Hans Rath - Und Gott sprach: Wir müssen reden!

  • zum Autor:
    Homepage des Autors
    Vita geklaut von der Homepage, weil sie deutlich lustiger zu lesen ist als die auf der Verlagsseite. ;-)
    "Geboren wurde ich am 3.11.1965 im niederrheinischen Straelen. In dieser Region lebt die Bevölkerung von Landwirtschaft und Gartenbau. Wer zu beidem nicht taugt, muss aufs Gymnasium. Nach dem Abitur studierte ich Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn, laut Arbeitsamt eine solide Basis für eine Zukunft als Erntehelfer. Jobs als Tankwart, Bauarbeiter, Bühnentechniker, später Theaterkritiker und Drehbuchlektor. Als mir Mitte der 90er ein Job in einem in Deutschland, Tschechien und Ungarn tätigen Zeitungsverlag angeboten wurde, tauschte ich meine bereits angezahlte Erntehelfer-Latzhose gegen einen Nadelstreifenanzug und wechselte ins mittlere Managment. Kurz vorm Vierzigsten hatte ich genug davon und beschloß es als freier Autor in Berlin zu versuchen. Dort lebe ich heute mit meiner Frau Michaela Wiebusch und unserem Sohn Matti."


    zum Inhalt:
    Jakob Jakobi scheint derzeit nicht auf der sonnigen Seite des Lebensweges zu wandeln. Seine Praxis, in der er als Psychologe arbeitet, läuft nur mäßig. Immer weniger Patienten suchen seinen Rat, was langsam Geldprobleme verursacht. Obendrein ist seine siebenjährige Ehe gescheitert, was ihm als Eheberater auch keinen guten Ruf einbringt. Nach einem Handgemenge mit dem eifersüchtigen Partner seiner Ex-Frau liegt Jakob nun im Krankenhaus und lernt Abel Baumann kennen. Der Kleidung nach muss dieser wohl als Clown arbeiten. Allerdings bittet er Jakob um Hilfe, bei der Lösung seines Problems. Schnell diagnostiziert er eine dramatische Identitätsneurose. Sein Patient behauptet nämlich, er sei Gott und hätte sich die menschliche Hülle nur geborgt. Zögernd lässt sie Jakob auf die Behandlung ein und macht sich ein umfassendes Bild, zu dem auch der Besuch bei der Familie gehört.


    Meine Meinung:
    Wenn Gott sich zum Reden einen Psychologen sucht, muss es schon arg schlecht um die Bedürfnisse der restlichen Welt stehen. Außerdem würde man in einem solchen Fall annehmen, dass sich nur ein Team der Besten um die Auflösung der seelischen Knoten kümmern würde und nicht gerade ein gescheiterter Kollege. Die schräge Geschichte scheint auch Jakobi zu unglaubwürdig, um wahr zu sein. Er ist dennoch neugierig genug und hat unendlich viel Zeit, um sich um seinen neuen Patienten zu kümmern. So erfährt er, wie das damals mit der Schaffung von Erde und Licht war, dass er einen Sohn aus der Affäre mit Maria hat und er praktisch überall sein kann, um sich um in die wichtigsten Ereignisse eingreifen zu können.


    Hans Rath hat bereits mit seiner Trilogie um Paul bewiesen, dass er einen feinsinnigen Humor hat. Auch diesmal gelingt es ihm, skurrile Situationen in einen eigentlich unspektakulären Alltag einzubauen und ihn damit humorig darzustellen. Manche Situationen stoßen auch bitter auf, vor allem wenn es sich um soziale Umstände handelt, und regen zu mehr Achtsamkeit an. Einzig die bereits mehrjährig durchgekaute Situation Was-wäre-wenn-es-mich-gar-nicht-gäbe las sich wie ein erneuter Aufguss ohne überraschende Zutaten. Gern hätte auch die therapeutische Arbeit am Patienten mehr ausgebaut werden können. Der überaus flüssige Erzählstil reißt den Leser allerdings kurze Zeit später erneut mit, sodass das langsamere Tempo auch als Verschnaufpause für die später eingeflochtene Polizeiarbeit empfunden werden kann. Trotz der beiden Kritikpunkte bietet das Buch mit seinen eigenwilligen Figuren noch genug Unterhaltungswert für sieben Punkte.

    aktuelles Buch: Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf von Oliver Pötzsch
    A Killer Closet von Paula Paul

