden. Im Vergleich zur Hamburger Bevölkerung und den zahlreichen Flüchtlingen in den Behelfsunterkünften der Stadt fielen bei den beiden toten Frauen ihre gepflegten Hände auf. Durch die strenge Kälte lässt sich der Todeszeitpunkt kaum eingrenzen. Oberinspektor Frank Stave von der Hamburger Kripo bewegen die Todesfälle außergewöhnlich, weil die Toten offenbar von niemandem vermisst gemeldet wurden. In den Hungerjahren nach dem Zweiten Weltkrieg ist sich jeder selbst der Nächste. Stave bekommt im Fall des "Trümmermörders" von der Britischen Besatzungsarmee Lieutenant MacDonald an die Seite gestellt. Die Nerven der Bevölkerung liegen durch die schlechte Versorgung blank, Bürgermeister Max Brauer will die Polizei Flagge zeigen lassen und dadurch Ängste vor einem Serienmörder möglichst im Keim ersticken.


    Nach der Entnazifizierung der Bevölkerung und Entlassung aller Parteimitglieder aus dem Öffentlichen Dienst hat die Polizei als Behörde noch nicht zur Alltagsroutine zurückgefunden. Stave geben die teils aufallend nichtssagenden Lebensläufe des Polizeinachwuchses und die Motive zu denken, aus denen die neuen Kollegen sich bei der Polizei beworben haben. Stave selbst, von einer Beinverletzung beeinträchtigt, kann sich nach vier Jahren noch immer nicht mit dem Tod seiner Frau durch einen britischen Bombenangriff abfinden und wartet seit langem auf eine Nachricht seines Sohnes, den er irgendwo in Russland vermutet. Bei seinen Ermittlungen, zu denen ihm außer MacDonald ein junger Kollege vom Sittendezernat zugeordent wurde, zeigt Frank Stave sich erfinderisch. Er recherchiert auf dem Schwarzmarkt und in Notunterkünften, um wenigstens die Identität der Toten festzustellen - bisher erfolglos.


    Fazit
    Cay Rademacher lässt den Hungerwinter 1947 so lebendig werden, als hätte er ihn selbst miterlebt. Sein Kriminalroman, der einen authentischen Fall zum Vorbild nimmt, beeindruckt durch exakte Recherche und die Einfühlung des Autors in seine Figuren, die im zweiten Friedensjahr erst allmählich wieder im Alltag Fuß fassen. Der Schieber schließt zeitlich direkt an "Der Trümmermörder" an und spielt im Frühjahr 1947.


    9 von 10 Punkten

  • Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und ich wollte es nicht mehr aus der Hand legen. Ich bin wirklich begeistert von dem Buch. Dadurch, dass bei uns nun leider kein Schnee liegt und wir 10 Grad Plus auf dem Thermometer ablesen, tat dieses Buch sehr gut. Es spielt im extrem kalten Hamburg im Winter 1947. Es ist wirklich schlimm zu lesen, dass nicht alle Menschen froh sind den Krieg überlebt zu haben und ihre eigene kleine Mordserie praktizieren müssen. :pille


    Wenn man weiß, dass dieser Fall zum Teil auf wahren Begebenheiten existiert, läuft einem ein Schauer während des Lesens über den Rücken.


    Cay Rademacher hat eine wunderbare Art die Kälte von Hamburg, die Personen, das Geschehen, die geschichtlichen Aspekte und die Sorgen der handelnden Personen miteinander zu verbinden und zu verpacken. Seine Art zu Schreiben und zu Beschreiben ist fantastisch. Man muss einfach immer weiter lesen und will wissen was passiert.


    Ein tolles Buch für mein Jahresende. :-)


    Ich vergebe ebenfalls 9 von 10 Punkten.

