'Herr der Fliegen' - Seiten 153 - 216

  • Ich habe so wenig Zeit im Moment, dabei ist das Buch total fesselnd. :cry


    Zu Simon:
    Simons Rückzüge in das Dickicht haben etwas Mystisches, finde ich. Auch seine "Prophezeiung", die er einfach so in den Raum wirft und die so stehenbleibt, wirkt über-irdisch.
    Es scheint so als habe er eine Art Delirium und er spürt, dass wieder ein Anfall kommt. Vielleicht ist er krank? :gruebel Oder er hat Visionen? :gruebel


    Simon fand ich eine sehr interessante Figur und ich dachte fast, dass er es schafft, die Truppe wieder auf den rechten Weg zu bringen. Dass er gelyncht wird, damit habe ich nicht gerechnet. Ausgerechnet der, der das Geheimnis hinter der Bestie gelüftet hat, kommt nicht mehr dazu, es kundzutun und stirbt.
    Vielleicht ist es sehr weit hergeholt, aber mir drängt sich fast ein Vergleich mit Jesus auf.


    Jack strahlt eine so diktatorische Macht aus, dass ich jedesmal Gänsehaut kriege. Die Kinder lassen sich auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisse reduzieren und denken nicht mehr nach, was richtig und falsch ist. Die Frage nach Rettung stellen sie sich nicht mehr.
    Der Blutrausch und der rituelle Tanz, der Simons Tötung zur Folge hat, ist erschreckend. die Jagd auf das Mutterschwein hat anscheinend so einen großen Tötungstrieb freigesetzt, dass einfach nur gejagt wird, ohne zu beachten, auf wen eigentlich.


    Der einsetzende Regen wirkt wie die nötige Abkühlung, eine Hoffnung auf Besinnung.


    Es schreit danach, dass es weitere Opfer geben wird.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Also eigentlich sind die Kinder in einem perfekten Paradies, haben zu essen, es gibt keine gefährlichen Tiere usw. Aber irgendwie besteht ein unbestimmtes Gefühl von Angst - wahrscheinlich aufgrund der ungewissen Situation? - und diese Angst erhält mehr und mehr Gestalt, obwohl sie eigentlich gar keine Grundlage hat, bis tatsächlich für einige Kinder eine echte Gefahr besteht. Richtig?


    Eigentlich könnte man ja meinen, dass so eine gemeinsame Angst die Gruppe noch enger zusammenschweißt. Liegt es dann allein an Jack, dass alles so schief läuft?

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley

  • Zitat

    Original von Macska
    Was für ein furchtbarer Abschnitt. Es war ja klar das irgendwie noch die Bombe platzt, aber ich hätte nicht damit gerechnet das sie im Blutrausch einen von sich umbringen. :bonk


    Das war schon heftig, was aus den Kindern geworden ist. Ich hatte den Eindruck, dass die Jungs gar nicht wirklich erfasst haben, dass sie Simon umbringen. In ihrer Panik haben sie ihn für "das Tier" gehalten, vor dem sie alle Angst haben.


    Zitat

    Original von Macska
    Der vom Himmel fallende Mensch ist also tot. War ja irgendwie zu erwarten, ansonsten wäre er ja auch nicht stundenlang dem Windspiel mit dem Fallschirm ausgesetzt gewesen. Allerdings soll er ja schon verwest gewesen sein, d.h. wo kommt der denn in dem Zustand her?


    Ich kann mir nur vorstellen, dass er sich in der Hitze sehr schnell zersetzt, da reichen ja oft wenige Tage, um einen Körper verwesen zu lassen.


    Zitat

    Original von Macska
    Die Jagdszene fand ich einfach nur gruselig. Hunger hin oder her, man muss trotzdem nicht auf das Muttertier losgehen und den Todeskampf zu lesen war schon heftig. Irgendwie kann ich das auch nicht mit Hunger begründen, sondern einfach nur mit Jadgtrieb bzw. Blutrausch und wo der endet, hat man ja am Ende des Abschnittes gesehen.