    Bingo 2017

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  • Hört sich doch sehr interessant an. Buch wird dann auch gleich einmal Teil meiner Wunschliste werden. Herzlichen Dank für diese Buchvorstellung. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Bei mir hat es ein paar Tage länger gedauert, bis ich dieses Buch beendet habe. Es war wirklich amüsant zu lesen, liest sich flüssig und auch schnell, wenn man sich die Zeit nimmt. Aber mir hat irgendwas gefehlt. Also eher ein Buch für nebenbei für mich persönlich, schnell gelesen und locker unterhalten ;)

  • Netterweise durfte ich das Buch als Wanderbuch lesen und bin wirklich dankbar dafür. Bevor ich anfing zu lesen, hatte ich ein wenig Angst, dass es zu sehr Klamauk ist, aber ich kann beruhigt sagen, dass es das nicht ist. Sicherlich ist das Buch satirisch und auch lustig und flüssig geschrieben, weshalb ich das Buch innerhalb weniger Stunden durch hatte.


    Ob die Geschichte an sich, logisch ist, sei mal dahin gestellt, innerhalb der beiden Buchdeckel ist sie allerdings sehr stimmig und wenn man mal die ganzen lustigen Sprüche weg lässt, ein sehr philosophisches Buch, was wohl daran liegt, das der Autor Philosophie studiert hat. Religiös möchte ich es weniger beschreiben, auch wenn es um Gott geht, allerdings geht es um Glauben und zwar ohne Bewertung.


    Im Grunde geht es um die wichtigen Fragen der Menschheit, woher kommen wir, wohin gehen wir und gibt es Gott wirklich. Am Ende des Buches hat man zwar nicht unbedingt die 'Wahrheit' gefunden und auch keine neuen Erkenntnisse, aber man muss doch darüber nachdenken und für sich entscheiden, ob man glaubt oder nicht. Und man muss zwangsweise darüber nachdenken, wie man selbst reagieren würde, wenn plötzlich jemand vor einem steht und verkündet 'Ich bin Gott'. Für mich als gläubige Person würde ich sagen, ich würde es nicht anzweifeln und es einfach fühlen. Dann aber wieder, ich brauche keine Bestätigung über die Existenz Gottes und auch keinen Beweis, denn genau das macht Glauben aus.
    Für alle die nicht so fest im Glauben sind oder sogar diejenigen die fanatisch sind in ihrem Glauben und Gefahr laufen Macht zu verlieren, die würden es anzweifeln, Beweise brauchen und es dennoch nicht akzeptieren können.


    Genauso interessant fand ich die Aussage, dass Gott nur durch den Menschen existiert und verschwindet, wenn der Glaube schwindet. Das ist eine These die nicht neu ist und schon Karl Marx hat gesagt 'Religion ist Opium fürs Volk'. Und die Menschheitsgeschichte zeigt uns ja einige Götter die ihre Macht eingebüßt haben, weil der Mensch sich anderen zugewandt hat.


    Im Grunde kann man dieses Buch also als Gläubiger Mensch lesen und findet vieles womit er konform geht und sich bestätigt sieht, aber auch als Atheist findet man seine Bestätigung. Oder man liest es einfach nur zur Unterhaltung und hat ein paar nette Stunden. Den nett sind sie auf jeden Fall, auch wenn die Personen recht oberflächlich beschrieben sind, sind sie sympathisch. Lustig fand ich z.B. die vielen Alttestamentarischen Namen und auch wenn der Sohn von Abel Baumann nicht Jesus heißt, sondern Christian, dessen Bedeutung ihn als Anhänger Christi auszeichnet.


    Wenn man all die Namen interpretieren würde, dann würde man vielleicht merken, dass die Personen doch nicht so flach beschrieben sind, aber das würde jetzt hier zu weit führen.


    Alles in allem ist dieses Buch eine gut durchdachte Geschichte, die viel tiefsinniger ist, als sie auf den ersten Blick scheint. Von mir 9 Punkte. Ein Punktabzug, weil ich das Ende irgendwie zu abrupt finde und irgendwie unbefriedigend. Das fehlt mir irgendwie etwas und wenn es nur ein Epilog gewesen wäre.