  • Minus 26 Grad Celsius und die Luft ist so trocken das den Menschen jeder Atemzug Schmerzen bereitet. Sobald man aus den dämmrigen und karg beheizten Häusern nach draussen tritt trifft einem der beissendkalte sibirische Nordostwind wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Es ist der 20. Januar 1947 und die Handlung dieses Krimis spielt in Hamburg. Die Stadt wurde im 2. Weltkrieg von schweren Bombardements getroffen und verwüstet. Rund ein Drittel aller Häuser wurden zerstört und schätzungsweise 40'000 – 50'000 Menschen wurden getötet, 125'000 wurden verletzt und fast 900'000 obdachlos. Die Spuren der Zerstörung sind allgegenwärtig. Fragmente von Fassaden ragen aus den Trümmerbergen genauso wie Kamine und Rohre aus den undefinierbaren Schutthaufen. Bombenkrater und verkohlte Baumstrümpfe wohin das Auge reicht. Viele Menschen ähneln wandelnden Gespenstern. Hager und ausgemergelt vom Hunger trotten oder humpeln sie zwischen den Gebäuden hindurch. Manche in schweren Wehrmachtsmänteln andere in Lumpen gehüllt. Alle auf der Suche nach etwas zu essen, das man nur gegen einen Bezugsschein erhält, oder man hat etwas aus den Ruinen geborgen das sich auf dem Schwarzmarkt verkaufen oder eintauschen lässt.


    Ich schreibe das um den interessierten Büchereulen die beiden heimlichen Hauptdarsteller in diesem Krimi näher zu bringen. Es ist die Elbmetropole Hamburg und die Zeit der bitteren Nachkriegsjahre und sie stellen in diesem Buch bedeutend mehr dar als als bloss die Kulisse. Die Aura die von ihnen ausgeht ist ein ganz zentraler Bestandteil damit der Krimi funktioniert den ohne diese währe er nämlich nur halb so gut. Die Kälte kriecht dem Leser ganz langsam in die Glieder bis ins Gemüt und man liest zu Hause gemütlich unter kuschligwarmen Decke wie hart das Schicksal die Menschen damals gebeutelt hat und unter welchen misslichen Bedingungen sie gehaust und das Leben irgendwie gemeistert haben. Nicht wenige haben den Erfrierungstod gefunden oder sind an Krankheiten gestorben die eigentlich behandelbar gewesen wären... hätte es den Spitäler für alle gegeben.


    Frank Stave ist Oberinspektor und er wird zu einem Tatort gerufen. Eine nackte Frau wird tot und vollkommen gefroren in den Trümmern aufgefunden. Es gibt keine Hinweise auf ihre Identität oder ihre Herkunft. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig und verlaufen schliesslich im Nichts. Als weitere Tote aufgefunden werden zeichnet sich ein Schema des Mörders ab... Mehr möchte ich zum Inhalt eigentlich nicht verraten. Die Handlung wird chronologisch und ziemlich geradeaus erzählt und der Autor Cay Rademacher verzichtet weitgehend darauf dem Leser mögliche Täter/-innen zu präsentieren und ihn auf falsche Fährten zu locken. Der Plot/die Handlung ist für einen Krimi vergleichsweise recht dünn aber die zermürbend erfolglose Ermittlungsarbeit passt aber wiederum zur Atmosphäre des Kriminalromans und rundet das Gesamtbild ab. Eher dezent im Hintergrund verbleiben die Handlungsstränge um die Schicksale von Frank Staves Frau und seines Sohnes.


    Insgesamt ein lesenswertes Buch das von der Ausstrahlung lebt und das "Drumherum" bietet einen gefühlten Mehrwert. Es vermittelt auch die Erkenntnis, dass die Hölle nicht unbedingt lodernd heiss sein muss, sie kann auch eiskalt sein! Ich hab mir das Kindle E-Book im Rahmen der Gratis Tage bei Amazon runtergeladen und die Werbeaktion hat seine Wirkung nicht verfehlt, ich habe mir den Nachfolgeband Der Schieber *klick* soeben gekauft. Wertung: 8 Eulenpunkte

  • Ich habe das Buch zwischenzeitlich gelesen und es hat mir wirklich gut gefallen.


    Sehr atmosphärisch und flüssig geschrieben. Mir hat die Figurenzeichnung gut gefallen und insbesondere das Setting fand ich sehr spannend. Der Kriminalfall ist durchaus noch ausbaufähig, man hat relativ schnell geahnt wer hinter den Morden steckt, was mich aber nicht wirklich gestört hat.