    Hier blieb die Vernunft völlig auf der Strecke. Die Kinder sind überhaupt nicht in der Lage, die Folgen abzusehen, dass die Kleinen ja auch sterben, wenn die Mutter weg ist. Die Szene war auch ziemlich detailliert erzählt, und mich hat es auch gewaltig gegruselt.

  • Zitat

    Original von Brigia
    Also eigentlich sind die Kinder in einem perfekten Paradies, haben zu essen, es gibt keine gefährlichen Tiere usw. Aber irgendwie besteht ein unbestimmtes Gefühl von Angst - wahrscheinlich aufgrund der ungewissen Situation? - und diese Angst erhält mehr und mehr Gestalt, obwohl sie eigentlich gar keine Grundlage hat, bis tatsächlich für einige Kinder eine echte Gefahr besteht. Richtig?


    Eigentlich könnte man ja meinen, dass so eine gemeinsame Angst die Gruppe noch enger zusammenschweißt. Liegt es dann allein an Jack, dass alles so schief läuft?


    Dem stimme ich zu, wobei für die Kinder die Angst auf jeden Fall real ist, denn besonders die Kleinen können verstandesmäßig noch gar nicht erfassen, ob eine Gefahr wirklich gegeben ist oder nicht. Die Grenze verläuft in dem Alter ja noch sehr verwaschen, da kann schon ein harmloser Schatten oder eine Silhouette in der Dämmerung Ängste auslösen.


    Ich denke, es liegt nicht allein an Jack. Klar, er hat ein großes Mundwerk und ist ein ziemlicher Kraftmeier. Er schafft es, durch sein Verhalten eine Art Massenhysterie auszulösen, für die der Mensch ja allgemein empfänglich ist. Wäre es nicht Jack, würden sie sich halt einen anderen Führer suchen.
    Irgendwie kommt es mir so vor, als würde der Autor hier in vereinfachter Form das Prinzip "Krieg und Frieden" darstellen. Da in diesem Fall nur Kinder beteiligt sind, wirkt das alles natürlich nochmal so krass.

  • Diesen Abschnitt fand ich auch sehr heftig. Ich hatte schon damit gerechnet, dass etwas passieren wird. Aber nicht so :yikes


    Zitat

    Original von Regenfisch:


    Der Blutrausch und der rituelle Tanz, der Simons Tötung zur Folge hat, ist erschreckend. die Jagd auf das Mutterschwein hat anscheinend so einen großen Tötungstrieb freigesetzt, dass einfach nur gejagt wird, ohne zu beachten, auf wen eigentlich.


    :write

  • Zitat

    Original von Vivian
    Diesen Abschnitt fand ich auch sehr heftig. Ich hatte schon damit gerechnet, dass etwas passieren wird. Aber nicht so :yikes



    :write


    Das man unter gewissen Umständen in so einen Rausch kommen mag, kann ich nachvollziehen. Für mich stellt sich eher die Frage, ob man wirklich so komplett ausblenden kann, dass da wirklich ein Mensch liegt, auf den man gerade einschlägt und nicht das symbolische Schwein oder Ungeheuer, mit dem der "Tanz" begonnen hat. Schlägt man wirklich weiter? Schaltet die Raserei tatsächlich alle moralischen und ethischen Subroutinen aus? :gruebel

  • Zitat

    Original von Clare


    Das man unter gewissen Umständen in so einen Rausch kommen mag, kann ich nachvollziehen. Für mich stellt sich eher die Frage, ob man wirklich so komplett ausblenden kann, dass da wirklich ein Mensch liegt, auf den man gerade einschlägt und nicht das symbolische Schwein oder Ungeheuer, mit dem der "Tanz" begonnen hat. Schlägt man wirklich weiter? Schaltet die Raserei tatsächlich alle moralischen und ethischen Subroutinen aus? :gruebel


    Ganz ehrlich, ich kann es mir nicht vorstellen. Das kann man sicher auch nicht verallgemeinern, denn jeder reagiert in kritischen Situationen anders. Vielleicht bin ich da zu sehr vom Verstand gesteuert, aber ich muss gestehen, dass ich mich hier nicht gut 'reinversetzen kann.