  • Ich durfte das Buch ebenfalls als Wanderbuch lesen .. dankeschön :-)


    Es hat wirklich viel Spaß gemacht das Buch zu lesen. Es ist witzig aber auch tiefgründig wie bereits gesagt wurde. Ein sehr harmonisches Buch das auch in den witzigen Passagen noch zum Nachdenken anregt ohne schwerfällig oder belehrend zu wirken. Die Münchner Familie hat so ihren eigenen Charm ;-) aber auch *Gott* selber fand ich sehr liebenswert. :-]
    Ein schönes Buch das man sicher auch mehrmals lesen kann und immer wieder neue Stellen findet die man nachdenkenswert finden wird und einen sicher immer wieder zum Schmunzeln bringt.


    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Auch ich durfte dieses Buch im Rahmen einer Wanderbuchaktion lesen - herzlichen Dank dafür!


    Soweit ich mich erinnern kann, war dies für mich das erste Buch dieses Autors.
    Ich kann mich Cathrins lobenden Worten nur voll und ganz anschließen.
    Anfangs war meine Meinung über das Buch eine bewegte Fieberkurve, aber je weiter ich kam, desto mehr riss es mich mit.
    Die schon erwähnten Denkanstöße, mehr oder weniger deutliche Schmunzelauslöser und dann der Bezug zu einem meiner All-time-favourites in Sachen Film: Ist das Leben nicht schön mit James Stewart unter der Regie von Frank Capra. Gehört zu Weihnachten für mich fast ebenso dazu wie "Stille Nacht" und Aschenbrödels Nüsse.
    Überhaupt: Eigentlich ist das Buch ein Weihnachtsbuch - schließlich spielt es von kurz vor Weihnachten bis kurz nach Silvester und das Wesentliche passiert genau zu Weihnachten.
    9 Punkte!

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Klappentext (Quelle Amazon):


    «Vor Ihnen sitzt der liebe Gott höchstpersönlich», erklärt mein Gegenüber und wischt sich die Lachtränen aus dem Gesicht. Wir schweigen. «Witzig», sage ich nach einer Weile und gebe mich unbeeindruckt. «Ich hab Sie mir immer anders vorgestellt.» Baumann hebt den Zeigefinger und sagt mit gespielter Strenge: «Das ist verboten. Man darf sich kein Bild von mir machen.» «Na, immerhin scheint Gott Humor zu haben», sage ich. Baumann nickt. «Es bleibt Gott nichts anderes übrig, als die Dinge mit Humor zu nehmen.» Sein Lächeln verwandelt sich in einen Anflug von Melancholie. Nachdenklich schaut er zu Boden. «Es ist die Wahrheit, Dr. Jakobi. Ich bin es wirklich.» Er beugt sich vor und sieht mir nun direkt in die Augen. «Ich bin Gott. Und ich bin, unter uns gesagt, ziemlich im Arsch. Es wäre also schön, wenn Sie mir helfen könnten, Doktor.»


    Produktinformation:


    Broschiert: 272 Seiten
    Verlag: Wunderlich; Auflage: 6 (9. November 2012)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3805250444
    ISBN-13: 978-3805250443


    Über den Autor


    Hans Rath, Jahrgang 1965, studierte Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn. Er lebt in Berlin, wo er sein Geld unter anderem als Drehbuchautor verdient. Mit seiner Romantrilogie um den Anfangvierziger Paul und sein Liebesleid ("Man tut, was man kann", "Da muss man durch" und "Was will man mehr") hat Rath sich eine große Fangemeinde geschaffen.


    Meine Meinung:


    Ich habe schon einige Bücher von Hans Rath gelesen. Und sie haben mir gut gefallen.
    Bei diesem Buch jedoch bin ich im Zwiespalt. Der Autor ist seinem Schreibstil treu geblieben, die Geschichte liest sich gut weg. Am Anfang fand ich das Buch auch recht lustig. So nach 100 Seiten jedoch erschien mir ich die Geschichte dann etwas abgedreht und ich war schon am überlegen, ob ich das Buch weg lege. Aber ich habe durchgehalten. Leider konnte mich auch das Ende nicht versöhnen. Vielleicht fehlt mir einfach der nötige Humor, aber ich konnte mich nicht mit der Geschichte anfreunden.