    Ich war froh eine Wärmflasche in der Nähe gehabt zu haben.


    Ich vergebe 9/10 Punkten.


    Der Schieber liegt schon zum Lesen bereit :-]

  • Titel: Der Trümmermörder
    Autor: Cay Rademacher
    Verlag: Dumont
    Erschienen: Oktober 2011
    Seitenzahl: 336
    ISBN-10: 3832161546
    ISBN-13: 978-3832161545
    Preis: 9.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Hamburg 1947: Die Stadt liegt in Trümmern, und es ist einer der kältesten Winter des Jahrhunderts. Die Menschen versuchen irgendwie zu überleben. Da wird mitten in der Trümmerlandschaft eine Leiche entdeckt: eine junge Frau, nackt, kein Hinweis auf den Mörder. Oberinspektor Stave hat kaum Hoffnung, den Fall aufzuklären, auch wenn ihm Lothar Maschke von der Sitte und Lieutenant MacDonald von der britischen Verwaltung zur Seite gestellt werden. Bald werden weitere Tote entdeckt, und Stave ist für jede Hilfe dankbar, die er auf der Suche nach einem grausamen Mörder bekommt.


    Der Autor:
    Cay Rademacher, geb. 1965 in Flensburg, studierte in Köln und Washington Geschichte und Philosophie. Als freier Journalist hatte er sich auf die Rekonstruktion historischer Ereignisse spezialisiert. Seit 1999 arbeitet er als Redakteur bei 'Geo'.


    Meine Meinung:
    Mit großen Erwartungen schlug ich das Buch - musste aber nach Beendigung der Lektüre feststellen, das diese Erwartungen bitter enttäuscht wurden. Ein Kriminalroman der eher schwachen Sorte. Der Stil des Autors ist furchtbar hölzern und die wörtliche Rede klingt zuemeist nur unglaublich gestelzt. Zudem wirkt das Buch nur "ergoogelt" - gute Recherche sieht anders aus. Viellicht hätte der Autor einfach mal Zeitzeugen befragen sollen. Die gibt es nämlich noch.
    Ein Beispiel für die schlechte Recherche ist die Person des Arztes Bürger-Prinz. Der war Psychiater und Neurologe, er war aber nicht Psychologie.
    Der Autor schafft es nicht einmal ansatzweise die besondere Atmosphäre des harten Winters von 1947 rüberzubringen. Wenigstens habe ich diese Zeit nicht wieder erkannt, wenn ich da an die Schilderungen meiner Eltern denke.
    Und niemand in Hamburg sagt beispielsweise "Bahnhof Landwehr". Entweder sagt der Hamburger nur "Landwehr" oder er sagt "S-Bahn Landwehr". Es sind diese kleinen Unsauberkeiten die mich geärgert haben und mir schon ein wenig die Freude am Lesen verdorben haben.
    Zudem ist die Geschichte sehr vorhersehbar, es war eigentlich schon schnell klar wer denn nun der Mörder ist. Der Autor hat da bei der Zeichnung eines Unsympath schon mächtig mitgeholfen.
    Von diesem Autor wird sich wahrscheinlich kein weiteres Buch auf meine Leseliste verirren. Und für dieses Buch gibt es lediglich 4 Eulenpunkte. Schade um die vergeudete Lese- und Lebenszeit.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • ich habe das Buch gestern beendet und mir hat es sehr gut gefallen! Für mich war es der erste Krimi dieser Art und ich empfand die Geschichte als gut recherchiert, flüssig geschrieben und teilweise sehr beklemmend. Ich werde sicher den Folgeband lesen.
    Von mir gibt es 9 Punkte

  • Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen.


    Der Autor beschreibt für mich anschaulich die Trümmerlandschaft von Hamburg und auch die Handlungen der Figuren sind für mich authentisch für das Jahr 1947. Der Fall selbst wird Stück für Stück aufgearbeitet und schlüssig gelöst.


    Von mir 9 Eulenpunkte