  • Klar kann man den Verstand ausschalten, jeder kann das. Hier wird es über einen tranceartigen Zustand (Musik, Tanz, Gemeinschaft, Riten usw.) dargestellt. Denkt daran, dass man auch barfuß über glühende Kohlen laufen kann. In Schockzuständen macht der Körper das Ausschalten des Bewußtseins bspw. automatisch.

  • Zitat

    Original von xexos
    Klar kann man den Verstand ausschalten, jeder kann das. Hier wird es über einen tranceartigen Zustand (Musik, Tanz, Gemeinschaft, Riten usw.) dargestellt. Denkt daran, dass man auch barfuß über glühende Kohlen laufen kann. In Schockzuständen macht der Körper das Ausschalten des Bewußtseins bspw. automatisch.


    Soweit klar.
    Mir ging es eher um einen Zustand, in dem jemand, in diesem Fall die Kinder, komplett in einen Zustand geraten, den sie selbst nicht mehr steuern bzw. unterbrechen können. Sie stehen nicht unter Schock. Sie töten ein anderes Kind, eins das sie kennen, mit dem sie gelebt haben.

  • Zitat

    Original von Clare


    Soweit klar.
    Mir ging es eher um einen Zustand, in dem jemand, in diesem Fall die Kinder, komplett in einen Zustand geraten, den sie selbst nicht mehr steuern bzw. unterbrechen können. Sie stehen nicht unter Schock. Sie töten ein anderes Kind, eins das sie kennen, mit dem sie gelebt haben.


    Keine Ahnung, Clare. Ich kann es mir kaum vorstellen. Aber ich weiß, dass es Menschen gibt, die sich am Leid anderer Menschen berauschen. So habe ich Roger verstanden. Bei ihm hatte ich das Gefühl, dass er ganz bewusst tötet.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Es geht ja um Simon und da hab ich in Erinnerung, dass sie gar nicht erkannt haben, dass es Simon ist. Er hatte ja auch den Mantel (oder Fallschirm?) umhängen. Und ich glaube, dass mit den Kindern muss man nicht überstrapazieren. Das ist nur ein Stilmittel von Golding bei extremen Verhältnissen. Sicher übertreibt er vieles bewusst, um die grundsätzlichen Entwicklungen deutlicher zu machen.


    (Ich glaube auch nicht, dass das in einer deutschen Schule passieren kann. Allerdings ... es gibt an Schulen Amokläufe und auch Prügeleien.)

  • Die Jagdszene mit dem Mutterschwein fand ich auch heftig. Und die Sache mit Simon, ich hab es so verstanden, dass er sich dort ins Dickicht zurückzog, wie schon zuvor, weil er eine Art Anfall bekommt. Dort steht ja auch was von seinem steifen Körper, der Ohnmacht, dem Nasenbluten - vielleicht eine Art von Epillepsie. Aber er erkennt, dass das Tier ein Teil von den Kindern selbst ist, ganz innen, und dass deshalb alles schiefläuft. Sprich das Böse ist in ihnen selbst. Danach sieht er dann den Schweinekopf und nennt ihn Herr der Fliegen. Er ist auf jeden Fall noch sehr verwirrt und benommen, kann ja auch kaum laufen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Kinder ihn im Dunkeln sofort erkennen. Auf jeden Fall sehen sie in ihm symbolisch das Tier. Sie sind durch den Tanz und das Schweine-Spiel in einer Art Ekstase. Zu eurer Diskussion, ob man einfach so auf einen anderen Menschen einprügeln kann - da musste ich an die U-Bahn-Schlägereien, teils mit Todesfolge denken, auch wenn die Täter da wohl schon etwas älter waren... aber das zeigt ja wohl, wie gewaltbereit manche Jugendliche sind.