    Von mir gibt es 4 von 10 Punkten

  • Gott begibt sich in Therapie? Bei einem Psychotherapeuten, der selbst mehr als angeschlagen ist? In Verkleidung eines Zikusclowns? Klingt abgedreht? Ist es auch!
    Dabei ist Gott alias Abel Baumann allerdings von der ersten Zeile an ungeheuer sympathisch. Und wenn man die Vorliebe Jesu für die Randfiguren der Gesellschaft bedenkt, an wen sonst sollte Gott sich wenden als an einen Therapeuten, der selbst am Boden liegt?
    Der Autor spielt geschickt mit dem Leser, denn genau wie Jakob Jakobi ist auch der Leser nie sicher, ob Abel Baumann wirklich der ist, der zu sein er vorgibt. Dabei ist die Geschichte ungeheuer liebenswert geschrieben und stellenweise sehr komisch, wobei ein großer Teil Tragikkomödie dabei ist.
    "Und Gott sprach: Wir müssen reden!" ist eine charmante Geschichte, die sich sehr flüssig liest und dabei sowohl Gläubige als auch Nicht-Gläubige ansprechen wird - und mit gerade einmal 270 Seiten genau richtig für einen entspannten Nachmittag oder gemütlichen Abend!

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Den Autor Hans Rath habe ich bis dato nicht gekannt und muss sagen, schreiben kann er. Dass er Philosophie, Germanistik und Psychologie studiert hat, spürt man deutlich in dieser Geschichte, macht sie rund und verleiht ihr den zuvor schon erwähnten Tiefgang.


    Es ist eine stellenweise kuriose und originelle Geschichte mit vielen klugen Gedanken und interessanten Denkansätzen, locker und leicht erzählt. Manchmal ein klein wenig respektlos, doch stets mit einem so liebevollen Unterton, dass auch gläubige Menschen sich wohl nicht verletzt fühlen können. Denn ein bisschen ungewöhnlich und/oder gewöhnungsbedürftig ist es vielleicht schon - ein Gott, dem es nicht gut geht, der eben nicht allmächtig ist und alles im Griff hat, der immer schwächer wird, müde und desillusioniert daher kommt - Zuflucht bei einem beruflich und privat gescheiterten Psychologen sucht… Vorausgesetzt, es handelt sich um Gott ;-), diese Entscheidung darf letztlich jeder Leser für sich treffen.


    Mir haben die Wortgefechte zwischen Jakob und Abel richtig Vergnügen bereitet, die Handlung um Jakob und seine Familie fand ich mittelmäßig und eher uninteressant – ebenso wie das Ende, aber gut, irgendein Ende muss es ja geben, warum nicht dieses.


    Das Buch wird seine Reise in unserer Gemeindebücherei beenden und hoffentlich noch vielen Lesern Freude bereiten. Danke dafür!

  • Ich durfte das Buch ebenfalls als Wanderbuch lesen, vielen Dank dafür. :blume


    Da ich bereits die anderen Bücher von Hans Rath gelesen habe - und diese sogar nachträglich in mein Regal einziehen durften - hatte ich auch an diesem Buch großes Interesse.
    Seinem flüssigen und angenehmen Schreibstil ist der Autor treu geblieben, als neu würde ich jedoch die Idee hinter der Geschichte beschreiben. So geht es dieses mal nicht um einen Mann in seiner Midlife-Crisis, sondern um Gott, der sich allerdings auch in einer Krise befindet.


    Um sich Hilfe zu verschaffen, wendet Gott sich an Jakob, einen Psychologen, der auch wiederum selbst einiges an Hilfe gebrauchen könnte.
    Aus dieser Kombination kreiert Hans Rath eine durchaus amüsante Geschichte mit vielen schönen Gesprächen, die den Leser einladen, sich selbst ein paar der Fragen zu stellen.


    Hans Rath ist schlau genug, mit diesem Thema so sensibel umzugehen, dass sich kein Leser in seiner eigenen Glaubensauffassung angegriffen fühlen sollte.


    Obwohl sich das Buch flüssig lesen lässt, fand ich den Teil, der sich mit der 'Familie Gottes' beschäftigt, etwas langatmig.
    Auch wenn ich das Buch mit Vergnügen gelesen haben, wird dieses keinen Platz in meinem Buchregal erhalten.


    Ich vergebe 7 Eulenpunkte.

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Ich fand das Buch sehr schön. Es liest sich flüssig weg und hat doch einige Tiefen. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, das ist genau mein Ding. Auch die kleinen Wortgefechte haben mir gut gefallen. Ein schönes Buch. Ich vergebe 8 Punkte.